Leserbriefe zu „Eine harte Trennungslinie unserer Gesellschaft läuft zwischen aufgeklärt und ahnungslos“

Ein Artikel von:

Anlässlich eines Gespräches mit einem ihm bekannten Akademiker stellt Albrecht Müller hier fest, dass der Mehrheit der Wandel der „meisten Medien“ hin zu Manipulationsinstrumenten offensichtlich nicht bewusst sei. Es gebe „gute Gründe dafür, die mehrheitlich getragenen Vorstellungen mitzutragen und einfach zu glauben, was die anerkannten Medien vermitteln“ – z.B. der Mangel an Kraft und Zeit für eine Überprüfung. Auch sei „es emotional um vieles angenehmer, sich der Mehrheitsmeinung anzuschließen“. Außerdem sei das politische Interesse „insgesamt nicht sonderlich hoch“. Es bestehe „auch kein Bedarf an Aufklärung“. Das sei „mit Blick auf die Qualität der demokratischen Willensbildung eine beunruhigende Situation“. Es könne jedoch auch festgestellt werden, „dass es immerhin, ziemlich scharf getrennt vom gläubigen Publikum, einen verlässlichen Kreis von kritischen, aufgeklärten Mitmenschen gibt“. Im „Interesse daran, dass der Kreis der Aufgeklärten größer wird und der Kreis der Ahnungslosen schrumpft“, werden einige Manipulationsmethoden erklärt mit der Bitte, „in Ihrem Bekanntenkreis Bewusstsein dafür zu schaffen, dass unsere sogenannte Demokratie ständig und massiv von Manipulationen und Kampagnen der Meinungsbildung bedroht ist“. Auch hierzu haben wir interessante Zuschriften erhalten. Danke. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

die geschilderten Probleme sind sicherlich typisch und ich selbst mache diese Erfahrungen im eigenen familiären Kreis.

Auch in meinem friedenspolitischen Umfeld kenne ich Aussagen von exponierten Köpfen, dass sie sich nach langen Jahren ihres eigenen Engagements noch nie derart in die Ecke gedrängt gesehen habe.

Ich selbst habe als “Putinversteher” beschlossen, mich in meinem Selbstverständnis quasi als letztem argumentativen Schutzschild voll und ganz im Geiste von Immanuel Kant zu sehen: “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“

Mit manchen Menschen kann man mittlerweile Diskussionen nur führen, indem man nicht über Putin und den Ukrainekrieg spricht, sondern grundsätzlich darüber, was denn eigentlich die geistig-kulturellen Errungenschaften der Menschheit sind. Wenn die Menschheit zivilisatorisch überleben will, sollte man sich durchaus für bestimmte “westliche Werte” im historischen Sinne bekennen. Dafür stünde dann Immanuel Kant nach fast 250 Jahren aktueller denn je.

Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinz Peil


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

in Ihrem Beitrag „Eine harte Trennungslinie unserer Gesellschaft läuft zwischen aufgeklärt und ahnungslos“ werfen Sie der deutschen Talkshows die Anwendung Ihrer „Methode Nr. 8“ vor und schreiben dazu: „Alle in der Runde sind der gleichen Meinung. Dann muss es ja richtig sein.“ Dem möchte ich nicht widersprechen, nur auf etwas aufmerksam machen. In den Talkshows, in denen ein Gast die sog. Gegenposition vertritt, kommt es regelmäßig zur medialen Hinrichtung genau dieses Gastes; besonders fällt mir das immer wieder bei Sahra Wagenknecht auf, die trotzdem immer wieder in diesen Shows auftritt. Die Zuschauer daheim, die ich zwar selten aber immer wieder miterlebe, scheinen sich daran aufzugeilen (ja, so wie im DUDEN beschrieben). Sie kommen mir vor wie die Besucher einer Hinrichtung im Mittelalter. Die Vernichtung, heute lediglich medial, einem Menschen als Massenspektakel. Eine Sahra Wagenknecht, der die meisten Menschen in Deutschland intellektuell und rhetorisch nicht das Wasser reichen können, wird immer wieder in diesen Shows fertig gemacht, um dann am nächsten Tag in den Online- und Printmedien noch als Putin-Puppe verleumdet zu werden.

