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Titel: Zum Gedenken an Eckart Spoo ein Video mit seiner Presseschau zum Unwort „Lügenpresse“

Datum: 19. Dezember 2016 um 8:48 Uhr
Rubrik: Innen- und Gesellschaftspolitik, Medienkonzentration, Vermachtung der Medien, Medienkritik
Verantwortlich:

Der Journalist und Publizist Eckart Spoo ist am letzten Donnerstag gestorben. Er wird uns sehr fehlen. Er war unbestechlich, faktenreich, der demokratischen Meinungsbildung mit ganzem Herzen verpflichtet. Zur Erinnerung weisen wir auf „Spoos Presseschau: Lügenpresse“ vom 4. Februar 2015 hin. Es passt gut zur aktuellen Hysterie wegen „gefährlicher Fake News“. Und es passt gut zur bedrückenden Einseitigkeit unserer Hauptmedien. Albrecht Müller.

Und hier der Anfang des Videos verschriftet:

Spoos Presseschau: “Lügenpresse” – Ein wahres Wort

„Lügenpresse“ – so entschied Anfang 2015 eine fünfköpfige Jury deutscher Sprachkritiker – „Lügenpresse“ sei das „Unwort“ des Jahres 2014. Damit wollten die Fünf erreichen, dass wir dieses Wort nicht mehr verwenden. Wir sollen die Lügenpresse nicht mehr beim Namen nennen. Damit bin ich nicht einverstanden. Ich werde mir dieses wahre, allzu wahre Wort nicht ausreden lassen.

Kurz vorher, Ende 2014, hatte die Wochenzeitung „Die Zeit“ das Ergebnis einer von ihr in Auftrag gegebenen Umfrage bekannt gegeben: 47 Prozent der Befragten waren der Auffassung, dass die Medien einseitig berichten (Beispiel: Ukraine-Krise). Ein interessantes Einzelergebnis: Das Misstrauen in die Medien nimmt mit der Höhe der Bildungsabschlüsse zu. Also: Gerade die Gebildeteren trauen den Medien am wenigsten.

Auch aus anderen Erhebungen wissen wir, dass das Ansehen der Medien seit Jahren stark gelitten hat. Darüber und über die Gründe und die Folgen für die Demokratie müsste intensiv diskutiert werden. Ein solcher Missstand lässt sich nicht durch Sprachregelung, nicht durch Totschweigen beheben.

Einseitige Berichterstattung, wie die Teilnehmer der „Zeit“-Umfrage sie beklagten, ist ein schwerer, äußerst schwerer Vorwurf gegen die Medien. Denn wenn sie uns einseitig informieren, hindern sie uns an freier Meinungs- und Willensbildung. Wir können zu keiner richtigen Einschätzung, keinem gerechten Urteil kommen, wenn wir nicht über beide Seiten, auch und gerade über die Gegenseite wahrheitsgemäß informiert werden. Nur so wird Verständigung möglich, Interessenausgleich, friedliche Konfliktlösung. […]


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