Impfung für Schüler: Die „übergriffige“ Senatorin

Impfung für Schüler: Die „übergriffige“ Senatorin

Impfung für Schüler: Die „übergriffige“ Senatorin

Ein Artikel von: Tobias Riegel

An den Eltern vorbei hat Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren direkt angeschrieben, um sie von einer Impfung zu überzeugen. Die politische Niveaulosigkeit kennt in der aus dem Ruder gelaufenen Impfdebatte offenbar keine Grenze mehr. Von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Immer wenn man im Zusammenhang mit der Corona-Politik meint, nun hätten Journalisten und Politiker endgültig einen Punkt erreicht, an dem sie unter politisch-moralischen Kriterien kaum noch tiefer sinken können, da wird das Niveau nochmals gesenkt: Bereits der bisherige Verlauf der Impfdebatte zeigt, dass ein von medialen Panik-Kampagnen gespeistes Corona-Sendungsbewusstsein bei manchen Politikern offenbar kaum noch eine Barriere zulässt, was die Übergriffigkeit gegenüber großen Gruppen von Bürgern angeht.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) empfiehlt aktuell in einem Brief an junge Berliner zwischen zwölf und siebzehn Jahren eine Impfung gegen Corona – an den Eltern vorbei: Die Kinder wurden direkt angeschrieben und angesprochen, die Erziehungsberechtigten damit kollektiv vor den Kopf gestoßen. Dass die „Ständige Impfkommission“ Stiko eine Impfung für Menschen unter 18 Jahren bislang nur in Ausnahmefällen empfiehlt, wird dabei nur kurz und in vernebelnder Weise erwähnt. Laut Medienberichten wurden 180.000 Briefe verschickt, unter dem Text finden Sie einen Ausschnitt aus dem Schreiben.

Impf-Angriff auf den Familienfrieden

Der Vorgang mag eine Randnotiz sein, aber er ist symptomatisch für eine irrationale und destruktive Corona-Politik und eine damit einhergehende politische Verrohung. Und er ist ein Mosaikstein in einem schaurigen größeren Bild, in dem für einen abstrakten „Erfolg“ bei einer „Impfquote“ essenzielle Werte beschädigt werden: unter vielen anderen der Grundsatz der Gleichbehandlung und die Rechte der Kinder – sowohl auf Bildung als auch auf Schutz vor experimentellen und von der STIKO nicht generell für Kinder empfohlenen Impfstoffen. Und nicht zuletzt der Friede in den Familien: Die durch Kalaycis Vorgehen provozierten Konflikte zwischen Eltern und Kindern werden offenbar billigend in Kauf genommen.

Die Senatorin stellt indirekt einen unhaltbaren Zusammenhang zwischen Schüler-Impfung und einem „normalen Leben“ her: „Wir wollen eine Rückkehr zu einem weitgehend normalen Leben ermöglichen”, schreibt Kalayci in dem Schülerbrief. “Dazu gehört auch ein Schulbetrieb mit möglichst wenigen Infektionen und Beschränkungen.” Die Senatorin beschreibt weiter, “dass die hohen Impfquoten Leben retten”, besonders bei “Euren Großeltern” – “Das war gut, ist aber noch nicht ausreichend!“ Das findet sogar die „Süddeutsche Zeitung“ fragwürdig und „leicht übergriffig“:

„Das zurückhaltende Votum der Impfkommission wird in dem zweiseitigen Brief auf drei Zeilen erwähnt, dann fügt die Senatorin hinzu: ‚Zu den Nach- und Nebenwirkungen der Impfung wusste man zum Zeitpunkt der Empfehlung noch nicht so viel. (…) Inzwischen wurden ca. 10 Millionen Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren weltweit geimpft.’ Welche Aussagekraft diese Zahl für mögliche Nebenwirkungen hat, wird nicht erklärt. Unerwähnt bleibt auch, dass das Virus nach Erkenntnis der Stiko für Kinder und Jugendliche weit weniger gefährlich ist als für Erwachsene.“

Und die „Bild“-Zeitung kritisiert:

„Hier wird Schülern ein schlechtes Gewissen gemacht! Denn das heißt im Umkehrschluss: Wenn Ihr Euch nicht impfen lasst, gefährdet ihr womöglich andere. Da Kinder aber nur sehr selten schwer an Corona erkranken und alle Erwachsenen mittlerweile ihr Impfangebot bekommen haben, kann der Schutz anderer kein Argument sein!“

Die Lockdown-Verantwortlichen suchen Sündenböcke

Der Versuch, einen „Impferfolg“ als Voraussetzung für ein „normales Leben“ zu installieren, läuft momentan auf Hochtouren, verbunden mit einer Sündenbock-Suche und unredlichen Schuldzuweisungen, wie die „NachDenkSeiten“ gerade geschrieben haben:

