Archiv: Monat: Februar 2010

Gehirnwäsche

Wir sind geradezu umzingelt von interessengeleiteten Think-Tanks, die reflexartig ihre Geschützrohre in Stellung bringen, wenn sie ihre sozialstaatsfeindlichen Positionen gefährdet sehen. Das umso mehr, wenn diese Gefahr vom höchsten Gericht ausgeht. Als Denkfabriken getarnte Propaganda-Agenturen versuchen sofort, mit allen Mitteln die Stimmung im Lande in ihrem Sinne zu beeinflussen und sie drehen selbst den Karlsruher Richtern ihren Spruch im Munde herum.
Wenn es nicht gelingt, diese massive Manipulation der Öffentlichen Meinung zu durchschauen und damit auch zu durchbrechen, dann bleibt die Mehrheit der Bevölkerung Freiwild dieser Propagandaapparatur, die mit viel Geld und publizistischer Macht ausgestattet ist.
Westerwelle ist dabei nur der Bauchredner und die spendengehätschelte Marionette derjenigen, die auch hinter den PR-Agenturen stehen. Wolfgang Lieb

Die Leser der „Zeit“ u.a. angesehener Medien werden genau so manipuliert wie die Leser der BILD-Zeitung.

Weil sich die wichtigsten Medien der besser Ausgebildeten zu einem beachtlichen Teil auch als Kampagnemedien verdingen, werden die Leserinnen und Leser dieser Medien ebenfalls Opfer von geplanten Manipulationen. Das gilt auch für die Leserschaft solcher Medien, die früher als informative und im guten Sinne kritische Medien galten – wie zum Beispiel die „Zeit“, der „Spiegel“, der „Stern“, die ARD und die „Süddeutsche Zeitung“. Ein eklatantes Beispiel kam gerade auf den Tisch: das Zusammenspiel von „Zeit“ und Bild-Zeitung im Fall Westerwelle. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

Heute zu folgenden Themen: EU will Sparer schützen; Euro im Visier der Spekulanten; Ärger mit Bankenboni; Reallohnverlust und Sozialversicherungen; DGB erhöht gesetzlichen Mindestlohn; Ende der Privatisierung kommunaler Unternehmen; Deutsche Bank kämpft mit US-Hausbesitzern; Steuersünder retten sich vor Strafe; Geldwäsche in Deutschland; Schulden; die Folgen von billig um jeden Preis; die Westerwelle; Brender redet von „Spitzelsystem“; Eliten wollen unter sich bleiben; Tipps. (KR/WL)

Immer noch: Wirtschaftspolitik ist geprägt von Mythen, Vorurteilen und Meinungsmache

In den Tagesthemen vom 16. Februar (ab Minute 9) traten drei der für die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Eurozone Verantwortlichen nacheinander auf: EZB-Präsident Trichet, der Präsident der Eurogruppe Junker und der Staatssekretär im deutschen Bundesfinanzministerium Jörg Asmussen. Mit markigen Worten übten sie Druck auf Griechenland aus, die Staatsausgaben zu senken, zu „sparen wie die Iren“ und Personal im öffentlichen Dienst abzubauen. Das ist offensichtlich populär bei den Kreisen, auf die es den genannten Personen ankommt. Mit dem, was sachlich geboten ist, haben diese markigen Sprüche allerdings wenig zu tun. Albrecht Müller

Hinweise des Tages (2)

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Schulden, Sozialausgleich, IG-Metall-Abschluss, Kurzarbeit, Weimars Art zu sparen, Westerwelle als Held der Deppen; (KR/WL)

Lafontaine zum Programm der Linken und zum Konflikt mit Bartsch

Am 13.2. erschien ein Interview mit Oskar Lafontaine, auf das in den NachDenkSeiten bisher nicht hingewiesen wurde, obwohl sich die Lektüre lohnt – wegen klarer programmatischer Vorstellungen und einer offenherzigen Beschreibung dessen, was er von einem Bundesgeschäftsführer erwartet hätte. Ich möchte gleichzeitig auf eine andere programmatische Bemühung aufmerksam machen. Albrecht Müller

Gewerkschaftliches Gutachternetzwerk: Eckpunkte für die Fortführung des Bologna-Prozesses und die Weiterentwicklung der Akkreditierung

In Kooperation von IGM, ver.di, IGBCE und organisiert von der Hans Böckler Stiftung haben sich an Akkreditierungsverfahren von Studiengängen beteiligte Gutachter, die sich gewerkschaftlichen Positionen verpflichtet fühlen, zusammengeschlossen und ein Eckpunktepapier für die Fortführung des Bologna-Prozesses und die Weiterentwicklung der Akkreditierung [PDF – 864KB] erarbeitet. Merkwürdigerweise ist die GEW, in der wohl eher gerade Wissenschaftler organisiert sind, in diesem Netzwerk nicht vertreten.
Das Netzwerk versteht sich als Schnittstelle zwischen den Akkreditierungsagenturen und ihren Gutachterpools. Es ist angesichts dieser Affinität des Netzwerks zu den Akkreditierungsagenturen nur zu verständlich, dass die Vorschläge aus dem Blickwinkel von in solche Verfahren Eingebundenen gemacht werden. Und diese Vorschläge sind leider nicht weitreichend genug und deshalb wenig erfolgversprechend. Wolfgang Lieb

Sexueller Missbrauch: Wann endlich geht’s den Hehlern an den Kragen?

