Auch bei Anne Will „Querfront“ als Diffamierungsmittel

Auch bei Anne Will „Querfront“ als Diffamierungsmittel

Auch bei Anne Will „Querfront“ als Diffamierungsmittel

Albrecht Müller
Ein Artikel von: Albrecht Müller

In der gestrigen Sendung von Anne Will zum Thema Brexit hat sich Sahra Wagenknecht kritisch über den Zustand der Europäischen Union geäußert. Daraufhin bezeichnete der CDU-Abgeordnete und Atlantiker Röttgen diese Kritik an der Europäischen Union als typisch für das Zusammenspiel zwischen Links und Rechts. Das tat er gleich zweimal. Ich mache darauf aufmerksam, weil hier die Strategie erkennbar wird, die notwendige Kritik am miserablen Zustand der Europäischen Union mit dem Querfront-Vorwurf abzubügeln. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Die Verknüpfung von linker Kritik mit der Kritik von der rechten Seite ist eine inzwischen weit verbreitete Methode der Diffamierung. Bei Sahra Wagenknecht, Oskar Lafontaine und anderen Vertretern der Linkspartei wird diese Strategie systematisch eingesetzt. Das gilt beispielsweise für Kritik an der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel. Jeder Versuch der Differenzierung wird mit dem Etikett Querfront versehen und damit diskreditiert. Das fing schon früh an. Und die Front jener, die den Vorwurf Querfront zur Attacke nutzen, reicht von Jutta Ditfurth und Trampert von „Konkret“ bis gestern Abend zu Röttgen.

Die NachDenkSeiten und ich als Autor haben selbst zu spüren bekommen, dass sich auch Öffentlich-rechtliche Sender, konkret der NDR, dieser Manipulationsmethode bedienen. Zur Erinnerung: der Norddeutsche Rundfunk hatte in einer Sendung die angebliche Querfront zu visualisieren versucht: Mein Buch „Meinungsmache“ lag zusammen mit einem Buch von Olaf Henkel auf Hitlers „Mein Kampf“. Und weiter zur Erinnerung: Auch Einrichtungen wie die Otto Brenner Stiftung und ehedem angesehene Journalisten wie Wolfgang Storz bedienen sich dieser Methode.

Diesen Vorgang hat Norbert Häring treffend analysiert: hier und hier.

Zum Thema „Querfront“ und der damit verbundenen „Studie“ der Otto Brenner Stiftung finden Sie auf den NachDenkSeiten zahlreiche Artikel. So z.B.:

Dies sind Quellen aus einer Zeit, als die AfD noch nicht mit großen Wahlerfolgen und guten Umfragen punktete. – Wir machen so ausführlich auf diese Strategie der Bewahrer der neoliberalen Vorherrschaft aufmerksam, weil diese Diffamierungskampagne uns noch weit über die nächste Bundestagswahl hinaus begleiten wird. Wir bitten NachDenkSeiten-Leserinnen und -Leser, in ihrem Umfeld auf die strategischen Hintergründe von Vorgängen wie gestern Abend bei Anne Will aufmerksam zu machen.

Übrigens war gestern Abend einmal mehr zu beobachten, welche Methode zur Förderung der Atlantiker und Neoliberalen und zur Benachteiligung linker Politiker die Moderatorin Will anwendet: Wenn Sahra Wagenknecht etwas sagt, von dem die Moderatorin befürchten muss, dass das Publikum applaudiert, fällt sie der Gesprächsteilnehmerin Wagenknecht beim letzten Wort ins Wort und fragt einen anderen in der Runde. Bei Röttgen wartet sie den Applaus ab.

Verzeihen Sie, dass wir auch auf solche kleinen Methoden der Manipulation aufmerksam machen. Aber so ist das halt: Das große Bild der falschen Darstellung der gegebenen Verhältnisse wird mit vielen kleinen einzelnen Strichen gemalt.

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