Leserbriefe zu diversen Themen

Ein Artikel von:

In der letzten Zeit erreichten uns einige interessante Leserbriefe zu verschiedenen Themen, die wir im Folgenden wiedergeben. Es ist zur Abwechslung mal eine bunte Mischung, da es sich bei den Leserbriefen teilweise um „Solitäre“ zum jeweiligen Artikel handelte. Auch die weiterführenden Links bieten Stoff zum Nachdenken am heutigen Sonntag. Ein Dank an die Leser und Leserbriefschreiber! Vielleicht gelingt es ja, noch gemeinsam etwas zum Positiven zu verändern, und wenn es nur die Sichtweise ist. Zusammengestellt von Moritz Müller.

Zu Eine „Kulturnation“ lässt ihre Kinder im Stich – Die Missachtung des Musikunterrichts ist ein Skandal

1. Leserbrief

Lieber Herr Riegel,
ich halte es für angemessen, das Wort “Kulturnation” in Ihrem Artikel in Anführungszeichen zu setzen. Denn, wir sind keine. Zumindest keine besonders tolle. Der Hirnforscher Manfred Spitzer weist in seinen Vorträgen, Aufsätzen, Büchern immer wieder darauf hin, dass er die Fächer

  • Musik
  • Theaterspiel
  • Sport

für die wichtigsten Schulfächer hält. Ihm möchte ich zustimmen. Nach meiner Einschätzung, und auch da benennt Spitzer Details aus seiner Sicht als Hirnforscher, werden wir mit diesem unsäglichen “Digitalpakt”, bei dem alle Parteien jubilieren, uns eine Generation erschaffen, die bis zum Maximum konsumieren wird, aber auch maximal verblödet. Es ist nur logisch, dass Spitzer angefeindet wird, da er die digitale “Demenz” angreift, und damit einen riesigen Markt und dessen Gewinne in Frage stellt.

Denken wir kurz zurück: In den 20ern brachte A.Einstein die Relativitätstheorie in die Welt. Bis heute ein geniales Werk. Der hatte keine “digitale Ausbildung”, weil es Quatsch ist, dafür zu plädieren, dass nur so heutzutage Großes vollbracht werden könne. Er ist das beste Beispiel dafür.

1954 starb der Dirigent Wihelm Furtwängler. Danach kam kein Deutscher mehr, dem die Aufgabe zuteil wurde, die Berliner Philharmoniker zu leiten. Wenn der derzeitige Chef Sir Simon Rattle (Brite) nächstes Jahr den Dirigentenstab übergibt, wird ihn ein Russe (Kirill Petrenko) entgegen nehmen. Dessen derzeitiger Job an der Bayrischen Staatsoper wird dann erneut ein Russe übernehmen(Vladimir Jurowski).

Wie man sieht, wurden diesbezüglich offensichtlich vor langer Zeit keine/falsche Weichen gestellt. Gruß an die Kultusminister, bitte weiterschlafen…

Es geht aber auch anders: José Antonio Abreu, der dieses Jahr starb, engagierte sich für die Förderung junger Musik-Talente in Venezuela. Er erkannte, genau wie Spitzer das beschreibt, dass in jungen Jahren eine Förderung begabter Musiker aussergewöhnliche Erfolge haben wird. So entstand das von der Regierung geförderte Programm “El Sistema”. Einer der Großen entstammt daraus, der jüngste Stardirigent unserer Zeit: Gustavo Dudamel. Schon vor 10 Jahren wurde ihm die Leitung des Los Angeles Philharmonic Orchestra übertragen. Für mich folgerichtig, dieses Orchester ist eines der Besten. Etwa zur gleichen Zeit leitete dieser begnadete Dirigent die Oberstufenmusiker seines Landes an. Es ist für mich einfach nicht vorstellbar, junge Menschen hier in DE mit solch hoher Professionalität und Begeisterung höchstem Schwierigkeitsgrad musizierend zu erleben.

Dabei wissen wir doch, wie es geht. Schon in den 50ern hat Leonard Bernstein es vorgemacht. Mit Young People’s Concert rief er eine ganze Nation auf. Die Medien spielten mit, das TV spielte mit. Näher kann man jungen Menschen die Musik nicht mehr bringen. Das wäre allemal eine bessere Beschäftigung, als sich mit virtuellen “Gefahren” nicht vorhandener Bedrohungen aus dem Osten zu befassen und sogar Nicht-Volljährige für den Kriegsdienst dafür zu gewinnen.

Gruß R.B.

