Die Gewinner von Trumps Kriegspolitik sind BlackRock und Co.

Die Gewinner von Trumps Kriegspolitik sind BlackRock und Co.

Die Gewinner von Trumps Kriegspolitik sind BlackRock und Co.

Jens Berger
Ein Artikel von: Jens Berger

Als Donald Trump am 3. Januar das Attentat auf den iranischen General Soleimani anordnete, knallten bei einigen „Investoren“ die Sektkorken. Binnen weniger Minuten schossen die Aktienkurse der großen amerikanischen Rüstungskonzerne um durchschnittlich fünf Prozent in die Höhe. Der Gewinn, der dadurch alleine bei vier der großen Rüstungskonzerne entstand, liegt bei rund 18 Milliarden US-Dollar. Die größten Aktionäre dieser Konzerne sind durch die Bank weg die drei gigantischen Finanzkonzerne BlackRock, Vanguard und State Street, die zusammen im Schnitt mit mehr als 20 Prozent an diesen Konzernen beteiligt sind, also durch das Attentat fast vier Milliarden US-Dollar Gewinn machten. Von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Es folgt ein Auszug aus meinem heute erscheinenden neuen Buch „Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen“, das im Westend Verlag erschienen ist und in den Buchhandlungen oder online bestellt werden kann. Im Buch werden die Hintergründe und Entwicklungen, die zur unglaublichen Vermögenskonzentration und Macht der Finanzgiganten geführt haben, analysiert, die Gefahren aufgezeigt und die Möglichkeiten für ein politisches Umdenken skizziert.

Als US-Präsident Dwight D. Eisenhower am 17. Januar 1961 seine Abschiedsrede hielt, warnte er ausdrücklich vor den Verflechtungen und Einflüssen des militärisch-industriellen Komplexes in den USA. Er sah den militärisch-industriellen Komplex als eine Gefahr für die demokratischen Institutionen und die Demokratie an. Durch die Einwirkung dieses Komplexes auf Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft könne die politische Führung veranlasst werden, Konflikte eher militärisch als politisch lösen zu wollen und damit als verlängerter Arm der Lobby der Rüstungsindustrie agieren. Die jüngere Geschichte zeigte, wie Recht Eisenhower hatte. Da wäre es doch einmal interessant zu erfahren, wer heute die US-Rüstungsindustrie kontrolliert.

Einer der größten US-Rüstungskonzerne ist Raytheon. Der Konzern produziert für das US-Militär unter anderem das Flugabwehrsystem Patriot und andere Raketen wie die Sidewinder und die Maverick, Torpedos und Marschflugkörper. Außerdem produziert Raytheon Radar-Systeme für fast jedes Kampfflugzeug der US Air Force. Auch die Cruise Missiles mit nuklearen Sprengköpfen stammen von Raytheon. Zurzeit forscht Raytheon an einem Exoskelett, das US-Soldaten in „Superhelden“ verwandelt, wie es in einem Firmenvideo heißt[1]. Raytheon ist zu fast 77 Prozent im Besitz von Banken, Versicherungen und Fonds, die größten Anteilseigner sind Vanguard, BlackRock und State Street. Das Engagement geht dabei weit über Indexfonds hinaus. Zu den größten Einzelaktionären zählt beispielsweise der Windsor II Fund aus dem Hause Vanguard.

Auch der Rüstungskonzern Northrop Grumman ist nahezu komplett im Besitz von Banken, Versicherungen und Fonds. Northrop Grumman stellt für die US Air Force und die US Army unter anderem den Tarnkappenbomber B-2 und die Drohne Global Hawk her und steuert wichtige Komponenten zu den Kampfjets F/A-18 Hornet, F/A-18E/F Super Hornet und EA-18G Growler bei. Im Programm hat man jedoch auch Raketen und Raketenabwehrsysteme. Größter Aktionär ist State Street, Vanguard und BlackRock folgen auf den Plätzen drei und vier.

Auch bei Lockheed Martin ist State Street mit einem Anteil von mehr als 15 Prozent größter Einzelaktionär. Vanguard und BlackRock folgen hier auf den Plätzen zwei und drei. Lockheed Martin produziert für das US-Militär unter anderem die Jagdflugzeuge F-16 Fighting Falcon, F-22 Raptor und F-35 Lightning II, sowie Aufklärung- und Transportflugzeuge wie die C-130 Hercules und die C-141 Starlifter. Ferner ist Lockheed Martin der Hersteller der Interkontinentalrakete Trident, die auf den Atom-U-Booten der US-Navy als atomare Erstschlagwaffe im Einsatz ist. Lockheed Martins X-35 hat den Zuschlag beim Joint Strike Fighter-Programm der USA und einiger NATO-Partner gewonnen. Die Gesamtkosten dieses Programms werden auf 1,1 Billionen(!) US-Dollar geschätzt[2].

Neben seiner zivilen Flugzeugsparte zählt der Luftfahrtkonzern Boeing zu den größten Rüstungskonzernen der Welt. Die Sparte Boeing Defense, Space & Security liefert dem US-Militär eine schier endlose Auswahl an Bombern, Tankflugzeugen, Kampffliegern, Aufklärern, Drohnen, Raketen und sogar Satelliten. Das Rückgrat der US-Atomstreitkraft ist die LGM-30 Minuteman, eine Interkontinentalrakete, hergestellt von Boeing. Größter Einzelaktionär bei Boeing ist Vanguard. BlackRock und State Street folgen auf den Plätzen drei und fünf.