Vermutlich sind Hunderte von Kindern von Priestern und anderen Beauftragten der Katholischen Kirche missbraucht worden. Fachleute der Traumaforschung meinen, dass bei sexuellem Missbrauch die Gefahr posttraumatischer Belastungsstörungen bei 60 % liegt. Zugleich ist in der öffentlichen Debatte die Rede davon, dass die meisten dieser Verbrechen verjährt sind. Kaum jemand spricht jedoch von den Hehlern, die diese Verjährung möglich machen. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Mindestlohn; Armut wächst rasant; Streit über Regelsätze; das Märchen vom Absturz; mehr Geld nur in wenigen Fällen; Berlin senkt weiter Steuern; wer zu viel Steuern senkt; Bankenregulierung – Fehlanzeige; Pflicht zur Altersvorsorge; Datenhafen für die Informationsfreiheit; Stipendien für die Falschen; Privatschulkette in Nöten; Madrid kennt Putschisten an; Manchmal sagt ein Bild … (MB/WL)

Weitere Termine von Albrecht Müller im April und Ergänzungen für März

Die schon bekannten Termine im Februar und März sind präzisiert. Im April kommen weitere hinzu: In Berlin, Ludwigshafen, Edingen-Neckarhausen, Stuttgart, Meckesheim, Pleisweiler-Oberhofen, Ulm, Weißenburg/Bayern und Leipzig. Darunter sind Termine, die besonders geeignet sind für das Gespräch mit NDS-Leserinnen/ern und NachDenkSeiten-Kreisen, und besonders Interessante wie die Eröffnung des attac-Bankentribunals in Berlin am 9.4. Die Gesamtübersicht finden Sie hier, chronologisch und nach Orten geordnet.

Nach dem Verfassungsgerichtsurteil: Der Kampf um die Umsetzung

Der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu den Regelsätzen nach Hartz IV geht es wie vielen Entscheidungen dieses Gerichts:
Jeder liest heraus, was er will. Jeder interpretiert hinein, was ihm passt. Jeder bekundet dem Gericht seinen Respekt, handelt dann aber nicht danach.
So soll gerade bei Entscheidungen, die ein Handeln des Gesetzgebers verlangen, die Debatte in eine Richtung geführt werden, die der eigenen politischen Vorstellung entspricht. Auch jetzt wird mit aller Raffinesse versucht davon abzulenken, worum es geht: Das, was die Verfassung verlangt, in einfaches Recht umzusetzen. Von Rüdiger Frohn

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Weiterhin hohes Armutsrisiko; die richtige Agenda; Westerwelle und die Wahrheit; Hartz-Regelleistungen; Subventionsbericht; Lidl und der Mindestlohn; Leiharbeiter in Bundesbehörden; Kostentreiber Krankenhaus; Private Krankenkassen abgebrannt; Transaktionssteuer; Deutschland hat die anderen zu Bettlern gemacht; OECD rügt deutsche Entwicklungshilfe; Seen-Verkauf; China trennt sich von US-Staatsanleihen; Propaganda der Ungleichheit; Journalismus; anspruchslose Akademiker; St. Guido. (RS/WL)

Warnung vor Überbewertung des Absturzes der FDP

Nach einer neuen Umfrage ist die FDP auf 7 % abgestürzt und die Koalition liegt deutlich hinter der Opposition. Siehe dazu die Berichte von Die Welt und SpiegelOnline im Anhang. Man sollte mit diesen Ergebnissen nicht nur wegen des nicht verlässlichen Umfrageinstituts Forsa vorsichtig umgehen. Aus mehreren Gründen: Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Arbeit muss sich lohnen; Lohnanstandsgebot; wie sich alle mit Hartz IV verrechnen; Mittelschicht wird durchgereicht; Kommunen: Schulden führen Regie; Schweiz will Konten von Politikern offenlegen; Schuld sind die Deutschen; Griechische Finanzkrise; nächster Mega-Crash; DB: Global handeln, lokal versagen; Schwarz-Gelb heißt Schwarz-Geld; Steueroase Deutschland; Paris gegen Steuerparadiese; Riester kommt teuer; Krankenhäuser: Privatisierung stoppen; Massenblockaden gegen Neonazis; Bildungsmisere; Schönrednerei; wie Journalisten arbeiten. (WL)

Türkische Regierung hält am Staudammprojekt fest und der Widerstand in der Bevölkerung geht weiter

Das umstrittene Ilisu-Staudammprojekt in der Türkei galt offiziell als gescheitert, nachdem Deutschland, Österreich und die Schweiz die Bürgschaften für das Projekt stoppten. Als erstes Geldinstitut erklärte die UniCredit/Bank-Austria ihren Rückzug, diesem Schritt folgten die deutsche DekaBank und die französische Société Générale. Begründet wurde der Ausstieg mit der Nichterfüllung vertraglich vereinbarter Auflagen seitens der Türkei. Der wahre Grund dürfte vermutlich in der Befürchtung um die internationale Reputation angesichts der fragwürdigen Umweltpolitik liegen. Die Türkei kritisierte den Rückzug der europäischen Länder aus dem strittigen Staudammprojekt scharf und kündigte an, das Projekt trotz des Ausstiegs der Europäer weiter vorantreiben zu wollen. Von Christine Wicht