Hinweise des Tages

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  1. Bis Ende 2007 300.000 Langzeitarbeitslose weniger
    Die Zahl der Langzeitarbeitslosen wird sich bis Ende dieses Jahres um 300.000 reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Prognose das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die in der kommenden Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Capital erscheinen wird. Zum Vergleich: 2006 ging die Zahl der Langzeitarbeitslosen im gesamten Jahr um gerade einmal 20.000 zurück. Aus Sicht der Arbeitsmarktforscher ist vor allem die zunehmende Übernahme in reguläre Jobs positiv zu werten, wie die Zeitschrift den Bereichsleiter des IAB Eugen Spitznagel zitiert. Im Frühsommer dieses Jahres lag die Zahl der Langzeitarbeitslosen bei 1,37 Millionen.
    Quelle: Köln Nachrichten

    Anmerkung: Wait and see!

  2. Verwirrung um den Fortbestand der Entgeltumwandlung bei Betriebsrenten
    Ein gesetzgeberischer Betriebsunfall: Streng genommen würden auch nach 2008 auf Einzahlungen in Pensionskassen, Pensionsfonds und Direktversicherungen keine Sozialbeiträge fällig.
    Quelle: FTD
  3. DGB will Mitarbeiterbeteiligung “on top”
    Gewerkschaftschef Michael Sommer kritisiert die Modelle der großen Koalition zur Mitarbeiterbeteiligung. Der Investivlohn dürfe reguläre Lohnerhöhungen nicht ersetzen, verlangt der DGB-Vorsitzende. Andernfalls gebe es ein “Nullsummenspiel” für die Arbeitnehmer.
    Quelle: manager-magazin
  4. Neues aus dem Casino:
    • Das Dollar-Kartell
      Stehen wir vor dem großen Dollar-Crash? Wird die Weltwährung des 20. Jahrhunderts in die ewigen Jagdgründe der Wirtschaftsgeschichte eingehen? Ja, könnte man meinen, wenn man die Entwicklung des Wechselkurses anschaut, die seit Jahren nur eine Richtung kennt – tiefer, tiefer, tiefer.
      Der Dollar ist heute eine Weltwährung von Chinas, Arabiens und Russlands Gnaden.
      Staatsgelder dieser Länder gehören inzwischen zu den wichtigsten Quellen der Finanzierung des US-Defizits. 40 Prozent der Nettokapitalzuflüsse nach Amerika haben sie in den vergangenen Jahren ausgemacht, rechnet die OECD vor. Ein Signal auch an private Investoren, weiter in den USA zu investieren.
      Die Konstellation ist instabil. Die strategische Situation ähnelt einem Kartell: Der Anreiz, auszusteigen und einen schnellen Gewinn auf eigene Rechnung einzustreichen, ist enorm. Wer zuerst – und mutmaßlich heimlich – seine Dollar zu noch halbwegs vernünftigen Kursen auf den Markt wirft, steht besser da als die anderen.
      Quelle: manager-magazin
    • „Es ist die größte Blase, die es je gab“
      Die internationalen Finanzmärkte boomen, aber nicht nur sie. Denn auch die Preise vieler anderer Güter und so genannter Vermögenswerte laufen nach oben – und zwar weltweit. Diese Entwicklung ist unter anderem auf die reichlich vorhandene Liquidität zurückzuführen, erklärt Vermögensverwalter Jens Erhardt im Interview.
      Quelle: FAZ.Net
  5. Krankenstände auf Rekordtief
    Wundersame Gesundung: In Deutschland haben sich Arbeitnehmer im ersten Halbjahr 2007 so selten krank gemeldet wie seit Jahrzehnten nicht. Das wundert Arbeitsmarktexperten – denn bei guter Konjunktur steigt meist auch der Krankenstand.
    Quelle: Spiegel Online

    Anmerkung: Es kann natürlich gar nicht an den “Reformen” im Gesundheitssystem liegen, und den höheren privaten Kosten und schon gar nicht an der erhöhten Gefahr den Arbeitsplatz zu verlieren…..

  6. Zur Lage der deutschen Automobil-Zulieferindustrie im Jahr 2007
    Die vorliegende Studie bilanziert die aktuelle Situation der deutschen Automobil-Zulieferindustrie. Heinz-Rudolf Meißner und Ulrich Jürgens, die beide am Wissenschaftszentrum Berlin arbeiten, beschreiben, mit welchen Strategien die Auslagerung von Produktionsprozessen vollzogen wird, welchem Druck die Lieferanten ausgesetzt sind. Sie zeigen ferner, wie sich die Zulieferindustrie selbst verändert. Von einer früher vorwiegend kleinteilig strukturierten Branche hin zu einer Hierarchie von Unternehmen, in der die Anbieter von integrierten Systemen den Ton angeben. Und die Autoren befassen sich mit den Folgen des Preiskampfes für die Beschäftigten. Längst haben auch die Zulieferer die Verlagerungsdrohung als Mittel der Disziplinierung entdeckt. Für Beschäftigte, Betriebsräte und Gewerkschaften ist es meist schwer, den tatsächlichen Gehalt solcher Drohungen zu durchschauen. Unternehmensleitungen jonglieren gern mit Zahlen, die kaum zu prüfen sind. Umso wichtiger ist eine Verständigung über wirksame Abwehrkonzepte.
    In diesem Sinne verstehen wir diese Studie als Angebot zur Diskussion.
    Quelle: Dokumente Linksfraktion [PDF – 2,4 MB]

