Wenn das keine guten Neuigkeiten sind

Wenn das keine guten Neuigkeiten sind

Wenn das keine guten Neuigkeiten sind

Ein Artikel von Frank Blenz

Deutschlandfunks Sendung „Wirtschaft und Gesellschaft“ zu hören, bringt immer wieder bei all der Pein der heutigen Zeit Erhellendes zutage: In der letzten Woche erreichte den Hörer die gute Nachricht, dass die Reichen der Welt sich keine Sorgen um ihr Geld machen bräuchten. Und zum Weltkindertag, der am Dienstag begangen wurde, wurde auch Gutes vermeldet. Geht doch, die Welt ist doch besser, als man denkt, und es ist gut, unser Leben positiver zu sehen, oder nicht? Von Frank Blenz.

Das waren mal wieder Momente des Aufatmens: Der Deutschlandfunk (DLF) berichtete in seiner Dienstagsendung „Wirtschaft und Gesellschaft“ über eine umfangreiche statistische Arbeit einer großen Bank: dem Global Wealth Report der Credit Suisse aus der Schweiz aus dem Jahr 2021. Die Autoren aus der Schweiz konstatieren ein finanzielles Rekordwachstum auf der Welt, trotz Lockdowns, trotz Kriegen, trotz einer Menge anderer Probleme zeige der Weg nach oben. Binnen eines Jahres sei das Geldvermögen der Millionäre um zehn Prozent gewachsen, konkret befänden sich 463,6 Billionen US-Dollar im Besitz von 62,5 Millionen Menschen auf der Erde. Dieser Betrag sei zehn Prozent höher als der Gesamtbetrag in 2020.

Dem nicht genug, Freude können diese wenigen reichen Menschen und ebenso ihre freundlicherweise neidlosen Gönner empfinden ob der beeindruckenden Tatsache, dass damit zehn Prozent der Weltbevölkerung, so sagt es der Report, 82 Prozent des globalen Vermögens inne hätten. Ja. Damit lässt sich was machen, die Welt gestalten, besser machen sowieso und mindestens für sich sorglos ein Leben in Saus und Braus genießen. Dass sich Leistung lohnt, der amerikanische Traum zum Beispiel und der asiatische Ehrgeiz zeige sich konkret. Die Credit Suisse stellt fest, dass die meisten Reichen, also Millionäre, in den USA und in China lebten, gefolgt von Menschen mit großer Geldbörse in Kanada, Indien und Australien. Zu Deutschland später hier.

Die Sorge, dass wegen anhaltender Krisen weltweit der Reichtum der Reichen kleiner werden würde, konnte der Report entkräften: In den nächsten fünf Jahren werde die Zahl der Millionäre um 40 Prozent wachsen. Dann lebten 87,5 Millionen Menschen mit mindestens einer Million US-Dollar auf dem Planeten Erde. Und das trotz oder vielleicht wegen Kriegen und Krisen und zunehmender Armut. Apropos Armut …

Gute Nachrichten werden gebraucht, eine weitere ist die, dass am Dienstag Weltkindertag war. Der Tag ging medial etwas unter, aber der Deutschlandfunk wies darauf hin, dass die Rechte der Kinder auf der Tagesordnung seien, dass es zunehmend Forderungen gäbe, diese Rechte konkret ins Grundgesetz der Bundesrepublik aufzunehmen. Und auch die Rufe, die Inhalte der UN-Kinderrechtscharta auf die Tagesordnung zu setzen, würden lauter. Es tun sich Fragen auf: Wie lange gibt es das Grundgesetz schon? Es war also schon lange genug Zeit, die Kinderrechte einzubringen, oder?

Getrübt wird die gute Nachricht ein wenig durch die Meldung des DLF, dass aktuell jedes fünfte Kind im Land als „armutgefährdet“ gilt. Das sei der höchste Stand seit Jahren in unserem Land. In manchen Regionen der Bundesrepublik wie der um Bremen sei sogar jedes vierte Kind von Armut bedroht. Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) nannte im DLF eine noch größere Zahl: In Bremen, einer Stadt mit über 100.000 Einwohnern, seien 42 Prozent „armutsgefährdet“. Der DKSB benannte Ursachen: Betroffene Kinder hätten arme Eltern, die hätten wenig Chancen am Arbeitsmarkt. Es fehle an finanziellen Mitteln, an sozialer Teilhabe. Dazu komme ein instabiler Niedriglohnsektor. Es gäbe viele Alleinerziehende und eine hohe Migration.

Ein weiterer Report, der Global Wealth 2022 der Beratungsfirma Boston Consulting Group, sei noch erwähnt, damit die gute Laune erhalten bleibt.

473 Billionen US-Dollar zählten die Bostoner, eine Steigerung von 2021 auf 2022 um 10,3 Prozent und somit der stärkste Anstieg seit zehn Jahren. Profiteure seien unter anderem auch die Menschen, die zum Club der Superreichen zählten, derzeit seien dies 69.000 Menschen. Als Superreicher gilt man, wenn man mehr als 100 Millionen Dollar besitzt. Da passt dann noch eine gute Nachricht aus der Bundesrepublik dazu: Laut des Bostoner Reports belegt Deutschland den dritten Platz in der Superreichen-Rangliste. 3.100 Menschen gelten hier als superreich. Nur die USA (25.800) und China (8.500) haben mehr Bürger, die Ultra-High-Net-Worth-Individuals sind. Wenn das keine guten Nachrichten sind …

Titelbild: Frame Stock Footage/shutterstock.com

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