Anmerkung Moritz Müller: Siehe hierzu auch das kommende Pleisweiler Gespräch.


Zu Nachtrag zur Unglaubwürdigkeit der Tagesschau und zur erkennbaren Gleichrichtung vieler Medien. Wer steuert Medien und Politik?

2. Leserbrief

Hallo Redaktion,

gestern veröffentlichte Norbert Häring in seinem Blog die Vorstellung eines Buches, welches zum Teil zur Erhellung beitragen kann.

Grob widergegeben geht es um zwei differierende Strategien: hie die der Geopolitk der USA als Weltdominierender Macht, da  Russia’s Geoeconomic Strategy for a Greater Eurasia” von Glenn Diesen (so der Titel des Buches).

Es werden einige US-Politiker zitiert, die mit dem Begriff “Vasall” hantieren.

Hierzu die Wikipedia:

Ein Vasall (von keltisch gwas, von lateinisch vassus „Knecht“) war im frühen Mittelalter (5.−7. Jahrhundert) ein Herr, der sich freiwillig als Gefolgsmann in den Dienst eines anderen Herren stellte und sich diesem für bestimmte militärische oder diplomatische Dienstleistungen verpflichtete. Der Vasall musste eine bestimmte Anzahl an Soldaten zur Verfügung stellen, um somit den Dienstherrn in dessen Krieg zu unterstützen. Die Lehnspflicht bestand aber auch aus Abgaben, zum Beispiel für die herrschaftlichen Kriegsdienste, oder aus ähnlichen Leistungen. Der Vasall genoss im Gegenzug den Schutz seines Lehnsherren.

Dass ein Vasall häufig auch Geiseln ( eigener Nachwuchs ) an den Hof des Herren senden musste machte das Verhältnis dann fester. Wurden die Geiseln doch in frühester Jugend an den Hof gebracht und in Sinne des Herrschers erzogen (indoktriniert).

Und wenn ich mir dies vor Augen halte, erklären sich mir einseitige Berichterstattungen gegen (u.a.) Russland ungefähr so:

Der Vasall (nicht nur) Deutschland entwickelt das öffentlich-rechtliche Informationssystem – selbstredend unter Aufsicht des Herren – und kann seine Feudal-Nachrangigen mit Pfründen beglücken (Parteien, Klerus, Gewerkschaften,…), wenn diese sich an die Richtlinienkompetenz des Herrschers halten. Innnerhalb dieses Rahmens dürfen die Vasallen und Feudal-Nachrangige relativ frei entscheiden. Es werden Hofberichterstatter/innen eingestellt und werden z.B. über die Route “Nordatlantik” zur Komplettierung ihrer Ausbildung in Richtung Herrscher gesandt, wo sie die Dokrin des Herrschers derart verinnerlichen, dass ihnen selbständiges kritisches Denken gegenüber dem Herrscher verlorengeht.

Für private Presse gilt das Gleiche.

Und Schwupps, nach einigen Jahren als z.B. Washingtonkorrespondent/in kommt ein Hofberichterstatter – der vielleicht so gut schreibt wie U. Wickert – zurück und erklärt uns die Welt.

Man siehe: der Kapital-Feudalismus funktioniert wie im Mittelalter.

Und was Christian Dicke in seinem Leserbrief von Mausfeld zitiert ist nur eine sehr richtige Nebenfunktion:

Lass die Leute ein Fussball-Sommermärchen feiern und besprechen, die Köpfe sind dann damit beschäftigt und es werden Gesetze verabschiedet, die auf keine Kuhaut mehr passen.

Schönen kynischen Gruß aus Hamburg
Andreas Bollmann


3. Leserbrief

Liebe Redaktion der Nachdenkseiten!

Vorwegschicken möchte ich, dass ich Ihre Arbeit schätze – trotz der einen oder anderen Kritik, hier und da. Aber das ist ja eigentlich normal, dass man nicht immer einer Meinung sein kann.

Diesmal allerdings möchte ich, vielleicht, weniger eine Kritik als ein tiefes Unbehagen vorbringen. Und das, obwohl ich im Grunde ziemlich einig bin mit Ihnen, dass es in der Tat eine ziemlich kohärente Ausrichtung der “offiziellen” Medien gibt, insbesondere darin, jede Form auch nur im Ansatz grundsätzliche Kritik (und als grundsätzlich wird ja inzwischen auch schon eine schlicht neo-keynesianische Position wie die von H. Flassbeck betrachtet) am neoliberalen Mainstream des Populismus zu zeihen und damit eine inhaltliche Auseinandersetzung zu umgehen respektive abzuwürgen. Mein Unbehagen bezieht sich auf den im Betreff dieser Mail zitierten Beitrag un hier speziell auf einen Link, der im zweiten publizierten Leserbrief (von Herrn Dicke) zitiert wird. Ich bin nicht in der Lage, den Sachgehalt des Textes von A. Fomin auf free21 zu überprüfen, noch zu widerlegen oder zu bestätigen. Aber mein Gefühl gegenüber diesem Text ist ein sehr ungutes.

