Offener Brief von Oleg Musyka an „Bild”-Journalist Julian Röpcke

Ulrich Heyden
Ein Artikel von Ulrich Heyden

Die “Bild”-Zeitung hat ein neues Opfer gefunden. Der ukrainische Staatsbürger Oleg Musyka, der den Brand im Gewerkschaftshaus von Odessa am 2. Mai 2014 nur mit Glück überlebte, wurde in einem “Bild”-Artikel von Julian Röpcke als „Berliner Aktivist und Kreml-Agent“ beschimpft. Das Ziel von „Bild“ könnte sein, dass die deutschen Behörden Musyka den Status des politischen Flüchtlings entziehen. Von Ulrich Heyden.

Nun wehrt sich Musyka in einem Offenen Brief an Julian Röpcke. Musyka ist ein seit 2017 in Deutschland anerkannter politischer Flüchtling. Er lebt seit 2014 in Berlin und reist seitdem durch ganz Europa, um über die repressive Politik der ukrainischen Regierung gegen Oppositionelle aufzuklären.

Die “Bild”-Zeitung hat es offenbar darauf abgesehen, dass die deutschen Behörden Musyka den Status des politischen Flüchtlings entziehen. Als politischer Aktivist in Berlin versuche er, „Deutschland zu destabilisieren“, behauptet das Blatt. “Bild” beruft sich dabei auf Informationen von namentlich nichtgenannten Vertretern „westlicher Geheimdienste“.

Angriffe auf politisch Andersdenkende, Angehörige anderer Völker und Religionen gehören zum Wesen der “Bild”-Zeitung. Wir erinnern uns: In den 1960er Jahren agierte “Bild” als Kampfblatt der Reaktionären gegen die Studentenbewegung. Am 11. April 1968 wurde der Studentenführer Rudi Dutschke von Josef Bachmann in Berlin angeschossen. Die “Bild”-Zeitung hatte mit ihrer Berichterstattung über Dutschke und die Studentenbewegung die Stimmung angeheizt und trug von daher mutmaßlich eine Mitschuld an dem Anschlag.

Statt über unverschuldete Armut und die Opfer imperialistischer Kriege schreibt die “Bild”-Zeitung über „Sozialschmarotzer“, „faule Asylanten“ und während der Finanzkrise in Griechenland 2010 über „faule Griechen“.

Die “Bild”-Zeitung ist die am meisten gerügte Zeitung Deutschlands. Doch das Blatt trampelt weiter auf der Menschenwürde herum. Seit 1986 bekam “Bild” wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte und falscher Darstellung 219 Rügen des Presserates.

Die “Bild”-Zeitung ist eine Schande für die Demokratie. Sie tritt das Grundgesetz mit Füßen. Dort heißt es in Artikel 1, „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“, und in Artikel 3, „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Ich habe bereits zwei Artikel zum Fall “Bild”-Zeitung gegen Oleg Musyka geschrieben. Diesen Artikeln (hier und hier) kann man weitere wichtige Informationen zu dem Fall entnehmen.

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Im Folgenden zitieren wir den Offenen Brief von Oleg Muzyka im Wortlaut:

Offener Brief „Oleg Muzyka – Schutz der Ehre und der Würde“

Warum schreibe ich diesen Brief? Weil ich keine andere Möglichkeit sehe, die Redaktion der BILD-Zeitung dazu zu bewegen, auf meine Fragen zu antworten, nachdem sie einen Artikel über mich veröffentlich haben: “Ist dieser Berliner Aktivist ein Kreml – Agent?”

Der Journalist namens Julian Röpcke verfasste den Artikel, veröffentlicht in der Online-Version am 25. September 2020.

Das Beste in einer Streitsituation ist, offen auf alle Fragen unter Zeugen (Journalisten) zu antworten. Daher beschloss ich, eine Pressekonferenz zu organisieren. Die Zeit für die Organisation war knapp, ich habe einen zeitnahen Termin am 07. Oktober 2020 um 10.00 Uhr gesetzt.

Am 02. Oktober 2020 habe ich erste Einladungen mit Pressrelease versendet. Auf der Liste der eingeladenen Gäste waren Dutzende deutsche Redaktionen, auch die von BILD. Zum zweiten Mal habe ich die Einladungen am 04. Oktober 2020 wiederholt.

Ich habe VIER Tage für die Vorbereitung auf die Pressekonferenz eingeräumt, während der Artikelautor Julian Röpcke mir angeboten hat, innerhalb von 3 Stunden auf seine Fragen zu antworten.

Ich habe gespannt auf die Pressekonferenz gewartet – besonders auf die wichtigsten Gäste, die Vertreter der BILD-Redaktion und den Autor Julian Röpcke. Diese sind aber nicht erschienen, daher musste ich mit ihren leeren Plätzen reden.

Es geht um meine Ehre und Würde, daher kann ich die genannte Veröffentlichung nicht einfach hinnehmen. Ich verlange von dem Verfasser des Artikels, Julian Röpcke, meine Fragen zu beantworten:

  1. Bitte beweisen Sie meine Zusammenarbeit mit russischen Sicherheitsbehörden im Jahre 2014 bei angeblicher Planung der Gründung von „Noworossija“ in Odessa.
  2. Bitte legen Sie Nachweise zu meinen „Kremlbesuchen“ in Moskau vor.
  3. Bitte beweisen Sie Ihre Behauptung, dass die Internationale Plattform „Globale Rechte friedlicher Menschen“ in Kooperation mit dem Medienprojekt „Bonanza Media“ durch den „Kreml“ direkt finanziert wird – wie Sie in BILD behaupten.
  4. Welche deutschen Spezial- / Sicherheitsbehörden hat Julian Röpcke kontaktiert, um über meine Person zu reden?

Von welchen Spezial- / Sicherheitsbehörden „anderer Länder“ erhielt Julian Röpcke die Informationen zu meiner Person?

Die Antworten auf die Fragen von Julian Röpcke, adressiert an mich, sind in meinem Facebook-Profil „Oleg Muzyka“ veröffentlicht, auch die Videokonferenz vom 07. Oktober 2020. Es wird kein Problem sein, diese zu finden, weil der größte Teil des Artikels aus Informationen aus den sozialen Netzwerken kompiliert ist.

Zusammenfassend möchte ich Folgendes formulieren:

  1. Können wir Julian Röpcke als Mitarbeiter / Kooperationspartner ausländischer Spezial- und Sicherheitsdienste betrachten, weil er nach seinen eigenen Behauptungen von diesen Informationen über andere Personen / über mich erhalten kann?
  2. Die Antworten auf meine Fragen an den Autor und an die Redaktion von BILD möchte ich innerhalb von 7 Werktagen erhalten.
  3. Nach Ablauf dieser Frist ohne erforderliche Belege werde ich verlangen, den betreffenden Artikel von der WEB-Site zu entfernen und eine öffentliche Berichtigung zu der Situation und eine Entschuldigung an meine Adresse zu veröffentlichen.
  4. Ansonsten behalte ich mir vor, meine Ehre und Würde auf dem Rechtsweg zu verteidigen.

Oleg Muzyka, Berlin, 08.10.2020

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