Massaker in Schule und Luftbrücke für Babynahrung, zwei erschütternde Nachrichten aus unserer Vorbildnation: USA

Massaker in Schule und Luftbrücke für Babynahrung, zwei erschütternde Nachrichten aus unserer Vorbildnation: USA

Massaker in Schule und Luftbrücke für Babynahrung, zwei erschütternde Nachrichten aus unserer Vorbildnation: USA

Ein Artikel von Frank Blenz

Wie soll das alles noch enden? Die Frage stellte ich mir heute früh angesichts zweier Nachrichten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, den Vereinigten Staaten, die doch, so unsere immer und immer wieder aufgetischte Erzählung, Vorbild sind und Leitnation, das auch und gerade für uns Deutsche. Eine Kritik von Frank Blenz.

Derzeit folgen wir folgerichtig stur und stolz und eisern in einem Krieg, der auf unserem Kontinent fern der USA stattfindet, es ist ein sinnloser Konflikt, der mit Absichten angefacht wurde und am Laufen gehalten wird, die uns nicht erzählt werden. Und es herrscht schon lange Krieg, auf der Welt, mitten in der Zivilgesellschaft, der einem entfesselten Militarismus in Verbindung mit einem ungebremsten Neoliberalismus zugrunde liegt. Warum wohl gehen die Börsenwerte von Waffenproduzenten so durch die Decke? Warum geht das Zivilleben in die Knie? Mit Frieden und Zusammenarbeit, mit einem toleranten Miteinander und mit Verständigung ist kein Geld, kein Staat zu machen. Tote und Hunger sind die fortlaufenden Folgen, siehe zwei schlimme Ereignisse in den USA (die zudem keine Ausnahmen sind im Land der unbegrenzten Möglichkeiten).

Deutsche Medien wie hier die ARD-Tagesschau haben heute, 25.05.22, gemeldet:

Bei Schüssen an einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas sind mindestens 19 Kinder getötet worden. Auch zwei Erwachsene starben. Der mutmaßliche Täter wurde von Polizisten erschossen. Präsident Biden forderte schärfere Waffengesetze.

Weiter heißt es:

Ein bewaffneter 18-Jähriger hat nach offiziellen Angaben in einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas mindestens 19 Kinder erschossen. Auch zwei Erwachsene starben. Der Schütze selbst sei ebenfalls getötet worden, offenbar durch Polizisten am Tatort, sagte Gouverneur Greg Abbott in einer ersten Stellungnahme. Er sprach von einer schrecklichen und unbegreiflichen Tat, die sich in der Kleinstadt Uvalde im Süden von Texas ereignet habe. Der Ort hat 16.000 Einwohner. Details zu den genaueren Hintergründen liegen noch nicht vor.

In der Tagesschau wird der texanische Gouverneur Greg Abbott mit den Worten zitiert, es sei eine unbegreifliche Tat. Weiß Abbott, wovon er spricht? Abbott ist ein bekannter Unterstützer der Waffenlobby, die NRA (National Rifle Association of America) wird dieses Wochenende zu einer Konferenz in Texas tagen. Abbott ist Republikaner, es ist die Partei, die stets gegen die Verschärfung von Waffengesetzen stimmt. Sie profitieren davon, dass die Welt aus den Fugen geraten ist, lange schon, mehr und mehr bahnt sich die bittere Erkenntnis der einfachen Leute ihren Weg, dass die Spirale in den Untergang so sehr Fahrt aufnimmt, dass die Notbremse am Schluss gar nicht mehr gezogen werden kann.

In den Staaten hört man, dass man die Schweigeminuten satt habe, dass es einer Verschärfung der Waffengesetze bedürfe, dass mehr Kontrollen beim Verkauf von Waffen nötig seien. Man stelle sich nur mal vor, in den Staaten werden Pistolen und Gewehre beinah so ungehindert eingekauft wie bei uns Spielzeug. Es ist gewollt, es nutzt. Die Eskalationen sind menschengemacht, und zwar von Menschen, die es können, die es sich herausnehmen, die sämtlichen Einwänden, Mahnungen, Widerständen widerstehen und ihren Wahnsinn durchziehen, weil sie meinen, davon Nutzen zu haben. Viel Nutzen. So eben auch und gravierend in den USA.

Die zweite Nachricht ist mehrere Tage älter, allein gehört sie ebenfalls zum Drama der USA, dem Krieg, der gegen die eigene Bevölkerung geführt wird. So berichtete die ARD-Tagesschau (19.05.22):

Die USA haben eine Luftbrücke für im Land knapp gewordene Babymilch eingerichtet. Die US-Regierung aktivierte dafür ein Gesetz aus dem Kalten Krieg, um die Produktion anzukurbeln. Die US-Regierung richtet eine Luftbrücke ein, um Babymilch aus dem Ausland zu importieren. Das Verteidigungsministerium “wird seine Verträge mit kommerziellen Frachtfluggesellschaften nutzen, wie es dies in den ersten Monaten der Covid-Pandemie getan hat, um Produkte aus Fabriken im Ausland zu transportieren”, erklärte das Weiße Haus.

