Leserbriefe zu „„Ich bleibe die gleiche Guérot““

Ein Artikel von:

Frank Blenz berichtet hier von einem Gespräch per Internettelefon mit der Politologin Ulrike Guérot. Der öffentlich-rechtliche NDR habe Frau Guérot in seine Jury für den NDR-Kultur-Sachbuchpreis 2022 eingeladen und wieder ausgeladen. Sie war im Sommer Gast beim Pleisweiler Gespräch. Nun wollten die NachDenkSeiten sich erkundigen, „wie es ihr in turbulenten Tagen rund um die Causa NDR geht“. In „diesen für sie geradezu dystopischen Zeiten“ sei „die NDR-Aktion dann nicht überraschend“. Jedoch zur Demokratie „gehören die Freiheiten dazu: Meinung, Rede, Presse“. Eine Gesellschaft erodiere, „wenn ausgeladen wird, wenn eingeschüchtert wird, wenn Menschen schweigen, um keine Nachteile zu erleiden. Wenn Zeitungen und Rundfunkanstalten veröffentlichen, was gerade genehm ist. Wenn also Freiheiten keine mehr sind“. Für die interessanten Zuschriften danken wir. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, in denen auch andere Meinungen enthalten sind. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Liebes Nachdenkseiten-Team,

vielen Dank für diesen interessanten Artikel über Frau Guérot – aus aktuellem Anlass.

Die Welt hat sich nicht wesentlich verändert. Wieder leben wir in Zeiten, wo einzelne Menschen, die tatsächlich für demokratische Werte stehen und sie leben, geschmäht werden, auch weil sie es wagen, aus der großen manipulierten Masse herauszuragen und mutig gegen herrschende Narrative aufzutreten. Es zeigt sich bei den “Eliten”, was deren Sonntagsreden über Demokratie und Meinungsfreiheit tatsächlich wert sind.

Am meisten hat mich überrascht, wie leicht die Deutschen wieder in einen kollektiven Kriegsrausch verfallen, wie schnell sie Hass und Kriegsbegeisterung übernehmen und wie wenig kritisch sie mit dem ihnen vorgesetzten Medienspektakel umgehen. Wozu aber wird dann angeblich in der Ukraine die Demokratie “verteidigt”, wenn die Menschen hier elementare demokratische Verhaltensweisen gar nicht leben – und offenbar auch gar nicht leben wollen. Jedoch, wie schon erwähnt, empört man sich lieber über diejenigen, die “auffallen”, “aus der Reihe tanzen” und es wagen, die vorgegebene Einheitsmeinung in Frage zu stellen.

Das wundert mich allerdings nicht. Ich habe keine großen Erwartungen mehr. Ich werde zufrieden sein, wenn wir nicht in einen großen Krieg abgleiten, allerdings würde ich darauf nicht wetten. Leider habe ich in den letzten Jahren bezüglich der Eskalationspolitik zu oft recht behalten. Es fühlt sich gerade an, als wären wir ins Jahr 1914 zurückgekehrt. 

Frau Guérot wünsche ich alles Gute, viel Kraft und Standfestigkeit. Solche Menschen wie sie sind es, die einen nicht vollends verzweifeln lassen. Sie sind enorm wichtig, auch wenn sie im Moment bei der großen Masse nicht durchdringen. Irgendwann wird sich aber Ernüchterung breit machen – auch das wiederholt sich ja jedes Mal. Dann sehen wir weiter..

Freundliche Grüße
Patrick Sieber


2. Leserbrief

Sehr geehrte NDS-Leserbriefredaktion,

ich wünsche Frau Guérot die Kraft, alle Kritiken abzuschütteln, ihnen zu widerstehen, als wäre sie dagegen imprägniert.

Welcher ihrer Kritiker kann Frau Guérot das Wasser reichen?

Machen dem NDR die von Frau Guérot ausgesprochenen Wahrheiten Angst? Warum sollte Frau Guérot nicht mit anderen Preisrichtern ein Sachbuch beurteilen können? Die zur Ausladung angeführten Werte sind willkürlich, schwammig und ohne Substanz. Wer sich solch einen Grund zur Ausladung dieser hochkarätigen Frau ausgedacht hat, sollte eine einfachere Tätigkeit außerhalb des NDR ausüben. Die Nachricht an Frau Guérot hat ja auch noch jemand unterschrieben.

