Zumutungen am laufenden Band – Hinweise für Ihre Beobachtung der Szene

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Manchmal wünsche ich mir (und auch Ihnen), auf dem Weg ins Alter den kritischen Verstand so beiseite lassen zu können, wie das am 10. November bei Beckmanns Gesprächspartnerinnen Hildegard Hamm-Brücher und Margarete Mitscherlich zu bewundern war. Die beiden Damen notierten (ab etwa Minute 25) ihre tiefe Bewunderung für Angela Merkel. Am Ende dachte ich dann doch, es wäre besser, den kritischen Verstand nicht so zu verlieren, wie das hier dokumentiert wurde. Jene unter unseren Leserinnen und Lesern, die sich weiter im kritischen Beobachten üben wollen, will ich auf ein paar neue Zumutungen hinweisen. Bitte nutzen Sie die Möglichkeit, Freunde und Bekannte darauf aufmerksam zu machen und gemeinsam zu beobachten. In den letzten Stunden und Tagen werden wir wieder einmal richtig zugemüllt. Albrecht Müller.

Das Gespräch bei Beckmann war eine harmlose Variante, auch wenn man als Verehrer von Margarete Mitscherlich und Hildegard Hamm-Brücher schlucken muss, wenn Margarete Mitscherlich über Angela Merkel sagt, sie sehe „nur eine nachdenkende Frau“ und Mitscherlich offenbar nicht erkennt, wie sehr Europa zur Zeit darunter leidet, dass die deutsche Bundeskanzler in der Krise um Griechenland zum Beispiel auch nicht annähernd fähig und willens war, nachzudenken, etwas weiter zu denken, die Folgen zu bedenken. Auch tut es weh zu beobachten, wie die beiden Damen der gängigen Indoktrination – z.B.: Sozialdemokratisierung von Frau Merkel und der Union – widerstandslos ausgeliefert sind.

Zumutung: Europa an der Leine von Goldman Sachs:

Die beiden Damen haben nicht zur Kenntnis genommen, wie sehr auch ihre bewunderte Bundeskanzlerin am Netz des Einflusses von Goldman Sachs in Europa mitgearbeitet hat und mitarbeitet. Wir haben häufig darauf hingewiesen, zum Beispiel am Fall des von Angela Merkel berufenen Goldman Sachs Beraters Otmar Issing zum Vorsitzenden einer deutschen Kommission zur Erarbeitung von Regulierungen für die Finanzmärkte. Jetzt macht Le Monde darauf aufmerksam, dass der neue EZB Präsident, der neue Ministerpräsident von Griechenland und der Ministerpräsident von Italien im Netz von Goldman Sachs eingewoben sind. Siehe hier:

Goldman Sachs, le trait d’union entre Mario Draghi, Mario Monti et Lucas Papadémos
LEMONDE.FR | 14.11.11 | 18h57  •  Mis à jour le 15.11.11 | 14h41
Qu’ont en commun Mario Draghi, Mario Monti et Lucas Papadémos ? Le nouveau président de la Banque centrale européenne, le président désigné du conseil italien et le nouveau premier ministre grec appartiennent à des degrés divers au “gouvernement Sachs” européen. La banque d’affaires américaine a en effet tissé en Europe un réseau d’influence unique sédimenté depuis des lustres grâce à un maillage serré, souterrain comme public.
Auf Deutsch kann man die Zusammenhänge auch hier nachlesen:

Italien: Monti ist im Nebenjob Berater bei Goldman Sachs

Am Ende dieses Artikels finden Sie eine Übersicht über die verschiedenen Berater von Goldman Sachs.

Selig sind die beiden Damen und alle anderen, die solche Informationen aus Ihrem Urteil zum Zeitgeschehen und zu entscheidenden Personen unserer Zeit ausblenden können. Sie werden zu Beckmann eingeladen. Man applaudiert Ihnen. Selbst Konservative und Christdemokraten werden ihren Frieden mit den ehemals aufmüpfigen Liberalen und Linksintellektuellen machen. Das ist doch wunderbar.

Die nächste Zumutung mit Meldung von heute: Die Spekulationen gegen die nächsten Opfer werden forciert

15. November 2011, 14:19 Uhr

Extrem hohe Zinsen

Spekulanten wetten gegen Spanien, Belgien, Frankreich

Italiens Lage ist schon kritisch – nun zweifeln Anleger auch an Frankreich und Belgien: Die Zinsen für neue Schulden dieser Staaten steigen auf ein Rekordhoch, schlimm ist die Lage auch in Spanien. Die Deutsche Bank fordert eine radikale Rettungsaktion der Europäischen Zentralbank.

