Werner Rügemers Buch über Rating-Agenturen gibt Einblicke in das organisierte Verbrechen mit dem feinen Image

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Es zeigt, wie verflochten die drei großen Rating-Agenturen mit Hedgefonds, privaten Großvermögen und Investmentbanken sind, wie sie in den letzten 20 Jahren expandierten, wem sie gehören, wie sie mit den zu prüfenden privaten Unternehmen verflochten sind, wie viele Länder sie prüfen und wie sie ihre Macht über staatliche Entscheidungen ausgedehnt haben. Von Albrecht Müller

Wir erfahren, dass die Rating-Agenturen staatlich und überstaatlich erteilte Wächterfunktionen haben, wie gesteuert und zugleich beliebig die Rating-Urteile ausfallen können. Werner Rügemers Werk straft das Gerede von den Märkten Lügen. Wir haben es im Finanzsektor mit hoch konzentrierten Strukturen zu tun. „Als vermeintlich unabhängige und objektive Wächter des Marktes helfen sie ihren Eigentümern dabei, Unternehmen, Staaten und ganze Volkwirtschaften zu enteignen. Dabei schrecken sie vor suggestiven Ratings ebenso wenig zurück wie vor der Inszenierung von Krisen.“ Das ist beängstigend. Weit weg von demokratischen und marktwirtschaftlichen Verhältnissen.

Rügemer beschreibt, was zu tun wäre und was schon versucht worden ist.

Manche Erklärungen Rügemers zu den ökonomischen Zusammenhängen teile ich nicht. Die sich häufenden Zwischenüberschriften mit wenigen Zeilen darunter stören ein bisschen. Aber das tut dem Wert des Buches keinen Abbruch.

Das Buch des Autors von „Die Berater“ (2004) und „Heuschrecken im öffentlichen Raum“ (2011) ist 2012 bei transcript erschienen, hat 196 Seiten und kostet 18,80 Euro.

P.S. zur Qualifizierung als organisiertes Verbrechen in der Überschrift: Nach Lektüre des Buches in Kombination mit der praktischen Erfahrung halte ich diese Bewertung für sachlich berechtigt.

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