Ich habe das Gefühl, wir sind auf dem Brot und Spiele-Niveau angekommen.
 
Mit freundlichen Grüßen,
Lutz Lehnhardt


3. Leserbrief

Sehr geschätzter Albrecht Müller,

nach dem durchlesen Ihres Artikels mit dem Hinweis eines Lesers auf eine weitere mögliche Manipulationsmethode ist mir klar geworden, dass etwas, was ich schon seit längerem in den Leit- oder Mainstreammedien beobachte und als systematisch betrachte, evtl. auch eine eigenständige Manipulationsmethode sein könnte und damit für Sie vielleicht von Interesse! Nämlich das genaue Gegenteil von dem erzählen was Tatsache ist!

Ganz aktuell fallen mir dazu mehrere Beispiele ein:

  1. Vor kurzem las ich (ich weiß nicht mehr wo), dass dem BND wohl Informationen vorliegen würden die russische Armee hätte viele Neonazis in Ihren Reihen – dabei ist m.E. genau das Gegenteil der Fall!
  2. Die russische Armee würde gezielt zivile Einrichtungen und Zivilisten töten, rauben, vergewaltigen, etc. oder Putin wolle ganz Europa vereinnahmen – dabei ist genau das gegenteil der Fall so man der russischen miltärischen Strategie/Vorgehensweise in der Ukraine und im Zusammenhang damit Putins Gründe für die “Militäroperation” Glauben schenkt! Gezielt zivile Einrichtungen für z.B. Strom und/oder Wasser zu zerstören und gezielt oder mit Flächenbombardements zigtausende Zivilisten zu töten gehört nachweislich zur “Taktik” der Angriffskriege der NATO!
  3. Putin/Russland sei für die hohen Gaspreise verantwortlich – dabei ist genau das Gegenteil der Fall! Gasverknappung durch weniger Gasbestellungen bei Russland – siehe leere Gasspeicher in Deutschland, dem Handel mit Gas an der Börse (seit der letzten EU-Kommission vor von der Leyen) und der damit verbundenen extremen Verteuerung von Gas sowie der geplante Boykott von russischem “Röhrengas” zugunsten von dem wesentlich teueren LNG – Frackinggas bzw. die Sanktionen sind die von der EU- und Deutschlandpolitik selbst erzeugten Preistreiber!

Ich würde diese Manipulationsmethode bezeichnen als “Umdrehen/ins Gegenteil verkehren (um damit abzulenken/zu verwirren)”, “Mit dem Finger auf andere zeigen” oder so ähnlich!

Vielleicht läßt sie sich Ihrer Meinung aber auch in eine bereits bestehende Manipulationsmethode in Ihrem Buch unterordnen.

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


4. Leserbrief

Hallo Herr Müller,

vor ein paar Jahren – das Thema war wie so oft die vermeintliche Lethargie der Betroffenen des HARTZ-Systems –  hatten wir den Konsens der Befürchtung, dass es evtl. ” noch schlimmer kommen muss “, dass auch die Betroffenen aufwachen könnten.

Seit Corona und daran anknüpfend der Ukraine-Krieg das öffentliche Leben dominiert, bin ich mir nicht mehr sicher, was denn noch schlimmer kommen könnte, (eingepreist Verlust der Freiheit und jetzt auch reale wirtschaftliche Einbußen durch Inflation) als dass die Menschen mit Mistgabeln durch die Gegend laufen werden.

Meine Frau und ich befinden uns seit nunmehr über 2 Jahren im passiven Widerstand.
Wir wohnen in Gelsenkirchen, die Nummer 401 von 401 – bezogen auf die Lebensqualität – der in 2018 getesteten Städte ( ZDF ). Dort wohnen wir in einer bevorzugten Wohngegend (Reihenhaussiedlung).

