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Titel: „Der Tod kommt aus Amerika“ – Nachtrag Nr. 2 zum Einsatz von Uran-Munition und zu den Folgen im Irak.

Datum: 1. Dezember 2017 um 9:49 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Gesundheitspolitik, Militäreinsätze/Kriege, Schadstoffe
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Am 13. März 2015 haben die NachDenkSeiten einen Beitrag mit dem Titel ‘„Der Tod kommt aus Amerika“ und die Bestätigung durch den Chef von STRATFOR‘ veröffentlicht. Dieser Artikel wurde von meinem damaligen Mitherausgeber heftig kritisiert. Das Buchprojekt mit dem Arbeitstitel „Der Tod kommt aus Amerika“ habe ich deshalb endgültig aufgegeben. Sachlich berechtigt war dieser Verzicht nicht. Denn die Folgen der Nutzung von „Bomben und Granaten aus abgereichertem Uran“ bestätigen – wie anderes auch – den Arbeitstitel. Heute bringen wir einen weiteren Nachtrag zu diesem Thema. Wiederum von Klaus-Dieter Kolenda. Er weist auf eine wichtige, wenn auch ältere Rede des im letzten Nachtrag schon erwähnten Professor Günther hin. Ein Dokument des Schreckens. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Wir bringen den dritten Beitrag zu diesem Thema auch deshalb, weil bei all den Debatten um Irak und den Balkan und um Flüchtlinge die mörderische Folge unserer Kriege nur unwesentlich beachtet wird. Typisch dafür war, wie vor wenigen Tagen im Deutschen Bundestag sozusagen zwischen Tür und Angel die Verlängerung der Militäreinsätze der Bundeswehr beschlossen worden ist.

Nachtrag Nr. 2 zum Einsatz von Uran-Munition. Manuskript eines Vortrags von Prof. Günther vom 29.1. 2003
Von Klaus-Dieter Kolenda

In meinem Artikel „Bomben und Granaten aus abgereicherten Uran“ habe ich über den verheimlichten verbrecherischen Einsatz von Uranwaffen in den jüngsten Kriegen des Westens berichtet.

Ein wesentlicher Teil des Artikels ist eine posthume Würdigung von Prof. Siegwart-Horst Günther, einem deutschen Arzt, der schon 1991 Zusammenhänge zwischen der im Irakkrieg verwendeten Uranmunition von Seiten der USA und ihrer Alliierten und dem gehäuften Auftreten von Leukämien, Krebserkrankungen und Missbildungen bei Kindern vermutet und dann als Erster bewiesen hat, dass zurückgebliebene und nicht explodierte Geschosse auf den Schlachtfeldern rund um Basra aus abgereichertem Uran bestanden und radioaktiv strahlten. Damit hatte er den Beweis erbracht, dass es sich bei den von ihm und anderen Ärzten beobachteten gehäuften schweren Erkrankungen und Missbildungen bei den Kindern im Irak um strahlungsbedingte Schäden handeln könnte.

Darüber hat er anschließend die Öffentlichkeit in vielen Ländern in Vorträgen, Zeitungsartikeln, Rundfunk- und Fernsehinterviews unterrichtet. Er erhielt weltweite Anerkennung für dieses Engagement und wurde mit vielen Preisen und Ehrentiteln ausgezeichnet. In Deutschland wird sein mutiges humanistisches Wirken aber bis heute von den Mainstream-Medien weitgehend totgeschwiegen.

Frieder Wagner, Grimme-Preisträger und Filmautor, hat mit den beiden erschütternden Dokumentarfilmen „Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra“ und „Deadly Dust – Todesstaub“, die auf YouTube aufgerufen werden können, über den Einsatz der Uranwaffen aufgeklärt und Prof. Günther ein würdiges Andenken geschaffen.

Weiterhin hat Frieder Wagner mir ein Manuskript eines Vortrags von Prof. Günther zur Verfügung gestellt, den dieser am 29.1.2003 noch vor dem 2. Irakkrieg in Schwerin gehalten hat. (Siehe unten als Anhang)

Darin zeigt er sehr eindringlich die Schrecken des Krieges von 1991 und der anschließenden UN-Sanktionen für die Bevölkerung im Irak auf.

