Österreichs Kurz scheint die Manipulationsmethode Nr. 10 perfektioniert zu haben

Österreichs Kurz scheint die Manipulationsmethode Nr. 10 perfektioniert zu haben

Österreichs Kurz scheint die Manipulationsmethode Nr. 10 perfektioniert zu haben

Albrecht Müller
Ein Artikel von: Albrecht Müller

Sie lautet – siehe Liste weiter unten: „Umfragen nutzen, um Meinung zu machen“. Die für Wirtschaft und Korruption zuständige Staatsanwaltschaft WKSTA wirft ihm und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, 9 Stück an der Zahl, vor, Umfragen nicht nur genutzt zu haben, sondern günstige Umfragen bestellt zu haben. Sie wurden vor 5 Jahren eingesetzt, um den Vorgänger und Konkurrenten von Kurz im ÖVP-Vorsitz auszubooten. Dabei halfen verschiedene Medien, vor allem die Mediengruppe „Österreich“. Diese Hilfe wurde nach Meinung der Staatsanwaltschaft dadurch vergoldet, dass man die Steuerzahler ins Boot holte: Das Finanzministerium schaltete unverhältnismäßig viele Anzeigen in den Medien des Konzerns von Wolfgang Fellner und wohl auch in anderen Medien. Kanzler Kurz hält das alles für einen – wie er meint: wiederholten – bösartigen Angriff und liefert mit dieser Art von Gegenwehr und dem Angriff auf die Justiz gleich noch ein Beispiel für eine Manipulationsmethode, die in meiner Liste noch nicht enthalten ist: Angriff ist die beste Verteidigung. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Sebastian Kurz und seine Partei, die ÖVP, glauben wohl, dass sie dieses Gewitter überstehen. Wenn an den Vorwürfen und Verdächtigungen etwas dran ist, wofür vieles spricht, dann ist das Mauern von Kurz und seiner Entourage ein weiterer Beleg für den Verfall der politischen Sitten. Es ist ja schon sehr beachtlich, was in Wien geschehen ist: Die österreichischen Steuerzahler durften ihre „Verarschung“ auch noch selbst bezahlen.

Am kommenden Dienstag soll es übrigens im österreichischen Parlament ein Misstrauensvotum und eine entsprechende Debatte geben. Mal sehen, wie sich der Koalitionspartner von Kanzler Kurz, wie sich die Grünen verhalten. Wenn sechs grüne Abgeordnete nicht zu Sebastian Kurz halten, dann hat das Misstrauensvotum eine Chance.

Im Folgenden finden Sie zunächst unter A die Liste der Methoden der Manipulation, wie sie im Buch „Glaube wenig. Hinterfrage alles. Denke selbst“ aufgeführt, beschrieben und belegt sind.
Unter B finden jene Leserinnen und Leser, die sich noch etwas genauer über die Vorgänge in Österreich informieren möchten, eine Reihe von Links – unter anderem auf ein ausführliches und interessantes Interview des ORF mit Sebastian Kurz.

A. Die Liste der Methoden der Manipulation in Kapitel III von:

III. Methoden der Manipulation 21
1. Sprachregelung 22
2. Manipulation mithilfe von ständig gebrauchten und mit einer Bewertung versehenen Begriffen 24
3. Geschichten verkürzt erzählen 25
4. Verschweigen 29
5. Wiederholen – Steter Tropfen höhlt den Stein 34
6. Übertreiben – Es wird schon etwas hängen bleiben 36
7. Die gleiche Botschaft aus verschiedenen Ecken aussenden 38
8. Alle in der Runde sind der gleichen Meinung.
Dann muss es ja richtig sein.
40
9. Der Wippschaukeleffekt 42
10. Umfragen nutzen, um Meinung zu machen 46
11. B sagen und A meinen 48
12. NGOs gründen oder benutzen 50
13. Ein Sammelsurium von Andeutungen macht in der Summe die Halbwahrheiten zur Wahrheit 51
14. Experten helfen – zu manipulieren 53
15. Namen verknüpfen und damit Einzelne bewerten 55
16. Gezielter Einsatz von Emotionen 59
17. Konflikte nutzen und inszenieren, um Meinung zu machen 61