Wir haben seit über zwei Jahren immer wieder durch Transparente, die wir an unserer Grundstücksbegrenzung platziert haben, versucht auf die diversen politischen Themen aufmerksam zu machen.
Nicht nur, dass wir nicht mit den Mitmenschen ins Gespräch gekommen sind. Vielmehr wurden uns die Transparente abgerissen und wir mussten uns mit empörten Nachbarn auseinandersetzen, die wiederum nach Einladung nicht das persönlich gewünschte Gespräch angenommen haben..

Spontane Zusammenkünfte mit Nachbarn endeten insofern frustrierend, als dass dort unisono den “Mainstream- Tenor ” feststellen konnten.

Zum so wichtigen Thema Krieg habe ich keine Hoffnung Zugang in Gesprächen bekommen zu können.

Ein wenig Hoffnung bereitet mir die zukünftige ” Affen-Pocken-Pandemie ” !

Zumindest in unserer Siedlung bewegt sich vornehmlich bürgerliches Klientel ( Beamte, Lehrer, sonstige Akademiker), die sich zumindest aufgrund ihrer geistigen Fähigkeiten bei einem derart plumpen Versuch der Manipulation in ihrer Intelligenz beleidigt fühlen könnten.

Andererseits hat Gelsenkirchen eine Wahlbeteiligung bei den Landtagswahlen von lediglich (oder immerhin ? ) 44 % ausweisen können.

Für mich eine Zahl, die in vielfältiger Hinsicht gewichtig erscheint.

Ich werde dem Bildungsministerium in NRW vorschlagen Ihr Büchlein ” Glaube wenig….” als Pflichtlektüre in der Sekundarstufe 1 in den Lehrplänen zu zementieren.

Ob die das machen?

Freundliche Grüße von
Michael Krater


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,
 
mit dem Ukrainekrieg ist die Macht der Medien und des Staates, alternative Wirklichkeit zu erzeugen, in ein neues Stadium getreten.
 
Denn es geht nicht mehr darum, von der Wirklichkeit abzulenken, was man zur Not und mit viel Einsatz noch erkennen könnte (Manipulation). Es geht darum, eine eigene Wirklichkeit zu schaffen, die in keinem notwendigen Verhältnis mehr zur tatsächlichen Welt steht und vollständig an ihre Stelle tritt.
 
Zu nennen ist dabei in erster Linie die Macht der Bilder, die ja vermeintlich nicht lügen können (ein Bild sagt mehr als tausend Worte). Ob in Bucha Kriegsverbrechen begangen wurden, indem russische Soldaten auf der Straße von Person zu Person gegangen sind, um sie einzeln zu erschießen und in bunter Reihe liegen zu lassen oder hier Leichen für Bilder drappiert wurden, spielt keine Rolle mehr. Die Verbindung Bucha und russische Kriegsverbrechen ist längst im kollektiven Gedächtnis des Westens verankert – und jedenfalls als Geheimdienstaktion, wenn es eine war, ein voller Erfolg (was allen „Faktenfindern aus der Ferne“ und seien sie noch so unvoreingenommen, zu denken geben sollte).
 
Ein anderes Beispiel sind die gigantischen Hintergrundbilder zerstörter Wohnviertel in Nachrichtensendungen oder Talk-Shows, die ohne jedes Wort die Rücksichtslosigkeit (wenn nicht die bewusste Aggression) des russischen Militärs gegen die Zivilbevölkerung belegen. Was soll man sagen? Dass die ukrainischen Milizien und Truppen sich in Städten und in den Wohnvierteln verschanzen und so die Grenzen zwischen Front und Zivilisten verwischen? Geschenkt, wir waren nicht dabei. Nehmen wir also die Bilder und ihre Botschaft für die Wirklichkeit – Widerstand zwecklos.
 