Das reichste Land der Welt muss eine Luftbrücke für Nahrung für seine Kleinkinder einrichten. Das kann man sich nicht ausdenken. Gerade wurde im US-Repräsentantenhaus und im US-Senat ein Paket in Höhe von 40 Milliarden US-Dollar durchgewinkt, welches als Hilfspaket für die Ukraine deklariert wurde und doch allein die Kassen der Rüstungsindustrie klingeln lassen wird. Die 40 Milliarden – sie und die Empörung darüber sind geschenkt angesichts der ohnehin horrenden Militärausgaben, dem höchsten Budget, seit es die USA gibt.

Im Übrigen, Mangelernährung und Not sind schon vor dem Babymilchmangel Alltag für viele Menschen, für Kinder und Erwachsene in den USA, viele Menschen sind auf Lebensmittelspenden und Almosen angewiesen. Der aktuelle Mangel an Babymilchpulver ist ebenso hausgemacht, wenige große einheimische Unternehmen haben den US-Markt für sich okkupiert, ausländischen Anbietern wird der Zugang in die USA mittels strenger Importvorschriften erschwert. Zum Schutz eben der amerikanischen Wirtschaft, wie es bei führenden Politikern von Trump bis Bush immer so schön heißt. Wie war das gleich nochmal? America´s first.

Die Babymilchpulver-Luftbrücke ist eingerichtet, sogar vom deutsch-amerikanischen Ramstein aus starten Flieger gen Westen, Volkes Mund würde sagen „Milchpulver-Bomber“. Und internationale Konzerne wie Nestle leeren ihre Pulverlager.

Bis zum nächsten Massaker, zum nächsten Amoklauf wird es nicht lange dauern, die nächste Zwangsräumung steht bevor und in den USA läuft auch sonst vieles gegen die Wand. Außer die Geschäfte, die irgendwas mit Militär, mit Waffen, mit Gewinn usw. zu tun haben. Dazu schreibt der US-amerikanische Publizist Chris Hedges:

Die Vereinigten Staaten sind in der Todesspirale eines ungezügelten Militarismus gefangen. Keine Hochgeschwindigkeitszüge. Keine flächendeckende Gesundheitsversorgung. Kein tragfähiges Covid-Hilfsprogramm. Keine Pause von 8,3 Prozent Inflation. Keine Infrastrukturprogramme zur Reparatur verfallener Straßen und Brücken, die 41,8 Milliarden US-Dollar erfordern , um die 43.586 strukturell mangelhaften Brücken zu reparieren, die im Durchschnitt 68 Jahre alt sind. Kein Erlass von 1,7 Billionen Dollar an Studentenschulden. Kein Umgang mit Einkommensungleichheit. Kein Programm, um die 17 Millionen Kinder zu ernähren, die jede Nacht hungrig zu Bett gehen. Keine rationale Waffenkontrolle oder Eindämmung der Epidemie nihilistischer Gewalt und Massenerschießungen. Keine Hilfe für die 100.000 Amerikaner, die jedes Jahr an einer Überdosis Drogen sterben. Kein Mindestlohn von 15 Dollar pro Stunde gegen 44 Jahre Lohnstagnation. Keine Pause von den Benzinpreisen, die voraussichtlich 6 $ pro Gallone erreichen werden.
Die permanente Kriegswirtschaft, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingeführt wurde, hat die Privatwirtschaft zerstört, die Nation bankrott gemacht und Billionen von Dollar an Steuergeldern verschwendet. Die Kapitalmonopolisierung durch das Militär hat die US-Schulden auf 30 Billionen Dollar getrieben, 6 Billionen Dollar mehr als das US-BIP von 24 Billionen Dollar. Der Schuldendienst kostet 300 Milliarden Dollar pro Jahr. Wir haben mehr für das Militär ausgegeben, 813 Milliarden US-Dollar für das Geschäftsjahr 2023, als die nächsten neun Länder, einschließlich China und Russland, zusammen.

Im NachDenkSeiten-Artikel „Von Übersee kommt sie her – Gewalt in vielen Formen“ finden sich weitere Aufzählungen, die die katastrophale Lage unseres Bündnislandes USA konstatieren.

Wohin die Reise der Amerikaner und auch unsere Reise hingehen wird, wie das alles enden wird? Chris Hedges stellt fest, dass die Menschen einen hohen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Preis für den durchgeknallten Militarismus zahlen. Dieser heutige Militarismus durchzieht wie unsichtbarer Nebel alle Gesellschaftsbereiche, kommt schon auch mal als schicke Wortmeldung gewählter Politiker daher im zivilen Gewande. In den Vereinigten Staaten schauen gewählte Repräsentanten des Volkes zu, wie die USA kaputt geht in allen Belangen. Wann wachen die auf?

Titelbild: alexkich/shutterstock.com

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