Ich bin erschrocken über das geringe Niveau beim NDR.

Mit freundlichen Grüßen
Willi Mittelstädt


3. Leserbrief

Sehr geehrtes NDS-Team,

ist der NDR als Sendeanstalt des ÖRR nicht mehr an den Medienstaatsvertrag, hier insbesondere seinen in Artikel 26, Abs. 1 und 2 in Gesetzesform gegossenen Auftrag gebunden?

Zur Erinnerung nochmal ein Auszug von Artikel 26 (Hervorhebung von mir):

“(1) Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist, durch die Herstellung und Verbreitung ihrer Angebote als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- anstalten haben in ihren Angeboten einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben…

(2) Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berück- sichtigen.”

Nicht nur im Fall von Frau Prof. Dr. Guerot, sondern ganz grundsätzlich erfüllt nicht nur der NDR, sondern der ÖRR insgesamt diesen Auftrag seit einiger Zeit (spätestens und ganz besonders aber seit Februar 2022) nicht mehr, da insgesamt zur vorherrschenden Regierungs- und  Sendermeinung keine abweichenden Ansichten mehr nach den Grundsätzen der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung und somit auch keine Meinungsvielfalt mehr stattfindet. Abweichende Meinungen werden ausgesondert und, falls ihnen doch einmal Raum gegeben wird, sogleich diskreditiert. Unparteilichkeit geht definitiv anders!

Keinesfalls hat jedoch der NDR “Werte der wissenschaftlichen Gemeinschaft und solche des NDR Sachbuchpreises” selbst zu formulieren. Frau Prof. Dr. Guerot ist ja eben als Wissenschaftlerin Teil dieser “wissenschaftlichen Gemeinschaft”, was der NDR Ihr mit seinem Schreiben quasi ex cathedra abspricht.

Was ist aus dem von mir früher durchaus sehr geschätzten ÖRR nur für ein widerlicher Haufen von Opportunisten geworden?

Nachdenkliche Grüsse,
KK


4. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
wenn man nicht mit den Wölfen heult wird man weg gebissen. Erinnert an ganz dunkle Seiten. Alle machen wieder mit und nachher will es keiner gewesen sein.
 
Mit freundlichen Grüßen
P. Ehrental


5. Leserbrief

Kurze Rückmeldung zu dem Artikel:

Ärgerlich! Konfus! Sehr wenig Information, keine Klärung 

Was ist Interview? Was sagt der Autor? Was kommt woanders her?

Alles toll bei Frau g? 

Wenig kritisch, man findet sie eh irgendwie toll..

Schade!

Mit freundlichen Grüßen 
Ihr Here klosterhuis 


6. Leserbrief

Sehr geehrtes NDS Team,

die Begründung des NDR zum Ausschluß von Frau Guerot ist so Schablonenhaft, dass man meinen könnte, dass die gesamte schriftliche Korrespondenz dieser Institution inzwischen an Automaten delegiert wurde. Die Antwort des NDR auf mein Anschreiben, welches ich mir erlaube diesem Leserbrief anzufügen verstärkt diesen Eindruck. Offenbar schirmen sich die Verantwortlichen mehr und mehr von der Öffentlichkeit ab mit der Folge dass der ohnehin nur noch dürftige Austausch zwischen solchen Institutionen und der Öffentlichkeit vollständig abgebrochen wird. Der vollständige Abbruch jeder sinnvollen Kommunikation zwischen Politik und Medien einerseits und der Öffentlichkeit andererseits ist eine ambivalente Entwicklung, weil jede Seite die andere Seite zunehmend als Gegner betrachtet. Eingeleitet wurde dieser Kommunikationsabbruch allerdings durch Politik und Medien mit bewußter Ignoranz, unbegründeter Arroganz und stereotypes Abwehrverhalten gegenüber jede Art von Kritik. Einerseits wird so die faktisch gegen die Interessen der Bevölkerung gerichtete Politik und dessen Echo in den Medien immer offenkundiger. Andererseits besteht die Gefahr einer Verhärtung der Fronten mit einer zunehmenden innenpolitischen Militarisierung der Politik. Man kann nur hoffen, dass ersteres sich durchsetzt, ohne zweiteres nach sich zu ziehen. Im folgenden mein Schreiben an den NDR samt schablonenhafter “Antwort”

