Archiv: Monat: Mai 2011

Wenn Genosse Steinbrück Wall Street spielt – eine aufschlussreiche Skizze seiner teuren Politik findet sich bei Sahra Wagenknecht

Wer Steinbrück kennt, wer die Kette seiner Misserfolge von der verlorenen Nordrhein-Westfalen Wahl bis zum Bankenrettungsschirm und der zig-Milliarden schweren Rettung der HRE noch zu erinnern im Stande ist, begreift nicht, wie man auch nur das Schwarze unter dem Fingernagel eines Gedankens darauf verwenden kann, diesen Mann zum Kanzlerkandidaten der SPD zu machen. Sahra Wagenknecht hat in ihrem neuen Buch „Freiheit statt Kapitalismus“ kompakt und faktenreich dokumentiert, wie Steinbrück und Eichel, Merkel und Schröder den „Finanzplatz Deutschland“ den Spekulanten geöffnet und uns Milliarden-Lasten aufgebürdet haben. (Hier finden Sie die einschlägigen Seiten 47-55 [PDF – 123 KB] *) Albrecht Müller.

Wieder einmal eine in die Irre führende Werbekampagne der INSM

Angeblich wissenschaftlich untermauert durch eine Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) startet die arbeitgeberfinanzierte PR-Agentur, Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) wieder einmal eine Anzeigenkampagne. Wieder einmal soll der Bevölkerung eingebläut werden, dass wir in der besten aller möglichen Welten lebten, dass wir einen Aufschwung XXL und ein „Jobwunder“ hätten, dass wir sogar „Vollbeschäftigung“ erreichen könnten. Wenn…, ja wenn wir weiter machen wie bisher: wenn die „Lohnzusatzkosten“ weiter gesenkt würden, wenn weiter „Lohnzurückhaltung“ geübt würde, wenn die Arbeitszeiten flexibler würden, wenn der Arbeitsmarkt weiter „liberalisiert“ würde, wenn nur die Arbeitnehmer mobiler würden, wenn die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I nicht verlängert würde, wenn kein Mindestlohn eingeführt würde, wenn wir noch mehr Zeitarbeit hätten, wenn wir ein Leben lang lernten, wenn wir an der Rente mit 67 festhalten usw.. Die zurückliegenden „Reformen“ dürften keinesfalls in Frage gestellt werden. „Weiter so“ das ist die Devise. Motto ist: Umso schlimmer für die Wirklichkeit, wenn sie nicht mit der Ideologie der INSM übereinstimmt. Von Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Affäre Strauss-Kahn; Deutschland am Pranger; Memorandum Gruppe: XXL- Boom ist ein ziemlicher Blödsinn; Gedanken zur Wirtschaftsdemokratie – gegen den Strich gebürstet; ILO kritisiert vermehrte Diskriminierung am Arbeitsplatz; Robert Misik – Die ganz legale Plünderei der Spitzenmanager; Probleme der Krankenversicherungen; Deutsche Annington: „Die lassen die Wohnungen verkommen“; Die wahre Bilanz 2010 der DB AG; Grüne als Lobbyisten – Erst Bio, dann Bimbes; Emissionshandel beschert Atomkonzernen Zusatzgewinne; Hessischer Steuerfahnder-Skandal: „Großes Unrecht geschehen“; Baustelle Bundeswehr – Der Chaos-Nachlass des Barons; Verrat der Militärs; Uni Bonn prüft Plagiatsvorwurf gegen FDP-Politiker; Hochschulrankings: “Untauglicher denn je”; Für eine demokratische und soziale Hochschule; Oskar Lafontaine – Wenn aus Hungerlöhnen Hungerrenten werden; Medienschelten oder: Der Kampf um die Deutungshoheit (MB/KR/WL/JB)

Von Ruth und Klärchen – Idylle, hinter der ein knallhartes libertäres Weltbild steht

