Präsident Lagos, Chile: Privatisierung der Alterssicherung = enorme Belastung für den Staat

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

In der FR vom 26.1.05 erschien ein Interview mit dem chilenischen Präsidenten Lagos. Sozialist Lagos äußert sich sehr kritisch zu dem privatisierten Rentensystem Chiles und empfiehlt, diese Lehre in der deutschen Reformdebatte zu bedenken. Gleichzeitig meldete (z.B.) die Badische Zeitung mit Berufung auf ein vorwärts-Interview, der SPD-Vorsitzende Müntefering denke darüber nach, den Abschluss der (privaten) Riesterrente zur Pflicht zu machen. Vielleicht sollte Franz Müntefering einmal in einen Erfahrungsaustausch über die private Rentenversicherung mit seinem Parteifreund aus Chile treten.

Die relevante Frage und Antwort in der FR vom 26.1.2005:

FR, Jens Holst: “Die international stark beobachtete Privatisierung der chilenischen Rentenversicherung beschert vielen Alten eine Rente, von der sie nicht leben können. Muss der Staat einspringen und in vielen Fällen die Altersversorgung aufstocken?”

Präsident Lagos: “Ja, das stimmt. Die Hälfte der Rentner wird nicht das garantierte Mindestrentenniveau erhalten. Wir bringen ein Gesetz zur Verbesserung der Einkommenssituation alter Menschen ein, weil sich das individuelle Kapitaldeckungsverfahren als unzureichend erweist. Das ist die Lehre, die wir ziehen, und die auch in der deutschen Reformdebatte zu bedenken wäre: Die Privatisierung der Alterssicherung bedeutet für den Staat enorme finanzielle Belastungen.”

Reisen bildet bekanntlich, vielleicht schickt die SPD mal jemand nach Chile, der sich vor Ort umschaut, welche sozialen Probleme die private Rente gebracht hat, statt nur auf die Einflüsterungen der hiesigen Versicherungslobby zu hören.

Quelle: vorwärts-Interview mit Müntefering »

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