B. Berichte, Kommentare, Interviews zu den Vorwürfen an den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz und einen engen Kreis von Mitarbeitern und Vertrauten

Für Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten, die sich ausführlicher mit den Vorgängen in Österreich beschäftigen wollen, sind hier die Links auf einige interessante Veröffentlichungen aufgelistet. Es gibt viele mehr.


6.10.2021 22:00 Uhr

Information | ZIB 2

Bundeskanzler Kurz weist Vorwürfe zurück

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) weist im “ZIB 2”-Interview die Vorwürfe gegen die ÖVP zurück. Er verweist auf die Unschuldsvermutung, kritisiert Details der Vorwürfe und sieht einen Rücktritt als keine Option.

tvthek.orf.at/profile/ZIB-2/1211/ZIB-2/14108140/Bundeskanzler-Kurz-weist-Vorwuerfe-zurueck/15010497


6.10.2021

Die Gründe für die Razzien bei der ÖVP

Die Verdachtslagen in Richtung Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit haben Mittwochfrüh zu mehreren Hausdurchsuchungen in der ÖVP-Zentrale, im Kanzleramt und im Finanzministerium geführt. Das geht aus der der APA vorliegenden Anordnung zur Hausdurchsuchung hervor. Zehn Verdächtige werden darin genannt, darunter Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der ehemalige Generalsekretär und Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid und „Österreich“-Herausgeber Wolfgang Fellner. …

orf.at/stories/3231399/


Regierungskrise in Österreich
Kurz immer mehr unter Druck
Stand: 08.10.2021 01:47 Uhr

Österreichs Regierungskrise spitzt sich zu: Bundeskanzler Kurz gerät wegen neuer Korruptionsermittlungen immer mehr unter Druck. Die Opposition fordert seinen Rücktritt. Auf den Straßen des Landes demonstrieren Tausende.

In Österreich wächst angesichts der neuen Korruptionsermittlungen gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz der Druck auf den konservativen Regierungschef. Kurz’ grüner Koalitionspartner stellten die Handlungsfähigkeit des Kanzlers in Frage, die Opposition forderte seinen Rücktritt.

Kurz selbst wehrte sich nachdrücklich gegen die Anschuldigungen. Er verstehe nicht, warum “immer ich schuld sein soll”, wenn irgendwo Unrecht geschehe, sagte er im ORF. …

tagesschau.de/ausland/europa/oesterreich-medien-affaere-kurz-103.html


AUCH KURZ BESCHULDIGT
Umfrageaffäre hinter Razzien bei ÖVP

Mittwochfrüh ist es zu mehreren Hausdurchsuchungen bei der ÖVP gekommen, die Ermittler interessieren sich für Daten und Unterlagen von engen Vertrauten von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Die Causa ist überraschend: Es geht um Deals mit „Österreich“-Herausgeber Wolfgang Fellner. Die Vorwürfe lauten auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit. Auf der Beschuldigtenliste findet sich das engste Umfeld von Kurz – und auch der Kanzler selbst.

6. Oktober 2021, 14.41 Uhr (Update: 6. Oktober 2021, 17.36 Uhr) …

orf.at/stories/3231378/


RAZZIEN BEI ÖVP
Kurz weist alle Vorwürfe zurück

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat alle Vorwürfe zurückgewiesen, er sei in der Vergangenheit in Deals bezüglich Umfragen und mit öffentlichen Geldern gekaufte Berichterstattung verwickelt gewesen. Er zog generell die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, die am Mittwoch zu Razzien auch im engsten Umfeld von Kurz führten, in Zweifel. Und Kurz wies im ZIB2-Interview alle Rücktrittsaufforderungen der Opposition zurück.