Anders als sein Vorgänger Guido Westerwelle, der sich als seine eigenen „Freiheitsstatue“ hoch jubelte, spielt Rösler den artigen Jungen, der sich um die „Lebenswirklichkeit der Menschen“ und ihre „Alltagssorgen“ kümmern will. Statt mit hohlem Pathos und Phrasen versucht Rösler mit Beispielen aus der Alltagswelt, mit Schwieger- und Großmutter und ihrem vorbildlichen Familienleben das wirtschaftsliberale Weltbild menschlicher zu zeichnen. Rösler ist zwar moderat im Ton, doch hart in der Verteidigung der gegen den Staat gerichteten marktliberalen Ideologie. Er füllte ein wenig neuen Wein in alte Schläuche und die Delegierten samt der veröffentlichten Meinung brechen in Verzückung aus. Es ist fast wie beim zur gleichen Zeit stattfindenden European Song Contest: So wenig muss man bieten, um als Star gefeiert zu werden. Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Lucas Zeise – Gute Gründe für die Euro-Explosion; EU: Steuerwettbewerb ohne Grenzen; Arme Viertel, reiche Viertel: Soziale Schichten bleiben verstärkt unter sich; “Hartz IV ist völlig gescheitert”; Christine Haderthauer: CSU-Ministerin will mehr Druck auf Arbeitslose; Klassen und Kasten; Erziehung zum Homo oeconomicus; Bild: Ist das noch Journalismus?; Die Sponsoren des FDP-Bundesparteitages; Pillentrick des Pharmalobbyismus: Wie man Patienten um den Finger wickelt; EADS-Bilanz: Staatshilfen trotz Milliarden in der Kasse; Rüstungsindustrie am Bodensee; Bahn-Chef kündigt Weiterbau an; AKW Jaitapur: Dreitausend Sicherheitsmängel; Dresdener Studenten zwangsverpflichtet; Erdbeben in Spanien: Pfusch am Bau; Angriff auf demokratische Traditionen; US-Defizit: Big Oil will nicht zahlen; Warum nicht Peer? (WL)

Hinweise des Tages II

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Absatzvolumen im Einzelhandel im Euroraum um 1,0% gefallen; Behörde für Lobbyisten – Weg mit dem Gesundheitsministerium; Schuldenkrise; Fiskalische Effekte eines gesetzlichen Mindestlohns; Ulrike Herrmann: Der Arme ist der Dumme; Berlin schmälert Chancen für Arbeitslose; Zahl der Aufstocker wieder gestiegen; Heilsamer Befund; Abgeordnetenwatch: Neuer Antwortboykott – diesmal: Die Hessen-CDU; Nach Fukushima; Ethik-Kommission Atomstrom: Eine absehbare Blamage; Winfried Wolf: Papier und Wirklichkeit; Die Freie Demokratische Pestilenz; NRW: Weg für Direktabwahl von Bürgermeistern ist frei; Forscher kritisieren Marketing im Klassenzimmer; Wir wollen keine Kaiser-Wilhelm-Schule!; Wikileaks-Enthüllungen: Wie die USA einen Staatsfeind produzieren (JB)

Nachtrag zur Kritik der Wachstumskritik: eine irrationale Debatte und attac auf einem unverständlichen Weg

Aus Anlass meines Beitrags vom 21.4.2011 über Wachstumswahn etc. bin ich auf weitere Texte von so genannten Wachstumskritikern aufmerksam gemacht worden. Außerdem habe ich mir die Beilage von Attac in der TAZ zum Attac-Kongress „Jenseits des Wachstums?!“ angesehen. Die meisten Texte sind eine Zumutung und nur zu lesen, wenn man sich – wie schon im Beitrag vom 21. April vermerkt – von Sprachsignal zu Sprachsignal tragen lässt. Man muss glauben, um die Texte zu genießen, verstehen kann man viele Passagen ohnehin nicht. Albrecht Müller.