Die Informationen dieses Vortrags werfen die Frage auf, was im Interesse auch der nachfolgenden Generationen bisher getan worden ist, um die Verseuchung der Umwelt zu vermindern, die mit dem Einsatz von DU-Waffen in den Ländern, die bisher davon betroffen waren, einhergegangen ist. Sind nach dem internationalen Völkerrecht nicht die Verwenderstaaten dieser schändlichen Waffen für die Dekontamination radioaktiv verseuchter Panzerwracks, Munition, zerstörter Gebäude und verseuchter Böden zuständig?

Wir wissen, dass bei einer Treffergenauigkeit der uranhaltigen Waffen von ca. 10 Prozent viele Geschosse unerkannt bis zu einem Meter tief unter der Erde liegen. Je nach Bodenbeschaffenheit wird die toxische Wirkung entweder „verkapselt“ oder es werden weitere Erdschichten oder das Grundwasser von Kontamination bedroht. Wir wissen auch, dass die Dekontamination großflächig erfolgen muss, schwierig, aufwendig und teuer ist und in der Regel nicht vollständig gelingt.

Für die betroffenen Staaten wie Nationen auf dem Balkan oder im Irak, aber auch für die Verwenderstaaten und die Weltgemeinschaft, stellt der in meinem oben genannten Artikel ausführlich zitierte Report der deutschen Sektionen von IPPNW und ICBUW mit dem Titel „Die gesundheitlichen Folgen von Uranmunition“ weiter unter anderem fest: „Die betroffenen Staaten müssen von den kriegführenden Parteien schnell umfassende Informationen über den Einsatz von DU-Munition erhalten und die betroffene Bevölkerung muss über die Risiken von DU-Munition informiert und im praktischen Umgang mit verseuchten Materialien geschult werden“. Und: „Die Verursacherstaaten und die Weltgemeinschaft sind in der Pflicht, die Gefahren für die Zivilbevölkerung und ihre Leiden so gering wie möglich zu halten, dies schließe auch fiskalische Verantwortung für die Verwenderstaaten nachdrücklich ein“. Ist diesen Forderungen bisher entsprochen worden?

Anhang:

Bitte weiterlesen:

Vortrag von Prof. Siegwart-Horst Günther am 29.1.2003 in Schwerin

Medizinische Folgen von Kriegen für die Bevölkerung:
Der Golfkrieg 1991

Seit über 40 Jahren, mit meiner ersten Berufung in ein arabisches Land im Jahre 1956 nach Kairo, habe ich sehr intensive Beziehungen zum Mittleren Osten. Seit dieser Zeit bestehen auch meine Kontakte zum Irak. Die ersten Vorlesungen an der Universität Bagdad hielt ich noch in der Amtszeit König Feisals, später auch unter General Kassem, den ich auch noch persönlich kennen lernte.

Als Präsident des Gelben Kreuzes International bin ich jetzt schon über viele Jahre in Spannungsgebieten tätig und sehe dabei die große Not und das Sterben von Menschen, vor allem von Kindern. In der Golf Region, im Irak, werden in letzter Zeit wieder sehr viele UN-Diskussionen geführt, aber Hunger und Sterben gehen weiter. Der Übermensch scheint sich dabei immer weiter zum Untermenschen zu entwickeln.

Die Kriegsfolgen für die Bevölkerung im Irak kann ich seit 1990 verfolgen. Die Armutsquote des früher reichen Öl-Staats Irak liegt jetzt durch die Auswirkungen des letzten Golf-Krieges bei über 70 Prozent der Bevölkerung. Bei meinen Aufenthalten in Bagdad sah ich immer wieder in den Morgen- und Abendstunden abgemagerte, verschmutze Kinder mit Säcken in den Abfallhaufen der Straßen nach Essbaren suchen. In den Nachtstunden kamen dann teilweise sehr kranke Hunde vom Dickicht des Tigris her, die sich unter lautem Gebell auch noch aus den Müllhaufen ernähren wollten, und am Morgen waren dann wieder die ausgehungerten Kinder mit den Säcken da.