Die Tatsache zunehmender Zensur in den sozialen Medien – in den USA ist gerade der Versuch, eine Desinformationsbehörde (gerichtet gegen regierungskritische „Desinformation“ – Kritiker erinnern an Orwells Wahrheitsministerium) zu installieren nur knapp gescheitert, die bekannten sozialen Medien funktionieren aber ohnehin im Sinne der Regierung – in Verbindung mit quasi-amtlicher Berichterstattung in den „freien Medien“ ist mit dem Begriff der Manipulation nicht mehr zutreffend beschrieben.
 
In Wirklichkeit geht es bei der breiten Einheitlichkeit und Eindringlichkeit der Berichterstattung darum, Weltbilder zu erzeugen und zu bestätigen. In einer auch mit Hilfe des Smartphones übermediatisierten Gesellschaft (wir sind vollständig in Medien getaucht) wächst der naive Glaube an die Identität von Bild, Bericht und Wirklichkeit immer mehr. Und wirklich schwirrt einem notwendig der Kopf, wenn man die mediale Realität wie sie nun einmal ist, ständig hinterfragen wollte – nur entschiedenes Wegschauen hilft. Eine Gesellschaft braucht Vertrauen und eben darum ist eine alternative Wirklichkeit möglich. Junge Menschen, die politisch immer mehr in den Vordergrund treten, wollen an die Möglichkeit des eindeutig Guten und einer Welt ohne doppelten Boden glauben. Dieses mediale Konsumbedürfnis erfüllen die etablierten Medien im Kielwasser der sozialen auf’s Beste.
 
Angesichts des tatsächlichen Zustands der Welt ist nichts verständlicher als die Flucht in virtuelle Ersatzwelten, wie sie auch im Journalismus gezeigt werden. Ob sie wahr oder falsch sind, ist zweitrangig. Was zählt und beruhigt und ihren Erfolg ausmacht, ist der Glaube, dass sie wahr sind.
 
Mit freundlichen Grüßen
EJ


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrtes Team der Nachdenkseiten,
 
zu ihrem o.g. Artikel möchte ich gerne ein paar Gedanken und Erfahrungen in Worte fassen.
 
Mich selbst würde ich zu dem Kreis der aufgeklärten Bürger zählen.
Ich denke heute oft darüber nach, wie gern ich wieder zur anderen Gruppe gehören würde, der Ahnungslosen. Ich vergleiche das immer gern mit dem Glauben an den Weihnachtsmann.
Wenn man einmal herausgefunden hat, dass es ihn nicht gibt, kann man nicht wieder dran glauben. Es ist vorbei.
So sieht es auch mit dem kritischen Bewusstsein aus. Einmal angeschaltet, bleibt es da. Schön war das Leben, wo man noch alles naiv geschluckt hat.
 
So sehe ich es in meinem Familien- und Bekanntenkreis, dass die meisten sich auch gar nicht mit kritischer Auseinandersetzung beschäftigen wollen. Das hat verschiedene Gründe. Ich habe da ein paar Vermutungen:

