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Titel: Hinweise des Tages II

Datum: 12. September 2014 um 15:54 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
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Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (WL/JB)

Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:

  1. IS/Syrien/USA
  2. Ukraine/Russland
  3. Die neue Kommission – schlimme deutsche Entgleisungen, aber auch keine klare Linie
  4. Dani Rodrik – How the Rich Rule
  5. Die Gastarbeiter – Geschichte und aktuelle soziale Lage
  6. Fabian Fritzsche: Neuland für die EZB
  7. Taxi vs. Uber – Alte Welt gegen neue Welt
  8. Interaktiv – So viel verdienen unsere Abgeordneten nebenher
  9. Ice Buckets and Ebola
  10. Netanyahu loses plot to new Gaza reality
  11. Die dreihundertjährige Geschichte der Union: Grossbritanniens Zweckgemeinschaft
  12. Armes Tier: Fleischproduktion global
  13. AfD – Der lange Marsch
  14. Für gute Arbeit in der Wissenschaft
  15. Die Zeit der Angst ist vorbei
  16. Investigativjournalismus in den USA: Operation Risen
  17. 1914 – Die Reichtagsdebatten zu den Kriegskrediten
  18. Meet The Puppetmasters: Here Are The 25 Most Politically Influential Billionaires In The US

Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.

  1. IS/Syrien/USA
    1. Amerikas Kampf gegen die IS-Propaganda
      Das amerikanische Außenministerium verbreitet Propaganda-Bilder der islamistischen Terrormiliz IS in kommentierter Version. „Willkommen im IS-Land“ heißt das eine Minute und neun Sekunden lange Video, dass auf Youtube zu sehen ist. Gespickt ist es mit zynischen Kommentaren. „Die Reise zur IS ist günstig, ihr braucht schließlich keine Rüchfahrkarte“, heißt es dort beispielsweise. An anderer Stelle wird nüchtern gewarnt: Wer für den IS kämpfe, werde unschuldige Muslime töten. „Wir wollen potentielle IS-Sympathisanten erreichen und ihnen die Brutalität, die Täuschungen und Widersprüche zeigen“, erklärte Marie Harf, Sprecherin des Außenministeriums, gegenüber der „Washington Post“. Die Vereinigten Staaten wollen der Propaganda-Welle der Islamisten endlich Herr werden. Ein riskanter Zug. Denn dabei helfen sie zugleich, die brutalen Bilder des IS-Terrors weiter zu verbreiten. „Willkommen im IS-Land“ wurde am 22. August vom Außenministerium hochgeladen. Bis zu diesem Montag haben es bereits über 600.000 Menschen gesehen. – Experten üben Kritik daran. „Die Projekte der Regierung gehen oft schief, weil sie es nicht schaffen, Militante oder deren Sympathisanten anzusprechen“, sagte Evan Kohlmann, IT-Leiter von Flashpoint Global Partners, der „Washington Post“. Sein Unternehmen beobachtet die Webseiten militanter Gruppen. Das Außenministerium habe nicht erkannt, dass die meisten Unterstützer der IS aus dem Westen begeistert auf Videos von Hinrichtungen und Selbstmordanschlägen reagieren würden. Eine abschreckende Wirkung hätten diese Bilder nicht.
      Quelle: FAZ
    2. Obama gegen IS : Obamas Wunschdenken
      Selbst wenn US-Präsident Obama eine internationale Koalition der Willigen gegen die IS-Terroristen zustande bringen sollte : Der Einsatz des Militärs wird die Islamisten nicht vernichten.
      Ausgerechnet er – Barack Obama, der die Kriege der USA beneden wollte, schickt sein Land in einen neuen Krieg. Vergleiche mit seinem Amtsvrogänger George W. Bush drängen sich auf – und sie hinken nicht einmal. So wie Obama von Bush einen nicht beendeten Krieg geerbt hat, wird er in etwa zwei Jahren einen nicht beendeten Krieg an seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin übergeben.
      Der größte Wunsch des ersten schwarzen Präsidenten wird sich nicht erfüllen. Obama wird nicht als Versöhner, der er sein wollte, in die Geschichte eingehen, sondern als ein Feldherr.
      Geschichte kann ironisch sein.
      Quelle: FR
  2. Ukraine/Russland
    1. Warum der Westen Russland braucht – Die erstaunliche Wandlung des Zbigniew Brzezinski
      Der 1928 geborene Zbigniew Brzezinski ist eine der schillerndsten Figuren der außenpolitischen Elite der Vereinigten Staaten. Seine Schriften bestechen durch ihren Sinn für die machtpolitische Realität und irritieren zugleich durch die Konsequenz, mit der diese Machtpolitik entfaltet wird. Da Brzezinski an der Gestaltung des Kalten Krieges aktiv beteiligt war und bis heute eng mit den politischen Eliten Amerikas verbunden ist, sind seine Bücher nicht nur historische, sondern immer zugleich auch politische Dokumente, die einen tiefen Einblick in das Selbstverständnis amerikanischer Außenpolitik gewähren. Nun ist Brzezinski mit einem neuen Buch an die Öffentlichkeit getreten. Dieses trägt den Titel „Strategic Vision“ und ist insofern höchst bemerkenswert, als Brzezinski darin eine weitreichende politische Wende vornimmt. Er fordert eine umfassende Revision der bisherigen Ausrichtung der amerikanischen Außenpolitik seit dem Ende des Kalten Krieges. Die zentrale These des Buches lautet, dass die USA sich heute in einer ähnlichen Situation befinden wie die Sowjetunion in den 80er Jahren.
      Ging es in seinem letzten großen Buch „The Grand Chessboard“ noch darum, die politische Kontrolle über Zentralasien zu gewinnen und sprach er 2008 immerhin noch von einer „Second Chance“ zur Errichtung einer unipolaren Welt, so gesteht er jetzt ein, dass der Machtverlust der USA und die multipolare Welt Realität geworden sind. Damit kommt es zu einer ganzen Reihe von Neubewertungen. Am erstaunlichsten ist, dass er seine radikale Gegnerschaft gegenüber Russland, die in all seinen früheren Büchern direkt oder unterschwellig präsent ist, aufgegeben hat. Mehr noch: Für das Überleben des Westens sei es zentral, Russland zu integrieren.
      Quelle: Hauke Ritz/Blätter

