Hinweise des Tages

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(KR/WL)

  1. Wirtschaftswunder
    Vom „Wirtschaftswunder“ kommt bei der Mehrheit der Menschen nichts an. 36 Prozent sagen, es geht ihnen schlechter. Rund 50 Prozent können keine Veränderung ihrer Lage feststellen. Die Tarifeinkommen der Beschäftigten sind im ersten Halbjahr um 2,3 Prozent gestiegen. Das ist zwar deutlich besser als im Vorjahr. Bei einer Preissteigerung von voraussichtlich 1,8 Prozent bleibt real gerade ein halbes Prozent übrig. Zwölf Prozent der Menschen geht es 2007 besser. Nur ein ganz kleiner Kreis von Reichen fühlt sich wie im „Wirtschaftswunder”. Zum Beispiel die Vorstandschefs der 30 DAX-Unternehmen. Sie hatten in den vergangenen fünf Jahren ein Plus von 50 Prozent.
    Quelle: ver.di Wirtschaftspolitik aktuell [PDF – 96 KB]
  2. Statistisches Bundesamt: Einzelhandelsumsatz im Juni 2007 real um 0,8% gesunken
    Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes setzte der Einzelhandel in Deutschland im Juni 2007 nominal 0,2% und real 0,8% weniger um als im Juni 2006. Der Juni 2007 hatte mit 26 Verkaufstagen einen Verkaufstag mehr als der Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr 2007 setzte der Einzelhandel nominal 0,8% und real 1,5% weniger um als im Zeitraum Januar bis Juni 2006.
    Quelle: Statistisches Bundesamt

    Anmerkung: Vor wenigen Tagen meldete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zu ihrer Juli-Umfrage: Der GfK-Konsumklimaindex kletterte auf 8,7 von revidiert 8,5 Punkten im Vormonat. Die Deutschen seien in „Kauflaune“ meldete die FDT, „Verbraucher bleiben optimistisch“ die Tagesschau, „Deutsche weiter in Champagnerlaune“ schreibt Börse Online. Der von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erhobene Konsumklimaindex basiert auf monatlich rund 2000 Interviews mit jeweils zwölf Fragen, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden.
    Wozu werden monatlich Steuergelder für notorisch daneben liegende Umfragen ausgegeben? Warum wartet man nicht einfach einen Monat ab und stützt sich auf die tatsächlichen Zahlen?
    Auf die Idee, dass der „Aufschwung“ an einem Großteil der Konsumenten vorbeigeht, weil sie in Leiharbeitsverhältnissen oder Niedrig-Lohn-Jobs sind, darf man wohl nicht kommen.

  3. Gute Arbeit für alle
    Eine kirchlich-gewerkschaftliche Initiative gegen Armut und Ausgrenzung hat einen Aufruf verfasst mit dem Titel: Soziale Ungerechtigkeiten als Herausforderung für Gewerkschaften und Kirchen.
    Quelle: FR
  4. «Absoluter Höchststand» bei Hartz-IV-Empfängern
    Die offiziellen Arbeitslosenzahlen täuschen: Der deutsche Landkreistag fürchtet eine steigende Armut und rechnet vor, wie viele Menschen wirklich von staatlicher Unterstützung leben.
    Quelle: Netzeitung
  5. Bundesamt vergisst jahrelang Millionen von Minijobs mitzurechnen
    Brisanter Rechenfehler: Das Statistische Bundesamt hat zugegeben über Jahre gut zwei Millionen Minijobs nicht mit in ihre Statistik einbezogen zu haben. Ein Arbeitsmarktforscher hält die Aufspaltung von Vollzeitjobs in mehrere Minijobs durchaus für denkbar – so sparen die Unternehmen Steuern und Sozialabgaben.
    Quelle: Tagesspiegel
  6. Bahn-Privatisierung wird für Länder teuer
    Die von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) geplante Privatisierung der Deutschen Bahn wäre für die Länder ein schlechtes Geschäft. Die Bahn plant, die Preise für die Nutzung der Schienen für den Regionalverkehr deutlich anzuheben – dies könnte die Länder einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
    Quelle: FTD
  7. Die Diskriminierung älterer Patienten in Deutschland nimmt überhand
    Für Franz Klein aber kommt alles zu spät. Seine Frau Malis hat bis vor zwei Wochen noch darum gekämpft, dass er medizinisch besser versorgt wird. Jetzt haben sie beide den Kampf verloren. In der Todesanzeige für ihren Mann schrieb sie verbittert: “Abschied ist ein scharfes Schwert: ein Kostenfaktor weniger. Durch die Gesundheitsreform war die nötige medizinische Versorgung nicht mehr gegeben. Nach schwerer Krankheit verstarb am 17. Juli 2007 mein Ehemann, unser Vater, Opa und Bruder im Alter von 74 Jahren, Franz Karl Klein.” – In Deutschland entsteht eine Drei-Klassen-Medizin. Neben der Unterteilung in Privat- und Kassenpatienten scheint sich eine dritte Gruppe zu bilden: die der älteren Patienten. Da ihre Behandlung häufig als unrentabel empfunden wird, erhalten sie keine adäquaten medizinischen Leistungen.
    Quelle: Deutschlandradio
  8. Neues aus dem Casino:
    • Die Zockerei bei der WestLB ist typisch für die Spätphase eines Booms
      In der Spätphase eines Booms lassen sich Investoren auf immer riskantere Anlagestrategien ein. Durch normale Käufe und Verkäufe können sie ihre überzogenen Erwartungen nicht mehr befriedigen. Eine der beliebtesten Strategien sind so genannte Spread-Wetten zwischen verschiedenen Kategorien von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren. Diese Wetten scheinen auf den ersten Blick risikolos, aber wenn man sie über längere Perioden ausübt, steigt das Risiko enorm. Genau diesem Phänomen sind die übereifrigen Aktienhändler bei der WestLB zum Opfer gefallen.
      Die WestLB-Händler wählten eine vermeintlich sichere Strategie, indem sie darauf wetteten, dass die Kurse von Vorzugs- und normalen Aktien langfristig konvergieren. Das ist im Ansatz plausibel, nur dürfen Investoren nie vergessen, dass Verluste meist kurzfristig auftreten. Der britische Ökonom John Maynard Keynes merkte einmal an, dass Märkte länger irrational sein können, als man als Investor liquide bleibt. Keynes musste es wissen: Er hat sich mehrmals im Leben kräftig verzockt.
      Quelle: FTD
    • Staat stützt IKB nach Fehlspekulation
      Die IKB Deutsche Industriebank ist durch Investments im angeschlagenen US-Kreditmarkt in die Krise geraten. Um eine Schieflage zu verhindern, ist die staatliche KfW-Bankengruppe, der größte Aktionär der Bank, eingesprungen.
      Quelle: FTD