  1. Jeder Mensch hat Angst davor, dass sein Weltbild zusammenbricht. Niemand erfährt gerne, dass er angelogen wurde. Ich habe das erste Mal ein solches Erlebnis gehabt, als ich mir die Vorträge von Herrn Dr. Ganser angesehen habe. Das war kein schönes Gefühl. Da gibt es ein ganz passendes Zitat von Mark Twain (Google sagt es kommt von ihm): “Es ist leichter, Menschen zu täuschen, als sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.” Genau das kann ich so unterschreiben. Ich habe es versucht, und es hat nicht funktioniert.
  2. Die Menschen sind Politikverdrossen, wie Sie das schon angemerkt haben. Sie haben gar keine Lust, sich damit zu beschäftigen. Vieles kommt davon zumindest in meiner Generation (90er) aus dem vollkommen drögen Politikunterricht in der Schule. Es gab damals kein langweiligeres Fach. Mittlerweile interessiere ich mich sehr dafür, und dennoch würde ich diesen Unterricht auch heute noch als furchtbar trocken und langweilig bezeichnen. Leider hat man in meiner Schulzeit auch die Gelegenheit verpasst, den Schülern das vernünftige Diskutieren beizubringen. Die Folgen dieses Versäumnisses merke ich heute um so mehr, auch bei mir.
  3. Die Menschen können und wollen sich nicht mehr in bestimmte Themengebiete einarbeiten. Alles, was nicht in eine 15 minütige Tagesthemensendung passt, ist zu viel. Den Ukrainekonflikt in Gänze mit Vorgeschichte verstehen? “Dauert doch viel zu lang! Corona? Ist mir viel zu kompliziert. Lieber die Glotze an, die Tagesschau kaut mir das schon passend zurecht.”
    Ich schaue mir gerne die Gespräche auf ehemals KenFM an oder FairTalk bei Youtube und Tacheles mit Thomas Röper und Robert Stein bei NuoViso. Diese Sendungen dauern mindestens 2 Stunden. Allen, denen ich das Format zu Herzen gelegt habe, sagten mir, dass ihnen das viel zu lang dauert (bei einem Spielfilm ist das merkwürdigerweise überhaupt kein Problem). Aber es braucht halt Zeit, um etwas in seiner Gänze erfassen zu können. Daran sind auch die Medien Schuld, da eine Nachrichtensendung mittlerweile Kompakt sein muss, sonst verlieren die Menschen das Interesse.
  4. Die führenden deutschen “Qualitätsmedien” haben noch einen viel zu großen, unberechtigten Vertrauensvorschuss. Wenn was in der tagesschau kommt, wird es schon richtig sein. “Das hast du bei youtube gesehen? Ist doch nicht seriös. Nachdenkseiten? Sind doch alles nur Verschwörungstheorien. KenFM? Sind das nicht alles querdenkende Nazis?”

 
Das sind nur diese vier Punkte, die mir zu Ihren genannten Punkten noch eingefallen sind.
 
Ich habe versucht in meinem Familienkreis die Leute für die Manipulationsmethoden zu sensibilisieren und auf Widersprüche aufmerksam gemacht. Fehlanzeige. Man nimmt den Widerspruch oder die Manipulation zur Kenntnis und macht so weiter wie immer. Es ist einfach Verdrängung. Man verdrängt die Realität. Die Welt verändert sich und meine Mitmenschen wollen es nicht wahrhaben.
 
Es ist zum Verzweifeln.
 
Achso, ich vermeide in meinem Bekanntenkreis die derzeit heißen Themen, also Ukraine und Corona. Das gibt nur Ärger. Ich habe auf dem letzten Familientreffen gesagt, dass ich gerne mit allen zusammen bin, aber dass wir bitte nicht über Corona reden. Ich konnte es irgendwann nicht mehr ertragen.
 
Vielen Dank für Ihre Mühen. Auf dass Sie uns noch lang erhalten bleiben Herr Müller!
 
Freundliche Grüße
Marvin Kortlang


7. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,
 
Sie versuchen bewundernswert, dem Volk zu zeigen, dass es manipuliert wird! Aber, ich glaub, das funktioniert gar nicht über die intellektuelle Schiene. Es gibt da einen “Blockadeklumpen”, der ist emotional. Und wir bräuchten den Schlüssel, den zu knacken.
 
Stellen Sie sich vor, jemand ist zutiefst im Schoße der Katholischen Kirche aufgewachsen, sie ist ihm Heimat seit Kindertagen, seit den Gitarrenliedern damals … sie ist so tief in ihn eingesickert ……..  Plötzlich heißt es: Der Papst hat Kinder missbraucht.
 
Eigentlich müsste er sich neutral damit auseinandersetzen können – was spricht dafür? was spricht dagegen?
 
Aber das KANN er nicht.
Weil es so gefühlsverflochten ist in ihm, die Kirche.
 