6. Oktober 2021, 23.25 Uhr

orf.at/stories/3231426/


Stellungnahme der Mediengruppe ÖSTERREICH zu den Ermittlungen der WKStA

Wien (OTS) – Die Mediengruppe ÖSTERREICH möchte die Vorwürfe der WKStA bezüglich Politik-Umfragen und sogenannten “Sonntagsfragen” zur Parteipräferenz in der Folge richtigstellen. Den Ermittlungen der WKSTA liegen nämlich offensichtlich schwere Missverständnisse zugrunde:

ots.at/presseaussendung/OTS_20211006_OTS0143/stellungnahme-der-mediengruppe-oesterreich-zu-den-ermittlungen-der-wksta


ÖVP-Ermittlungen
Geschönte Umfragen? “Kurz Effekt” war bei Research Affairs etwas stärker

Sebastian Kurz übernahm die ÖVP 2017 von Reinhold Mitterlehner. (c) APA/ HARALD DOSTAL

07.10.2021 um 13:44

Nach der Übernahme der ÖVP-Führung durch Kurz konnte die Partei ihren Rückstand in allen Umfragen in einen Vorsprung verwandeln – bei dem nun verdächtigten Institut war dieser Effekt aber etwas stärker ausgeprägt. …

diepresse.com/home/innenpolitik/6044241/OeVPErmittlungen_Geschoente-Umfragen-Kurz-Effekt-war-bei-Research


6. Oktober 2021, 15:09 Uhr Süddeutsche Zeitung

Österreich:
Ermittler durchsuchen Kanzleramt und ÖVP-Zentrale

Es geht um Korruption, geschönte Umfragen und Betrug: Gegen Österreichs Kanzler Sebastian Kurz und weitere Beschuldigte wird ermittelt. Die Durchsuchung erschüttert das Land – dabei war sie lange erwartet worden.

Von Cathrin Kahlweit, Wien

sueddeutsche.de/politik/oesterreich-kurz-kanzler-oevp-1.5431883


Sebastian Kurz in der „ZiB 2“:
Bei allem Respekt

07.10.2021 um 13:02

von Heide Rampetzreiter

Moderator Martin Thür, sehr gut vorbereitet, konterte viele der Aussagen von Bundeskanzler Sebastian Kurz (c) Screenshot
Ein vehementer Moderator, ein defensiver Bundeskanzler, fast 20 Minuten Schlagabtausch: Das Interview in der „ZiB 2“ war sehenswert – und zeigte das problematische Medienverständnis des Kanzlers.
diepresse.com/6044182/sebastian-kurz-in-der-zib-2-bei-allem-respekt


Bundeskanzler Kurz in der „ZiB 2“:
„Verstehe nicht, warum immer ich schuld sein soll“ …
diepresse.com/6043949/bundeskanzler-kurz-in-der-zib-2-verstehe-nicht-warum-immer-ich-schuld-sein-soll


„Bleibe natürlich Kanzler“:
Kurz fühlt sich durch aktuelle gekaufte Umfrage gestärkt

dietagespresse.com/bleibe-natuerlich-kanzler-kurz-fuehlt-sich-durch-aktuelle-gekaufte-umfrage-gestaerkt/

WIEN – „Moment, können diese Zahlen denn überhaupt stimmen?“, fragt Kurz, runzelt die Stirn und zeigt auf das Datum. „Ups, da sind uns versehentlich korrekte Zahlen reingerutscht“, entschuldigt sich Thomas Schmid und ändert den Tag. „So, aber jetzt stimmt wirklich gar nix.“ Der Kanzler ist zufrieden: „Wow, ich bin überwältigt. Gute Umfrage, gute Umfrage!“ Schmid antwortet: „Wer zahlt, schafft an. Ich liebe das.“ 

AM: Sehr schön ironisch

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