Hinweise des Tages

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(KR/WL)

  1. attac: G8-Regierungserklärung – Rede der Scheinheiligkeit
    Die heutige Regierungserklärung von Kanzlerin Angela Merkel zum G8-Gipfel zeigt nach Ansicht des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac, worum es der Bundesregierung wirklich geht: “Lässt man die ganze rhetorische Schaumschlägerei beiseite, bleibt nur eine Forderung übrig: Vorfahrt für das Kapital”, sagte Pedram Shahyar vom Attac-Koordinierungskreis. Merkel versuche, Marktöffnung und Liberalisierung des Welthandels als Segen für alle Menschen darzustellen. “Tatsächlich profitieren in erster Linie die großen Konzerne und das große Geld”, betonte Shahyar.
    Quelle: attac
  2. Nachts um drei
    Zum ersten Mal debattiert der Bundestag einen umfassenden Bericht über den Zustand von Kitas, Schulen und Universitäten. Doch öffentliche Aufmerksamkeit scheint unerwünscht zu sein
    Quelle: ZEIT
  3. Nur wenige Juniorprofessoren
    Der Ausbau der Juniorprofessur, einst erdacht als Ablösemodell der langwierigen Habilitation, ist ins Stocken geraten. Zu diesem Ergebnis kommt das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in seiner jüngsten Studie.
    Quelle 1: FR
    Quelle 2: Bertelsmann-Centrum für Hochschulentwicklung (CHE))

    Kommentar: Die Juniorprofessur war leider von vorneherein zum weitgehenden Scheitern verurteilt, so lange als hauptsächlicher Qualifizierungsweg zur Professur die Habilitation („das zweite Buch“) erhalten blieb. Die Juniorprofessur sollte ja den schon in jüngeren Jahren unabhängigen Wissenschaftler garantieren. Damit wäre das bisherige „Zunftprinzip“ mit dem Ordinarius als „Meister“ und dem sich habilitierenden Assistenten als „Geselle“ in Frage gestellt, wobei dann noch der Meister darüber entscheidet, ob der Geselle den Meisterbrief (die Habilitation) schafft. Wer würde sich als Hochschullehrer dieses Abhängigkeits- (und vielfach dieses Ausbeutungs-)Verhältnis nehmen lassen wollen. Es gibt für die Hochschullehrer einer Fakultät nicht das geringste Eigeninteresse, Juniorprofessuren einzurichten, die ohne (formale) Abhängigkeitsverhältnisse forschen und lehren könnten. Da hat man doch lieber den Assistenten, der für den Professor die Laborarbeit leistet, die Auswertungen vornimmt und sogar noch die Vorträge oder Veröffentlichungen schreibt, Kongresse organisiert und das Institut managt. So bleiben junge Wissenschaftler bis zum 40. Lebensjahr und länger abhängig.
    Das ist einer der Hauptgründe dafür, warum jüngere deutsche Wissenschaftler in die USA oder ins übrige Ausland gehen. Gerade in den USA haben das Teamprinzip und die frühe Selbständigkeit das neue Forschungsansätze schneller zum Durchbruch kamen. Bei uns hat man den alten Zopf der Habilitation nicht abgeschnitten, sondern hat mit der Juniorprofessur nur einen zweiten Pferdeschwanz angebunden. Kein Wunder dass der nicht wächst.

  4. Ein verbindlicher Mindestlohn ist mittlerweile vom Tisch – ein Kombilohn soll darüber hinweg trösten
    Müntefering schwante wohl, dass branchenbezogene Mindestlohnvarianten aus dem Wolkenkuckucksheim nicht ausreichen, um in der Öffentlichkeit punkten zu können. Deshalb vollführt er in einem zweiten Schritt einen Salto mortale. Mit einem so genannten Erwerbstätigenzuschlag, der nichts anderes ist als der bei der SPD bislang unbeliebte Kombilohn, sollen Geringverdiener künftig ein existenzsicherndes Einkommen erhalten. Bei Bruttolöhnen zwischen 800 und 1.300 Euro will man den Arbeitnehmern ihren Anteil an den Sozialbeiträgen in Höhe von 20 Prozent degressiv auszahlen – gleichzeitig entfällt ihr Anspruch auf Arbeitslosengeld II.
    Quelle: Freitag
  5. Kleinfeld hoch zwei
    Die neue Siemens-Führung will die Unternehmensstrategie deutlich stärker als bisher auf einen höheren Aktienpreis ausrichten und erwägt dabei auch den Verkauf weiterer Konzernteile. Mehrere Aufsichtsräte sagten dem Tagesspiegel, der neue Aufsichtsratschef Gerhard Cromme und der designierte Vorstandschef Peter Löscher wollten den sogenannten Shareholder Value klar in den Mittelpunkt stellen, um die Gefahr einer Übernahme des Konzerns zu verringern. Ein Gesprächspartner aus dem Unternehmen sagte unter Berufung auf zwei Aufsichtsräte, dass Cromme sogar ein konkretes Kursziel festgelegt habe: Der Siemens-Aktienkurs – derzeit knapp 95 Euro – müsse langfristig auf 130 bis 140 Euro steigen, also um 40 bis 50 Prozent.
    Quelle: Tagesspiegel
  6. »Mit Selbstkritik wäre EU glaubwürdiger«
    Amnesty-Jahresbericht: »Politik der Angst« gefährdet Menschenrechte / ND-Gespräch mit der Generalsekretärin der deutschen AI-Sektion, Barbara Lochbihler
    Quelle: ND
  7. Charakterloser Lafontaine?
    Wer die Soldaten in sinnlose Händel in Afghanistan verwickelt, ihr Leben riskiert und die Zinksargrückführung in Kauf nimmt, der denkt an die Truppe, beleidigt sie nicht und fühlt mit den Angehörigen der Opfer. Wer weitere Opfer zu meiden sucht, handelt verantwortungslos, verhöhnt die Lebenden und die Toten. Das ist die Vereinnahmung der Öffentlichkeit für Kriegspropaganda, wie wir sie aus Kriegsgesellschaften kennen, aus der Bundesrepublik aber bislang nicht. Ein Kommentar von Jony Eisenberg.
    Quelle: TAZ
  8. Polizei filzt Post in Hamburger Briefzentrum
    Beamte der Staatsschutzabteilung filzen seit Tagen systematisch Post, die an Hamburger Zeitungen gerichtet ist. So sollen Bekennerschreiben nach Anschlägen militanter G-8-Gegner gefunden und deren Absender ermittelt werden. Die Polizisten durchsuchen auch die Post der Briefkastenentleerer.
    Quelle: Die Welt

