Leserbriefe zu „Vor dem nächsten Bund-Länder-Corona-Gipfel: Das Wurschteln geht weiter“

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In diesem Beitrag hat Jens Berger auf die bereits vor dem Treffen an die Medien durchgesickerte gemeinsame Erklärung der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten reagiert. Mit Ausnahme der kommenden Feiertage sollen die politischen Corona-Maßnahmen verlängert und teilweise sogar verschärft werden. Und das, obwohl sich hierzulande die Zahl der „Neuinfektionen“ stabilisiert hat und ein Vergleich mit dem Infektionsgeschehen in Europa günstig ausfällt. Jens Berger schlussfolgert: Es „herrscht reine Willkür, weder Logik noch Evidenz spielen eine Rolle“. Einige Leserinnen und Leser haben uns zu diesem Beitrag Emails mit ihren eigenen Eindrücken und Erkenntnissen gesendet. Für die eingereichten Leserbriefe bedanken wir uns sehr. Es folgt nun eine Auswahl der Antworten. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Liebes Leserbriefteam, lieber Herr Berger,
 
sehr schön schnuckelig das Foto, die Überschrift für mich selbst „das Wichteln geht weiter“
 
genauso schaut es nämlich bei diesen Politikern aus: Irgendwie machen sich alle gegenseitig Geschenke und Tante Merkel kann sich freuen: Ihr Personal funktioniert gut. Hält sich an die ausgeklüngelten Spielregeln vom RKI.
 
Ach nee. Es hat keinen Sinn mit sachlichen Argumenten weder diesen Wichteln zu kommen noch der Bevölkerung!
 
Gegen Dummheit kämpften selbst  die Götter schon vergebens!
 
Es hat keinen Zweck. Mir wird bei einige Male atmen unter der Maske schlecht, ich ziehe sie runter und lasse die Nase frei. Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen mir beim Einkaufen erklären, dass ich die Maske ÜBER die Nase ziehen muss. Nachdem ich fast mal eine Prügelei wegen dieses Themas hatte, stelle ich mich taub und frage, wenn ich an der Kasse darauf angesprochen werde, ob sie 1. Hilfe und mit einem Defibrillator umgehen können. Dann ist meistens Ruhe im Karton.
 
Ich muss endlich lernen und  akzeptieren, dass die deutsche Bevölkerung immer noch die obrigkeitshörigste Bevölkerung Europas ist!
 
Vielleicht ist diese auch – entweder am meisten vom Hitlerfaschismus traumatisiert – oder heimlich – so im stillen Kämmerlein – immer noch davon begeistert und freut sich, jetzt dem Rest Europas – ach, was, der ganzen Welt zu zeigen – wie toll Deutschland gegen das Corona-Virus ankämpft. Da gibt es kein Pardon. Alles wird niedergemacht was nicht gehorcht. So geht das in Deutschland.
 
Und – ich habe auch den Eindruck, dass Laschet und Konsorten, die da so rumhängen um Tante Merkel wie kleine Kindergartenjungen, noch stolz darauf ist,  wenn er verkünden kann, dass dieses Weihnachten „das härteste Weihnachten wird, das die Nachkriegsgenerationen je erlebt haben.“

Na. Da ist doch die Katze aus dem Sack! Es geht gar nicht um echte Hilfe, um echte Besorgnis, um echtes Verständnis. Es geht um einen widerlichen Neid auf die Bevölkerungsteile die Freude am Leben, am Lieben, am Frieden und Feiern haben und für die das Leben ein Fest ist!

Der Neid feiert fröhliche Urständ! Je härter desto besser!
 
Die Regierung macht es vor. Die großen Teile der Bevölkerung machen es nach! Natürlich bringen wir keine Juden mehr um. Wir haben doch gelernt. Aber wir sorgen dafür, dass es andere machen. Und so geht die Schlechtigkeit über Umwege auch ihren Weg und zeigt die unverbesserliche Grausamkeit und Menschenfeindlichkeit dieser deutschen Politik.
 
