Bild widerspricht Sinn – sichere Rente Lebenslüge oder Märchen?

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Das ist wohl dem verantwortlichen Redakteur nicht aufgefallen: Sinn schreibt: „Eine private Versicherung würde doppelt so viel Rente ergeben“ . Der Bild-Kommentator Rolf Kleine schreibt direkt neben Sinn auf der gleichen Seite: „Wer seine Ersparnisse an der Börse anlegt, darf sich nicht beklagen, wenn er Geld verliert. Die Geschichte vom „Sterntaler“ ist und bleibt ein Märchen.“ Mehr als ein Viertel der Anlagegelder für Lebensversicherungen stecken in Aktien. Wer also sein Geld in Lebensversicherungen anlegt, darf sich also auch nicht beklagen, wenn er Geld verliert – alles andere ist ein Märchen. Wolfgang Lieb

Sinn aber behauptet, die umlagefinanzierte Rente sei eine „Lebenslüge“ und das, obwohl diese Form der Alterssicherung zwei Weltkriege, eine Weltwirtschaftskrise, sämtliche Finanzkrisen und im letzten Jahrhundert eine viel dramatischere demografische Entwicklung überlebt hat, als sie in Zukunft auch unter den düstersten Annahmen zu erwarten ist. Wer so tut, als würde die Rente nicht so oder so von der wirtschaftlichen Entwicklung und von politischen Entscheidungen abhängen, der lügt (siehe den heutigen Beitrag von Albrecht Müller).

Ein Wirtschaftsprofessor wie Sinn, der ständig niedrigere Löhne und die Senkung der sog. Lohnnebenkosten als Lösung aller wirtschaftlichen Probleme fordert, der muss natürlich, weil damit die Rentenversicherungsbeiträge auch ständig sinken müssen, zum Ergebnis kommen, dass „viele von der Rente nicht mehr leben können“. Das hat aber nichts mit der Zunahme der Zahl der Rentner, sondern mit Sinns falschen ökonomischen Rezepten zu tun.

Sinns Forderung nach einem „radikalen“ Umbau des Rentensystems – sprich seiner Privatisierung – hat nur ein einziges Ziel: Die Arbeitgeber von der paritätischen Mitfinanzierung zu befreien und die Arbeitnehmer zusätzlich zu belasten, indem sie (alleine) privat vorsorgen müssen. Deshalb auch seine Forderung zum „Zwangs-Riestern“. Das ist die einzige „Wahrheit“, die hinter Sinns „5 Wahrheiten“ in Bild steckt.

Wie aber die Arbeitnehmer mit immer niedrigeren Löhnen die Raten für ihre privaten Lebensversicherungen bezahlen können sollen, das verrät der für Bild „beste deutsche Ökonom“ allerdings nicht. Er glaubt wohl an die Geschichte vom „Sterntaler“. Wenn die Arbeitnehmer nur erst einmal so arm sind und sie ihr letztes Hemd an die Arbeitgeber abgegeben haben, dann sollen für sie wohl, wie im Märchen, die Taler vom Himmel fallen.