    Anmerkung: Die Sicherheitshysterie anlässlich des G 8 nimmt Formen der Hexenjagd an.

  9. Sozialabbau als Rekrutierungshilfe – vom Staatsbürger in Uniform zur Armee der Unterprivilegierten
    Ein Schreiben des Psychologischen Dienstes des Verteidigungsministeriums an das Personalamt der Bundeswehr gibt an, eine Herabsenkung der Eingangsqualifikationen sei “zur Erleichterung der schwierigen Bedarfdeckung” besonders für Auslandseinsätze erforderlich. Wer eine berufliche und soziale Perspektive hat, geht angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, sich in einem Kriegseinsatz wieder zu finden, in der Regel nicht zur Bundeswehr.
    Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e. V.
  10. So wehrt sich die INSM vor Gericht über unliebsame Meinungen in Wikimedia
    Die INSM hat zunächst eine einstweilige Verfügung gegen eine harte Kritik beantragt, diese aber dann zurückgezogen und nun eine Klage eingereicht. Eröffnung des Hauptverfahrens ist offen.
    Quelle: Heise
  11. Studie: So entsteht ein Meinungsmainstream. Wiederholungen erhöhen die Glaubwürdigkeit
    Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Wiederholen einer Meinung die eigene Glaubwürdigkeit erhöht und die Zuhörer den Standpunkt schnell als allgemein bekannt bewerten. Dabei ist unwichtig, ob mehrere Personen diese Auffassung teilen oder immer wieder die gleiche Person diese Meinung äußert.
    Quelle: Unikosmos

    Anmerkung: Dazu bedurfte es eigentlich keiner wissenschaftlichen Studie. Das erlebt man doch jeden Tag. Schröder wiederholte nur ständig die Begriffe Globalisierung und Demografie. Miegel, Raffelhüschen, Sinn und all die anderen wiederholen immer nur wieder die gleichen Behauptungen und allmählich plapperten sie alle nach.

  12. Zeit der Rache
    Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz ist mit einer Intrige gestürzt worden. Nicht die Freundin war das wahre Problem. Man übte Vergeltung für seine Reformen und den Irak-Krieg.
    Quelle: Weltwoche

    Anmerkung: Je nachdem, wer Nachfolger wird, mag es für die Weltbank ein Segen sein, dass Wolfowitz gehen muss. Offenbar wird aber innerhalb der Bank wie in der Öffentlichkeit mit zweierlei Maß gemessen.

  13. Günter Wallraff ist zurück
    … und wieder in verschiedenen Rollen unterwegs. Diesmal: Undercover im Callcenter.
    Quelle: ZEIT
  14. Südamerika will unabhängig werden
    Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat es geschafft. Mit fünf weiteren Regierungen gründet er eine “Bank des Südens” – als Alternative zu IWF und Weltbank. Die Konturen des “eigenen Entwicklungsmodells”, das sie verfolgen, bleiben jedoch unklar.
    Quelle: TAZ
  15. Brückenbauerin hinter Gittern
    Ein Familienbesuch hat sich für Haleh Esfandiari als böse Falle entpuppt. Seit fast fünf Monaten wird die US-Forscherin im Iran festgehalten, seit dem 8. Mai im Teheraner Evin-Gefängnis.
    Quelle : TAZ
  16. Heiligendamm soll Atomgipfel werden
    Die USA wollen beim G-8-Gipfel die Förderung der Atomkraft beschließen. Deutschland fühlt sich isoliert. Italien auch.
    Quelle: TAZ
  17. Afghanistan: “Das Aufbaukonzept funktioniert nicht”
    Die Bundeswehr übernimmt in Afghanistan Aufgaben, die die Zivilgesellschaft vor Ort besser kann. Zudem erreicht das Geld der internationalen Geber die Menschen auf den Dörfern nicht, sagt der Politologe Sultan Karimi.
    Quelle: TAZ

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