    Anmerkung eines Betriebsrates: Wir, die Betriebsräte der Fa. Lear Corporation E & E GmbH, Werk Bersenbrück, aber auch weitere Lear Standorte, befinden uns aktuell in der Erpressungsphase. 40 Std./Woche ohne Lohnausgleich statt 35 Std./Woche sind als Einstieg in die Verhandlungen gefordert. Der amerikanische Konzern Lear wird in der o.g. Studie auf Platz 10 gelistet, in der Tabelle “Die 50 größten Zulieferer 2005 nach Umsatz (nur Automotive)” Seite 18. Erklärtes Ziel des Lear Konzerns ist: “go east”.

  7. Chemikalien belasten Mensch und Tier
    Bisher unbeobachtete Umweltgifte reichern sich in Lebewesen wesentlich stärker an, als dies bisher bekannt war. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der kanadischen Simon Fraser University http://www.sfu.ca in Burnaby. Auch wenn es Bestrebungen gibt, die chemische Verunreinigung einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen, werden dennoch tausende Toxine vernachlässigt, die ebenso gefährliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben, berichten die Forscher im Wissenschaftsmagazin Science.
    Quelle: pressetext
  8. Sprit vom Acker
    Fünf Mythen vom Übergang zu Biokraftstoffen.
    Der Mythos eines unerschöpflichen Füllhorns namens Biokraftstoff lenkt von den mächtigen ökonomischen Interessen ab, die von diesem Übergang profitieren. Und er verdunkelt die politisch-ökonomischen Zusammenhänge zwischen verfügbarem Land und den Menschen wie zwischen Rohstoffen und Nahrungsmitteln. Der Ausdruck Biokraftstoff zeigt immer nur eine Seite der Medaille und behindert damit ein besseres Verständnis der tief greifenden Folgen, die sich aus der industriellen Transformation unserer Nahrungsmittel- und Kraftstoffsysteme ergeben.
    Quelle: Le Monde diplomatique
  9. Rolf Hochhuth: Wir Deutschen – eine Nation eingefleischter Denunzianten
    Keineswegs haben wir uns seit der Nazi-Zeit geändert; wir sind genau die geblieben, die wir schon unterm Führer waren: Die Nation der Denunzianten! Jetzt greifen so genannte „Historiker“ die drei Achtzigjährigen Hildebrandt, Lenz, Walser an mit der albernen Behauptung, die hätten bereits als Sechzehnjährige sich bemüht, NSDAP-Mitglieder zu werden… Diese Denunziation kann sich an Niedertracht sehen lassen neben jenen, die „unterm Führer“ für die Guillotine gereicht haben.
    Quelle: WAZ [PDF – 20 KB]

    Anmerkung: Für mich gibt es im Wesentlichen nur zwei Motive für die gegenwärtige „Aufdeckungskampagne“: Entweder man will uns vermitteln, dass doch auch hoch respektable Leute mitgemacht haben, oder man will uns sagen, dass die Mitgliedschaft in der Nazi-Partei doch ganz harmlos war und wir deshalb mit der Vergangenheitsbewältigung endlich aufhören sollten.