Eigentlich müsste er doch sagen: Ich liebe die Kirche so sehr und glaube ihr so sehr – also kann ich unverzagt einer Untersuchung entgegen sehen, denn dabei KANN ja nur herauskommen, dass der Papst schuldlos ist! Oder andernfalls kann dieses schwarze Schaf, dieser schwarze Fleck schnell vom Antlitz der geliebten Mutter Kirche abgewischt werden! So oder so: es ist gut für seine geliebte Kirche – also sollte er eine schnelle, wahrhaftige Untersuchung doch herbeisehnen?!
 
Doch seltsamerweise KANN er das nicht.
Stattdessen ergibt sich ein seltsamer Blockadeklumpen, Abwehrklumpen in seinem Bauch.
Wo kommt der her? Ist es so ein unterschwelliges “Es KÖNNTE ja doch was faul sein an der Kirche – aber das DARF einfach nicht sein!” ??
 
Und – Herr Müller – dieselbe Blockade hab ich bei Leuten, die die Demokratie lieben, auch gesehen – dabei sind die sogar schlaue und liebe Leute!
Diesen Blockadeklumpen müssten wir irgendwie auflösen können ……..
Aber wie ????
Wie bringt man liebe schlaue Leute dazu, zu sehen: Es kann halt DOCH passiert sein, dass Anne Will – die doch immer so klar und aufrichtig wirkte – uns jahrelang Müll erzählt hat … !
 
Das ist aber eine EMOTIONALE Schwelle, keine intellektuelle Schwelle – finde ich.
 
Manchmal dachte ich, ein BILDBAND mit kleinen, eindrücklichen Manipulationsschnipseln könnte helfen:
 
Linke Seite: Der Originalreisebericht eines Journalisten aus Mariupol, auch ein Gespräch mit einer dortigen Frau.
Rechte Seite: In deutschen Medien steht da zusätzlich der Satz: “Dann beschleunigt sie angesichts einer russischen Militärpatrouille ihren Schritt und eilt davon.”
Wo kommt der her?
 
Und viele solche kleinen anschaulichen Beispiele…
 
LG Martin


8. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,
 
… aus Repliken, die Christian Reimann als Leserbriefe tapfer einsammelt, kommt ja vereinzelt der unberechtigte Vorwurf, auch auf NDS ‘suhle’ man sich auf Seiten des Guten. Sei also auch parteiisch. Was ich (wie Sie) wirklich sportlich fair fänden: „Und das ist gut so!“ (frei nach Wowereit). Also, egal wie man’s zu machen versucht, in „der uns angespannten Lage“ wird man immer etwas von Beginn an falsch machen. … aber wie Sie zumindest sehr treffend betiteln: “wenigstens (etwas) aufgeklärt und nicht (ganz so) ahnungslos” …
 
Auch ich versuche mich jetzt & hier mal von Beginn an:
 
Ihr (benannter) Bekannter steht sicherlich voll im Beruf und benutzt wohl auch die komplexe Sprache der Deniz’schen ‘Bratwurstbuden-Novellers’. Ein klitzekleines Problem nur: die gute exakte Grammatik! Welchen Sinn und Bedeutung sie denn bei richtigem Gebrauch habe, ließen die meisten unter uns leider vergesslich im Schulranzen zurück. Heißt: Unsere typischen Zeitgenossen sprechen zwar, (und meist richtig) wissen aber wenig über die kunstvolle Verwendung der Sprache und taxonomischem Wert von Grammatik.
 