      Anmerkung Albrecht Müller: Auf diesen früheren Beitrag (2012) in den „Blättern“ machte mich Jens Berger nach Lektüre meines Artikels vom 8. September über „Bemerkenswertes zum Kalten Krieg …“ aufmerksam. Ich hatte dort in einer Anmerkung über den US-Präsidentenberater und Geostrategen Zbignew Brzezinski nicht von einer Veränderung der Position dieser Person berichtet. Das stimmt und ich danke Jens Berger für den Tipp. Aber ob sich die Haltung Zbignew Brzezinskis zur Zusammenarbeit mit Russland wirklich geändert hat, ist angesichts der Wendigkeit dieser Person nicht mit Sicherheit vorher zusagen. Auf jeden Fall ist der Artikel von Hauke Ritz sehr lesenswert und aktuell. Deshalb heute noch einmal dieser Hinweis.

    2. Ukraine must stop ongoing abuses and war crimes by pro-Ukrainian volunteer forces
      In a meeting with Ukrainian Prime Minister Arseniy Yatsenyuk today, Amnesty International Secretary General Salil Shetty urged the Ukrainian government to stop abuses and war crimes by volunteer battalions operating alongside regular Ukrainian armed forces.
      “The Ukrainian authorities must not replicate the lawlessness and abuses that have prevailed in areas previously held by separatists,” said Salil Shetty, Amnesty International Secretary General from Kyiv.
      Quelle: Amnesty International
  3. Die neue Kommission – schlimme deutsche Entgleisungen, aber auch keine klare Linie
    Die neue Europäische Kommission wurde gestern vom designierten Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker der Öffentlichkeit präsentiert und sofort brach auf Deutschlands rechter Seite ein Sturm der Entrüstung los. Das ist nicht nur peinlich, das ist eine schlimme Entgleisung. Insbesondere die Ernennung von Pierre Moscovici zum Kommissar mit der Zuständigkeit für Wirtschaft und Währung stößt auf deutschen Protest, nachdem diese Personalie schon im Vorfeld bei deutschen Spitzenpolitikern für Naserümpfen gesorgt hatte.
    Nun bin ich der Letzte, der die sachliche Position von Moscovici verteidigen würde. Er ist, soweit man das in seiner Amtszeit in Frankreich gesehen hat, ein „moderner Sozialdemokrat“ der Blair-Schröderschen Art und damit für jeden konservativen wirtschaftspolitischen Unfug gut, aber eine Person in einem neuen Amt massiv anzugreifen, weil sie aus einem Land kommt, das nach Meinung deutscher Provinzpolitiker gegen die „Disziplin“ der Währungsunion verstößt, ist ungeheuerlich.
    Quelle: flassbeck-economics
  4. Dani Rodrik – How the Rich Rule
    It is hardly news that the rich have more political power than the poor, even in democratic countries where everyone gets a single vote in elections. But two political scientists, Martin Gilens of Princeton University and Benjamin Page of Northwestern University, have recently produced some stark findings for the United States that have dramatic implications for the functioning of democracy – in the US and elsewhere. […]
    To carry out that test, Gilens and Page ran a horse race between the preferences of average voters and those of economic elites – defined as individuals at the top tenth percentile of the income distribution – to see which voters exert greater influence. They found that the effect of the average voter drops to insignificant levels, while that of economic elites remains substantial.
    The implication is clear: when the elites’ interests differ from those of the rest of society, it is their views that count – almost exclusively. (As Gilens and Page explain, we should think of the preferences of the top 10% as a proxy for the views of the truly wealthy, say, the top 1% – the genuine elite.)
