Nachtrag WikiLeaks (2): Nörgelnde Medien und Aufruf zur Unterstützung von Wikileaks

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Wenn man sich wie die NachDenkSeiten um Aufklärung und den Aufbau einer Gegenöffentlichkeit bemüht, dann kann man das Werk von WikiLeaks nur mit Respekt und Wohlgefallen begleiten. Der Fortschritt, Korruption durchleuchten und undemokratische Vorgänge aufdecken zu können, ist so groß, dass ich keine Lust zum Meckern an Details verspüre. Anders sehen das einige Medien. Albrecht Müller

Unter den Nörglern ist einer, den wir sonst immer positiv zitieren und verlinken und dem die Öffentlichkeit auch sehr ergiebige und mutige Artikel verdankt, so z.B. seinen Artikel über die mit unserem Steuergeld „Geretteten“ Gläubiger der HRE: Harald Schumann vom Tagesspiegel. Sein Text vom 10.12. zu WikiLeaks und Assange ist typisch für die seltsame Reaktion vieler Journalisten. Siehe hier:

Assange verweigert die Transparenz, die er fordert
Die Welt braucht Wikileaks. Doch so grandios die Idee und die Aktionen der Wikileaker sind, für so fragwürdig hält Harald Schumann in seinem “Kontrapunkt” auch den Kurs, den die Organisation gleichzeitig eingeschlagen hat. …“
Quelle: Tagesspiegel

Dazu passt als Kommentar eine Mail an die NDS von Günther Frey, Saarbrücken.

Er bezieht sich auf meinen letzten Beitrag zum Thema WikiLeaks und gibt am Ende eine Anregung, die wir gerne an Sie weitergeben:

„… vielen Dank für Ihren sehr guten Beitrag zur Bedeutung von wikileaks. Ich teile ihre Auffassung uneingeschränkt und bin auch mit vielen Kollegen und Bekannten und Freunden im Gespräch. Ich glaube, es liegt etwas in der Luft. Die grundsätzliche Bedeutung von wikileaks kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Aber es wird kein Selbstlauf sein. Frei nach Kant bedarf es der eigenen Anstrengung. Sie leisten einen ungemein wichtigen Beitrag zur Aufklärung. Brauchen wir nicht eine Erneuerungsbewegung für soziale Demokratie?! Müsste es nicht möglich sein, die Mehrheit der Bevölkerung dafür zu gewinnen, zunächst unabhängig von der politischen Grundeinstellung. Wer könnte diese Bewegung in Gang setzen? Nach Stuttgart, den Anti-AKW Demos und anderen wichtigen Bewegungen bin ich etwas optimistischer als noch vor einiger Zeit. Wikileaks öffnet ein weiteres wichtiges Feld, und es ist klar, grundsätzlich wird diese Bewegung Erfolg haben, denn technisch gibt es keine Möglichkeit solche Plattformen auszuschalten. Dennoch habe auch ich Sorge, dass die Reaktion eine Gegenbewegung organisiert und vor nichts zurückschreckt, dafür steht viel zu viel auf dem Spiel.
Noch eine kleine Anregung. Es gibt immer mehr gute Beiträge in Foren und Kanälen wie Youtube etc. Es müssen aber noch mehr werden. Wenn alle Nachdenkseiten Leser aus ihrem Erfahrungs- und Lebensbereich sich dort äußern und eigene Beiträge einbringen, wird dies weiteren öffentlichen Druck erzeugen.

Soweit das Zitat. Es steht zu befürchten, dass gegen WikiLeaks wie auch Assange Gewalt angewandt wird. Frei herum laufende US-Amerikaner bedrohen ihn mit dem Tod. Geheimdienste sinnen auf Rache. Assange sitzt im Gefängnis. In dieser Situation die mangelnde Transparenz von WikiLeaks zu beklagen, ist schon etwas komisch. Wenn man sieht, unter welchen Bedingungen Blogs arbeiten, kann man sich da nur wundern. Assange mag ja Macken haben. Aber das haben viele.

Was die Konkurrenz zwischen herkömmlichem Journalismus und WikiLeaks betrifft, hat der derzeitige Sprecher Hrafnsson gestern in einem Interview mit der TAZ das Richtige gesagt. Ich zitiere zwei Fragen und zwei Antworten:

Warum glauben Sie als Journalist, dass es Wikileaks geben muss? Es existieren doch mehr als genug andere Medien.

Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen sehe ich eine Tendenz zu wachsender Geheimhaltung und gleichzeitig sehe ich, dass die traditionellen Medien, zu denen ich 20 Jahre lang gehörte, immer weiter beschnitten werden – finanziell und personell. Investigativer Journalismus ist fast zu einer bedrohten Art geworden. Zu große Nähe von Unternehmen und Regierungen fördert Korruption, es ist ungesund für Demokratie und Gesellschaft. Größere Transparenz trägt zu mehr Verantwortung bei Regierungen und Unternehmen bei.

Was glauben Sie ist die Zukunft von investigativem Journalismus und von Wikileaks?

Ich glaube, Wikileaks trägt zum investigativem Journalismus bei, in Zusammenarbeit mit hunderten von Journalisten. Ich glaube, dies ist eine positive Kooperation von Wikileaks und anderen Medien, die zu mehr Offenheit führen wird und den investigativen Journalismus in der Welt stärkt.“

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