Durch Verzweiflung und Hunger ist die Selbstmordrate unter Kindern und alten Menschen hoch. Die arme Bevölkerung ist ausschließlich auf staatliche Lebensmittelrationen angewiesen, die immer wieder gekürzt wurden; sie reichen im Allgemeinen für etwa zwei Wochen. Eiweißreiche Nahrung oder Gemüse ist nur auf dem freien Markt erhältlich; die Preise für viele Produkte sind inzwischen um das Tausendfache angestiegen: Zur Zeit kosten 1 kg Fleisch oder Fisch 1.800 irakische Dinar (ID), 1 kg Weiße Bohnen 800 I.D., 1 Ei 75 I.D. Das Durchschnittseinkommen der irakischen Familien liegt augenblicklich bei 2.000 bis 3.000 I.D. im Monat.

Nach Angaben von UNICEF sind im Irak 860.000 Kinder von unter 5 Jahren unterernährt (2003), das ist seit 1991 ein Anstieg um 72 Prozent. In dieser Altersgruppe starben im März 1994 11.480 Kinder, zurzeit liegt die Todesrate bei etwa 5.000 bis 6.000 monatlich. Unter Kindern breiten sich immer weiter Infektionskrankheiten aus: In den letzten Jahren sind dies besonders Kinderlähmung, Tuberkulose, Hepatitis, Tetanus, Keuchhusten und Diphtherie. Selbst Masern haben eine hohe Todesrate.

Nach dem Golfkrieg war auch die Zahl der psychisch kranken Kinder sprunghaft angestiegen: Schon bei leichtem Gewitter verkrochen sie sich, in Erinnerung an die Bombardierungen, schrieen ängstlich, verkrampften sich und zitterten am ganzen Körper. In diesem Zusammenhang hatte ich in den ärmsten Bezirken von Bagdad erschreckende, zutiefst erschütternde Feststellungen gemacht: Ich sah psychisch gestörte Kinder, die in Folge fehlender Medikamente bei Gewitter zur Ruhigstellung mit einem Strick am Bein wie Hunde an der Hauswand festgebunden waren.

Das Geburtsgewicht von Babys der völlig unterernährten Mütter liegt vielfach unter 2,5 kg. Bis zum Jahre 1991 traten auf 1.000 Lebendgeburten 25 Totgeburten auf, jetzt sind es 150. Allein in der Provinz Najef waren durch den Kriegsschock 7.000 Fehlgeburten aufgetreten. In den letzten Jahren werden immer mehr illegale Aborte eingeleitet, die vielfach durch Sepsis zum Tode der mehrfachen Mütter führen. Antibiotika sind im Irak auch heute noch allergrößte Mangelware.

Im Irak sind auch jetzt noch, 12 Jahre nach Kriegsende, Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung völlig unzureichend. In Bagdad werden monatlich 10,5 Millionen Kubikmeter Abwässer ohne Behandlung in den Tigris geleitet. Im Landesinneren wird von der Masse der Bevölkerung das tägliche Trinkwasser den Flüssen entnommen. Wasser und Stromsperren werden auch in Bagdad vorgenommen. Stagnierungen der Abwässer führen zu schmutzig-stinkenden Teichen, in denen zur Abkühlung im Sommer bei 40°C Kleinkinder spielen. Es treten immer wieder Fälle von Cholera auf.

Besonders im Süden des Irak werden immer mehr Kinder mit Leukämie, aplastischer Anämie, Krebsbildungen und angeborenen Missbildungen registriert, für die noch Mutter Teresa eine Sammelstelle eingerichtet hatte, in der auch jetzt noch indische Krankenschwestern arbeiten. Diese Krankheitsbilder werden uranhaltiger Munition zugeschrieben, die von der alliierten Armee im Golfkrieg eingesetzt wurde. Etwa 300 Tonnen dieser Munition sollen in Irak, Kuwait und Saudi-Arabien verstreut herumliegen.