    Quelle: Project Syndicate
  5. Die Gastarbeiter – Geschichte und aktuelle soziale Lage
    Der Aufsatz beschäftigt sich aus Anlass des 50. Jahrestages der Ankunft des einmillionsten Gastarbeiters am Bahnhof Deutz mit der Geschichte und der aktuellen sozialen Lage älterer Ausländer aus den Anwerbestaaten.
    Bis Anfang der 1970er Jahre war die Wohnsituation der angeworbenen Ausländer außerordentlich schlecht. Auf dem Arbeitsmarkt besetzten sie die untersten Lohngruppen, so dass ihre Stundenlöhne unter denen der deutschen Arbeitnehmer lagen. Bis Anfang der 1970er Jahre gelang es ihnen, diesen Nachteil durch Überstunden und Zulagen für Schwerstarbeit soweit zu kompensieren, dass ihr durchschnittlicher Monatslohn nur wenig unter dem der Deutschen lag. Die industrielle Krise seit Mitte der 1970er erschwerte ihre Situation jedoch zunehmend. Heute haben die in Deutschland gebliebenen ehemaligen Gastarbeiter das Rentenalter erreicht. Ihre Renten liegen weit unter denen gleichaltriger Deutscher und ihr Armutsrisiko ist enorm hoch.
    Die Wohnsituation hat sich im Vergleich zu den 1960er Jahren zwar deutlich gebessert, es besteht aber weiterhin eine erhebliche Lücke zu den Deutschen. Gesellschaftlich sind viele der ehemaligen Gastarbeiter immer noch ganz unten…
    Quelle: Jutta Höhne, Benedikt Linden, Eric Seils, Anne Wiebel in WSI Report [PDF]
  6. Fabian Fritzsche: Neuland für die EZB
    Als Mario Draghi Anfang September eine erneute Zinssenkung und darüber hinaus ein ABS-Kaufprogramm bekanntgab, war die Aufregung in Deutschland mal wieder groß. Die Reaktionen reichten in etwa von „riskantes Spiel“ bis hin zu „völlig unverantwortlich“. Schon vor der Entscheidung war die Angst in Deutschland offenbar weit verbreitet, dass die EZB Staatsanleihen kaufen könnte, aber nun sogar ABS, also die Papiere, die im Ruf stehen, die ganze Finanzkrise überhaupt erst ausgelöst zu haben.
    Diese Papiere gelten geradezu als Synonym für undurchsichtige Finanzgeschäfte und unverantwortliches Handeln der Banken. Entsprechend einhellig ist die Ablehnung, geht man doch schließlich davon aus, dass die Banken die Chance nun nutzen werden, um faule Kredite aus ihren Bilanzen an die EZB loszuwerden.
    Quelle: WirtschaftsWunder
  7. Taxi vs. Uber – Alte Welt gegen neue Welt
    Das aggressive Vorgehen des Taxi-Schrecks Uber zeigt: Das Internet ändert den Kapitalismus, wie wir ihn kennen. Gut so! Ein Kommentar. […]
    Es ist eine Frage, die nicht nur Uber betrifft. Unter dem Begriff der Share Economy sind neue Geschäftsmodelle entstanden, die bestehende Branchen herausfordern. So auch Airbnb, ein vor allem bei Touristen beliebter Vermittler privater Unterkünfte. Airbnb drängt – wie Uber – in eine Branche mit festen Regeln. Beide Unternehmen passen in diese Regeln jedoch nicht richtig hinein und bringen deshalb die alteingesessenen Unternehmen gegen sich auf.
    Wie soll man der neuen Konkurrenz aus dem Internet begegnen?
    Die Taxifahrer klagen, dass die Konkurrenten von Uber Pop keinen Personenbeförderungsschein haben, die Hoteliers jammern, dass Airbnb und andere private Vermittler ihnen Kunden abjagen, ohne ähnlich hohe Auflagen für Hygiene und Brandschutz befolgen zu müssen. Und Uber und Airbnb werden sicher nicht die letzten Unternehmen sein, die im Zuge der digitalen Revolution ganze Branchen umwälzen. Wie soll man ihnen also begegnen?
    Quelle: FAZ

