Lesermails zum Bericht der Süddeutschen Zeitung über einen Vortrag des BND-Chefs

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Unser Artikel Der BND-Chef heizt den West-Ost-Konflikt an und mischt sich damit in die Politik ein. Schäuble ist vermutlich der Pate. hat einige weiterführende und eine berechtigt sarkastische Mail ausgelöst. Mit Vergnügen geben wir sie Ihnen zur Kenntnis. Sie enthalten die notwendige sarkastische Wertung des Geschwätzes (Verzeihung) des Präsidenten des BND und eine Menge interessanter weiterer Informationen und Links auf Quellen. Danke vielmals an die Mailschreiber. Es ist bewundernswert, was NachDenkSeiten-Leserinnen und Leser an Recherchen leisten. Albrecht Müller.

Betr.: Der BND-Chef heizt den West-Ost-Konflikt an und mischt sich damit in die Politik ein. Schäuble ist vermutlich der Pate.

Zum Verständnis eine Vorbemerkung: die fett markierten Passagen geben Äußerungen des BND-Chef wieder, in normaler Schrift dann der Kommentar des NachDenkSeiten-Lesers:

Liebe NDS-Redaktion,

„Nach dem großen Sommermanöver in Russland und Weißrussland habe der Geheimdienst eine “erstaunliche” Modernisierung der Ausrüstung und Führungsfähigkeit der Streitkräfte festgestellt. Kahl nannte diese Modernisierung und die Truppenverteilung “beunruhigend”.

Tja, die Russen können enorm fix ihre militärische Ausrüstung modernisieren (in zwei, drei Monaten alles wie neu), aber was haben unsere Geheimdienste denn vor dem Sommermanöver gemacht? Geschlafen? Wofür bezahlen wir die denn, wenn die nichts mitkriegen?

Russland versuche, seine Führungsrolle auf dem europäischen Kontinent zurückzugewinnen. “Dazu gehört, die EU zu schwächen und die USA zurückzudrängen und insbesondere einen Keil zwischen beide zu treiben.

Dazu muss man wissen, dass den USA die Welt gehört – zumindest der größte Teil – dass sie definitionsgemäß eine Kraft des Guten sind (trotz gelegentlicher Irrtümer).

Danach haben die USA das Recht, ihre Truppen und Waffen (einschl. Atombomben) überall auf der Welt zu stationieren, ein Frevel ist es allerdings, dieser wohlmeinenden globalen Hegemonialmacht mit Abschreckung zu begegnen.

Das künftige Migrationsszenario knüpfte der BND-Chef an die Bevölkerungsprognosen, besonders für Afrika, das jährlich um etwa 30 Millionen Menschen wächst. Kahl sprach von “weit mehr als einer Milliarde Menschen”, die einen “rationalen Grund” hätten, sich auf den Weg zu machen.

Bezieht er das jetzt auf Afrikaner? Dann ist Afrika anschließend leer. Selbst wenn er das auf die weltweite Flüchtlingssituation bezieht, müsste sich die tatsächliche Anzahl der Flüchtenden (z. Zt. rd. 60-65 Millionen) zügig verfünfzehnfachen, um auf 1 Mrd. zu kommen. Und die wollen alle nach Europa, respektive nach Deutschland?

(Wir schaffen das –  wo ist das Problem? Obwohl da ist noch Ungarns Zaun, das könnte dann eng werden)

Ich hab selten so viel Blödsinn auf einmal gelesen. Übrigens: Die herrschenden “Eliten” / Kanaillen versetzen das Volk gern in Angst und Schrecken, halten die “Herde” gerne im Krisenmodus, da lässt sie sich leichter gängeln.

Viele Grüße
Michael Wrazidlo
 


Betr.: Der BND-Chef heizt den West-Ost-Konflikt an und mischt sich damit in die Politik ein. Schäuble ist vermutlich der Pate.

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr interesanter Artikel.

Welche Interessen hat Russland unter Putin?

Siehe unter anderen tagesspiegel vom 27.03.2000

“Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte, die Bundesregierung sei “sehr zufrieden” mit der Wahl Putins, der als Deutschland-Kenner gilt. “Wir gehen davon aus, dass jetzt eine deutlich gesteigerte Handlungsfähigkeit der russischen Politik eintreten wird.”

Außenministerin Madeleine Albright nannte den ehemaligen Geheimdienstler Putin einen “sehr komplizierten Menschen” mit einigen Brüchen in seiner Lebensgeschichte. Dennoch schätze sie ihn als pragmatischen Politiker ein, der die Probleme Russlands anpacken werde. Die Welt solle den neuen Kreml-Chef nicht nach seiner Vergangenheit, sondern nach seinen kommenden Taten beurteilen. Er sei jemand, “mit dem wir zusammenarbeiten können und müssen”, betonte die Außenministerin.

Die Europäische Union stellte Russland eine “strategische Partnerschaft” in Aussicht.

China rief Putin zu einer Vertiefung der “strategischen Partnerschaft” zwischen beiden Ländern auf. Präsident Jiang Zemin erklärte, er hoffe, dass China und Russland als “gute Nachbarn, gute Partner und gute Freunde” zusammenarbeiten könnten.

siehe auch swp-berlin.org – Die Europäische Union und Russland im 21. Jahrhundert:

Da die EU offenbar die Zusammenarbeit ablehnt, orientiert sich Russland anders.