Und noch eine Zumutung: 0,5 % Wachstum von einem Quartal zum nächsten wird zum großen Boom hochstilisiert

Nach einer Meldung des Statistischen Bundesamtes betrug das Wachstum vom zweiten zum dritten Quartal 2011 0,5 % und im Vergleich zum Vorjahresquartal 2,6 %. Diese dürftige Veränderung, dürftig, wenn man aus einer Krise kommt, wird zum Boom hochstilisiert. „Aufschwung statt Krise“, heißt es. Von einem kräftigen Schub durch den Konsum ist die Rede. Die Gleichschaltung der deutschen Medien ist mustergültig. Siehe dazu Anlage 1.

Diese Stimmungsmache passt in die Gesamtstrategie: wir sind einzigartig in Europa, bei uns wächst alles, jetzt auch die Binnenkonjunktur, wider Erwarten. Damit kann man vergessen machen, dass die Einkommen der Lohnabhängigen seit Jahren stagnieren.

Die dickste Zumutung: Das gekonnte Abwiegeln der Verantwortung für das Laufenlassen des Terrors von rechts

Offenbar haben die Strategen der Union sehr schnell eine passende Strategie entwickelt: Sie selbst kritisieren den Verfassungsschutz und insbesondere den von Thüringen. Angela Merkel tritt affirmativ auf und wendet sich gegen die neue Gefahr. Dass diese Gefahr schon 20 Jahre wütet und über 100 Menschenleben gekostet hat, wird dabei vergessen gemacht. Potentielle Angriffe werden selbst aufgenommen. Beispielhaft gestern Abend im Heute journal. Dort hat der CDU-Anhänger Kleber von sich aus die Frage gestellt, ob die Verantwortlichen nicht auf dem rechten Auge blind gewesen seien. Und dann konnte der Sicherheitsexperte und Rechtsaußen des ZDF Theveßen vor Ort aus Thüringen den Vorwurf abwiegeln.

Bewundernswerte Strategen.

Beobachten Sie einfach. Es ist spannend, wenn auch bedrückend zugleich. Sprechen Sie mit Menschen in Ihrem Umfeld über diese Zumutungen. Sie sind dann leichter zu ertragen. Und sie können gemeinsam älter werden, ohne der Anpassung zu erliegen.

Anlage 1

Meldungen zum Boom:

Eine Übersicht von Google von heute Nachmittag:

Alle Artikel

Konjunktur in Deutschland – Krise? Nicht schlimm!

sueddeutsche.de – ‎vor 1 Stunde‎

Die Schuldenprobleme scheinen Europa schier zu erdrücken, doch die deutsche Wirtschaft wächst davon unbeeindruckt weiter. Die Industrie arbeitet auf Hochtouren und auch die Konsumenten kaufen eifrig. Vielleicht knackt die Bundesrepublik beim Wachstum …

Konjunktur: Konsum schiebt deutsche Wirtschaft kräftig an

ZEIT ONLINE – ‎vor 13 Minuten‎

Wiesbaden/Frankfurt (dpa) – Konsumfreudige Verbraucher haben der deutschen Wirtschaft noch einmal einen Schub verliehen – bald jedoch dürfte die ausufernde Schuldenkrise ihren Tribut fordern. Im dritten Quartal legte die deutsche Konjunktur kräftig zu, …

Trotz Schuldenkrise: Konsum schiebt deutsche Wirtschaft kräftig an

STERN.DE – ‎vor 37 Minuten‎

Die Schuldenkrise drückt, die Regierung senkt ihre Prognosen, doch den Verbrauchern ist’s egal: Dank des privaten Konsums ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal des Jahres trotz aller Unkenrufe kräftig gewachsen. Die Warnung, dass es nicht so …

Deutsche Wirtschaft wächst – Aufschwung statt Krise

Hamburger Abendblatt – ‎vor 1 Stunde‎

Im dritten Quartal wächst die deutsche Wirtschaft um 0,5 Prozent. Das BIP steigt um 2,6 Prozent. Allerdings wird 2012 Abschwung befürchtet. Ein Arbeiter zieht an einem Hochofen im Stahlwerk eine Probe. Der deutschen Wirtschaft geht es im ritten Quartal …