    Anmerkung unseres Lesers J.A.: Der Artikel steht in einer Reihe ähnlicher Kommentare der FAZ. Unterschlagen wird in der schiefen Argumentation nicht nur, daß das regelmäßige gewerbsmäßige Anbieten von Uber-Fahrten Schwarzarbeit ist und ggf. Versicherungsbetrug – der Steuerstaat kann ja nach üblicher wirtschaftsradikaler Ansicht der FAZ nie klein genug sein, auch wenn unklar ist, wer anstelle der Fahrer die Steuern und die Sozialversicherungsbeiträge für Renten und Krankenversicherungen und für den Bau von Straßen aufbringen soll. (Letztendlich würden alle anderen Bürger draufzahlen, während Uber reich wird.)
    Weiter tut die FAZ so, als würden sich die Taxi-Unternehmer oder sogar die Taxifahrer eine goldene Nase verdienen. Letzteres ist natürlich völliger Quatsch, was man nicht zuletzt daran sieht, daß das Taxi-Gewerbe sogar den lächerlich niedrigen, nicht-existenzsichernden Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde ablehnt. Vor allem aber wird die Beförderungspflicht der Taxis nur gestreift, um im nächsten Moment so zu tun, als gälte doch Waffengleichheit im Wettbewerb. Darum geht es aber mitnichten, sondern es geht um Rosinenpickerei, während die Taxis als Bestandteil des ÖPNV auch unattraktive Fahrten abarbeiten müssen.
    Es wird sehr spannend zu erfahren, wie die Autorin argumentieren wird, wenn ihr eigener Arbeitsplatz durch Artikel-generierende Programme niederkonkurriert wird. Die Algorithmen mit den entsprechenden neoliberalen Phrasen zu füttern, dürfte kein ernsthaftes Problem sein…