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchte ich Stellung nehmen zu dem Ausschluß Frau Guerots aus der Jury für den NDR Sachbuchpreis und Ihnen die Konsequenz mitteilen, welche ich daraus zu ziehen gedenke. Leider muß ich Ihnen mitteilen, dass sich der NDR durch sein arrogantes und demokratiefernes Verhalten gegenüber der Person Guerot von den Werten einer demokratischen Gemeinschaft deutlich entfernt hat. Ich bedaure meine bisherige Fehleinschätzung des NDR. Um für mich persönlich eine sachliche, diskursive, aber auch im Rahmen eines demokratisch und wissenschaftlich abgesischerten Wertekanons gesicherte Information zu gewährleisten, verzichte ich auf den Konsum grenzdebiler Nachrichten”formate”, infantilisierter “Recherche”sendungen aus der Mausredaktion und permanenter Tatort Wiederholungen. Selbstverständlich zieht dieser Schritt auch die sofortige Einstellung der Finanzierung dieses demokratiefeindlichen Mediums nach sich. Mein demokratisch und wissenschaftlich abgesicherter Wertekanon erzwingt diese Sanktionierung.
Mit herzlichen Grüßen
D. Insinger

Und nun die “Antwort”

Sehr geehrter Herr Insinger,

vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Nachfragen zur Jury des NDR Sachbuchpreises. Der NDR verzichtet auf die Mitarbeit von Frau Prof. Ulrike Guérot in der diesjährigen Preisjury. Ausschlaggebend für diese Entscheidung sind keineswegs Einschätzungen und Analysen oder persönliche inhaltliche Auffassungen, die Frau Prof. Ulrike Guérot im öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs zu verschiedenen Themen beiträgt. Im Gegenteil: Diese haben, entsprechend dem Gebot der Meinungspluralität und der journalistischen Fairness, in zahlreichen Medien ausführlich Platz – auch im Programm der ARD.
 
Im Gegensatz zum Programm des NDR ist die Jury des NDR Sachbuchpreises kein passender Ort für öffentlichen gesellschaftlichen Streit, sie hat eine andere Aufgabe: Die Jury wählt in nicht-öffentlicher Sitzung drei Titel für die Shortlist des NDR Sachbuchpreises aus und entscheidet, welche der nominierten Wettbewerbseinreichungen mit dem NDR Sachbuchpreis ausgezeichnet wird. Diese Entscheidung trifft sie unabhängig.
 
Den notwendigen Rahmen für die innere Zusammenarbeit der Jury, für ihre Diskurs- und Entscheidungsfähigkeit zu schaffen und zu erhalten, ist die Aufgabe der Jury-Vorsitzenden. Dazu gehören neben Vertraulichkeit und Sachlichkeit jene Grundwerte wissenschaftlicher Praxis, für die der NDR Sachbuchpreis und seine Jurymitglieder persönlich stehen: wissenschaftliche Sorgfalt, Wahrheit und Wahrhaftigkeit, die klare Abgrenzung zwischen Tatsache und Behauptung, zwischen These und Beleg. Gegen Frau Prof. Ulrike Guérot sind vonseiten der wissenschaftlichen Community ernstzunehmende Vorwürfe des unsachgemäßen Vorgehens im Rahmen ihrer eigenen Publikationen erhoben worden. Die Jury-Vorsitzende hat deshalb entschieden, dass eine Mitwirkung von Frau Prof. Ulrike Guérot diesem notwendigen Rahmen der Juryarbeit nicht zuträglich wäre. Sie bedauert, dass dies nicht bereits bei der Anfrage hinreichend berücksichtigt wurde.
 
Die Arbeit der Jury beginnt in wenigen Tagen. Bekanntgegeben wird der Siegertitel des NDR Sachbuchpreises bei seiner Verleihung am 3. November 2022 in Göttingen.
 
Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag und weiterhin gute Unterhaltung mit Ihrem NDR.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Norddeutscher Rundfunk
Hörer- und Zuschauerservice


7. Leserbrief

Liebe NDS-Redaktion,

ich leite Ihnen einen Mailwechsel mit dem NDR weiter, den ich bezüglich des Rauswurfs von Frau Guerot aus der Jury des NDR-Sachbuchpreises um nähere Erläuterung gebeten habe. Ich habe dem Hörer- und Zuschauerservice auch mitgeteilt, was ich von der Begründung halte (s.u.). Vielleicht sind die Mails von Interesse für die Berichterstattung zu diesem Vorgang.