Diese Liste ließe sich endlos fortführen – Aerojet Rocketdyne, General Dynamics, Booz Allen Hamilton, L3Harris Technologies, Huntington Ingalls Industries, Leidos … die zehn größten Auftragspartner des US-Verteidigungsministeriums[3] sind allesamt zu mindestens 70 Prozent in Besitz von Banken, Versicherungsunternehmen und Fonds. Mit einer einzigen Ausnahme sind bei all diesen Firmen entweder BlackRock, Vanguard oder State Street die größten Einzelaktionäre. Diese einzige Ausnahme ist übrigens General Dynamics, ein Konzern der einen Großteil seiner Umsätze mit den Waffensystemen für die US Navy macht. Dort ist der Private-Equity-Konzern Longview mit elf Prozent größter Aktionär. Vanguard, BlackRock und State Street sind hier nur auf den Plätzen drei, fünf und sieben.

Wall Street und der militärisch-industrielle Komplex sind heute eng verwoben. Ethisches Investment sieht anders aus. BlackRock und Co. verdienen nicht nur prächtig an Rüstung und Krieg, sondern sie haben auch dafür gesorgt, dass Millionen von Menschen für ihre Altersvorsorge von Umsätzen der Rüstungskonzerne profitieren. Der nächste Krieg kann positive Auswirkungen auf das Portfolio haben und Abrüstung ist schlecht fürs Geschäft.

Im Jahre 2017 wurde die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die aktuelle Kampagne von ICAN heißt „Don‘t Bank on the Bomb“[4]. Laut ICAN haben Banken und Finanzkonzerne insgesamt 748 Milliarden US-Dollar in Unternehmen investiert, die mit der Produktion von Atomwaffen Geld verdienen. Die zehn größten dieser Finanzkonzerne stehen dabei für die Hälfte des investierten Geldes. Wer diese Liste anführt, ist unschwer zu erraten. Es sind die Investment-Genossen von Vanguard – so viel zum Thema nachhaltiges Investieren.

Und was sagt Vanguard dazu?

„Wir sind uns bewusst, dass Menschen tief empfundene humanitäre, ökologische und soziale Prinzipien hegen, die manche auch in ihren Anlagen berücksichtigen wollen. Als Treuhänder ist Vanguard verpflichtet, die Fonds im besten Interesse der Anteilseigner zu verwalten und die Rendite zu maximieren, damit die Anteilseigner ihre Finanzziele erreichen können. Es wäre außerordentlich schwierig, wenn nicht unmöglich, dieser Pflicht nachzukommen und gleichzeitig die Portfolios so zu verwalten, dass sie den sozialen Prinzipien aller unserer Anteilseigner gerecht werden. […]

Wie auch andere Fondsmanager versteht Vanguard, dass bestimmte Personen Anlagen ausschließlich nach sozialen Aspekten und persönlichen Überzeugungen aussuchen. Für diese Anleger haben wir den Vanguard SRI European Stock Fund und den Vanguard SRI Global Stock Fund aufgelegt. Diese kosteneffizienten und breit diversifizierten Fonds streben an, in alle oder eine repräsentative Teilmenge der Aktien zu investieren, die den maßgeblichen Index bilden, und dabei alle Aktien auszuschließen, die die Kriterien für sozial verantwortliche Anlagen nicht erfüllen.“

Aus: Investment Stewardship auf den Internetseiten von Vanguard[5]

Wenn das mal kein verlockendes Angebot ist. Zwei der 409 angeboten Fonds sind also auch etwas für sozial verantwortliche Anleger. Und welche Unternehmen erfüllen laut Vanguard die Kriterien für sozial verantwortliche Anlagen? Unter anderem Bayer-Monsanto, Nestlé, der Wohnungskonzern Vonovia und das Who‘s Who der Öl- und Fracking-Branche.

Und BlackRock? Im Vergleich zur Konkurrenz ist BlackRock zumindest in Sachen Information sogar vorbildlich. So erfährt der geneigte Anleger schon auf der Informationsseite zu den betreffenden Fonds, wie hoch der Kapitalanteil in Unternehmen ist, die mit Streumunition, Landminen, Uranmunition, atomaren, biologischen und chemischen Waffen und Schusswaffen ihr Geld machen und wie viele Unternehmen Tabakproduzenten sind oder die UN-Compliance-Richtlinien nicht einhalten. Konsequenter wäre es zwar, erst gar keine Fonds anzubieten, die in solche Unternehmen investieren, aber so kann man wenigstens den Schwarzen Peter an die gierigen Anleger weiterreichen.

Titelbild: Sean Locke Photography/shutterstock.com


[«1] Raytheon Company You Tube Kanal

[«2] Report to Congressional Committees, United States Government Accountability Office, Juni 2012

[«3] Investing News Internetseite

[«4] These are the banks and financial institutions investing $748 billion in nuclear weapon producers, ican, 5. Juni 2019

[«5] Vanguard Internetseite