  8. Interaktiv – So viel verdienen unsere Abgeordneten nebenher
    Peter Gauweiler, Gregor Gysi, Peer Steinbrück: Jeder vierte Bundestagsabgeordnete verdient sich mit Nebentätigkeiten teils erkleckliche Summen dazu. Mancher wird dabei zum Millionär. Mit dem ständig aktualisierten FAZ.NET-Monitor können Sie ab sofort sehen, welcher Abgeordneter wie viel Geld nebenher verdient.
    Diese verschärften Transparenzregeln mit zehn Verdienststufen (zuvor gab es nur drei) wurden 2013 nach Steinbrücks Vortrags-Affäre eingeführt. Doch Verbesserungspotential gebe es weiter, sagen Kritiker. Sie monieren unter anderem, dass es weiterhin möglich ist, gleichzeitig Mandatsträger und bezahlter politischer Lobbyist zu sein.
    Eng mit Wirtschaft und Verbänden verwoben
    So zeichnet der Blick auf die Nebentätigkeiten der Abgeordneten – trotz allem Willen zur Transparenz – auch weiterhin das Bild einer elitären Kaste, die mit Wirtschaft und Verbänden eng verwoben ist und ihr Einkommen neben Gewinnen aus dem eigenen Unternehmen unter anderem mit Vorträgen, juristischen Mandaten sowie Aufsichtsrats- und Stiftungsposten aufbessert. Mehr als acht Millionen Euro haben die 147 von 631 Abgeordneten, die Nebeneinkünfte angeben, seit der Wahl mindestens dazuverdient. Im Schnitt sind das gut 14.000 Euro pro Abgeordneter.
    Quelle: FAZ

    Anmerkung unseres Lesers J.A.: Eine lobenswerte Übersicht. Die großen schwarzen Kreise im Diagramm zeigen sehr deutlich, wo richtig Geld verdient wird und wo es nur ein kleines Zubrot darstellt. Leider verwischt der Hinweis auf den *Durchschnitt* von 14.000 Euro pro Abgeordetem den Erkenntnisgewinn, daß einzelne Hunderttausende im Jahr bekommen und welche Interessen mit diesen Geldzahlungen verbunden sein können.

  9. Ice Buckets and Ebola
    The “Ice Bucket Challenge” was the feel-good health story of the summer. YouTube videos of friends, family, and co-workers emptying buckets of ice-cold water over their heads has raised awareness, and millions of dollars in funding, for research on amyotrophic lateral sclerosis. ALS is a degenerative neuromuscular disease that robs thousands of people worldwide of active control of their muscles, making them prisoners in their own bodies. Research on ALS should be well funded, and the campaign appears to show the public’s readiness to fight for anything that might save lives.
    Or does it? The contrast between the Ice Bucket Challenge and this summer’s other major health story, the worst Ebola outbreak in recorded history, could not be more striking. While thousands of Americans soak themselves to benefit ALS research, Ebola has become a public-health catastrophe in West Africa, one of the world’s poorest regions. […]
    This raises a simple question: Why have so many people – first in the United States, and then around the world – seemed so eager to support ALS research while ignoring a far more urgent public-health (if not humanitarian) crisis. Part of the answer is that the Ice Bucket Challenge has given an esoteric disease a human face. People increasingly identify with the fight against ALS through the entertaining video recordings of friends and relatives. By contrast, the Western media has portrayed Ebola as yet another in a long list of tragic, African diseases that has little impact elsewhere.
    Quelle: Project Syndicate
  10. Netanyahu loses plot to new Gaza reality
    Aside from being a major military setback, Israel’s war on Gaza has also disoriented the policies of Prime Minister Benjamin Netanyahu like never before. Since the announcement of a ceasefire on 26 August, his statements appear erratic and particularly uncertain, an expected outcome of the Gaza war. […]
    Netanyahu’s war was the Israeli leadership’s attempt at capitalizing on Hamas’s purported decline. But the war was a disaster and it failed miserably. It killed more than 2,150 Palestinians and wounded over 11,000 more. The Israeli army was held back by a unified Palestinian resistance front. It lost 64 soldiers and hundreds more were injured. It cost the Israeli economy millions. The war to end Hamas gave birth to the strongest Palestinian resistance front ever.
    When the war ended on August 26, Netanyahu, the keen politician who insisted on defining the political discourse of any war or major political event, simply disappeared. Two days later, he held a press conference in which he declared that Israel had “won”. But both Israelis and Palestinians disagreed. According to a poll conducted shortly after the ceasefire announcement and reported in the Israeli Jerusalem Post, 54% of Israelis believe they lost the war.
    Quelle: Asia Times
  11. Die dreihundertjährige Geschichte der Union: Grossbritanniens Zweckgemeinschaft
    Die Union von Schottland und England war von Anfang an pragmatischer Natur. Wirtschaftsinteressen standen damals wie heute im Vordergrund. Der Ausgang des Unabhängigkeitsreferendums nächste Woche folgt nicht aus der Geschichte. – Warum hat sich der nationalistische Impetus nach den Zugeständnissen von Autonomie und Parlament im Jahr 1999 nicht beruhigt? Das hätten damals viele erwartet, erklärt die Historikerin Catriona MacDonald im Gespräch. Doch der wirtschaftsliberale Kurs und der Kriegseintritt Tony Blairs im Irak hätten viele Schotten enttäuscht. Dann habe die Finanzkrise Ernüchterung über die wirtschaftlichen Perspektiven in der Union ausgelöst. Für schottisches Befremden sorgten heute auch der Aufschwung der rechtsnationalen United Kingdom Independence Party sowie, in deren Schlepptau, der Rechtsrutsch der Tories in England.
    Quelle: NZZ