Herzliche Grüße
L. B.

Sehr geehrter Hörer- und Zuschauerservice,

vielen Dank für Ihre Erläuterung. Wenn ich Sie richtig verstehe, hat die Jury-Vorsitzende erst, nachdem Sie Frau Guerot in die Jury berufen hat, entdeckt, dass diese nicht den Anforderungen an Vertraulichkeit, Sachlichkeit, wissenschaftlicher Sorgfalt, Wahrheit und Wahrhaftgkeit entspricht. Wer steckt denn hinter der von Ihnen angeführten wissenschaftlichen Community, die gegen Frau Guerot Vorwürfe “unsachgemäßen Vorgehens im Rahmen ihrer eigenen Publikationen” erheben? Ich habe Frau Guerot immer als eine meinungsstarke, diskussionsfreudige, aber niemals persönlich verletzende und immer sachbezogen argumentierende Wissenschaftlerin wahrgenommen. Solange Sie die Vorwürfe gegen sie nicht konkretisieren, müssen Sie sich den Vorwurf des Rufmords gefallen lassen. Oder lautet Ihre Devise etwa: wenn der eigene Ruf schon im Eimer ist, soll es anderen nicht besser gehen? Korruption, Vetternwirtschaft, politische Einflussnahme auf die Redaktionsarbeit und jetzt noch Cancel-Culture – als Gebührenzahler und prinzipieller Befürworter der öffentlich-rechtlichen Medien bin ich einigermaßen verärgert über den NDR.

Mit freundlichen Grüßen
L. B.

Sehr geehrter Herr B.,

vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Nachfragen zur Jury des NDR Sachbuchpreises. Der NDR verzichtet auf die Mitarbeit von Frau Prof. Ulrike Guérot in der diesjährigen Preisjury. Ausschlaggebend für diese Entscheidung sind keineswegs Einschätzungen und Analysen oder persönliche inhaltliche Auffassungen, die Frau Prof. Ulrike Guérot im öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs zu verschiedenen Themen beiträgt. Im Gegenteil: Diese haben, entsprechend dem Gebot der Meinungspluralität und der journalistischen Fairness, in zahlreichen Medien ausführlich Platz – auch im Programm der ARD.

Im Gegensatz zum Programm des NDR ist die Jury des NDR Sachbuchpreises kein passender Ort für öffentlichen gesellschaftlichen Streit, sie hat eine andere Aufgabe: Die Jury wählt in nicht-öffentlicher Sitzung drei Titel für die Shortlist des NDR Sachbuchpreises aus und entscheidet, welche der nominierten Wettbewerbseinreichungen mit dem NDR Sachbuchpreis ausgezeichnet wird.
Diese Entscheidung trifft sie unabhängig.

Den notwendigen Rahmen für die innere Zusammenarbeit der Jury, für ihre Diskurs- und Entscheidungsfähigkeit zu schaffen und zu erhalten, ist die Aufgabe der Jury-Vorsitzenden. Dazu gehören neben Vertraulichkeit und Sachlichkeit jene Grundwerte wissenschaftlicher Praxis, für die der NDR Sachbuchpreis und seine Jurymitglieder persönlich stehen: wissenschaftliche Sorgfalt, Wahrheit und Wahrhaftigkeit, die klare Abgrenzung zwischen Tatsache und Behauptung, zwischen These und Beleg. Gegen Frau Prof. Ulrike Guérot sind vonseiten der wissenschaftlichen Community ernstzunehmende Vorwürfe des unsachgemäßen Vorgehens im Rahmen ihrer eigenen Publikationen erhoben worden. Die Jury-Vorsitzende hat deshalb entschieden, dass eine Mitwirkung von Frau Prof. Ulrike Guérot diesem notwendigen Rahmen der Juryarbeit nicht zuträglich wäre. Sie bedauert, dass dies nicht bereits bei der Anfrage hinreichend berücksichtigt wurde.

