Scheuklappen

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Scheuklappen

Ein Artikel von Michael Fitz

… verpasst man Pferden, die auf optische Reize in ihrer Umgebung empfindlich reagieren. Man engt ihren Gesichtskreis ein und verhindert damit, dass die Tiere über Gebühr nervös werden, eben scheuen und nicht mehr das tun, was sie tun sollen. Denn sie sollen gefälligst ihre Arbeit machen und beherrschbar bleiben. Eine Glosse von Michael Fitz.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

So oder so ähnlich scheint das Credo unserer Leitmedien in Bezug auf den Umgang mit Informationen und der Meinungsbildung gegenüber der Masse der Bevölkerung zu lauten. Bloß nicht vollständig informieren, die jüngste Geschichte einfach partiell ignorieren oder so zurechtbiegen, dass sie in das aktuell zu transportierende Weltbild passt, und vor allem Weglassen.

Einseitige Propaganda für die so arg freiheitliche und demokratiewillige ukrainische Regierung allerorten. Weil wir, also die Ukraine, der Ami, die NATO und wir, sind nämlich die Guten! Man kann im Netz inzwischen, wenn man denn will, ältere Beiträge von diversen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten z.B. aus dem Jahr 2014 finden, wo das alles noch ganz anders tönt. Wo noch durchaus kritische Journalisten sich Gedanken gemacht haben, wie das denn mit dem Maidan-Putsch, dem Krim-Referendum und all dem, was da passiert ist, zu werten wäre. Da sind Hintergrundfakten zusammengetragen worden, die nach wie vor gültig und verifizierbar sind, aber die passen halt nicht mehr hinein in das gewollte Hier und Heute! In das stark vereinfachte Weltbild vom bösen Putin und den guten Westlern. So einfach geht das.

Inzwischen ignoriert man wichtige Bausteine und Epochen der deutschen Außenpolitik. Entspannung, Friedenspolitik, so wie Brandt, Bahr, Genscher und selbst Kohl, der unbedingt Kanzler der Einheit werden wollte, sie betrieben haben, finden sich jetzt in der „Schmuddelecke“. Ne, ne, war ja alles falsch, großer Fehler … Man sieht ja, wie Putin jetzt … blabla. Ja, und die Grünen? Was, zum Teufel, interessiert mich meine Überzeugung von gestern? Wenn ich heute Waffenlobbyist sein kann, scheiß‘ ich doch auf Pazifismus. Schlecht wird es einem.

Nach noch nicht mal 10 Minuten BR24 am Stück ist mir das schon deutlich zu viel der immer gleich klingenden, erschreckend undistanzierten Agenturmeldungen, der Propaganda, der Massen-Manipulation, die hier ohne irgendein Fünkchen Selbstkritik betrieben wird. Ganz zu schweigen von den durchweg „atlantisch“ gepolten Spitzenkräften bei Heute und Tagesschau. Verlautbarungs-Journalismus nennt man das. Da springt einen die ganze Arroganz einer sich als elitäre Speerspitze der Meinungsmache verstehenden Journaille förmlich entgegen. Ernsthaft, glauben die denn wirklich allesamt, was sie da tagtäglich kolportieren und, garniert mit meist sehr echt wirkender Empörung, dem Otto-Normal-Verbraucher zum Abendbrot auftischen?

Unverbesserlicher Optimist, der ich bin, habe ich noch nie geglaubt, dass das Wahl-Volk so dumm sein kann, wie es hier täglich, stündlich verkauft wird. Es werden täglich immer mehr Menschen, die dieses, inzwischen ja auch wirklich leicht zu durchschauende, arg schwarz/weiß gefärbte Märchen vom bösen Russen, der den ersten Krieg nach 1945 auf europäischem Boden leichtfertig vom Zaun gebrochen hat, unhinterfragt schlucken.

Bei all der Kriegstreiberei gerät das Thema Corona – für viele gottlob, aber für die meisten leider – ins Hintertreffen. Hier herrscht auch Krieg, schon lange! Während immer namhaftere, beherzte Forscher, Wissenschaftler und Ärzte vermehrt eine evidenz-basierte Aufarbeitung der Maßnahmenpolitik der vergangenen zwei Jahre fordern, befinden sich die Verantwortlichen in der Politik in einer Mischung aus nach außen zur Schau getragenem Daueralarmzustand und innerer, verbissener Abwehrschlacht. Diese etwas militaristische Ausdrucksweise sei mir verziehen, aber wenn Sie das den ganzen Tag hören und sehen müssen! Das Framing anders Denkender übernehmen verlässlich Leit- und soziale Medien.