    Anmerkung Orlando Pascheit: Der Artikel geht herzlich wenig auf die heutigen Wirtschaftsinteressen ein, bietet aber eine schöne historische Übersicht.

  12. Armes Tier: Fleischproduktion global
    Bei diesen Zahlen kann man Kopfschmerzen bekommen: 65 Milliarden Landwirbeltiere wurden weltweit im Jahr 2012 geschlachtet und in der einen oder anderen Form von Menschen aufgegessen, die Milliarden von Meerestieren und die erjagten Tiere nicht eingerechnet. Doch die Obergrenze des Appetits aufs Tier ist noch lange nicht erreicht. 43 Kilogramm Fleisch verspeist der menschliche Erdenbewohner im Schnitt jährlich, wobei der Pro-Kopf-Verbrauch in den Industrieländern bei 79 Kilo und in den Entwicklungsländern bei nur 33 Kilo liegt. Bei Milch ist die Spanne noch größer: Laut Welternährungsorganisation (FAO Food Outlook 2013) verbrauchen die Menschen in den Industrienationen jedes Jahr durchschnittlich 237 Kilo Milch gegenüber 74 Kilo in den Entwicklungsländern. Und genau diese Differenz macht der Tierhaltungsindustrie Hoffnung, künftig noch viel mehr zu verdienen. Dabei sind weder die immensen Schlachtmengen noch die Massentierhaltung ein Privileg des industrialisierten Westens. Brasilien hat die USA schon 2003 als größter Hühnerfleischexporteur überholt, und der brasilianische Rinderbestand soll sich bis 2018 gegenüber 2009 verdoppeln.(1) Hauptabnehmer des brasilianischen Sojas (vor allem als Futtermittel) wiederum ist nicht etwa die EU, sondern China, das als einziges Land der Welt eine strategische Schweinefleischreserve besitzt (in gefrorener und lebendiger Form) und heute schon fast die Hälfte allen Schweinefleischs weltweit produziert. Außerdem ist China der drittgrößte Milcherzeuger der Welt (hinter den USA und Indien). Hier werden für weiteres Wachstum immer mehr Produktionseinheiten für etliche tausend Milchkühe errichtet. Jeden Monat lässt sich allein das Unternehmen Huishan Dairy etwa 3 000 zumeist trächtige Kühe auf dem Seeweg aus Australien liefern.
    Quelle: Le Monde diplomatique

