Ein Jahr Lockdown. Was sind Ihre Erfahrungen?

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Am 22. März 2020 trat der erste bundesweite Lockdown in Kraft. Seitdem befindet sich das Land im Ausnahmezustand und ein Ende ist immer noch nicht in Sicht. Man schielt auf Inzidenzen und verdrängt dabei die massiven indirekten Kollateralschäden der Maßnahmen – sowohl in ökonomischer als auch in psychologischer, sozialer, pädagogischer und auch gesundheitlicher Sicht. Menschen vereinsamen, Kindern und Jugendlichen wird die Gegenwart und die Zukunft geraubt und ehemalige Freunde haben sich über das Thema „Corona“ heillos zerstritten. Ein Jeder hat wohl seine eigene persönliche „Lockdown-Erfahrung“. Zum ersten Jahrestag wollen die NachDenkSeiten ihre Leser auffordern, uns ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke zu schildern. Was bewegt Sie am meisten? Wie hat der Lockdown sich auf Sie ausgewirkt?

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Im Februar richteten wir einen Appell an die entscheidenden Politikerinnen und Politiker in diesem Lande. In diesem Appell hieß es …

Viele Kinder und Jugendliche sind jetzt schon seit Monaten eingesperrt, werden sowohl der Bildung als auch ihrer sozialen Kontakte beraubt, und nicht jeder hat dabei das Glück, dass diese herben Einschnitte von einem intakten Familienverband aufgefangen werden können. Beim digitalen Fernunterricht bleiben vor allem die Kinder auf der Strecke, die eine gute pädagogische Betreuung nötiger haben als andere. Auch Studierende sind auf sich gestellt. Vielen sind die Nebenjobs weggebrochen, die sie dringend brauchen, um ihr Studium zu finanzieren. Wer keine finanzstarken Eltern im Rücken hat, bleibt oft auf der Strecke.

In unzähligen Berufen und Wirtschaftsbereichen herrscht die nackte Panik. Wie viele Kneipen, Restaurants, Cafés, Hotels, Friseursalons, Buchhandlungen, Boutiquen oder Fitnessstudios wieder öffnen können, ist ungewiss. Fest steht nur, dass die Zahl der Pleiten mit jeder Woche Lockdown steigt. Vor allem die kleinen, oft seit Generationen bestehenden Familienbetriebe sind gefährdet, während sich die Großkonzerne mit ihren anonymen Filialgeschäften und Franchisemodellen bereits die Hände reiben.

Es gibt nicht nur Menschen, die an oder mit Corona sterben oder an diesem Virus erkranken. Vor allem die psychischen Folgen des Lockdown, die Depressionen und Suizide werden kaum beachtet. Vom Homeoffice im Grünen heraus ist es nun einmal nicht so leicht, sich vorzustellen, wie es ist, wenn man monatelang mit seinen Kindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung eingesperrt ist, an Ängsten um die eigene Zukunft und die Zukunft der Kinder verzweifelt und keine Perspektive auf Besserung hat. Es gibt nicht nur den Tod, es gibt auch noch das Leben. Dies scheinen viele vergessen zu haben.

Daran hat sich leider nichts geändert. Im Gegenteil. Nunmehr ist sogar von nächtlichen Ausgangssperren und weiteren Verschärfungen der Lockdown-Maßnahmen die Rede.

Jeder hat seine eigenen „Lockdown-Erfahrungen“ und es ist nicht immer einfach, die Gedanken, die einem durch den Kopf gehen, klar zu fassen. Viele Dinge, die einst selbstverständlich waren, wirken heute wie eine verschwommene Erinnerung aus besseren Zeiten. Das Bier, das man bei einem lockeren Plausch mit den Freunden in der Kneipe trank; der Besuch von Konzerten, das Umarmen guter Freunde, der Einkaufsbummel, der Besuch im Lieblingsrestaurant um die Ecke, der Urlaub. Und selbst das mag für viele ein subjektives Jammern auf hohem Niveau sein. Reihenweise wurden Existenzen vernichtet. Die NachDenkSeiten haben mit ihrer auch in Buchform erschienenen Dokumentation „Die im Dunkeln sieht man nicht“ auf die harten, meist sozioökonomischen Folgen der Corona-Maßnahmen aufmerksam gemacht.

Es sind jedoch nicht „nur“ die sozioökonomischen Folgen. Was hat dieses eine Jahr Lockdown mit uns gemacht? Denken, handeln, fühlen wir heute anders? Welche Auswirkungen haben Sie bei sich festgestellt? Schreiben Sie uns bitte unter [email protected]. Da wir uns bewusst sind, dass es hier oft um sehr persönliche Dinge geht, werden wir Ihre Zuschrift gerne auf Wunsch anonymisieren. Wir planen, Ihre Zuschriften gegen Ende der Woche bei uns zu veröffentlichen.

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