Hinweise des Tages

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  1. »Nebelkerzen am Arbeitsmarkt«
    Die Debatte über die Zukunft des Niedriglohnsektors gewinnt an Fahrt. Das Problem der Geringqualifizierten ist aber nicht die Lohnstruktur, sondern der Wildwuchs subventionierter Minijobs. Ein Gastkommentar von Dierk Hirschel, Chefvolkswirt des Deutschen Gewerkschaftsbunds.
    Quelle: FTD
  2. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist größer
    Ungleichheit wird gemacht: Wirtschaft und Politik propagieren eine stärkere Lohnspreizung und den Rückzug des Staates. Ein Gespräch mit Dieter Eißel, Professor für Politikwissenschaft im Ruhestand. Er spricht am Samstag über »Ungleichheiten als Konjunktur- und Wachstumspolitik« bei einem Kongreß des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi)
    Quelle: Junge Welt
  3. Arbeitnehmer profitieren kaum vom Wachstum
    Die Arbeitnehmer in Deutschland profitieren noch immer kaum von der jüngsten Konjunkturbelebung: Für den Anstieg des Volkseinkommens im Sommerquartal um insgesamt 1,4 Prozent sind allein gestiegene Unternehmens- und Vermögenseinkommen verantwortlich.
    Quelle: Handelsblatt
  4. Studie: Arbeitnehmer gehen später in Rente
    Arbeitnehmer gehen immer später in Rente – bei der Altersrente im Schnitt mit mittlerweile 63 Jahren. Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts Arbeit und Technik (IAT) im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor.
    Quelle 1: FAZ
    Quelle 2: Zitierte Studie des IAT
  5. Immer mehr Senioren brauchen Geld vom Staat
    In Deutschland erhielten im letzten Jahr 630.000 Menschen eine Grundsicherung. Seit der Einführung 2003 stieg die Zahl der Empfänger um 43 Prozent.
    Quelle: Tagesspiegel
  6. Von der Willkür der Sozialbehörden
    “Nicht mehr nachvollziehbar, was da geschieht”: Ein Sozialberater über den Umgang mancher Ämter mit Hilfesuchenden.
    Quelle: SZ
  7. Trotz Pisa weniger Jobs für Lehrer
    Fünf Jahre nach dem ersten Pisa-Schock über die schlechten Leistungen deutscher Schüler ist die Lehrer-Versorgung an den Schulen insgesamt nicht besser geworden. Es wurden sogar weniger Lehrer eingestellt.
    Quelle : FTD
  8. Brüssel will das Arbeitsrecht modernisieren
    Die EU-Kommission warnt vor einer wachsenden Kluft zwischen Insidern und Outsidern auf den Arbeitsmärkten. Gegensteuer soll mit Anpassungen des Arbeitsrechts gegeben werden.
    Quelle 1: NZZ
    Quelle 2: Mitteilung der Europäischen Kommission

    Kommentar: Nach den Erfahrungen mit der Dienstleistungsrichtlinie ist zu befürchten, dass vom «Flexicurity»-Konzept nur die Flexibilisierung übrigbleiben wird, also der weitere Abbau von Arbeitnehmerschutzrechten.

  9. Die Rückkehr der Lumpen
    Das Erstaunliche und Brisante an der FES-Studie ist also, dass sie eben keine Armutsstudie im Sinne eines Armuts- oder Lebenslagenberichts ist, sondern dass sie, wie verquer auch immer, versucht hat, Armut bzw. Teile des Proletariats und der Unterklassen als (politische) Subjekte wahrzunehmen, mit dem Resultat, dass sich die autoritär-neoliberalen Integrationsversprechen über Aktivierung und “Fordern und Fördern” in Schall und Rauch aufgelöst haben. Die materielle soziale Zerklüftung der Gesellschaft findet ihren Ausdruck im Bewusstsein der Betroffenen, ein Umstand, der die politische Klasse offensichtlich verstört.
    Quelle: Linksnet
  10. Lobbyismus konkret: Denkfabrik Bruegel
    Der Bundesrechnungshof kritisiert die deutsche Beteiligung an der Denkfabrik Bruegel. Bruegel wird von 14 europäischen Regierungen und 20 Großunternehmen, u.a. EADS, Siemens, Deutsche Telekom, und DaimlerChrysler getragen und finanziert und diene vornehmlich dazu, “einem ehemaligen Regierungsberater eines EU-Mitgliedstaates [Frankreich] eine Institutsleitung zu verschaffen, die es ihm ermöglicht, eigene Forschungsinteressen mit von ihm handverlesenem Forschungspersonal zu betreiben […]”. Lobbycontrol fügt hinzu: „Zumindest für die Unternehmen dürften der Zugang zu Regierungen und die Einflussmöglichkeiten auf europäische Diskurse ein zentrales Motiv sein.“
    Quelle: Lobbycontrol
  11. Viele ehemalige DDR-Leistungssportler können kaum noch stehen
    Die ehemalige Kugelstoßerin Birgit Boese befragte in den vergangenen zwei Jahren dopinggeschädigte DDR-Sportler. Von den psychischen und physischen Folgen war die 44-Jährige “selbst erschrocken”.
    Quelle: WELT
  12. Nachtrag zu Hinweis 14 vom 22.11.2006 (SPIEGEL-Artikel „Bürgertum vs. Unterschicht: Arbeitslos? Selbst Schuld!“)