    Anmerkung Orlando Pascheit: Es versteht sich, dass der Hinweis auf diese Zahlen nicht als Exkulpierung unseres Umgangs mit Tieren verstanden werden darf. Im Artikel wird nicht nur das Exportförderprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hervorgehoben, sondern auch die Entsendung von Bauern nach China, damit diese z.B. zeigen, wie man wenige Tage alte Ferkel ohne Betäubung kastriert. “Man lehrt also genau jene Massentierhaltungsverfahren, deren gravierende Tierschutzprobleme hierzulande immer deutlicher werden.” Und natürlich leben wir auch vom Export von Landmaschinen, Melkanlagen oder Stalleinrichtungen. Nicht alle Exporte allerdings erfüllen die hiesigen Tierschutzstandards. “Einen kleinen Skandal gab es, als bekannt wurde, dass die Bundesrepublik im Jahr 2012 Hermes-Bürgschaften in Höhe von 31,6 Millionen Euro für Geflügelhaltungssysteme vergeben hat, die in der EU nicht mehr zugelassen sind.” Ähnliches kennen wir beim weltweiten Einsatz z.B. von Pestiziden unserer chemischen Industrie. “Geschlossene Käfigsysteme, aber ohne Kühlung; Medikamente, aber ohne Beschränkungen; und Zuchtfolgen ohne das Know-how, sie wenigstens zu lindern: In solchen Fällen bekommen die Tiere das Schlechteste aus zwei Welten. Sie sind die Verlierer des steigenden Wohlstands, der bislang mit einem erhöhten Verbrauch von tierischen Produkten einhergeht.” Die Qualen der Tiere erreichen ein kaum vorstellbares Ausmaß. “Wer nicht bloß zusehen will, wie der (erhoffte) Fortschritt der Menschheit mit einem vervielfachten Tierleid einhergeht, wird sich mit der Frage beschäftigen müssen, ob es nicht besser wäre, wenn die Menschheit weniger oder gar keine Tiere mehr zum Verzehr nutzt.”
    Ich weiß, dass etliche Leser der NachDenkSeiten, sich darüber beklagen, dass die NachDenkSeiten zu wenig über unseren Umgang mit Tieren bishin zur Verwendung von gentechnisch verändertem Futter berichten. Aber es gibt eben Themenbereiche, in denen uns schlicht die Kompetenz fehlt, um Hinweise zu beurteilen. Desweiteren müssen wir uns auch beschränken. So würde ich gerne des öfteren den Wahlen und Politikwechsel (auch nur scheinbare) in etlichen Schwellenländern nachgehen. Zum Beispiel über die neue Regierung Narendra Modi in Indien oder die Frage nachdenken, wie sich der bis jetzt höchste gemessene chinesische Außenhandelsüberschuss von 49,8 Mrd. $ mit der verkündeten neuen Politik vereinbaren lässt. Aber die Welt ist groß und so müssen wir uns beschränken.