Ich denke, allein schon die Auswahl der Tweets ist seltsam, mit Sicherheit sind es nicht nur 19.000 zu dem Thema sondern sehr, sehr viel mehr. Dann auch der eine konkret (mit Faksimile) zitierte. Dass es den gab/gibt soll gar nicht bestritten werden. Aber ich frage mich schon, wenn ich so einen Artikel lese: Cui bono?

Es ist doch klar, dass es unter den Flüchtlingen Infos und Gerüchte darüber gibt, welches Land warum am besten ist als Fluchtziel. Und sicherlich werden haufenweise falsche und richtige Hoffnungen – auch aus bestimmten Interessen – gestreut. Aber die Tatsache, dass zu einem bestimmten Zeitpunktein regelrechter Flüchtlingsstrom entstand auf Twittertweets zurückzuführen scheint mir denn doch sehr gewagt. Zumal ein Punkt nur schwerlich zu erklären wäre: Wieso kam es eigentlich, dass die proportional grösste Zahl der Flüchtlinge nach Schweden wollte (und bis zu einem bestimmten Zeitpunkt auch ging), obwohl doch Schweden in den Tweets kaum als flüchtlingsfreundliches Land genannt wurde?

Ich sag’s einfach mal rundheraus, wie mein Empfinden ist: Bei diesem Artikel (dem, auf den im Link hingewiesen wird) kommt in mir tatsächlich ein tiefes Unbehagen hoch, denn er liest ich, wie die verschwörerischen “Analysen” auf den Seiten der Identitären und Rechten … Und auch der eigentliche schöne Satz von H. M. Enzensberger (als er noch ein Aufklärer und Kritiker der BRD war) “Keine Angst vorm Beifall von der falschen Seite” hilft mir in diesem konkreten Fall “aus der Patsche”. Es wäre sehr schade, wenn man sich zum nützlichen Idioten eigentlich vollkommen konträrer Positionen machen würde.

Dass es die Rechte ist, die das soziale und kulturelle Elend adressiert – und nicht eine sozialdemokratische oder auch linke Opposition, das ist eine Tragödie (für die es Gründe gibt), die man abwenden muss. Aber das darf nicht dazu führen, deren Spiel zu spielen.

Mit freundlichen Grüssen,

Ulrich Hausmann


4. Leserbrief

Lieber Herr Müller

Guten Morgen aus Porto.

Dass immer noch viele die Tagesschau einschalten, ist wohl eine richtige, wenn auch völlig unverständliche Beobachtung. Dass die NATO eine immer aggressivere Politik meint, inszenieren zu müssen, dass sie dafür widerwärtige Propaganda betreibt, die die modernen Hofberichterstatter gierig, aber bewusstlos aufgreifen, obwohl sie angeblich der öffentlichen Information dienen, dass die NATO einen Feind aufbauen muss und sich dafür wieder einmal Russland ausgeguckt hat, all das ist auch leider zutreffend.

Nur: Dass die ARD Tagesschau Glaubwürdigkeit hat oder von vielen, die da einschalten, als glaubwürdig angesehen wird, muss man nicht unbedingt annehemen. Wer immer noch Tagesschau einschaltet, macht das sicher auch aus einer tiefsitzenden Gewohnheit heraus, das ist ein Reflex abends um 8. Gibt es eigentlich ein Profil der Tagesschau-Einschalter? Sie haben als Medienanalyst doch sicher die eine oder andere Information.

Natürlich haben Sie Recht: Auch an Reflexen und Gewohnheiten muss man arbeiten. Insofern bleibt Ihr Fazit am Schluss.

Viele Grüsse und weiterhin alles Gute.
Ihr Lothar Gündling


Zu Russland

5. Leserbrief

Liebe NDS,

macht unbedingt weiter so und noch besser. Mir ist aufgefallen, dass Ihr gut über Russland und Putin berichtet, aber weniger über die Russische Zentralbank, bzw. die Leute, die hinter Putin stehen. Das wäre aber m.E. unbedingt wichtig, die Strippenzieher hinter der Politik mehr ins Licht zu holen.