Einfach nur noch schlimm!
 
Beste Grüße, von einer, die im Augenblick über das Nachdenken dieser Politik Licht im Tunnel braucht.
Karola Schramm


2. Leserbrief

Hallo Herr Berger,
 
vielen Dank für diesen Artikel, der sehr kritisch, dabei auch gut begründet ist.
Bitte macht weiter so!
 
Zwei Anmerkungen habe ich zu der Thematik:

  1. Kanzlerin Merkel hat im Vorfeld strengere Maßnahmen gefordert. Nun sind die Maßnahme nicht ganz so streng ausgefallen, was von vielen Kommentaren als “maßvoll” und als “mittel” aufgefasst wurde. So kann man die Bevölkerung erst erschrecken, um sie dann zu beruhigen. Das ist clever. Und man verschleiert geschickt die eigene Planlosigkeit.
  2. Dieser Kompromiß wurde wieder als Sieg des Föderalismus bezeichnet. Das ist meiner Meinung nach völlig aus der Luft gegriffen: Die Zusammenkunft von Kanzleramt und Länderchefs ist nirgendwo verfassungsmäßig geregelt! Und die Landtage sind auch außen vor! Was das ganze mit Föderalismus zu tun hat, erschließt sich mir nicht.

Viele Grüße
Markus Hülsmann


3. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

Ihrem Beitrag ist inhaltlich nichts hinzuzufügen. Eines möchte ich jedoch hinterfragen:
Ich glaube, die Erklärung, dass wir es mit einer Planlosigkeit der Politik zu tun haben, greift zu kurz. Wenn das so wäre, müssten allen politischen Verantwortlichen mit sofortiger Wirkung die Entlassungsurkunden in die Hand gedrückt werden, denn eine solche Planlosigkeit kann sich kein Staat leisten.

Die wirtschaftlichen und zwischenmenschlichen Schäden, die angerichtet wurden und werden, sind so immens, dass einfach das Personal ausgetauscht werden müsste. Man hat sich dermaßen tief in das Chaos manövriert, dass jegliche Kursänderung zu einem bedeutenden Gesichtsverlust für die Regierungen in Bund und Ländern führen würde. Oder aber, es ist alles ganz anders und man verfolgt eine spezielle Agenda. Dann ist endlich die Frage zu stellen: Welche Agenda? Erklärungen gäbe es dafür einige.

Auch wenn Sie allein auf das heutige Treffen der Länderchefs sehen, kann man nicht von Planlosigkeit sprechen, denn die Maßnahmen, die dabei durchwinkt werden sollen, stehen seit Tagen fest. Und das, obwohl sich immer neue Stimmen zu Wort melden, die der Regierung Versagen vorwerfen. So gestern Professor Schrappe im ZDF, was wohl als seltener Betriebsunfall zu werten ist, der sich so schnell nicht wiederholen dürfte. Nach diesen Einblicken wäre es nun endlich einmal an der Zeit, dass sich die Experten der verschiedenen Denkmodelle ergebnisoffen an einen Tisch setzen und öffentlich Ihre Erkenntnisse austauschen. Formate gibt es dafür in den Medien genug, nur ein geeigneter Moderator müsste bestellt werden.

Man schaut immer auf andere Länder. Ich gebe Ihnen ein Beispiel, wie es auch anders geht. Nehmen wir einmal das Nachbarland Tschechien. Das Land hat sehr bald den schwedischen Weg eingeschlagen (was erstaunlicherweise kaum jemand registriert hat), bis plötzlich im September das RKI (sic!) dieses Land zum Risikogebiet erklärt hat. Der Gesundheitsminister wurde geschasst und ein gewisser Herr Prymula an die Spitze des Ministeriums gesetzt. Dieser hat nach deutsch-österreichischem Vorbild hart durchgegriffen. Aber nur 38 Tage, dann wurde er nach einem Fauxpas wieder entlassen und durch einen sogenannten “politikfernen” Experten, Herrn Blatny, ersetzt. Dieser versprach einen deeskalierenden Umgang mir der Krise. Und siehe da, nach bereits 4 Tagen gab es die ersten Meldungen über sinkende Fallzahlen. Den Stand von heute kann man hier nachlesen. Das Virus muss geradezu von Panik ergriffen sein und hat offenbar den Rückzug angetreten. Man könnte ja in dieser ausweglosen Situation bei uns in Deutschland – wo eh nichts mehr hilft – einmal den tschechischen Weg versuchen. Das sollte ein Bauernopfer wert sein.