  13. AfD – Der lange Marsch
    Wer glaubt, die AfD wäre das Ergebnis der Euro-Krise, der irrt gewaltig. Die Wurzeln gehen Jahrzehnte zurück, die Reaktionäre warteten nur auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen. Dass dieser nun anscheinend gekommen ist, muss alarmieren.
    Was hat die AfD mit dem Gründer der kommunistischen Partei Italiens zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel, auf den zweiten aber eine ganze Menge. Antonio Gramsci formulierte in den 1920ern während seiner Festungshaft das Konzept der „kulturellen Hegemonie“, was nichts anderes besagt, als dass man über einen vorpolitischen Diskurs die Meinungshoheit erringen muss, um damit die Basis für eine spätere Machtergreifung zu schaffen. Dieses Konzept wurde ab den 70er-Jahren von der „Neuen Rechten“ in Gestalt ihres Vordenkers Alain de Benoist unter dem Begriff „Metapolitik“ aufgegriffen und in Form von Magazinen, Veranstaltungen und Buchpublikationen mit Leben gefüllt. Dass mit der AfD nun eine politische Partei mit beachtlichen Anfangserfolgen versucht, für neurechte Gedanken zum parlamentarischen Arm zu werden, ist alarmierend. Denn wenn man der Theorie folgt, heißt das nichts anderes, als dass die Hegemonie zumindest in Teilen der Gesellschaft bereits erfolgreich hergestellt wurde.
    Quelle: The European
  14. Für gute Arbeit in der Wissenschaft
    Offener Brief an die Deutsche Gesellschaft für Soziologie
    Wir, eine status- und generationenübergreifende Gruppe wissenschaftlicher Mitarbeiter/innen, fordern mit diesem offenen Brief die Deutsche Gesellschaft für Soziologie und ihre Mitglieder auf, sich aktiv und kritisch mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen und sich zukünftig für gute Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse ebenso einzusetzen wie für die bereits bestehenden wissenschaftlichen und forschungsethischen Standards. Wir fordern dazu auf, einerseits bestehende Handlungsspielräume zu nutzen, und sich andererseits langfristig für die Verbesserung von Beschäftigungsverhältnissen hochschulpolitisch konsequent einzusetzen.
    Quelle: openPetition
  15. Die Zeit der Angst ist vorbei
    Chiles StudentInnen sind die ProtagonistInnen einer neuen sozialen Bewegung, die viel mehr will als eine kostenlose Ausbildung. Präsidentin Bachelet wird nur dann in Ruhe regieren können, wenn sie endlich den Übergang von der Diktatur zur Demokratie abschliesst…
    Die StudentInnen fordern mit ihren Demonstrationen freie Ausbildung für alle. In Chile, das während der Diktatur und auch noch danach ein Labor für neoliberale Experimente war, gibt es viel mehr private als staatliche Schulen und Universitäten, und alle sind sehr teuer. Umgerechnet bis über 80 000 Franken kostet ein akademischer Abschluss. Selbst Familien aus der gehobenen Mittelschicht müssen sich hoch verschulden, wenn sie zwei oder drei Kinder zuerst an eine gute Schule schicken und dann auch noch studieren lassen wollen…
    Die Bevölkerung steht zu den StudentInnen. Laut Umfragen werden ihre Forderungen von rund siebzig Prozent der ChilenInnen unterstützt – trotz der Proteste und Strassenschlachten…
    Quelle: WOZ
  16. Investigativjournalismus in den USA: Operation Risen
    Waterboarding, Massenvernichtungswaffen, geheime Kommandoaktionen. Ohne Menschen wie James Risen wäre weniger von dem bekannt, was die US-Regierungen im Verborgenen treiben. Risen gehört zu dem kleinen Kreis von investigativen Reportern in den USA, die auf Sicherheitsthemen spezialisiert sind.
    Bei seiner Recherche ist er auf Quellen in Militär, Geheimdiensten und US-Behörden angewiesen, die nur dann mit ihm sprechen, wenn er ihnen Vertraulichkeit zusichert. Dieses Grundprinzip seiner Arbeit ist jetzt gefährdet. Die US-Justiz hat Risen letztinstanzlich dazu verurteilt, den Namen einer bestimmten Quelle zu nennen. Da er ablehnt, droht dem 59-jährigen Journalisten der New York Times eine Gefängnisstrafe.
    Quelle: taz
  17. 1914 – Die Reichtagsdebatten zu den Kriegskrediten
    Mit einer szenischen Lesung hat die Fraktion DIE LINKE an die Reichstagsdebatten zu den Kriegskrediten vor 100 Jahren erinnert. Geschichten aus der Geschichte. Passiert vor einhundert Jahren – am 4. August und am 2. Dezember 1914 – im Deutschen Reichstag. Eine Veranstaltung der Fraktion.
    Quelle: Fraktion die Linke
  18. Meet The Puppetmasters: Here Are The 25 Most Politically Influential Billionaires In The US
    It has been said, correctly, if only by those who see beyond the false “left-right” paradigm, that those who call the shots in US politics, und thus American socio-economics, are not so much America´s lobbying corporations, but the people behind the corporations – i.e., those who have the money… all of it. …
    So who are the true puppetmasters who determine America´s fate?
    For one answer we turn to Brookings Institution Governance Studies Director Darrel West in whose upcoming book “Billionaires: Reflections on the Upper Crust” examines the political use of great wealth, including campaign expenditures, activism through nonprofit organizations and foundations, holding public office, media ownership, policy thought leadership, and behind the scenes influence. Most importantly, it ranks the 25 most influential American billionaires.”
    Quelle: Zero Hedge

    Anmerkung unseres Leser W.K.: Dieses Buch wird möglicherweise größere Transparenz bringen, wer die wichtigsten “puppetmasters” in der US-Politik sind, wie weit ihr Einfluss reicht, und gibt ihnen Namen und Gesichter.


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