Aufgrund des langen Abbauprozesses der Radioaktivität und Toxizität werden Abfälle der Uranindustrie, vorwiegend abgereichtes Uran oder DU (Depleted Uranium) des Isotops 238, für einen sehr langen Zeitabschnitt in gesicherten Deponien gelagert. Zur Reduzierung des hierzu erforderlichen hohen Kostenaufwands wird dieses DU daher gern, zum größten Teil auch kostenfrei, an Interessenten abgegeben.

DU besitzt Charakteristika, welche vor allem für die Rüstungsindustrie sehr attraktiv sind.

  1. Es ist praktisch der schwerste Stoff, der natürlich vorkommt.
  2. Die nach einer deutschen Technologie entwickelten DU-Geschosse haben eine hohe Durchschlagskraft und sind besser als alles andere zum Brechen von Stahlpanzerungen geeignet.
  3. Es ist zudem ein brennbares Material. Beim Durchschlagen einer Panzerung entzündet es sich und setzt bei der Verbrennung hochtoxische und radioaktive Stoffe frei.

Die deutsche Technologie der DU-Geschosse wurde von den alliierten Truppen im Golfkrieg 1991 großflächig erstmalig angewandt, mit verheerenden Wirkungen und Folgen.

Wenige Woche nach Kriegsende fand ich im April und Mai 1991 auf einem Kampfgebiet des Irak Geschoßummantelungen und Geschosse in Form und Größe einer Zigarre. Die Geschosse waren ungewöhnlich schwer und hatten eine bleiähnliche Farbe. Später sah ich im Süden des Landes, außerhalb von Basra, in der Nähe der Grenze zu Kuwait, Kinder mit derartigen Projektilen spielen. Ein Kind aus dieser Gruppe war an Leukämie erkrankt und daran gestorben. Dieser Vorfall machte mich als Arzt misstrauisch; ich ließ die Projektile von der irakischen Polizei einsammeln.

Seit Ende 1991 diagnostizierte ich im Irak eine bisher unbekannte Krankheit, die auf Funktionsstörungen der Nieren und Leber zurückzuführen war. In einem Artikel hatte ich am 28. Oktober 1991 unter der Überschrift “Wurden irakische Kinder Opfer von ABC-Kampfstoffen?“ im “Neuen Deutschland” darüber berichtet. 1991 entging ich in Jordanien nur knapp einem Mordanschlag und wurde im Dezember 1993 bei einem zweiten Anschlag in Deutschland schwer verletzt.

Die Untersuchung eines dieser ungewöhnlichen Geschosse brachte mich in Deutschland in größte Schwierigkeiten: Es war hochtoxisch und zeigte eine hohe Radioaktivität; auch die Geschoßummantelungen waren radioaktiv. Das Projektil wurde mit den Geschoßummantelungen von einem großen Aufgebot deutscher Polizei in Schutzkleidung beschlagnahmt, unter größten Sicherheitsvorkehrungen abtransportiert und in einer gesicherten Deponie gelagert. Ich wurde später wegen „Freisetzung ionisierender Strahlung“ inhaftiert und bei den Verhören misshandelt. Der damalige deutsche Verteidigungsminister hatte die DU-Geschosse als völlig ungefährlich bezeichnet und beabsichtigte, ein derartiges Geschoß im deutschen Parlament zu zeigen. Als er aus der Presse von meiner Verhaftung erfahren hatte, nahm er davon Abstand.

