Der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2006 widerlegt die Miesmacher des Standorts Deutschland: Hohes Niveau der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands

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  • Deutschland ist mit 16,5 Prozent aller OECD-Exporte exportstärkstes Land von Technologiegütern. Die USA erreichen 15,5 Prozent, Japan 12,5 Prozent.
  • 12 % aller weltmarktrelevanten Patente stammen von Erfindern aus Deutschland. Mit 278 Patentanmeldungen je 1 Mio. Erwerbstätiger wird der OECD-Durchschnitt deutlich übertroffen.

Das sind einige der positiven Ergebnisse des neuesten Berichts der Wirtschaftsforschungsinstitute im Auftrag der Bundesregierung. Der aktuelle Bericht fordert aber auch, den Weg weiterer Investitionen in Bildung und Forschung konsequent fortzusetzen.

  • 6 % aller Ausgaben weltweit für Forschung und Entwicklung wurden im Jahr 2005 in Deutschland getätigt. Durch eine Verbreiterung des Teilnehmerfeldes im Innovationswettbewerb und mehr Dynamik in anderen OECD-Staaten hat sich dieser Wert verringert (1981: 11 %; 1991: 9,2 %).
  • 8,4 % aller weltweit anerkannten Fachpublikationen in den Natur-, Ingenieur- und Medizinwissenschaften entfielen auf Forscher aus Deutschland; seit einigen Jahren nimmt der Publikationsanteil nach steilem Anstieg in den 90er Jahren wieder ab. Die Qualität der wissenschaftlichen Publikationen ist hoch.
  • Für die deutsche Industrie war der Export forschungsintensiver Güter im vergangenen Jahrzehnt der entscheidende Wachstumsmotor. Fast drei Viertel des Umsatzzuwachses in forschungsintensiven Industriesektoren zwischen 1995 und 2004 wurde im Ausland erzielt. (Anmerkung: ein Alarmsignal für Absatz und Innovation auf dem Binnenmarkt)

Aber: Die Ergebnisse des deutschen Innovationssystems (Publikationen, Patente, Außenhandel) weisen höhere Werte auf als Investitionen in das Innovationssystem (FuE). Gleichzeitig ist bei einer großen Zahl von Indikatoren zur technologischen Leistungsfähigkeit – Innovatorenquote, High-Tech-Gründungen, Zahl der Wissenschaftler und Forscher, Studienanfängerzahlen – entweder der Zuwachs gering oder gar ein Rückgang zu verzeichnen. Das weiterhin hohe Niveau der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands darf nicht darüber hinweg täuschen: Struktur und Dynamik der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands sind deutlich zu verbessern.
(Anmerkung: Man kann eben nicht über Jahre hinweg etwa die Mittel für die Hochschulen kürzen und neue Barrieren für den Hochschulzugang aufbauen und erwarten, dass man weiter an der Spitze bleibt.)

Seit Anfang der 90er Jahre blieb das Wachstum der deutschen Industrieforschung durchweg unterhalb des OECD- und EU-Durchschnitts. Das habe damit zu tun, dass Investitionen der Wirtschaft in Forschung und Entwicklung (FuE) immer enger von der konjunkturellen Entwicklung abhingen. Die FuE-Ausgaben werden enger an die Produktion gebunden und an kurzfristigen ökonomischen Erfolgen ausgerichtet. (Anmerkung: Ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig eine vernünftige Konjunkturpolitik wäre.)

  • Die Beschäftigung von qualifiziertem Personal entwickelte sich positiv. Zwischen 1991 und 2004 nahm die Zahl der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss um 48 Prozent zu. Parallel zu diesem gestiegenen Arbeitskräfteangebot nahm die Zahl der hoch qualifizierten Erwerbspersonen um 1,8 Mio. zu, während gleichzeitig die Gesamtzahl aller Beschäftigten um 1,7 Mio. Erwerbspersonen sank. Qualifikation ist also ein entscheidender Faktor für zukunftssichere Arbeitsplätze.
  • Das Qualifikationsniveau der Bevölkerung gibt Anlass zur Sorge. 2003 verzeichnete Deutschland einen um 50 Prozent über dem OECD-Durchschnitt liegenden Bevölkerungsanteil mit einem Bildungsabschluss mit Sekundarstufe II oder einem Berufsabschluss. Bei jungen Menschen liegt dieser Anteil aber nur noch um 38 Prozent über dem OECD-Durchschnitt. Der Anteil der 25- bis 35-jährigen mit Hochschulabschluss liegt sogar um 25 Prozent unter dem OECD-Durchschnitt. Seit 1991 hat sich die Position Deutschlands gegenüber dem OECD-Durchschnitt bei den 25- bis 34-jährigen kontinuierlich verschlechtert. Etwas mehr als 20 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland verfügte 2003 über einen Hochschulabschluss – 55- bis 64-jährige ebenso wie 25- bis 34-jährige. Damit nimmt Deutschland bei den Älteren im OECD-Vergleich einen Spitzenplatz ein, bei den Jüngeren einen der Schlussplätze.
  • Anmerkung: An diesen geradezu erschreckenden Zahlen, welcher Schaden angerichtet wird, wenn durch die Einführung von Studiengebühren der „Preis“ für ein Studium durch Studiengebühren weiter angehoben wird und nach aller Ökonomenweisheit damit die Nachfrage weiter sinkt. Ja schon allein die Debatte darüber hat die Zahl der Studienanfänger sinken lassen.

    Quelle 1: Bundesministerium für Bildung und Forschung – Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2006 [PDF – 792 KB]
    Quelle 2: Bundesministerium für Bildung und Forschung – Die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands

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