Die Anstalt: „Die Moral von der Geschicht: Umverteilung gibt es nicht.“

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Wir ergänzen unsere Dokumentation interessanten Kabaretts mit einem echten Highlight des TV-Jahres 2016: Der ‚Anstalt‘ vom April 2016 zum Thema Reichtum und Armut. Nach wie vor sehr aktuell. – In einer grandiosen Neuinszenierung der Geschichte von Robin Hood gehen die Anstaltsleiter Claus von Wagner und Max Uthoff gemeinsam mit ihren Gästen Abdelkarim, Lisa Fitz und Nils Heinrich den Ursachen der Vermögensungleichheit und den von interessierter Seite vorgetragenen Mythen zur Rechtfertigung nach. Am Ende steht die alte Erkenntnis, dass gerechte Steuern der Preis der Zivilisation sind, aber auch, dass es keine Umverteilung geben wird, solange die Mittelschicht am Status Quo festhält. Carsten Weikamp.

Zwischenbemerkung Albrecht Müller, Herausgeber der NDS: Die Dokumentation interessanten Kabaretts haben wir auf den NachDenkSeiten eingerichtet, damit Sie sich abseits des Tagesgeschehens gelegentlich mal bei etwas Heiterem und dennoch Hintersinnigem erholen können. Das könnte am Wahltag schon hilfreich sein. Viel Vergnügen.

Die Anstalt vom 05.04.16

Robin Hood ist nach eigenen Worten „mehr auf der operativen Ebene“ tätig und muss feststellen, dass die Reichen nicht so leicht zu fassen sind. Zwar gelingt es dank seiner Freunde, den Entgegnungen des reichen Grafen Underwood nicht auf den Leim zu gehen, den er im Wald gestellt hat. Miss Mittelschicht ist allerdings von ihrem Traum, durch fleißige Arbeit selbst eines Tages zu den Reichen zu gehören, vorerst nicht abzubringen, und bindet sich so weiter an den reichen Herrn.

Bei Sheriff Nothinghave von der Finanzbehörde erfährt Robin, dass es durchaus Umverteilungsinstrumente wie die Vermögensteuer gibt, dass diese aber nicht angewendet werden. Er muss darüber hinaus entsetzt zur Kenntnis nehmen, dass bereits die korrekte Erfassung und Feststellung des Vermögens Reicher in fragwürdiger Weise nachlässig ist, während die Verhältnisse Bedürftiger penibel und aufwendig erhoben werden.

An der Tafel des Sheriffs von Nothinghave, wo der Wohlstand verteilt wird, zeigt sich, dass die große Ungleichheit vor allem ein Ergebnis politischer Entscheidungen zugunsten der oberen Einkommens- und Vermögensschicht ist.

Robin Hood lehnt das großzügige Angebot Graf Underwoods ab, Gesicht von dessen wohltätiger Stiftung zu werden. Er fordert stattdessen eine angemessene Erbschaftsteuer und räumt alle Einwände des Grafen aus dem Weg.

Miss Mittelschicht hat derweil verstanden, dass der alte Traum der Mittelschicht „vom Tellerwäscher zum Millionär“ nichts als eine Illusion ist, und schlägt sich mit der Forderung einer Vermögens- und einer vernünftigen Erbschaftsteuer auf die Seite Robin Hoods. Graf Underwood besteht darauf, dass Gesetze vom Parlament gemacht werden, und deutet an, dass er sicher ist, dort seinen Einfluss besser geltend machen zu können als bei Robin und seinen Gefährten.

So treten die Parteien in einem Bogenschußturnier um die Gunst der Stimme der Mittelschicht an. Es zeigt sich, dass die Parteien kein wirkliches Interesse an der Umsetzung von Umverteilung haben. Einzig Die Linke verspricht, die Forderungen glaubwürdig zu vertreten, erscheint aber aufgrund ihres Verlierer-Images für die Mittelschicht nicht wählbar. Und so bleibt alles beim Alten …