Der verzweifelte Versuch der neoliberalen Hilfstruppen Stimmung für das „Sparpaket“ zu machen

Die Zustimmung zu Schwarz-Gelb sinkt auf einen Tiefpunkt (31% für die CDU, 6% für die FDP). Vier von fünf (79%) Bundesbürgern halten das „Sparpaket“ für sozial nicht ausgewogen. Da ist für die neoliberalen Propagandaagenturen höchste Alarmstufe angesagt. Da muss mit allen Mitteln der Meinungsmanipulation dagegengehalten werden. Im sogenannten „Deutschland Check“ der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zusammen mit der Wirtschaftswoche wird in die Welt gesetzt: „Die Sparpläne der Bundesregierung treffen in der Arbeitnehmerschaft allgemein auf breite Zustimmung.“(S. 11) [PDF – 158 KB]. Auch Bertelsmann verkündet 73% seien für größere Sparanstrengungen. Wenn Sie immer noch glauben sollten die INSM und die Bertelsmann Stiftung seien glaubwürdige Institutionen, dann können Sie sich an Hand der Auswertung dieser Umfragen endgültig vom Gegenteil überzeugen. Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Die Mittelschicht verliert; Sanktionen gegen Hartz IV-Empfänger; sparen in den Niedergang; das W-Wort; Schiedsrichter für die Banken; Konjunkturorakel; Deutsche arbeiten länger; ein klein wenig Diktatur; „Eliten“ schreiben Merkel ab; Horst Köhler und die Koalition; Gauck und Bertelsmann; Kraft wollte nicht; Rohstoff der Träume; nehmt dem Neger die Tröte weg. (WL)

SPD-Führung ist eine einzige Lachnummer

Bundesweit war laut zu vernehmen, wie sich die SPD-Oberen eingedenk des angeblich cleveren Schachzugs, Herrn Gauck zum Bundespräsidentenkandidaten zu nominieren, auf die Schenkel schlugen. Sie haben übersehen, dass sie ideologisch, inhaltlich und strategisch den Kandidaten der Gegenseite als angeblich eigenen platziert haben. Gauck macht schon jetzt klar, dass er auch als Präsident politisch intervenieren wird und dass dies zulasten der politischen und inhaltlichen Optionen der Sozialdemokratie gehen wird. Siehe dazu das SpiegelOnline Interview im Anhang. Albrecht Müller

NRW-SPD: Wahnhafte Angststarre

„Die SPD kommt dem Auftrag der Wähler nicht nach. SPD und Grüne wurden gewählt, um Rüttgers abzulösen. Es wäre nicht zu verstehen, wenn die SPD nicht die Kraft hat, selbst eine Minderheitsregierung zu bilden, aber nichts dabei findet, eine Minderheitsregierung unter Rüttgers zu tolerieren“ viel treffender als Jürgen Trittin kann man die Entscheidung der NRW-SPD, in der Opposition zu bleiben und Rüttgers an der Macht zu halten nicht beschreiben. Da haben SPD und Grüne zehn Stimmen mehr als Schwarz-gelb und bilden keine Regierung, nur weil Hannelore Kraft von der Linken mitgewählt oder Gesetze mit deren Zustimmung verabschiedet werden könnten. Die Wahnvorstellung, dass die eigene Politik von der Linkspartei unterstützt werden könnte führt zu politischen Angststarre. Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Machtkampf zwischen Berlin und Paris; Höhere Steuern für die Reichen; wir sparen uns kaputt; Aufseher kuschen vor Bankenlobby; größte Gläubiger der Schulden-Staaten; Europa im Griff des IWF; falsche Subvention für Niedriglöhne; Ignoranz der gebildeten Stände; Skepsis gegen PPP hat zugenommen; Vermehrung der Sozialhilfemütter; Rohstoff-Boom in Afghanistan; Gysi über Gauck; schlechter Zeitpunkt für Sozialproteste; Meinungsspekulanten; Sprengsatz-Attacke in Berlin; Katrin Müller-Hohenstein. (WL)

