Vollständige Dokumentation zum „Otto Brenner Preis 2006“ und ein interessanter Hinweis zum Laudator

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Am 15.11. wiesen wir auf die auch in diesem Jahr interessante Preisverleihung der Otto Brenner Stiftung hin. Jetzt liegt die ausführliche Dokumentation vor inkl. Laudatio und die Preisträger inkl. der prämierten Texte.
Gleichzeitig erreicht mich ein Kommentar zu meiner Bewertung der Festrede des Schweizer Journalisten Frank A. Meyer (Ringier-Verlag). Dieser Kommentar enthält auch einen Hinweis auf ein interessantes Streitgespräch zwischen Meyer und Dorothee Wilhelm, einer Theologin aus der schweizerischen Friedensbewegung zum Afghanistan Krieg. Es stammt von 2001 und ist deshalb besonders aufschlussreich. Aber lassen wir unseren Informanten zu Wort kommen. Albrecht Müller.

Liebe Redakteure der NachDenkSeiten,
ich las in Eurem Kritschen Tagebuch u.a. auch den Hinweis auf Frank A. Meyers “Festrede zur Verleihung des Otto Brenner Preises 2006“ und Eure sehr richtige Anmerkung, daß Meyer seine besondere Nähe und Sympathie zu Gerhard Schröder darin nicht verhehlen konnte. (Wie sollte er auch, hat er doch Schröder mit einem “Berater”-Vertrag an den Ringier-Verlag gebunden, nicht wahr.)
Was mir an Meyers Laudatio jedoch gefiel, war das Anmahnen der Verantwortung der Journalisten für ihr Land, für ihren Staat, für ihre Gesellschaft und natürlich für eine wahrhaftige Berichterstattung.
Durch Zufall fand ich nun im Internet den Text dieses Streitgesprächs zwischen der Journalistin Dorothee Wilhelm und Frank A. Meyer in der Schweizer “Wochenzeitung” 51/01 zum Krieg in Afghanistan, das ich Euch mal zusenden lasse, obwohl seitdem bereits fünf Jahre vergangen sind. Aber der Sachverhalt an sich ist ja gerade gegenwärtig aktueller denn je. Vergleiche ich Meyers Rede zur Verleihung des Otto Brenner Preises 2006 für kritischen Journalismus mit seinen Aussagen und seinen Standpunkten im Streitgespräch mit Dorothee Wilhelm, fällt die große Diskrepanz zwischen dem, was er als “Verantwortung der Journalisten” postuliert und dem, was er davon in seiner journalistischen Arbeit selbst verwirklicht. Seine wöchentliche Kolumne im Schweizer “SonntagsBlick” verstärkt den Eindruck, daß Meyer das, was er zurecht in seiner Laudatio fordert, selbst anders praktiziert. Und insofern disqualifiziert er sich doch als Festredner a priori – oder sehe ich das falsch?

Kommentar AM: Eher ja, wenn ein Redner wenigstens in wichtigen Teilen Richtiges sagt, dann muss man ja wohl schon froh sein in den heutigen Zeiten. Beim versammelten Publikum waren die kritischen Anmerkungen Meyers zur journalistischen Arbeit richtig platziert.