In den letzten fünf Jahren konnte ich im Irak umfangsreiche Untersuchungen durchführen. Nach diesen Ergebnissen führt der Kontakt mit der von mir aufgefundenen DU-Munition vor allem bei Kindern:

  1. Zu einem Zusammenbruch des Immunsystems mit deutlich ansteigenden Infektionskrankheiten.
  2. Zu ausgedehnten Herpes- oder Herpes-Zoster-Bildungen. Nach meiner Meinung hat niedrige Radioaktivität auch einen Einfluss auf Virusinfektionen der Tiere, wie BSE, Maul und Klauenseuche, vielleicht aber auch auf bakterielle Infektionen wie Tuberkulose, die in verschiedenen Regionen Deutschlands zunimmt.
  3. Zu Aids-ähnlichen Erscheinungen.
  4. Durch Funktionsstörungen von Nieren und Leber zu einem bisher unbekannten Krankheitsbild.
  5. Zu Leukämie oder anderen bösartigen Neubildungen sowie aplastischer Anämie.
  6. Zu genetisch bedingten Missbildungen, die auch bei Tieren auftreten.
  7. Zu Aborten oder Frühgeburten bei Schwangeren.

Meine Untersuchungen weisen Ähnlichkeit mit Symptomen auf, wie sie in letzter Zeit in dem so genannten “Golfkriegs-Syndrom“ bei alliierten Soldaten und deren Kindern beschrieben werden. Die genetischen Missbildungen amerikanischer, britischer und irakischer Kinder gleichen sich. Uran ist, wie alle Schwermetalle, Blei oder Cadmium, hochtoxisch. Der menschliche Körper sollte damit nicht in Berührung kommen.

Schätzungen der britischen Atomenergiebehörde zufolge sollen etwa 40 Tonnen dieser Munition im Grenzgebiet zu Kuwait herumliegen; andere Experten gehen allerdings von 300 Tonnen aus. Wegen zu großer Gesundheitsgefährdung für ihre Mitarbeiter wurde von einer britischen Firma der Auftrag zur Entfernung dieser Uranmunition abgelehnt. Da in diesen Wüstengebieten auch Regenzeiten auftreten, gelangt die Toxizität ins Grundwasser und schließlich auch in die Nahrungskette. Es ist eine langfristige Gefahrenquelle für die dort lebenden 500.000 Menschen, die sich nach neueren Untersuchungen schon auswirkt.

Aus den Kampfgebieten des Kuwait wurde von Beduinen berichtet, dass in der kuwaitisch-saudischen Wüste Hunderte von Kamelen, Schafen und Vögeln lägen, die von amerikanischen Truppen zu Schießübungen benutzt worden seien. Untersuchungen eines amerikanischen Veterinärmediziners und Experten für Infektionskrankheiten hatten jedoch ergeben, dass diese Tiere weder Schussverletzungen zeigen noch an Seuchen verendet sind. Einige dieser toten Tiere seien von Insekten übersät gewesen, die ebenfalls abgestorben waren. Es muss also eine andere Ursache diesem Tiersterben zugrunde liegen.

Nach Forderungen von Saudi-Arabien mussten sämtliche durch Uranmunition zerstörten Fahrzeuge und Kriegsgeräte von der US-Armee eingesammelt und in die USA abtransportiert werden; sie waren zuvor in der Wüste eingegraben worden.

Nach US-Angaben werden für das “Golfkriegssyndrom“ Milzbrand und Botulismusimpfungen, Malariaprophylaxe, Benzene zur Entlausung, Pyridostigminbromid gegen das Nervengas Soman, Insektenschutzmittel DEET oder Permethrin sowie aber auch die von ihnen verwendete DU-Munition verantwortlich gemacht. Giftgase wurden im Zweiten Golfkrieg nicht eingesetzt.

Auf die Gefahren der DU-Geschosse deutscher Technologie wurden die alliierten Truppen erst neun Tage nach Kriegsende aufmerksam gemacht. Von Golfkriegsveteranen aus den USA und Großbritannien wird über Krankheitserscheinungen berichtet, die eindeutig auf den Kontakt mit DU-Munition zurückzuführen sind. Es wird unter anderem über Schädigungen verschiedener Organe, Zahn- und Haarausfall oder Krebsbildungen berichtet. Schwangeren Militärangehörigen sind missgebildete Kinder geboren worden. Ein US-Unteroffizier gibt hierzu an, dass viele Golfkriegsveteranen jetzt befürchten, als “Versuchskaninchen“ benutzt worden zu sein.

