„Modell Deutschland“. – Eine arrogante Formulierung und ihre Hintergründe

„Modell Deutschland“. – Eine arrogante Formulierung und ihre Hintergründe

„Modell Deutschland“. – Eine arrogante Formulierung und ihre Hintergründe

Albrecht Müller
Ein Artikel von: Albrecht Müller

Heute veröffentlichen wir einen sogenannten Vermerk vom 9. Februar 1976 an den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Ich war damals Leiter der Planungsabteilung des Bundeskanzleramtes. Wir hatten beobachtet, dass aufgrund einer überlegenen Öffentlichkeitsarbeit der damaligen CDU/CSU und mit deutlicher Unterstützung vieler Medien die Regierung Schmidt ein erstaunlich schlechtes Leistungsimage hatte. Deshalb haben wir darüber nachgedacht, wie man dieses verbessern könnte. In Anwendung der Methoden „übertreiben“ und „B sagen und A meinen“ kamen wir auf die Idee, der Bundeskanzler und sein Umfeld solle künftig gelegentlich vom „Modell Deutschland“ sprechen. Das klang zwar ein Stück weit arrogant, aber es funktionierte, auch weil es in vieler Hinsicht begründet war. Albrecht Müller.

Im beigefügten internen Dokument können Sie die Begründung für die Nutzung dieses Begriffes lesen.

Übrigens waren Helmut Schmidts Kollegen im SPD-Vorsitz, Herbert Wehner und Willy Brandt, gegen die Nutzung dieses Begriffes. Sie fanden ihn nationalistisch aufgeladen und fürchteten negative Reaktionen bei der Sozialistischen Internationale und anderen Partnern in Europa und in der Welt. Unbegründet waren ihre Bedenken nicht. Andererseits sahen wir keine andere Möglichkeit als die Nutzung eines solchen Begriffes für die eigene Öffentlichkeitsarbeit, um die weit überlegene Propaganda der Union zu kontern.

Noch zur Erläuterung der Kennzeichnungen und Anmerkungen auf dem Vermerk: Die wenigen grünen Anmerkungen stammen vom Bundeskanzler, die rote Anmerkung auf dem Deckblatt des Vermerk stammt vom Chef des Bundeskanzleramtes, die hellblauen Unterstreichungen vom damaligen Leiter des Kanzlerbüros.

Schlussbemerkung: Hoffentlich sind solche Dokumente aus dem westlichen Teil unseres Landes für Leserinnen und Leser aus der ehemaligen DDR nicht lästig, sondern auch ein bisschen interessant.

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