„In einer radikalen Verdrehung der Realität wurden in den letzten Wochen von Redakteuren und Politikern Sündenböcke für die destruktiven Auswirkungen der eigenen Lockdown-Politik ausgerufen. Nach dieser irren Logik sind es nicht etwa die politisch-medialen Lockdown-Verteidiger, die die Folgen der Lockdowns zu verantworten haben: Es sind die Impf-Skeptiker, weil diese durch ihr Zögern gegenüber den experimentellen Corona-Impfstoffen verhindern, dass „endlich“ die Kinder aus dem Lockdown-Leid befreit werden könnten. Wer die Gesellschaft mit einer unverantwortlichen Panik-Kampagne erst in die auch von der Regierung wissenschaftlich nicht zu begründende Lockdown-Politik getrieben hat, das soll durch die aggressive Projektion auf die neuen nicht geimpften Sündenböcke in den Hintergrund rücken.“

Was treibt Politiker an wie nun die Berliner Gesundheitssenatorin? Wie können sie sich eine Verantwortung anmaßen, die sie niemals werden tragen können, sollte doch noch etwas „schiefgehen“ mit den neuen Impfstoffen und ihren nicht erforschten langfristigen Wirkungen auf Kinder? Auf welcher Basis können sie es verantworten, die (teils unbekannten) Risiken kleinzureden – zumal Kinder und Jugendliche die Gruppe sind, bei der die Impfung am allerwenigsten zu vertreten ist?

Dilek Kalayci ist nicht die einzige SPD-Politikerin, die sich fragwürdig in die Debatte um Schüler-Impfungen einbringt. Die Ko-SPD-Chefin Saskia Esken hat kürzlich in einem Interview gesagt:

„Die Ständige Impfkommission entscheidet danach, wie sie die vorhandene Lage wissenschaftlich beurteilt – und das ist auch richtig so. Dennoch hoffe ich, dass die Stiko bald zu der Einschätzung gelangt, eine generelle Impfempfehlung für die Zwölf- bis 17-Jährigen aussprechen zu können. Auch jetzt schon können diese Jugendlichen sich mit der Zustimmung ihrer Eltern impfen lassen. So können sie sich auch für die Zeit schützen, wenn die Schule wieder beginnt. (…) Ich werbe dafür, Impfmobile an die Schulen zu schicken, um – in Absprache mit den Eltern – den Jugendlichen die Impfung so einfach wie möglich zugänglich zu machen.“

Esken macht hier durch ihre Ignoranz gegenüber der Stiko-Entscheidung („Auch jetzt schon…“) nochmals vor, was sich bereits durch die gesamte Corona-Debatte zieht: „Experten“ gelten nur so lange etwas, wie sie den destruktiven Corona-Kurs der Regierung stützen. Ist dies aber mal nicht der Fall, wie bei der Stiko und Kinderimpfungen, dann wird „die Wissenschaft“, auf die man sich sonst so gerne beruft, skrupellos ignoriert, unter Druck gesetzt und sabotiert: Schon werden politische Rufe nach einem „Umbau“ der (noch) widerständigen Stiko laut.

Gegen Kinder und Familien: Gruppenzwang und Impfdruck

Die von Esken und zahlreichen weiteren Politikern und Medien angepriesenen Impfmobile für Schulen sind in jeder Beziehung abzulehnen: Wie können Menschen, die sich schon mal mit Bildung, Kindern und Pädagogik beschäftigt haben, überhaupt auf die Idee kommen, dass man die Kinder durch einen inszenierten öffentlichen Gruppenzwang zur Impfung nötigen darf? Oder dass man für das hehre Ziel einer „Durchimpfung“ Keile zwischen Eltern und Kindern treiben darf, indem man die Kinder direkt anschreibt und die Eltern so bei der Entscheidungsfindung sabotiert?

Wie immer sei bei diesem Thema betont, dass ich kein prinzipieller Impfgegner bin (im Gegenteil), dass die Situation bei den neuen und experimentellen Corona-Stoffen aber eine ganz andere ist als bei angemessen erforschten Impfstoffen. Und selbst bei den experimentellen Corona-Impfstoffen wäre ein „Impfangebot“ an Erwachsene(!) meiner Meinung nach akzeptabel – wenn es denn ein Angebot bliebe und nicht durch indirekte Zwänge forciert würde. Die Versuche von Politikern und Medien, einen Impf-Druck auf die Kinder, Jugendlichen und Eltern aufzubauen, sind verwerflich und strikt abzulehnen.

Hier folgt ein Ausschnitt aus dem hier thematisierten Schüler-Brief von Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci:

Titelbild: AlejandroCarnicero / Shutterstock