Die Pfingstbotschaft der Arbeitgeber: Pfingstmontag als Feiertag streichen

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An Pfingsten feiert die Christenheit bekanntlich, dass der Heilige Geist über die Apostel kam und damit die Kirche gegründet wurde. Für mehrere Wirtschaftsverbände ist die Pfingstbotschaft eine andere, sie wollen den Pfingstmontag als arbeitsfreien Feiertag abschaffen. Heiliger Geist hin oder her, die „heilige“ Wettbewerbsfähigkeit verlange, dass wir mehr arbeiten, denn Deutschland habe mehr Feiertage als andere Länder. Schon in der Bibel heißt es, dass nach Pfingsten mit vielen Zungen geredet wurde. Damit wir wissen, über was wir reden, hier noch einmal ein paar Fakten. Daraus ergibt sich, dass hinter der unternehmerischen Pfingsttaube eher ein Aasgeier steckt.

Deutschland hat bundesweit 9 gesetzliche Feiertage: Den Neujahrstag, den Karfreitag, den Ostermontag, den Tag der Arbeit am 1. Mai, Christi Himmelfahrt, den Pfingstmontag, den Tag der Einheit am 3. Oktober, den ersten und zweiten Weihnachtstag. In Bayern haben wir mit den Heiligen Drei Königen, Fronleichnam, (teilweise) Mariä Himmelfahrt und Allerheiligen sogar noch 4 Tage mehr, also 13 Feiertage. Auch Baden-Württemberg liegt über dem Durchschnitt. Im Osten Deutschland gibt es durchschnittlich weniger Feiertage, nämlich 11. Die Zahl der arbeitsfreien Feiertage pendelt in den verschiedenen Bundesländern zwischen 11 und 13 Tagen. Niemand kann bestreiten, dass die deutschen Meister bei den Feiertagen, also Bayern und Baden-Württemberg, in punkto Wettbewerbsfähigkeit besser dastehen als der Osten Deutschlands.
Spanien und Polen haben 14 gesetzliche Feiertage, Japan 13, Schweden, Frankreich, Italien, Belgien und die USA haben wie die ostdeutschen Länder 11 arbeitsfreie Feiertage.
Die Niederlande fallen mit 7 Feiertagen aus dem Rahmen. Deutschland liegt im internationalen Vergleich also im Mittelfeld. Es ist also schlicht falsch oder wenigstens irreführend, wenn der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer Patrick Adenauer behauptet Deutschland habe mehr kirchliche Feiertage als andere Länder. Selbst wenn das mit den „kirchlichen“ Feiertagen richtig wäre, so ist es falsch, dass wir bei den arbeitsfreien Feiertagen insgesamt „Weltmeister“ wären.
An das Mysterium, wie durch Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich (nichts anderes bedeutet schließlich die Streichung eines gesetzlichen Feiertages) die Wirtschaft wachsen und Arbeitsplätze vermehrt werden sollen, glauben aber die Pfingstbotschafter aus dem Arbeitgeberlager wohl selbst nicht. Anton Börner, der Chef des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels schwafelt in der „Bild am Sonntag“ deshalb vom „symbolischen Wert“ der Streichung des Feiertages. Ursula Frerichs, vom Unternehmerverband mittelständische Wirtschaft will den Wegfall „um zukunftsfähig zu werden“. Wer aber in Zukunft bei der herrschenden Flaute die zusätzlichen Produkte kaufen soll, wenn keiner trotz längerer Arbeit mehr Geld verdient, das interessiert die Verbandsfunktionärin nicht. Sie hat ja auch nur die Interessen der von ihre vertretenen Unternehmen im Auge und die könnten bei unbezahlter Mehrarbeit durch Streichung des Pfingstmontags ceteris paribus genauso viel herstellen, nur eben mit weniger Mitarbeitern und damit mit geringeren Kosten und deshalb mit höheren Gewinnen. Die Pfingsttaube, die da vom Unternehmerlager in den Himmel gelassen wird, entpuppt sich also nicht als Heiliger Geist sondern als Aasgeier der die ohnehin geschröpften Arbeitnehmer noch mehr ausfleddern soll.

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