    Dazu erreichte uns die Mitteilung eines Lesers:

    „Ich habe den beigefügten Leserbrief an SPIEGEL-ONLINE geschrieben. Ich finde, die NDS haben SPIEGEL-ONLINE etwas zu leicht davonkommen lassen. Denn durch solche Artikel versucht DER SPIEGEL sich noch als “Aufklärer der Nation” darzustellen. Solche Beiträge sind aber nichts anderes als ein Feigenblatt, das die Komplizenschaft des SPIEGELS an der ganzen Misere – und an den sozialen Spannungen, die in dem Artikel beschrieben werden – verschleiern soll. DER SPIEGEL will zwar noch als “Sturmgeschütz der Demokratie” bekannt werden, aber in Wirklichkeit Erziehungsorgan der Herrschenden sein.

    Hier der Leserbrief:

    An die Redaktion:

    Christian Rickens schreibt in seinem Beitrag, “Arbeitslos? Selbst Schuld!”, wie das Bürgertum versuche, sich von der Unterschicht abzugrenzen. Die neuen Bürgerlichen würden vor allem die Langzeitarbeitslosen verachten, weil sie ja bekanntlich daran selber schuld seien.

    Aus meinem durchaus bürgerlichen Umfeld höre ich solche Ansichten eher selten – man ist eher besorgt, dass einen vielleicht das gleiche Schicksal erwartet. Anderseits begegnet man dieser Denkweise überall in den Medien, bei Politikern und Wirtschaftseliten, und in Zeitungen und Zeitschriften wie BILD und SPIEGEL.

    Hat Herr Rickens etwa die “Drückeberger”-Debatte von Gerhard Schröder vergessen? Oder die “Parasiten”-Phrasen aus dem Clement-Bericht 2005? Hat nicht DER SPIEGEL selbst immer wieder darüber geschrieben, wie sich ALG-II-Empfänger weigern würden, einen Arbeitsplatz anzunehmen? Oder dass die Kontrollen verschärft werden sollten?

    Ach ja, was war denn mit dem Auszug aus Gabor Steingarts Buch, “Weltkrieg um Wohlstand”, “Die neuen Proleten”, die im SPIEGEL-ONLINE zu lesen war? Darin hieß es:

    “Der neue Prolet schaut den halben Tag fern, weshalb die TV-Macher bereits von “Unterschichtenfernsehen” sprechen. Er isst viel und fettig, er raucht und trinkt gern. Rund acht Prozent der Deutschen konsumieren 40 Prozent allen im Land verkauften Alkohols. Er ist kinderreich und in seinen familiären Bindungen eher instabil. Er wählt am Wahltag aus Protest die Linken oder die Rechten, zuweilen wechselt er schnell hintereinander.”

    Sind diese Äußerungen von Steingart, der die wirtschaftspolitische Linie des SPIEGELS im Wesentlichen prägt, nicht genau das, was Herr Rickens hier anprangert? Da Christian Rickens für das MANAGER-MAGAZIN schreibt, kann man ihm natürlich nicht anlasten, was DER SPIEGEL geschrieben hat. Dennoch: Wie der SPIEGEL-ONLINE mit diesem Beitrag scheinheilig eine Mentalität angeprangert, zu der er jahrelang selbst nicht unwesentlich beigetragen hat, ist an Heuchelei kaum zu überbieten.

    Also wenn das “neue Bürgertum” wirklich so denkt, wie Herr Rickens in seinem Beitrag schreibt, dann kann es nur daran liegen, dass die Eliten des Landes es ihm eingeredet haben. Und zwar am laufenden Band.

    Mit freundlichen Grüßen“

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