Siehe Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit:

“Sie wurde 2001 gegründet und ging aus der 1996 gegründeten Shanghai Five hervor. Ihr gehören die Volksrepublik China, Russland, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Indien und Pakistan an. Die SOZ beschäftigt sich mit der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten sowie Wirtschafts- und Handelsfragen und der Stabilität in der Region. Derzeit vertritt die SOZ circa 40 % der Weltbevölkerung und stellt damit die weltweit größte Regionalorganisation dar.”

und das betrifft nicht nur Russland

“Die Türkei stellte im Oktober 2011 einen offiziellen Antrag auf eine Dialogpartnerschaft, welcher am 7. Juni 2012 angenommen wurde. Damit ist die Türkei das erste Land, das eine Dialogpartnerschaft mit der SOZ unterhält und gleichzeitig Mitglied der NATO ist. Im Westen wurde dieser Schritt kritisch aufgenommen, vor allem in Hinblick auf die Beitrittsverhandlungen mit der EU. In einem Interview bemerkte der türkische Ministerpräsident Erdogan: “Dann sagen wir der EU auf Wiedersehen”.”

und google Asian Pipelines




Das Erdgasnetz das von Iran, über Russland, Kasachstan nach China u.a. reicht, wird wohl in Zukunft 40 % der Weltbevölkerung versorgen.

Nur so erkläre ich mir den Sinneswandel von Katar, die jetzt mit Iran zusammenarbeiten wollen.

Iran und Katar teilen sich das größte Erdgasfeld der Welt.

Sollte sich das Konzept durch setzen, wäre Zbigniew Brzezinskis Strategie gescheitert.

Siehe “The Grand Chessboard” bzw. “Die Einzige Weltmacht

Amerikas Vorrangstellung in Eurasien würde nach Brzezinskis Folgerung dramatisch schwinden, wenn die Staaten im mittleren Raum (das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion) dem Westen eine Abfuhr erteilten, sich zu einer politischen Einheit zusammenschlössen und die Kontrolle über den Süden (Zentralasien) erlangten oder mit dem großen östlichen Mitspieler (China) ein Bündnis eingingen. Ähnlich gefährlich wäre ein Zusammenschluss Japans und Chinas oder eine Politik der Staaten Westeuropas, die die USA von ihren Stützpunkten an der westlichen Peripherie vertreiben würde.

Die Mittel der Durchsetzung der Politik der USA müssen in der Darstellung Brzezinskis in der derzeitigen Situation politisches Taktieren, Diplomatie, Koalitionsbildung, Mitbestimmung und wohlerwogener Einsatz „politischer Aktivposten“ sein.”

und

“Denkbare neue eurasische Koalitionen könnten den Interessen der USA gefährlich werden: eine Koalition zwischen China, Russland und vielleicht dem Iran; eine „chinesisch-japanische Achse“; eine deutsch-russische Absprache, eine französisch-russische Entente oder gar eine europäisch-russische Verständigung.”

und

“„Tatsache ist schlicht und einfach, dass Westeuropa und zunehmend auch Mitteleuropa weitgehend ein amerikanisches Protektorat bleiben, dessen alliierte Staaten an Vasallen und Tributpflichtige von einst erinnern. Dies ist kein gesunder Zustand, weder für Amerika noch für die europäischen Nationen.“”

und

“„Die beherrschende Position Deutschlands ist für die Westeuropäer nur tolerierbar, solange sie der Vormachtstellung der USA untergeordnet ist. Deshalb braucht Deutschland Frankreich, Europa die deutsch-französische Achse.“”

Grüße
Dieter


Sehr geehrte Damen und Herren,

etwas Lektüre zum Lesen.

The George Washington University – Richard Fontaine – Networking Security in Asia oder csis.org – The Kremlin Playbook

Wikipedia – Center for Strategic and International Studies:

“Das Center for Strategic and International Studies (CSIS, deutsch Zentrum für internationale und strategische Studien) ist eine unabhängige Denkfabrik in Washington, D.C. mit dem Fokus auf die Außenpolitik der Vereinigten Staaten.

Im Board of Trustees (Aufsichtsrat) sitzen Angehörige des Verteidigungsministeriums, Investmentbanker, Vertreter von Wirtschaftsunternehmen, ehemalige Regierungsangehörige wie Henry Kissinger, Zbigniew Brzeziński, James R. Schlesinger, William Cohen und Brent Scowcroft sowie Wissenschaftler und Vertreter von Non-Profit-Organisationen. Obwohl mehrheitlich von Republikanern dominiert, wird das Gremium vom ehemaligen demokratischen Senator von Georgia und langjährigen Vorsitzenden des US-Senatsausschusses für Militärfragen, Sam Nunn, geleitet.

Am 29. September 2011 wurde bekannt, dass Karl-Theodor zu Guttenberg am CSIS eine nicht näher definierte, unbezahlte Tätigkeit als Distinguished Statesman „an der Spitze eines neuen transatlantischen Dialogforums“ aufnehmen werde.”

Grüße
Dieter Gabriel

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