Denn sonst wäre Ihrem Bekannten am Deutschlandfunk-Hören irgendwann mal aufgefallen, dass dessen ‘amtliche Nachrichten’ zu wenigstens 70 Prozent aus dem unerschöpflichen Abwasch des Konjunktiv-I der Indirekten Rede ‘bestückt sind’ (habe, dürfe, müsse, solle, könne). – – Also der immer äußerst pfiffige Nachrichten-Inhalt beständig aus Meinung von ‘einige’, ‘die internationale Staatengemeinschaft’ bzw. ‘Experten sagen’ gefüttert wird. (eine Praxis, die täglich hundertfach frontal Staatsvertrag verletzt) …
 
Aus dieser hundertfachen Verletzung folgt gleich ein Zwischenfazit.
Zwischenfazit: Ihr Bekannter scheint exakt nicht zu bemerken, dass ihm der Deutschlandfunk ein nichtiges, weil sittenwidriges Rechtsgeschäft im Sinne ‘Desinformationswucher’ vorschlägt. Unser aller Blöd nur: dies wird niemals ein Problem des Wuchers der Krauts von Köln werden.
 
Und aus Ihrem Hinweis, Herr Müller, ‘fast täglich DLF’ leite ich das Wörtchen ‘regelmäßig’ ab. Dann müsste ‘Ihrem Bekannten regelmäßig’ ebenso penetrant auffallen, dass im DLF (sein Leitspruch: ‘Alles-von-Relevanz!!’) nicht der Informations-Gehalt DIE LÄNGE und daher Grund und Gehalt eines Beitrags bestimmt, sondern stets die installierte Studio-Uhr.

  • Einzig relevant sind beim DLF daher, wie dereinst in prominenter 70er Jahre-Werbesprache (Drei Dinge braucht der Mann: Feuer, Pfeife und Stanwell) nur: (1) die Studio-Uhr (2) die gestrige Red.-Konferenz (3) die Themen-Vorgabe dieses Vort(r)ags (und) diese (vorab aufgesetzt) auf prägnant typische Stan(d)well-Zeiten wie 6.48 plus 7.15 plus 8.10 Uhr. = Nichts anderes erhält ‘Ihr Bekannter’ dann auch sehr ‘dankenswert konsequent’ in den subsummierten sog. ‘amtlichen Stunden-Nachrichten von Krautsland’ aus Köln.
  • Ein weiteres Element der Manipulation würde ‘ihm’ gewahr, dass der DLF für seine vorbestimmten Themen die entsprechend zuverlässigen Nachrichten-Quellen ‘besorgt hat’, -pardon: ‘Gesprächspartner wie quasi Büttenpapier schöpft’. [Historiker Wolfgang Leonhard: es mag nach Büttenpapier (Demokratie) aussehen, aber ‘wir in der Schöpfbude’ müssen alles im Griff haben] – Beispiel: Beim ‘sach-selbst-erklärten’ Hass-Objekt Putin reicht die Breite von Nils Schmid (von etwas harmloserem Spaß-Intellekt), Roderich Kiesewetter, Ruprecht Polenz bis zu den wirklich argen ‘Feuerspeiern’ namens Viola von Cramon-Taubadel und Marieluise Beck. (oder wie Volker Pispers immer so treffend betont: ‘passiert-massiert (sic!) so etwas am Morgen, dann hat der Tag schon mal SOFORT-Struktur!).
  • Ein noch hochverräterisches Element der Manipulation, das kleine Wort ‘Aber!’ (zu Satzbeginn): Verläuft ein Gespräch nicht sehr wunschgemäß wie besprochen, beginnt der Wettlauf zwischen dem Blick zu Uhr und der unbefriedigenden ‘Blüte’ des Journalismus. Dann greift die/der Moderator/in beständig neu zum Knüppel und mit ihm in das ‘noch offene’ Gespräch ein und nervt beständig (endlich Geburtstag und dann das falsche Geschenk) mit dem anrüchigen Beginn als: “Aber, …!!!”-Satz … Es sind dies dann die berüchtigten drei Finger, die auf die enttäuschte Erwartungshaltung der Moderation zurück weisen … denn der ‘gute’ Fahrplan vom Vortag ‘massiert sich’ derzeit (Studio-Uhr!) ‘zu Mist’. … und Ihr Bekannter, Herr Müller, wäre um eine weitere ‘sehr wichtige’ Nachricht gebracht. Würde doch aktuell mancher schon bei ‘weniger wichtig’ aus dem Fenster springen?