Die Arbeit der Jury beginnt in wenigen Tagen. Bekanntgegeben wird der Siegertitel des NDR Sachbuchpreises bei seiner Verleihung am 3. November 2022 in Göttingen.

Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag und weiterhin gute Unterhaltung mit Ihrem NDR.

Mit freundlichen Grüßen

Norddeutscher Rundfunk
Hörer- und Zuschauerservice


8. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion,

da ich durch die NDS auf die Causa Frau Guerot und NDR Sachbuchpreis 2022 aufmerksam wurde, anbei zu Ihrer Kenntnis die Antwort des NDR auf meine Nachfragen und Feststellungen.

Die Behauptung des NDR Frau Guerot würde unwissenschaftlich bzw. unsachgemäß arbeiten ist ja schon ziemlich dreist, sich dabei aber auch noch hinter der wissenschaftlichen “Community” zu verstecken, ist einfach nur feige und niederträchtig.

Außerdem frage ich mich, wie in einer nicht-öffentlichen Sitzung öffentlicher Streit stattfinden kann?

Beste Grüße
R. D.

Guten Tag,

das muss man erstmal hinbekommen, eine Ausladung zu einer Verzichtserklärung zu verdrehen – Respekt.

Und Ihr Wertekanon, wie bitte schön gestaltet der sich denn?

Außerdem frage ich mich, was Sie eigentlich für ein unterirdisches Demokratieverständis haben. Schon mal was von Meinungsvielfalt gehört?

Ihren Preis haben Sie jedenfalls gründlich deklassiert und wird nun sicher mit einem Makel behaftet sein.

R. D.

Sehr geehrter Herr D.,

vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Nachfragen zur Jury des NDR Sachbuchpreises. Der NDR verzichtet auf die Mitarbeit von Frau Prof. Ulrike Guérot in der diesjährigen Preisjury. Ausschlaggebend für diese Entscheidung sind keineswegs Einschätzungen und Analysen oder persönliche inhaltliche Auffassungen, die Frau Prof. Ulrike Guérot im öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs zu verschiedenen Themen beiträgt. Im Gegenteil: Diese haben, entsprechend dem Gebot der Meinungspluralität und der journalistischen Fairness, in zahlreichen Medien ausführlich Platz – auch im Programm der ARD.
 
Im Gegensatz zum Programm des NDR ist die Jury des NDR Sachbuchpreises kein passender Ort für öffentlichen gesellschaftlichen Streit, sie hat eine andere Aufgabe: Die Jury wählt in nicht-öffentlicher Sitzung drei Titel für die Shortlist des NDR Sachbuchpreises aus und entscheidet, welche der nominierten Wettbewerbseinreichungen mit dem NDR Sachbuchpreis ausgezeichnet wird. Diese Entscheidung trifft sie unabhängig.
 
Den notwendigen Rahmen für die innere Zusammenarbeit der Jury, für ihre Diskurs- und Entscheidungsfähigkeit zu schaffen und zu erhalten, ist die Aufgabe der Jury-Vorsitzenden. Dazu gehören neben Vertraulichkeit und Sachlichkeit jene Grundwerte wissenschaftlicher Praxis, für die der NDR Sachbuchpreis und seine Jurymitglieder persönlich stehen: wissenschaftliche Sorgfalt, Wahrheit und Wahrhaftigkeit, die klare Abgrenzung zwischen Tatsache und Behauptung, zwischen These und Beleg. Gegen Frau Prof. Ulrike Guérot sind vonseiten der wissenschaftlichen Community ernstzunehmende Vorwürfe des unsachgemäßen Vorgehens im Rahmen ihrer eigenen Publikationen erhoben worden. Die Jury-Vorsitzende hat deshalb entschieden, dass eine Mitwirkung von Frau Prof. Ulrike Guérot diesem notwendigen Rahmen der Juryarbeit nicht zuträglich wäre. Sie bedauert, dass dies nicht bereits bei der Anfrage hinreichend berücksichtigt wurde.
 
Die Arbeit der Jury beginnt in wenigen Tagen. Bekanntgegeben wird der Siegertitel des NDR Sachbuchpreises bei seiner Verleihung am 3. November 2022 in Göttingen.
 
Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag und weiterhin gute Unterhaltung mit Ihrem NDR.
 
Mit freundlichen Grüßen

Norddeutscher Rundfunk
Hörer- und Zuschauerservice


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