Militärisches Brimborium – vor 40 Jahren hätten wir sie ausgelacht

Militärisches Brimborium – vor 40 Jahren hätten wir sie ausgelacht

Militärisches Brimborium – vor 40 Jahren hätten wir sie ausgelacht

Albrecht Müller
Ein Artikel von: Albrecht Müller

Vor 40 Jahren sind 300.000 Menschen zum Protest gegen Rüstung und Militär in den Bonner Hofgarten geströmt. Gestern Abend beginnt die Tagesschau drei Minuten lang mit der Feier des Militärs und seiner Rolle in Afghanistan, und später folgt dann noch eine 53 Minuten lange Sondersendung. Angetreten waren der Bundespräsident und die Bundesverteidigungsministerin. Sie feierten das Militär und den Zapfenstreich. Im Kern geht es ihnen dabei um die Rettung von Militärausgaben im Interesse der Rüstungswirtschaft. Deshalb wird die Katastrophe des Militäreinsatzes in Afghanistan in eine Siegergeschichte umgefummelt. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Damit es weitergehen kann mit Militäreinsatz und Rüstung. An dieser Schraube dreht vor allem und unentwegt die Noch-Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und dafür gibt sich bereitwillig der amtierende Bundespräsident her. Kramp-Karrenbauer behauptete in ihrer Rede, die Bundeswehr habe ihren Auftrag erfüllt, von Afghanistan sei keine Gefahr mehr ausgegangen.

Man müsse für die Auslandseinsätze erreichbare Ziele formulieren. Das war der Tenor in den Reden und auch in den begleitenden Kommentaren der Tagesschau-Journalistin. Auf die naheliegende Idee, die Auslandseinsätze grundsätzlich infrage zu stellen, kommen sie nicht. Da würde die Rüstungswirtschaft protestieren.

Übrigens: Die umsonst gestorbenen 59 Bundeswehrsoldaten könnte man auf andere Weise besser würdigen. Die gestrigen Veranstaltungen kann man getrost als Verhohnepiepelung betrachten.

Noch eine Nachbemerkung:

Wo bleibt eigentlich der Protest gegen solche Veranstaltungen von Seiten unserer Jugend?

Hat sie sich aus dem gesellschaftspolitischen Disput abgemeldet? Könnte das die Folge dessen sein, dass sich junge Leute zwischen 16 und 18 Jahren nicht mehr darüber im Klaren werden müssen, ob sie zur Bundeswehr gehen oder den Kriegsdienst verweigern? Mehr und mehr gewinne ich den Eindruck, dass der Schritt zur Berufsarmee willentlich oder ungewollt auch der Beendigung der Debatte um den Sinn des Militärs und militärischer Einsätze gedient hat.

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