Mit herzlichen Grüßen
Björn Ehrlich

P.S. Haben Sie übrigens schon gehört, dass Tschechien Deutschland unterdessen zum Risikogebiet erklärt hat?


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
ich möchte mich für Ihren, sehr treffenden Artikel bedanken, weil er auch mein “Grundgefühl” treffend charakterisiert.
 
Was die breite Zustimmung zu den Maßnahmen betrifft (wobei es auch einen nicht geringen Teil der Bevölkerung gibt, denen die Maßnahmen nicht streng genug sind) wundert mich das nicht. Andere Meinungen werden in den Medien so gut wie nicht veröffentlicht oder gleich als Verschwörungstheorien abgetan – wenn in gefühlt jeder zweiten Talk-Show Karl Lauterbach sitzt und neue Kassandra-Rufe kundtut, dann entsteht bei mir der Eindruck, daß der Bekämpfung des Virus wirklich alles geopfert werden kann ohne Widerspruch.
 
Ein kleines positives Beispiel kommt vom ZDF
 
vielleicht könnten Sie mal Hr. Schrappe ein Interview geben.
 
mit freundlichen Grüßen
Gerhard Dengler


5. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

Sie haben mit Ihrem Beitrag mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Was mir bei den Aktionen seitens der Politik am meisten Angst macht, ist Herrn Spahns Bemerkung, daß nach diesem harten Winter die Impfbereitschaft sicher steigen werde. Zusammen mit seiner Zusicherung, es werde keine Pflicht zur Impfung geben, hört sich das für mich eher an wie: “Und wenn die Impfbereitschaft nicht steigt, werden wir so lange Veranstaltungen, Kultur und Kontakte verbieten, bis alle nach der freiwilligen Impfung schreien!”

Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Klein


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

wie Sie bereits in Ihrem heutigen Kommentar: „Vor dem nächsten Bund-Länder-Corona-Gipfel: Das Wurschteln geht weiter“ (24.11.2020) ausführen ist die Situation auf den Intensivstationen laut DIVI-Intensivregister mit der im Sommer vergleichbar und keinesfalls bedrohlich. Die Auslastung der Intensivbetten beträgt in einem wöchentlichen auf und ab zwischen 75-80 %. Die wöchentlich gleichmäßige Schwankung wird auch in der Abbildung *d der Zeitreihen auf dem DIVI-Intensivregister sehr schön visualisiert.

Ebenfalls aufgetragen ist hier die Anzahl gemeldeter intensivmedizinisch behandelter COVID-19 Fälle. Nun kann man einen deutlichen Anstieg der COVID-19 Fälle auf den Intensivstationen ab Mitte Oktober erkennen (ab Mitte November abflachender Anstieg) jedoch keinen Anstieg in der gesamten Bettenbelegung der Intensivstationen. Vorausgesetzt die Zahlen sind korrekt, ergeben sich für mich als Laien mehrere Erklärungsmöglichkeiten die für mich mehr oder weniger plausibel sind:

1: Trotz mehr als 6000 theoretisch freier Intensivbetten können diese nicht belegt werden, da das Personal nicht ausreicht. (Möglicherweise weil COVID-19 erkrankte intensivere Betreuung benötigen)

