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Titel: Daten zur neueren Entwicklung lassen die China-Warner alt aussehen.

Datum: 25. November 2009 um 9:03 Uhr
Rubrik: Länderberichte
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Es ist in manchen Kreisen üblich, wie weiland Kanzler Kiesinger vor der gelben Gefahr zu warnen. Es wird sehr grobschlächtig argumentiert und suggeriert, demnächst würden Millionen Chinesen vor unserer Tür stehen. Die neuesten Zahlen zeigen, dass erstens China die Finanzkrise erstaunlich gut meistert, zweitens viel für die innere Wirtschaftsentwicklung tut und drittens die Exporte eher ab als zunehmen. Diese Daten bestätigen das, was Heiner Flassbeck auf den Seiten 121 bis 126 [PDF – 59.1 KB] seines lesenswerten Buches „Gescheitert“ schreibt. Albrecht Müller.

Heiner Flassbeck schreibt u.a.:

„Weil China so große Sprünge in seiner Technologie und in seiner Produktivität machen konnte, haben seine Bewohner auch große Sprünge in ihrem Konsum machen können (…)
Insgesamt gesehen gibt es keinen Grund, wegen des chinesischen Aufholens in Panik zu verfallen. Es ist genau umgekehrt: Solange das Land rasch aufholt, bietet es seiner Bevölkerung im eigenen Land Entwicklungsperspektiven und zwingt kaum jemanden, das Glück außerhalb der eigenen Grenzen zu suchen. Für viele andere Länder wird China auf lange Zeit der wichtigste Markt werden. Anders als uns viele Panikpropheten weismachen wollen, stehen folglich die 700 Millionen arbeitsfähigen Chinesen keineswegs bereit, um unseren Arbeitsmarkt zu überfluten und unsere Löhne gegen Null zu drücken. Die Menschen bleiben selbst bei großen absoluten Unterschieden in den Lebensverhältnissen gerne in ihrer Heimat, wenn sie einen Arbeitsplatz haben und ihr Einkommen kräftig steigt.“

So ist es.
Und hier einige Fakten über die wirtschaftliche Entwicklung in China
aus dem „Country Forecast November 2009“ von „The Economist Intelligence Unit“ [PDF – 66.2 KB]. Die Zahlen sind Schätzungen der realen Entwicklung für das Jahr 2009:

  • Das Bruttoinlandsprodukt wächst voraussichtlich um 8,2 %,
  • der private Verbrauch um 9,4 %,
  • der öffentliche Verbrauch um 12,4 %,
  • die Investitionen (Gross fixed investment) um 15 %,
  • der Export sinkt um 9 %, im Jahre 2008 war er noch um 13,9 % gestiegen, in den Jahren davor sogar um Werte von circa 20 %.
  • Die Einfuhren sinken um 4,4 %,
  • die Binnennachfrage steigt um 11,6 %, das ist mehr als im Jahr 2008 und in den beiden Jahren davor.

Das lässt darauf schließen, dass die expansive Wirtschaftspolitik Chinas Früchte trägt. Nicht nur dort, auch für andere Länder. Die Umkehr bei den Exporten zeigt, dass sich die dynamische innere Entwicklung entlastend beim Export auswirkt.

Und hier noch zur Erinnerung ein Hinweis auf einen NachDenkSeiten Beitrag zu einem der Panikpropheten:
Steingart – Mittelmaß in der Sache aber Meister in der Kunst der Verführung.


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