Nein, um Gottes willen, man will doch nichts aufarbeiten, man möchte nicht wissenschaftlich auswerten und evaluieren. Natürlich nicht. Denn dabei kämen vielleicht ein paar durchaus peinliche Dinge ans mediale Tageslicht. Z.B., dass die hochgepriesenen Impfstoffe weder so wirksam waren wie behauptet, noch so harmlos wie versichert. Auch Wurscht, die Anleger in Pharma-Aktien haben doch ihre horrenden Kursgewinne längst versilbert … oder nicht?

Herr Montgomery hat natürlich schon immer gewusst, dass es keinen Impfstoff ohne Nebenwirkungen gibt! Punktum, Kinkerlitzchen, überempfindliches, querdenkendes Patientenpack!! Nein und nochmals nein! Das will man jetzt nicht alles auf dem Tisch haben … und am Ende die bittere Pille vielleicht sogar noch selbst schlucken müssen!?

Auch nicht, dass die Sache mit den Masken in Bayern nicht nur ein paar versprengte böse Buben betrifft, sondern eben fast die gesamte CSU-Parteiprominenz … inklusive Scheuer! Schwamm drüber, da muss man sich in Bayern keine Sorgen machen, Hauptsache, das Oktoberfest findet statt! Also hier in München, nicht etwa in Dubai. Oans, Zwoa, Gsuffa!

In Bayern hat man schon ganz andere Dinge unter den Teppich gekehrt. Da hilft man sich schon mal fraktionsübergreifend und zündet für den politischen Gegner auch mal eine Nebelkerze, um von der ganz großen Sauerei abzulenken. Interessiert ja auch die gesamte Journaille nicht wirklich, die sind alle mit Propaganda für Herrn Melnyk und Mr. Biden beschäftigt. Schnappatmung bekomme ich dann aber schon, wenn ich unsere grüne Außenministerin ganz staatsmännisch auf Englisch parlieren höre. Nie wieder wird es in Deutschland Öl und Gas aus Russland geben. Äh?? Woher weiß die das und wie kann man so einen Satz sagen, wenn man Chef-Diplomatin einer der führenden Industrienationen dieser Welt ist?

Und sicher ganz dringend müssen jetzt die Gesundheitsminister beraten und beschließen, was sie beschließen können, solange das Baby gerade mal noch Pandemie heißt und sie nicht von den sich immer mehr und drängender ermittelten, sich auftürmenden wissenschaftlichen und evidenzbasierten Fakten ausgebremst werden. Die WHO wird ja gottlob weltweit und dank Bill Gates bald dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Und natürlich die Faktenchecker von ARD und ZDF. Auch ein Propaganda-Krieg. Da redet man ausschließlich und nur über die Entwicklung und Beschaffung von Impfstoffen und wie man die Bevölkerung am besten unter Kontrolle halten kann. Logo! Mit Lockdowns, als gäbe es nirgendwo auf der Welt Medikation gegen COVID, vorbeugende Maßnahmen oder gar alternative Behandlungsmethoden … das ist alles böses Mittelalter, gel?

Ich habe mir das Urteil des BVerfG zur Sterbehilfe sehr aufmerksam durchgelesen. Sie wissen schon, das Urteil, das Herr Spahn, der deutsche Ex-Gesundheitsgott, einfach ohne nennenswerte Gegenwehr in den Medien wegignoriert hat. Offenbar zählt hier die Entscheidungsfreiheit des Individuums, seinem Leben ein Ende zu setzen, mehr als die Regulierungswut und die Verantwortungshoheit des Staates. Natürlich nicht für Herrn Spahn, sondern lediglich für das BVerfG … ist ja auch nur eine der wichtigen Säulen unserer freiheitlichen Grundordnung.

Interessant, dass die Herren und Damen, womöglich noch des gleichen Senats, einen so drastischen Eingriff in die persönliche körperliche Unversehrtheit des Bürgers wie eine Impflicht, auch eine einrichtungsbezogene, verfassungsrechtlich für unbedenklich halten. Inzwischen weiß man, spätestens seit Omikron, dass all die wunderbaren Impfstoffe vielleicht gegen einen schweren Verlauf schützen, aber auch der vierfach geimpfte Michel genauso infektiös und infizierbar ist wie der ungeimpfte. Vielleicht sogar noch mehr? Nun gut, auch das Verfassungsgericht kann ja nicht jede beliebige Information zum entscheidenden Thema haben … oder doch?

Es geht ja nur um bürgerliche Grundrechte, wie beim Sterben auch. Die werden das schon richtig machen, wenn der mediale Druck entsprechend hoch ist und sie vorher zum Essen im Kanzleramt geladen werden. Wer oder was schützt uns, die Bürger, eigentlich vor diesem Staat? Dann doch Scheuklappen?

Titelbild: Mangostar/shutterstock.com

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