  10. Ungefährliches Halbwissen
    Das Nebeneinkünftegesetz verschleiert nicht nur die wirkliche Höhe der Einnahmen von Abgeordneten – es fehlen auch die Mittel, mit denen der Wähler Konsequenzen aus den Angaben ziehen könnte.
    Quelle: Telepolis
  11. Mit dem Finanzamt gegen Friedensbewegung?
    Der 1996 als Scharnier zwischen Wissenschaft und Friedensbewegung gegründeten gemeinnützigen “Informationsstelle Militarisierung” soll aufgrund von Zweifeln an der Verfassungstreue die Gemeinnützigkeit entzogen werden, wodurch sie faktisch zum Schweigen gebracht würde
    Die Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI) versteht sich als Scharnier zwischen Wissenschaft und Friedensbewegung und verfolgt seit ihrer Gründung 1996 ihr satzungsgemäßes Ziel, dem Frieden und der Völkerverständigung dienliche Informationen zu veröffentlichen und zu verbreiten. Hierbei nimmt sie unter anderem eine kritische Haltung zur deutschen Beteiligung an Angriffskriegen, zum Einsatz der Bundeswehr im Inneren und zum Abbau der Bürger- und Menschenrechte ein. Das Finanzamt Tübingen will dem Verein nun rückwirkend ab 2001 die Gemeinnützigkeit aberkennen.
    Quelle: Telepolis
  12. Patriotismus und Nationalismus hängen eng zusammen
    Nach Erkenntnissen des Psychologen Christopher Cohrs von der Universität Jena lassen sich Menschen nicht in gute Patrioten und böse Nationalisten einteilen. Bürger, die sich stark mit ihrem Land identifizieren, so Cohrs, seien anfällig für intolerantes und ausländerfeindliches Gedankengut: “Menschen mit patriotischen Einstellungen lehnen Nationalismus nicht ab. Vielmehr geht beides oft Hand in Hand.”
    So zeige sich in Umfragen, dass Patrioten zum Nationalismus neigen. Statistisch betrachtet hängen Patriotismus und Nationalismus eng zusammen. Viele Patrioten sind schlicht und einfach auch Nationalisten.
    Zwar behaupten Politiker gerne, dass ein aufgeklärter, selbstbewusster Patriotismus unverzichtbar für die Zukunft des Landes sei, doch Empiriker zeichnen ein anderes Bild vom Patrioten: Je stärker sich jemand mit seinem Land verbunden fühlt, desto eher wertet er andere Nationen oder Minderheitengruppen ab.
    Quelle: SZ
  13. Zu unserem Hinweis Nr. 6 vom 16.7.07 auf den Beitrag von Monitor Heuschrecken: “Wie Gewerkschaften ihre Mieter an Hedge-Fonds ausliefern” hat uns die Pressestelle des Vorstands folgende Stellungnahme geschickt:
    Am 10. November 2005 hatte die BGAG ihre Immobilientochter BauBeCon GmbH sowie weitere Wohnimmobilienbestände an den Finanzinvestor Cerberus verkauft. Der Verkauf der BauBeCon war ein weiterer und seit langem bekannter Schritt der BGAG, um sich aus ihren unternehmerischen Beteiligungen und aus der unternehmerischen Wohnungswirtschaft endgültig zurück zu ziehen. Vorausgegangen waren in den vergangenen Jahren der Verkauf der Volksfürsorge, der BfG, der Diba und anderer Beteiligungen. Es ist erklärtes Ziel der Gewerkschaften gewesen, sich schrittweise von unternehmerischen Beteiligungen zu trennen.
    Da sich die Immobilienbranche in punkto Kapitalbedarf und Risikobereitschaft in den vergangenen Jahren stark verändert hat, war es wirtschaftlich verantwortungsvoll und auch mit Blick auf die Verantwortung die wir gegenüber dem Vermögen, das uns die Mitglieder anvertraut haben, notwendig, dass die BGAG 2005 die Immobiliengesellschaft an einen finanzkräftigen Investor verkauft hat.
    Das Angebot von Cerberus wurde seitens der BGAG als das beste Angebot bewertet. Neben dem Kaufpreis war für die BGAG jedoch maßgeblich, dass Cerberus im Vergleich zu anderen die an weitesten gehende Absicherung hinsichtlich des Mieterschutzes und des Mitarbeiterschutzes vereinbart hat. Obwohl wir uns darüber im klaren waren, dass unsere allgemeine Kritik an Heuschrecken und unser Verkauf in diesem konkreten Fall zu Diskussionen führen würden, hat sich die BGAG gerade wegen dieser sozialen Aspekt für den Verkauf an Cerberus entschieden.
    Die IG Metall-Pressestelle beim Vorstand hat diesen Sachverhalt gegenüber „Monitor“ in mehreren Gesprächen deutlich gemacht und auf die BGAG verwiesen, die dies noch einmal schriftlich bestätigt hat. Leider sind in der Sendung jedoch aus dem Schreiben nur vier Worte zitiert worden, nicht jedoch der ganze Satz. Denn er hätte die Grundaussage des Beitrages in Frage gestellt. Von einer „Auslieferung“ der Mieterinnen und Mieter der ehemaligen BauBeCon kann also keine Rede sein. Es kann auch nicht sein, dass für mögliche Versäumnisse des jetzigen Vermieters die Gewerkschaften verantwortlich gemacht werden. Interessant ist auch, dass der Verursacher der geschilderten Mieterhöhungen, nämlich der Vermieter Cerberus offensichtlich gar nicht befragt wurde. Letztlich sei noch erwähnt, dass sich seit dem Verkauf im Jahr 2005 kein Mieter zu den im Bericht von „Monitor“ genannten Punkten an die BGAG gewandt hat.

    Anmerkung: Wer sich mit „Heuschrecken“ einlässt, sollte allerdings wissen welche Konsequenzen das haben kann.

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