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Regierungskrise; Freibier für Millionäre; Fußball ist das schlechteste Geschäft der Welt; Innenansicht der Banken; der Konsum macht`s Dummkopf; Grundpfeiler unserer Zukunft versenkt; wie Kommunen zum Zocken verführt wurden; Ökoheizungen; die Billigstrom-Lüge; Präsidentschaftskandidaten; Europa; Ölpest; Bildungsmilliarden für Kinder; Kinder ohne Perspektive; TV-Tipp. (KR/WL)

Das Falsche – zur falschen Zeit am falschen Ort

Das sogenannte Sparprogramm der schwarz-gelben Regierung wird in die Geschichte eingehen. Aber nicht als der endgültige Durchbruch in Sachen Staatsverschuldung, sondern als Beginn einer verlorenen Dekade. Es wird als klassischer Ausdruck für den Tunnelblick einer Regierung betrachtet werden, die im entscheidenden Jahr 2010 nicht einmal im Ansatz begriffen hatte, was die Stunde geschlagen hatte. Von Heiner Flassbeck

Über die sonderbare Resonanz der besonderen Spezies Sarrazin, Henkel, Metzger, Dohnanyi, Baring und Co.

Sarrazin hat sich wieder einmal zu Wort gemeldet und wird bei Spiegel Online auf der Basis von dpa groß herausgestellt mit der Botschaft, Schuld an der Verdummung der Deutschen seien die Einwanderer. Siehe Anlage.
Diese neuerliche Verbreitung dieses gemeingefährlich hetzenden Bundesbankdirektors lässt mich darüber nachdenken, wie es dazu kommt, dass eine Gruppe von Personen, die im doppelten Sinne nichts zu sagen haben, in den Medien immer wieder Resonanz findet. Albrecht Müller

Merkels „Sparpaket“ wird zum Bumerang

Das „Sparpaket“ der Bundesregierung hat nicht nur eine eklatante soziale Schieflage, sondern es wird ihr wie ein Bumerang mit höherer Arbeitslosigkeit und höherer öffentlicher Verschuldung vor die Füße fallen. Dies ist die leidvolle Erfahrung mit den Sparprogrammen verschiedener Bundesregierungen seit den Erdölkrisen in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre schon unter der sozialliberalen Koalition. Weitere Höhepunkte derartiger verfehlter Konsolidierungspolitik waren: die Sparmaßnahmen zur Reduzierung der Schuldenberge infolge der Fehlfinanzierung der Deutschen Einheit sowie zur Einhaltung der europäischen Stabilitätskriterien bei der Einführung des Euro unter der schwarz-gelben Regierung von Bundeskanzler Helmut Kohl bis hin zur Agenda 2010 der rot-grünen Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder. Von Ursula Engelen-Kefer

Aushungerung des Sozialstaates – „Sparen“ als neoliberale Ideologie

Die öffentliche Armut bildet im neoliberalen Projekt eines „Um-“ bzw. Abbaus des Sozialstaates keinen Kollateralschaden, sondern dient als Mittel zur Stärkung der Wirtschaft, während der private Reichtum das Lockmittel darstellt, welches die „Leistungsträger“ zu besonderen Anstrengungen motivieren soll. Häufig fordern Neoliberale gleichzeitig die Kürzung der Staatsausgaben, eine Senkung der Steuern und die Ausweitung der (wirtschaftsnahen) Staatsaufgaben.
Da gemäß der Standortlogik vor allem die Gewinnsteuern und die Spitzensteuersätze immer stärker gegen Null tendieren müssen, um Großinvestoren anzulocken und als „Wirtschaftsstandort“ attraktiv zu bleiben, während die sozialen Probleme wachsen und der Staat immer mehr Aufgaben zu erfüllen hat, steigt dessen Kreditaufnahme. Gleichzeitig verfällt die soziale und Verkehrsinfrastruktur – wie in den USA und Großbritannien seit langem zu beobachten ist –, was Neoliberale wiederum zusammen mit der Staatsverschuldung skandalisieren, obwohl es sich dabei um die Früchte ihrer Konzeption eines „schlanken Staates“ handelt. Von Christoph Butterwegge