Wir brauchen Visionen für eine bessere Zukunft. Dazu müssen wir erst einmal analysieren, was denn in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Und mir fehlt da ein wenig, dass eindeutig der sogenannte „real existierende Sozialismus“ in der DDR und der Sowjetunion als das gekennzeichnet wird, was er wirklich war: Ein Fake, eine Täuschung, eine Elitendiktatur. Den richtigen Sozialismus hatten wir doch gar nicht. Wie gesagt – die Arbeiterklasse war überhaupt nicht Eigentümer ihrer Produktionsmittel. Sie hatten keine Anteilsscheine Ihrer Fabriken, keine Grundbucheinträge und kein wirkliches Stimmrecht. Auch die Frauen waren nicht wirklich gleichberechtigt. In den männlichen Eliten gab es, wie heute, nur Quotenfrauen. Wirklichen Einfluss hatten sie genau so wenig wie heute Frau Merkel. Wobei es noch nicht mal eine Generalsekretärin gab.

Warum wird das heute nicht breit diskutiert und der Begriff des Sozialismus/Kommunismus wieder rehabilitiert ? Ich bin kein Verschwörungstheoretiker, aber ich halte es zum Beispiel nicht für ausgeschlossen, dass Lenin in der Schweiz nicht nur mit dem deutschen Geheimdienst, sondern auch mit einigen Bankern gesprochen hat. Einigen, die großen Einfluss hatten. Die Rolle der Banken im Sozialismus scheint mir ebenfalls noch nicht richtig aufgearbeitet zu sein worden.

In einer künftigen besseren, friedlichen und demokratischen Gesellschaft weltweit haben die Arbeiter Grundbucheinträge und Anteilsscheine ihrer Fabriken und bestimmen in einer Generalversammlung selbst über die Produktion und wählen bzw. beauftragen einen Direktor und eine Betriebsleitung aus ihrer Mitte. Und es gibt crowd funding und solidarische Landwirtschaft ,Theater und Künstlervereinigungen in Selbstverwaltung. Die große Weltverwaltung kann schon über einer weiter entwickelte UNO geregelt werden.

Und weiter,eine Gesellschaft mit tatsächlicher Gleichberechtigung der Frau hat auch eine andere Basis als eine „sozialistische Ehe“. Eine gemeinschaftliche friedliche Lebensweise besteht nicht aus Brot und Spiele oder teile und herrsche. Die Gefühle zwischen Mann und Frau , Zusammenleben oder Treue, Trennungen, Partnerschaften werden nicht durch Sakramente oder Gesetze, Rechtsanwälte und Jugendämter geregelt. Das entscheiden die Betreffenden selbst ! Wer verantwortungs- und würdevoll erzogen ist, der wird immer danach streben, dass es seinen Kindern besser geht. Die Gesellschaft wird Kindern und ihren Müttern eine gebührende Stellung einräumen, einschließlich einer gebührenden Versorgung. Es wird aber eine gesetzliche Unterhaltspflicht nicht mehr brauchen. “Make love, not war”

wird dann durch die gesamte Gesellschaft umgesetzt. Natürlich können alle tolle Zeremonien abhalten und sich ewige Treue schwören, die das wollen. Es sind aber naturgemäß nur ganz wenige, die ein Leben lang in einer Hütte zusammen leben werden. Das ist doch überhaupt nicht schlimm. Ich hatte auf der Arbeitsstelle einen Kollegen, der mich jeden Morgen mit dem Spruch begrüßte: „Reinhard, die Welt ist schlecht !“ Und ich sagte ihm jeden Morgen:“Jürgen, die Welt ist groß, bunt, schön und voller Frauen !“ Wir können schwarz und weiß zu kaffeebraunen Kindern machen. Ich finde das total spannend. Früher gingen Handwerksgesellen auf die Walz zu Fuß durch Europa. Wir können heute nicht nur in den Ländern Europas, sondern in der ganzen Welt lernen und arbeiten. Das ist doch wahnsinnig schön. Das wird doch nie langweilig! Das schafft man in einem Menschenleben doch gar nicht ! Und wer heimatverbunden ist, der lebt sein Leben lang in seinem Dorf. Alles ist möglich !

Machen wir es !

Mit freundlichen Grüßen aus Mirow
Reinhard Maaß


Zu Nein heißt nein!