Ich mutmaße, Herr Müller! ‘Ihr Bekannter’ ist bereits ein (in Pisper’scher Prägnanz) ausgezeichnet SOFORT-strukturierter Bundesbürger, besitzt nun ein solides Grundwissen von (verzeih’ mir, oh, echter Römer:) „Ceterum censeo Putinem non puto vincendum“ bzw. „Besides, I don’t think Putin should win!“

  • Dialektisch könnten Sie Ihrem Bekannten antworten: Sie hören zwar den Deutschlandfunk, ‘aber!’ Sie sollten ihn HÖREN und nicht erhören, (wie’s der Sender liebt)! Also solle er (Ihr Bekannter) ‘öfter seitenweise nachdenken’ – frei nach der bravurösen Grammatik von Verona Feldbusch: ‘Bei Müllers & Bergers! Da werden Sie geholfen!’. … ‘Aber, … (aber)!’ – „DIE sind ja auch PARTEIISCH!“ – (und) zurück reflektiert auf den mutigen Herrn Müller – die Frage: “Würden Sie wirklich einen ‘katholischen Pariser nach schlaflos durchzechter Bartholomäus-Nacht’ anzusprechen wagen?”

… ja, das wirklich verbale gegenseitige Abschlachten (wie einst beim religiösen St. Bartholomäus-Nächtle) ist ja wirklich uns allen (ich pauschalisiere) endlich wieder ‘in’!
 
Übrigens: wenn es um sog. ‘Lageberichte’ ginge, existiert seit März 22 kein Deutschlandfunk mehr. Es gibt nur noch ‘Radio Lemberg’. Sabine Adler, Gesine Dornblüth, Florian Kellermann, Frederik Rother und Peter Sawicki mühen sich /verzweifelt redlich/ wie /lächerlich ernst/ von Köln und Warschau aus – „alles auf Schmiss zu bringen“ – über alles, „was uns geistigen Verdruss bereitet über so viel versammelter D…schiss“ – aber Ihrem Bekannten ihm sein ‘beständiges Weltbild’ rettet.
 
Sei’s ihm doch gnädig vergönnt.
‘s ging nur vor lauter Desinformation und vor 77 Jahren schon mal mächtig schief: Manchem Tokyoter wunderte anno 1945, warum trotz tapferer Sieg-Meldung so plötzlich so viele Terrorbomber über ihm erschienen und sich entluden … (B29) „Vögel, so groß wie er sie noch nie sah!“ auch davon berichtete ‘der Kriegsempfänger des Vertrauens’ vorher nicht. (frei gekürzt – zitiert nach Abraham Lincoln: man könne nicht alles, jeden und immer belügen) DOCH, KANN MAN! Was uns allen nicht wirklich zur Ehre gereichen dürfte.
 
Ihrem Bekannten könnte man empfehlen, sich Information vor Ort zu holen. Aber auch dort ein böses “Nur, aber”: Newsfront informiert zwar detailliert und zeitnah, hat dort ‘aber’ ein ganz bedrohliches Gender-Problem! Aus dem tiefen Osten droht Svenja Schulze nicht allein der ‘Hunger der Welt’ – sondern uns allen auch ein feiger Anschlag auf unsere feine Deutsche Sprache.
 
q.e.d. – ‘Schock’ – 24.05. 12.29 Uhr und 21 sec. : (Moderatorin Dr. Sandra Schulz:) „Frau Dornblüth, wir haben nicht mehr wahnsinnig viel Zeit! …“
 
LG – Ihr Herr Kramer, … ein ‘zwischenzeilen-lesender Ost-Chronist aller Arten von Staatsfunk’; wie verbotenem RT und RL (Radio Lemberg) aka DLF


Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten

Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.

Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:

Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.

Rubriken:

Leserbriefe

Schlagwörter:

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!