Nach Angaben des Präsidenten der US-Golfkriegsveteranen sind vom so genannten “Golfkriegssyndrom“ 50.000 bis 80.000 US- Armeeangehörige betroffen, bisher mussten 39.000 von ihnen aus dem aktiven Militärdienst entlassen werden, 2.400 bis 5.000 seien bisher verstorben. In Großbritannien litten etwa 4.000 Golfkriegs-veteranen am “Golfkriegssyndrom“, davon seien bisher etwa 160 gestorben. Missgebildet geborene Kinder wurden im britischen Unterhaus vorgestellt. Dabei gaben diese Golfkriegsveteranen auch ihre Kriegsauszeichnungen zurück. Aber auch Australier, Franzosen und Kanadier seien vom “Golfkriegssyndrom“ betroffen. Auch in Kuwait stiegen diese Krankheitsmerkmale immer weiter an. Im Irak werden 250.000 Männer, Frauen und Kinder mit derartigen Symptomen angegeben, die Mortalität ist hoch, 80 Prozent sterben.

Im März 1994 wurde in den USA darüber berichtet, dass bei 251 Familien von Golfkriegsveteranen im Staat Mississippi 67 Prozent der Kinder missgebildet geboren wurden, ohne Augen, Ohren, Finger, Arme und Beine oder an schweren Blutkrankheiten leiden oder Atmungsprobleme haben. Inzwischen hat sich auch der Präsident der US-Golfkriegsveteranen meinen Vermutungen angeschlossen, dass diese Erkrankungen Parallelen zu den Vorgängen nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl im Jahre 1986 aufweisen.

Ähnliche Vorgänge haben sich aber auch in Mitteleuropa abgespielt. 1995 in Bosnien und 1999 im Kosovo. In diesem Zusammenhang erinnere ich an den Absturz des US-Kampfflugzeugs A 10 über Remscheid im Jahre 1988 und den Absturz der israelischen EL-AL-Transportmaschine über Amsterdam 1992. Beide Flugzeuge sollen radioaktives Material an Bord gehabt haben. In der Folgezeit traten in diesen Gebieten vermehrt Hauterkrankungen, Durchfall, Nierenversagen, Leukämie bei Kindern und Missbildungen bei Neugeborenen auf.

Im November 1996 wurde darüber berichtet, dass in Ex-Jugoslawien etwa 1.000 Kinder an einem Syndrom unbekannter Ursache litten: Kopf, Unterbauch und Muskelschmerzen, Atemnot und Schwindel. Über 600 Kinder wurden in Krankenhäuser eingewiesen. Im Dezember 1997 und Januar 1998 wurde in bosnischen Medien darüber berichtet, dass es in einigen Gebieten des früheren Jugoslawien zu einem dramatischen Ansteigen von Leukämie, Krebsbildungen und missgebildeten Neugeborenen gekommen ist. Eine seltsame Massenerkrankung habe auch Kühe erfasst: Die Milchproduktion sinke vielfach rapide und versiege teilweise ganz. Der Blutanteil in der Milch sei oft so hoch, dass sie für den menschlichen Genuss nicht mehr zu gebrauchen sei. In einigen Fällen seien auch bei Kühen Missgeburten registriert worden: Neugeborene ohne Haut an den Füßen, ohne Klauen oder Zunge, genetische Veränderungen, die auch bei anderen Säugetierarten beobachtet worden seien.

In Bosnien zeigten sich zudem auch Veränderungen bei der Vegetation: Es gäbe sehr wenig Früchte, die keine missgebildeten Formen zeigten. Nach Untersuchungen des Nuklear-Forschungsinstituts in Vinci habe die radioaktive Strahlung nach den NATO-Bombardierungen mit Uranmunition stark zugenommen. Im Januar 2001 wird auf den Titelseiten serbischer Zeitungen darüber berichtet, dass Kühe und Frösche mit 2 Köpfen, Ziegen mit 8 Beinen geboren werden. Die Urankatastrophe träfe nicht nur die Bevölkerung, heißt es dort. Auch deutsche Zeitungen haben darüber berichtet.