Quartalsbilanz: Dank Konsum: Aufschwung statt Krise

Hamburger Abendblatt – ‎vor 4 Minuten‎

Die Konsumfreude der Verbraucher ließ das Bruttoinlandsprodukt von Juli bis September um 0,5 Prozent zum Vorquartal zulegen. Ein Arbeiter zieht an einem Hochofen im Stahlwerk eine Probe. Der deutschen Wirtschaft geht es im ritten Quartal noch immer gut …

Konjunktur: Deutsche Wirtschaft um 0,5 Prozent gewachsen

FAZ – Frankfurter Allgemeine Zeitung – ‎vor 1 Stunde‎

Von Juli bis September hat das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum zweiten Jahresdrittel zugelegt. Wirtschaftswissenschaftler rechnen nun aber mit einer Eintrübung. Die deutsche Wirtschaft hat auch im dritten Quartal ordentlich zugelegt: Das …

Wirtschaftswachstum: Deutsche Wirtschaft wächst – niederländische schrumpft

Financial Times Deutschland – ‎vor 1 Stunde‎

Entgegen den Erwartungen ist das niederländische Wirtschaftswachstum im dritten Quartal gesunken. In Deutschland haben der private Konsum und Investitionen von Unternehmen die Wirtschaft hingegen stark angeschoben. Im Winterhalbjahr wird allerdings …

Wirtschaftswachstum: Deutsche Wirtschaft meldet sich zurück

FOCUS Online – ‎vor 1 Stunde‎

Es ist wie das letzte Aufbäumen vor der Krise: Im dritten Quartal ist die Wirtschaft noch einmal stark gewachsen. Die Aussichten für die nächsten Monate sind weniger gut. Der ZEW-Konjunkturindex steht so tief wie seit drei Jahren nicht mehr. …

Griechische Wirtschaft schrumpft weiter

AFP – ‎vor 1 Stunde‎

Athen — Griechenlands Wirtschaft ist im dritten Quartal weiter dramatisch geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging von Juli bis September um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück, wie die Statistikbehörde in Athen auf Grundlage …

Wachstum trotz Krise

Deutsche Welle – ‎vor 1 Stunde‎

Allen Unkenrufen zum Trotz hat die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal noch einmal kräftig zugelegt. Allerdings: Wie es weitergeht – darüber sind sich Experten uneins. Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal trotz der Schuldenkrise in Europa …

Deutsche Wirtschaft gewinnt wieder an Fahrt – Wiesbaden

FOCUS Online – ‎vor 1 Stunde‎

Wiesbaden (dpa) – Die deutsche Wirtschaft gewinnt wieder an Fahrt. Im dritten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal um 0,5 Prozent zu, teilte das Statistische Bundesamt mit. Auch das zweite Vierteljahr fiel besser aus als zunächst …

Wachstum: Deutsche Wirtschaft trotzt der Euro-Krise

Berliner Morgenpost – ‎vor 2 Stunden‎

Die deutsche Wirtschaft gewinnt wieder an Fahrt. Im dritten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preis-, saison- und kalenderbereinigt zum Vorquartal um 0,5 Prozent zu. Deutschland droht allerdings in den kommenden Monaten eine Flaute. …

Und hier noch zwei einschlägige Meldungen von Spiegel online:

15. November 2011, 12:16 Uhr

Schuldenkrise in Europa

Finanzprofis fürchten um den deutschen Boom

Die deutsche Wirtschaft trotzt der Schuldenkrise – aber wie lange noch? Investoren und Analysten sind so pessimistisch wie seit Oktober 2008 nicht mehr. Und auch der Wirtschaftsminister warnt vor einer Abschwächung.

15. November 2011, 08:07 Uhr

Konjunkturschub

Deutsche Wirtschaft trotzt der Krise

Die Konjunktur in Deutschland gewinnt wieder an Fahrt: Im dritten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal um 0,5 Prozent zu. Auch das zweite Vierteljahr fiel besser aus als zunächst berechnet.

Berlin – Die Schuldenkrise belastet fast ganz Europa – nur Deutschland trotzt ihr bislang erfolgreich. Das Bruttoinlandsprodukt hat von Juli bis September deutlich zugelegt, im Vergleich zum Vorquartal wuchs es um 0,5 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in einer ersten Schätzung mit. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs die Konjunktur gar um 2,6 Prozent.

…Die Löhne von Millionen Menschen steigen. In zahlreichen Branchen haben Gewerkschaften Steigerungen von mehreren Prozent erkämpft.

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