6. Leserbrief

Hallo,

zu dem Varoufakis Statement:

Diejenigen unter uns, die zwar gegen den Brexit sind, aber auch verzweifelt eine Wiederbelebung der Demokratie anstreben, können kein zweites Referendum unterstützen, weil man diesen Menschen damit im Wesentlichen mitteilen würde: „Ihr habt die falsche Entscheidung getroffen. Jetzt überlegt noch einmal und liefert dann das ‚richtige‘ Urteil ab.” Wenn wir das tun, bestätigen wir ihren Verdacht, dass die Demokratie nur respektiert wird, wenn sie nicht respektiert werden. Die einzigen Nutznießer wären im Endeffekt Boris Johnson und Konsorten, die wollen, dass die schweigende Mehrheit weiterhin still, reaktionär und bestürzt bleibt, während sie regieren…

Gestern haben ich auf Arte die Sendung “Fake America Great Again – Wie Facebook und Co. die Demokratie gefährden” gesehen und dort wurde auch explizit dargelegt, dass und wie die Brexit Kampagne massiv von Cambridge Analytica beeinflusst wurde. Dass das in so einem Umfang möglich ist, war damals noch nicht im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Ich bin auch nicht unbedingt der Meinung, dass dieses Europa mit den Briten in der Form eine wünschenswerte Zukunft für uns bereit hält, aber wenn man so argumentiert wie Varoufakis das tut, dann übersieht man die wirklichen Kräfte, die dieses Referendum geprägt haben. Und rechtfertigt damit im Prinzip die Beeinflussung von Robert Mercer, Breitbart News, der Datenfirma Cambridge Analytica und Facebook…
 
Deswegen greift Varoufakis Argument in meinen Augen in dem Punkt daneben. Und die Nutznießer bleiben diejenigen die diese Entscheidung mit Hilfe ihrer gekauften Meinungsmacht herbeigeführt haben.

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Sperling


Zu Wieso es keinen Rechtsruck gibt, aber die extreme Rechte trotzdem wächst

7. Leserbrief

Hallo,
ich möchte folgenden Leserbrief zu obigem Beitrag posten:
 
Antagonismus über den Rechtsruck
 
Hier mal ein anderer Ansatz zur Erklärung des sog. Rechtsrucks, der behauptet, daß es ihn gar nicht gäbe, was ja einen inneren Widerspruch bedeutet. Es kommen interessante und zustimmungswürdige Argumente vor, aber das Fazit scheint mir recht naiv und unlogisch zu sein:
 
“7. Alles deutet darauf hin, dass die extreme Rechte eine Minderheit bleiben wird, wenn auch eine relevante. Wirklichen politischen Einfluss kann sie nur erobern, wenn andere Parteien ihre Politik umsetzen, ihre Sprache übernehmen oder mit ihr koalieren. Die können das aber auch verweigern. Eine Schlüsselrolle kommt den Konservativen zu. Sie können, nein, sie müssen die Hüter der demokratischen Ordnung sein.

8. Wenn das misslingt, wenn die autoritäre extreme Rechte doch an die Macht kommt, zerstört sie die Demokratie. In Ungarn, Polen, auch Österreich und den USA ist das zu beobachten. Dann kann sie wirklich die ganze Gesellschaft verrücken. Ohne vorherigen Rechtsruck.”

Ad 7. – Es ist schon jetzt ein Ammenmärchen, daß die Rechten eine Minderheit bleiben würden. Genau das passiert ja gerade in Europa, wobei dies am Beispiel der CSU – und teilweise auch der CDU und SPD – zu demonstrieren ist. Sie haben die Sprache der AfD und viele Argumente übernommen, sogar Koaltionsabsichten sind schon erkennbar. Die Konservativen haben versagt und werden niemals willens oder in der Lage sein “Hüter der demokratischen Ordnung” zu sein.

Ad 8. – Was soll denn das für ein Schwachsinn sein? Die extreme Rechte hat ja schon in einigen Ländern die Macht errungen und ist in anderen gewaltig auf dem Vormarsch. Ergo hat der Rechtsruck doch schon lange stattgefunden. Sie kann die Gesellschaft nicht “verrücken”, sie hat es schon getan und zwar in dem Sinne von “verrückt machen”.
 
Die Bayernwahl am Sonntag kann schon einen Gegenbeweis gegenüber den Thesen von Jonas Schaible liefern. Die CSU hat einen Denkzettel verdient – wenn ihn ihr die AfD erteilt, dann muß es so sein, obwohl es kein Wunschgedanke von mir darstellt, die AfD erstarken zu sehen.
 
Mit freundlichem Gruß
Peter A. Weber

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