Zu den Gefahren niedriger Radioaktivität sollen hier auch die Ansichten einiger international bekannter Wissenschaftler vorgestellt werden. Der kanadische Wissenschaftler Abram PETKAU publizierte schon 1972 über den nach ihm benannten Effekt, wonach kleinste chronische Strahlendosen 100- bis 1000- mal gefährlicher sein können, als es die internationalen Strahlenschutzkommissionen bis auf den heutigen Tag annehmen. Nach den Untersuchungen des US-Amerikaners Ernest J.STERNGLAS aus dem Jahre 1974 erzeugt niedrige Radioaktivität nicht nur Erbschäden, Krebs und Leukämie, sie vergrößert auch die große Zahl gesundheitlicher Risiken überhaupt. Sie scheint selbst gewisse Umweltschäden wie das Waldsterben extrem nachteilig zu beeinflussen.

Jetzt noch einige Punkte, die besonders wichtig sind: Nach US-Geheimdienst-berichten hatte Deutschland im Zweiten Weltkrieg die Anwendung von Radioaktivität vorgesehen. Es sollten dadurch Gebiete unbewohnbar gemacht werden, Truppenansammlungen, Flugplätze und Bahnverbindungen bekämpft werden. Durch Tote in der Zivilbevölkerung der Städte sollte Panik erzeugt werden. Bereits im Sommer 1943 hatte Deutschland die Wolfram-Importe aus Portugal eingestellt. Rüstungsminister Albert Speer hatte angeordnet, dafür Uran zu verwenden. Durch Urangeschosse sollten die immer weiter vordringenden sowjetischen Panzer aufgehalten werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete auch die sowjetische Industrie an der Herstellung von Urangeschossen. Anfang der sechziger Jahre versuchte die deutsche Militärspionage mit allen Mitteln, eine neuartige Panzergranate zu erhalten, die von den Sowjets an die syrische Armee geliefert worden war. Nach US-Berichten wurde auch DU-Munition entwickelt. In Weekly World News vom 7. Februar 1995 heißt es in der Schlagzeile: “German company rocks world by selling NUCLEAR-TIPPED BULLETS!“

Wie vor kurzen im deutschen Nachrichtenmagazin “Der Spiegel“ berichtet wurde, räumte die deutsche Rüstungsfirma Rheinmetall ein, sie hat Anfang der siebziger Jahre DU-Munition entwickelt und erprobt. Ein Göttinger Professor berichtete sogar, Rheinmetall hat ihm angeboten, Testabschüsse mit verschiedenen Projektilen zu beobachten, die von der Firma aus abgereichertem Uran angefertigt worden waren. Auch der deutsche Rüstungskonzern MBB testete 17 Jahre lang DU-Munition.

Nach jetzt vorliegenden Informationen wurde in den USA die DU-Munition im Freilandversuch getestet, indem Stahlplatten mit DU- Munition beschossen wurden. DU-Munition wurde auch über dem Meer getestet. Alle diese Vorgänge wurden gefilmt und fotografiert. Es wäre daher verständlich, dass man bei diesen Versuchen die schwerwiegenden Nebenwirkungen der DU-Geschosse nicht kannte.

Als Arzt und Wissenschaftler rufe ich auch in diesem Vortrag – es ist jetzt der 106., den ich auf Einladung in 18 Staaten gehalten habe – dazu auf, die Anwendung der DU-Munition, über die jetzt schon über 20 Staaten verfügen, international zu verbieten. Mein Aufruf gilt besonders auch für die in letzter Zeit entwickelten Laser- Waffen, die bei Anwendung zu irreparabler Erblindung führen.

Es ist sehr hilfreich, dass der Papst, die Kirchen, Staaten wie Deutschland und Frankreich einem Dritten Golfkrieg, mit den furchtbaren Leiden für die Menschen, jetzt energisch entgegentreten.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!


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