Nutzen Sie unser Serviceangebot: die Zusammenstellung interessanter Dokumente der Zeitgeschichte. Heute ergänzt um die Putin-Rede in München 2007.

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Da wir von unserer eigenen Arbeit wissen, wie nützlich es ist, auf eine Auswahl wichtiger Dokumente zurück greifen zu können, haben wir uns zu diesem Angebot für NachDenkSeiten-Leserinnen und Leser entschlossen. Wenn Sie in der dort verlinkten Dokumentation blättern, dann werden Sie Anregungen auch für Ihre eigene Arbeit oder einfach nur fürs Nachdenken und fürs Gespräch finden. – Wir ergänzen diese Dokumentation immer wieder neu. Heute um die Rede des russischen Präsidenten bei der Sicherheitskonferenz in München im Jahre 2007. Das war eine interessante und wichtige Rede. Warum? Albrecht Müller.

Sie wird von Politikern und in unseren Medien oft, aus meiner Sicht willentlich, falsch interpretiert. Typisch für diese Fehlinterpretation ist eine Äußerung der als Fachfrau für Russland und die Ukraine geltenden Sabine Adler im „Hintergrund“ des Deutschlandfunks vom 2.3.2017. Ich zitiere:

Putins Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, vor genau zehn Jahren, gilt als Beginn der Kehrtwende des russischen Präsidenten. Hatte seit dem Zerfall der Sowjetunion mancher sogar schon von einer NATO-Mitgliedschaft Russlands geträumt, gab es nun ein schrilles Erwachen. Die Töne gegen die westliche Demokratie wurden stetig schärfer.

Der russische Präsident hat 2007 in München eine bemerkenswerte Rede gehalten. Man könnte in gewisser Weise auch von historisch sprechen. Er hat in dieser Rede dem Westen den Spiegel vorgehalten, er hat beschrieben, was die Kriege des Westens in der Welt anrichten. Und es ist Enttäuschung darüber zu spüren, dass es in Europa nicht zu der verabredeten Zusammenarbeit, sondern zu einer neuen Konfrontation gekommen ist.

Die Rede ist nicht der Beleg eines „schrillen Erwachens“, wie Frau Adler meint. Und es sind auch keine scharfen Töne gegen die „westliche Demokratie“. Die Rede ist eher von einem tiefen Bedauern gekennzeichnet, allerdings auch von einer offenen Sprache über die Scheinheiligkeit des Westens. Putins Rede zeigt, dass Russland nicht mehr zu den Provokationen schweigt, die ihm der Westen nach 1990 zugemutet hat. Das ist richtig. Aber mit der neuen Konfrontation angefangen hat Russland nicht.

Natürlich tut diese Erkenntnis und Wertung einer Scharfmacherin wie Frau Adler weh. Sie versucht deshalb, wie andere Kolleginnen und Kollegen auch, die Interpretation umzudrehen.

Am besten ist es, Sie nehmen sich, wenn Sie das Thema interessiert, die Zeit, die Rede zu lesen. Ich habe das getan und werde bei einer späteren Gelegenheit in Stichworten skizzieren, was mir dabei aufgefallen ist.

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