2: Es werden bereits wieder massenhaft Operationen verschoben/ Leute haben Angst ins Krankenhaus zu gehen, auch bei akuten Beschwerden, sodass weniger Intensivbetten für andere intensivmedizinsche Behandlungen benötigt werden. (Habe ich aber so noch nichts von gelesen, nur das es Überlegungen in die Richtung von OP-Verschiebungen gab)

3: Die Krankheit Covid-19 ist für diese „Grippe-Saison“ das vorherrschende Virus und vereinnahmt fast alle SARI-Fälle in den Altersgruppen ab 15 Jahren, wodurch selbst die vermeintlich hohe Anzahl an gemeldeter intensivmedizinisch behandelter COVID-19 Fälle zur Zeit in Relation zu dem Vorjahr (siehe die von Ihnen zitierte Studie, bis Woche 28) mäßig ausfällt. Dazu auch noch eine Tabelle aus dem RKI-Tagesbericht vom 19.11.2020.

Falls Punkt 3 zutreffen sollte und wenn man nun von der Überlegung der Bundesregierung ausgeht, dass eine Überlastung des Gesundheitssystems mit den derzeitigen Maßnahmen verhindert werden soll, sind die vorliegenden Daten m.M. nach nicht zur Grundlage der meisten Einschränkungen zu gebrauchen. Es scheint mir auch, dass die Intensivmedizinischen Daten die besten Daten sind, die wir zurzeit haben, um die derzeitige Lage einzuschätzen.

Ich würde mich über eine kurze Einordnung von Ihnen sehr freuen, da ich Ihre Einschätzungen immer als sehr durchdacht wahrnehme und Sie bestimmt noch weitere Interpretationsmöglichkeiten haben und mich auf mögliche Denkfehler meinerseits aufmerksam machen könnten.

Vielen Dank für Ihr Engagement und die vielen guten Beiträge von Ihnen in den letzten Jahren.

Mit den besten Grüßen
Alexander Nuhnen


7. Leserbrief

Hallo Herr Berger

also wirklich … wollen Sie bei diesem Wetter etwa wirklich wandern gehen? Da muß man sich ja um Ihre Gesundheit sorgen…

Auch uns, meinen Mitarbeiterinnen und mir geht es so – wir vermeiden Kontakte, wo wir können – ist ja auch einfach: alles was Freude und Entspannung bringen könnte, ist untersagt.

Da ist eben nur die Familie, der wöchentliche Einkauf und die Arbeit. Wir sind ein Verein und arbeiten im Auftrag des örtlichen Jobcenters. Dort gibt es seit dem Frühjahr keine Öffnungszeiten mehr, die Türen sind verschlossen, Telefone oft nicht besetzt oder Mitarbeiter eventuell über die Hotline erreichbar.

Wir arbeiten mit den uns vom Jobcenter zugewiesenen Langzeitarbeitslosen oder von Langzeitarbeitslosigkeit bedrohten Menschen.

Was bedeutet: wir haben Kontakte, täglich oder mehrmals wöchentlich – “selbstverständlich” mit genügend Abstand! Ist auch okay, wir mögen unsere Arbeit und wissen, wie wichtig Kontakte und sinnvolle Beschäftigung, Gespräche und Lachen für unsere TeilnehmerInnen sind.

Ich hoffe nur, dass die uns “Regierenden” morgen empfehlen werden, dass wir uns alle vom 20.12. bis 03.01.21 in “Selbstquarantäne” zurückziehen sollten – um alle anderen zu schützen und unseren Eltern oder Großeltern wenigstens beim gemeinsamen Weihnachtsfest nahe kommen zu können…                       Denn dann werde ich einen Antrag beim Jobcenter stellen, dass wir dieses auch für unsere TeilnehmerInnen gerne anordnen werden, wenn das Jobcenter dafür die Kosten übernimmt – pro Teilnehmer wären das 7,20€ pro Tag x 6 Werktage…

Wollen wir wetten, welche Antwort ich bekomme?

Alles Gute, bleiben Sie gesund !
Birgit Schwebs


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