      Anmerkung: Der Staat greift mal wieder in den Markt ein. Wer denn sonst?

    • Lucas Zeise: Die Party geht zu Ende
      Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine: Das aktuelle Zittern der Märkte ist eine gesunde Korrektur spekulativer Übertreibungen. Die andere: Die Korrektur deckt eine fundamentale Schwäche der boomenden Weltwirtschaft auf und signalisiert das Ende des zyklischen Aufschwungs. Ich neige zur zweiten Interpretation.
      Quelle: FTD
    • Wer schon immer am Wahrheitsgehalt von Analystenempfehlungen gezweifelt hat, sieht sich durch eine aktuelle Studie bestätigt
      Nach Aussage der Studienautoren dienen die Kaufempfehlungen für Privatanleger vielmehr dazu, sich beim Unternehmen beliebt zu machen, das man beurteilt. Wer in regelmäßigen Abständen eine Kaufempfehlung veröffentlicht, ist gern gesehener Gast auf Analystenkonferenzen und bekommt auch mal eine persönliche Markteinschätzung oder andere wertvolle Zusatzinformationen. Und welcher private Investor prüft schon nach, ob im Verlauf der letzten drei Jahre eher die Deutsche Bank oder die Commerzbank mit ihren Kaufempfehlungen Recht hatte?
      Quelle: Die Zeit
  9. Gleitende Arbeitszeit: Wie aus Politikern Manager und Aufsichtsräte werden
    Die Offenlegung von so genannten Nebeneinkünften der Mitglieder des Bundestages hat neben mehreren Ungenauigkeiten und Uneinheitlichkeiten den elementaren Mangel, dass Posten, welche die Parlamentarier erst nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag bekleiden, überhaupt nicht zu Buche schlagen. Somit bleibt völlig unberücksichtigt, ob Politiker, die in ihrer Amtszeit gravierende Weichenstellungen für Unternehmen getroffen haben, kurz nachher von diesen mit lukrativen Anstellungen bedacht werden, bzw. ihr Insiderwissen sofort nach Beendigung der Politikerlaufbahn in bare Münze verwandeln.
    Quelle: Telepolis
  10. Vom Superstudenten zum Betteldozenten
    Schön billig, darauf steht die Uni. Von 15 Euro für 45 Minuten Seminar können Dozenten nicht leben und nehmen trotzdem Lohndumping-Jobs an der Hochschule an. Manche lehren sogar honorarfrei – Hartz IV bedeutet für sie schon den sozialen Aufstieg.
    Quelle: SPIEGEL online
  11. Hedgefonds-Strudel erfasst Elite-Uni Harvard
    Die Turbulenzen an den US-Kreditmärkten haben ein neues Opfer gefordert: die renommierte Universität Harvard. Die hatte 700 Millionen Dollar in einen Hedgefonds von Sowood Capital gesteckt. Und der hat nun Schiffbruch erlitten.
    Quelle: Die Welt
  12. Das “Denglisch”-Problem: Wie deutsche Unternehmer ihre Muttersprache vernachlässigen
    In der Wirtschaft ist “Denglisch” Alltag. Doch der ständige Sprachmix aus Deutsch und Englisch trifft nicht immer die Erwartung der Kundschaft. Die Abnehmer können mit englischen Begriffen zumeist nichts anfangen.
    Quelle: DLF