Pisa, die Primitivität der Debatte und der Reformer

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Zu Pisa fällt mir nichts mehr ein. Wenn man meint, man könne nach gerade mal zwei Jahren irgend einen stimmigen Befund an Veränderungen feststellen, dann hat man – um es volkstümlich zu sagen – nicht mehr alle Tassen im Schrank. Was soll sich da messbar verändert haben? Wodurch denn? Pisa, das sollte man verstehen, ist vor allem ein Propagandainstrument in den Händen derer, die diesen Bereich der OECD steuern, und einen diffusen Druck auf Strukturreformen ausüben wollen – „konsequente Reformen für mehr Wettbewerb im Bildungswesen“ (siehe unten) Typisch dafür ist die primitive Agitation der INSM mit „Aale-Dieter“, siehe unten.

Dass mit Pisa auch Veränderungen zugunsten benachteiligter Gruppen empfohlen werden, macht gut meinende Kreise offen für Pisa, ohne dass dies Konsequenzen hat. – Interessant ist auch, dass die Rolle der Kommerzialisierung und Vermehrung der elektronischen Medien von Pisa nicht in den Blick genommen wird, und zum Beispiel nicht verglichen wird, ob und wie sich der Grad von Kommerzialisierung und Programmschwemme auf die Fähigkeiten unserer Kinder und z.B. der Kinder der Finnen, sich zu konzentrieren und zu lesen, auswirkt. Das würde Bertelsmann nicht gefallen.

Das folgende ist eine Pressemiteilung der INSM. Einfach auf sich wirken lassen. Das reicht schon:

Terminhinweis: “Aale-Dieter” verschleudert Akademikerhirn

PISA-Aktion der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft

Am 6. und 7. Dezember werden die Ergebnisse der PISA-Studie 2003 vorgestellt. Schon jetzt ist klar: Deutschlands Schüler schneiden allenfalls mittelmäßig ab. Wenn Deutschland aber Talente und Eliten fördern – und halten – will, brauchen wir schnell konsequente Reformen für mehr Wettbewerb im Bildungswesen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, startet die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) zur Vorstellung der PISA-Studie eine bildstarke Aktion. Deutschlands berühmtester Marktschreier, “Aale-Dieter” vom Hamburger Fischmarkt, kommt mit seinem Stand nach Berlin und wird unseren “teuersten Exportartikel” verschleudern: bestes deutsches Akademikerhirn.

Angelehnt an ein Anzeigenmotiv der INSM, das ein eingeschweißtes Akademikerhirn mit Strichcode und der Überschrift „Deutschlands teuerster Exportartikel“ zeigt, wird “Aale-Dieter” lautstark 400 in Folie verpackte Plastikhirne verramschen – ein Symbol dafür, wie nachlässig wir mit dem wichtigsten Rohstoff in unserem Land umgehen – dem Kapital in den Köpfen der Menschen.

Die Aktion findet jeweils vor der Vorstellung der PISA-Studie in Berlin statt:

1. Termin: Montag, 6. Dezember 2004, ab 16:00 Uhr, vor dem Bundesrat, Leipziger Str. 3-4, Berlin-Mitte (PK der KMK ab 17:00 Uhr)

2. Termin: Montag, 6. Dezember 2004, ab 17:30 Uhr, vor dem Büro der OECD, Schumannstr. 10, Berlin-Mitte (PK der OECD ab 18:30 Uhr)

3. Termin: Dienstag, 7. Dezember 2004, ab 8:30 Uhr, vor dem Bundesbildungsministerium, Hannoversche Straße 28-30, 10115 Berlin (PK von Frau Bundesministerin Bulmahn um 9:30 Uhr)

Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Aktion vorab ankündigen würden. Schaulustige “Kunden” sind ausdrücklich erwünscht! Bildmaterial von “Aale-Dieter” und den Gehirnen stellen wir Ihnen hierfür gerne zur Verfügung.

Sollten Sie weitere Film- oder Bildaufnahmen mit “Aale-Dieter” wünschen, können Sie uns jederzeit kontaktieren. Ansonsten freuen wir uns auf Ihren Besuch an unserem PISA-Sonderverkaufsstand am 6. oder 7. Dezember.

Pressekontakt:

Stefan Wegner,
Tel.: (030) 28535-406,
E-Mail: [email protected]

Dieter Rath,
Tel.: (0221) 4981–401,
E-Mail: [email protected]