Betrug erzeugt Betrug

Der ehemalige Bankenregulierer William K. Black geht der Frage nach, was den Günstlingskapitalismus in den USA ausmacht und wie es dadurch unter anderem zur Finanzkrise 2008 kam, obwohl das FBI schon 2004 vor einer “Betrugsepidemie“ warnte. Von William K. Black, Übersetzung Lars Schall

Mal wieder die totale Manipulation bei Spiegel online zum Thema Aufschwung

Heute erschien wieder einer der typischen Propaganda-Artikel von Spiegel online („Deutsche Wirtschaft ist so stark wie vor der Krise“) zu einer Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes das Wachstum der deutschen Wirtschaft betreffend. Diese Artikel werden geschrieben, um das Kommentarecho und die Berichterstattung in anderen deutschen Medien zu bestimmen. Sie werden das heute in den elektronischen Medien und Morgen in den gedruckten Medien wiederfinden. Deshalb ein paar Anmerkungen im Text von Spiegel online, jeweils in Klammern und versehen mit „AM“. Albrecht Müller

Bis zu 100.000 € für einen Dr. – und der Löwenanteil landet bei den Doktorvätern und -müttern

Angestoßen durch den Beitrag vom 11. Mai „Teil der Welt des angeblichen Großbürgertums und Adels: Betrug. Gedeckt von bisher nicht behelligten Professoren.“ machte eine Nutzerin der NachDenkSeiten auf die Sendung des Hessischen Rundfunks Der Tag vom 21.2. mit dem Titel “Geliehener Geist – wenn der Autor ein anderer ist” aufmerksam. In einem Interview hatte Manuel Theisen, Professor an der Uni München, der sich seit langem mit erschlichenen akademischen  Titeln (und offenbar auch anderen Korruptionsformen) befasst, berichtet, dass bei den rund 300 gekauften Doktortiteln pro Jahr sehr oft die Doktorväter und -Mütter finanziell mit im Boot sind. Albrecht Müller.

Die Autoimmunerkrankung der Vierten Gewalt

Am letzten Freitag war die Welt der Großjournalisten noch in Ordnung. Man traf sich, in Smoking und Ballkleid gewandet*, im edlen Hamburger Schauspielhaus und feierte sich selbst für die eigene Großartigkeit. Vor allem in schlechten Zeiten dienen solche Rituale der weltanschaulichen Festigung – Strukturvertriebe zeichnen in ähnlichen Ritualen ihren besten Klinkenputzer aus, Kaninchenzüchter den patentesten Rammler. In diesem Jahr ging der Egon-Erwin-Kisch-Preis, die bedeutendste Trophäe der journalistischen Selbstinszenierung, an den SPIEGEL-Redakteur René Pfister, der für seinen Arbeitgeber ein nett zu lesendes, sehr gut geschriebenes aber letztlich doch an der Oberfläche bleibendes Portrait des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer geschrieben hatte. Eine Woche später schlägt die Branche hysterisch aufeinander ein. Statt Selbstkritik zu üben, tanzt die selbsternannte Elite der Vierten Gewalt um ein goldenes Kalb namens Wahrhaftigkeit und zeigt damit nur einmal mehr, dass sie sich von journalistischen Prinzipien entfernt hat und in einer inzestuösen Parallelwelt lebt. Von Jens Berger

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Krise der Eurozone; Den deutschen Banken geht es blendend; Telekom: Wo sind die Milliarden?; Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung; Prävention: Krank machende Arbeitswelt; Zu viel Luft in der Tüte; Stuttgarter Polizeipräsident geht; Schummelregel vorerst gestoppt!; Europa im Sog der Rechtspopulisten; Erbgesundheit gerettet – Daniel Bahr ist Gesundheitsminister; Volksverhetzung in den Spiegel-Online-Foren; Der Terrorismus der Privatheit; Doktor-Spiele; Medienwissenschaftler warnt vor weiteren Qualitätseinbußen bei Tageszeitungen; Hamburg: Roter Senat will bei den Hochschulen sparen; Palästina: Revolte zur Versöhnung; Zu guter Letzt: Mitternachtsspitzen. (MB/WL)

Hinweise des Tages

Heute u. a. zu folgenden Themen: Atomausstieg, Haftpflicht-Kosten für AKW, Geheimaktion Geronimo, Syrien, Wikileaks-Enthüllungen, Libyen, Tunesier in Paris, Obama-Rede zur Einwanderungs-Reform, Ökonomen und Demokratie, Studienplätze für Extra-Reiche in Großbritanien, City-BKK, Lobby-Register, Plagiate bei Doktorarbeiten, zu guter Letzt. (RS)