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Nach dem „Sparpaket“ kommen Steuererhöhungen; Frankreich gegen Deutschland; Europa hat ein Wachstumsproblem; Steuerzahler gegen Banker; Angelegtes Vermögen stieg weltweit um zwölf Prozent; Merkel: Keine Bundeshilfen für Opel; Emmely muss wieder eingestellt werden; Väter oder Mütter verdienen im Schnitt 1.669 Euro; Staat zahlt im Schnitt 699 Euro Elterngeld; Kräftiger Ausgabenanstieg bei Spezialmedikamenten; Ölfieber; Luc Jochimsen; FDP stürzt ab; Bildungsgipfel: vertagen, verschleppen, vertrösten; Bildungschancen von Migranten; Rankings waren Quatsch; Südafrika; Welche Kommentare dürfen bei Focus erscheinen? (WL)

Links blinken, rechts regieren – Geißler demonstriert seine strategischen Fähigkeiten (Von wegen Sozialdemokratisierung der Union IV)

Ich bewundere den früheren Generalsekretär der Union als großen politischen Strategen, und ich wundere mich immer wieder über jene, die auf seine Strategie hereinfallen. Dazu gehören viele vermeintlich progressiven Zeitgenossinnen/en. Deshalb muss man dankbar dafür sein, wenn dieser große Politikstratege seine Strategie – einschließlich beachtlicher Mängel in der Sache – selbst offen legt. Zur Demonstration reichen einige wenige Absätze eines Interviews mit Focus vom 9. Juni. Siehe dazu hier und Auszüge in Anlage A. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: Zwei Kommentare der Nürnberger Nachrichten, Sparpaket, Sparpakete im europäischen Ausland, Krugman zu europäischen Sparmaßnahmen, legale Steuervermeidung, Ausgebremste Klimaschützer, Weltwirtschaftsregierung?, Banken, Bankengipfel, überhöhte Boni-Zahlungen als Mitverursacher der Krise, Unionsfraktion hegt Zweifel an Armutsrisikoquote, Schuften für drei Euro, Kreditkarteninformationen Firmen sagen Ehescheidungen voraus, Linkspartei zu Wulff und Gauck, Schramm for President. Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert. (RS/WL/AM)

Brüderle: Wir leben Ideologie

Statt Opels Logo „Wir leben Autos“, gilt für Brüderle offenbar, wir leben Ideologie.
„Das Pendel muss wieder in Richtung Markt schwingen“, sagte Brüderle in seiner kurzen Erklärung, warum er „als Wirtschaftsminister“ eine Bürgschaft für Opel aus dem Deutschlandfonds ablehne. Zugegeben die Entscheidung für Opel eine staatliche Garantieerklärung über 1,1 Milliarden Euro abzugeben ist nicht einfach. Warum Opel retten und nicht Karstadt? Wolfgang Lieb

Zwei gute Gelegenheiten für Ihre eigene Aufklärungsarbeit – Bitte nutzen!

„Der Kurzfilm, den Ihr heute ‚zu guter Letzt’ empfohlen habt, ist zweimaliges Ansehen wert – sozusagen das in Film gehauene Motto Eurer Anstrengungen“, schreibt ein alter Freund aus Brüssel. Und ein Freund der NachDenkSeiten aus Bonn verstärkt die Botschaft: „Ich lese gern auf den NDS. Sehr informativ und hintergründig. Ich habe gerade ein Video gefunden, das – wie ich finde – Euren Auftrag/Mission visualisiert: ‚Schwarz wie Milch’ – ein Kurzfilm über Manipulation in den Medien.
So doppelt motiviert regen wir bei unseren Lesern an, alle Ihre Freunde und Bekannten über ihren E-Mail-Verteiler auf dieses Glanzstück eines Studenten aus Ulm aufmerksam zu machen. Zielgruppe: junge Leute, ja eigentlich alle. Holen Sie Ihre Freundinnen und Freunde vor Ihren Bildschirm. Für 3’ 50’’ Aufmerksamkeit zu Gunsten einer kritischen Gegenöffentlichkeit. Albrecht Müller