Wie die CIA Journalisten erfolgreich für Propaganda eingespannt hat

Wie die CIA Journalisten erfolgreich für Propaganda eingespannt hat

Wie die CIA Journalisten erfolgreich für Propaganda eingespannt hat

Ein Artikel von: Tobias Riegel

In einem Video von 1983 schildert ein CIA-Agent sehr offen, wie er Medien für die Zwecke seines Geheimdienstes erfolgreich genutzt hat. Das Video ist nicht nur als Zeitzeugnis interessant. Es ist auch lehrreich für die Gegenwart, etwa für die Bewertung der Berichterstattung zum Ukrainekrieg. Die Strategien der CIA zum Missbrauch von willigen, naiven oder überrumpelten Journalisten wurden seit dem Interview sicherlich weiter verfeinert und erheblich ausgebaut. Das Vorgehen ist selbstverständlich nicht exklusiv für die CIA oder die USA – mutmaßlich versuchen viele Geheimdienste, diese Art der Medien-Infiltration zu nutzen. Von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Edward Snowden hat über Twitter ein Interview mit dem ehemaligen CIA-Agenten Frank Snepp zur geheimdienstlichen Infiltration von Medien während des Vietnamkriegs verbreitet. Snowden sagt dazu:

Das wichtigste Interview des Jahres wurde 1983 aufgenommen.“

Hier folgen einige übersetzte Zitate (im Video ab Minute 1:20):

Ich hatte verschiedene Aufgaben. Ich war Analyst und Verhandlungsführer. Außerdem stand ich mit der Presse in Kontakt: Wenn wir – die CIA – Falschinformationen verbreiten wollten, dann war diese Information nicht zwingend eine Lüge. Es kann auch eine Halbwahrheit gewesen sein. Wir haben dann Journalisten ausgesucht und ich habe sie eingewiesen. Wir haben dann gehofft, dass unsere ‚Informationen‘ übernommen und gedruckt würden.“

Wenn wir zum Beispiel die amerikanische Öffentlichkeit überzeugen wollten, dass Nord-Vietnam Strukturen in Süd-Vietnam aufbaut, dann bin ich zu einem Journalisten gegangen und habe ihm mitgeteilt, dass in den letzten sechs Monaten soundsoviele Nord-Vietnamesen den Ho-Chi-Minh-Pfad über Süd-Laos genutzt haben. Es gibt keine Möglichkeit für diesen Journalisten, diese Information zu überprüfen. Er kann sie nutzen, oder auch nicht. Normalerweise wird er sie aber nutzen – denn dieses „Wissen“ verleiht einen exklusiven Eindruck. Ich würde sagen, in 70 bis 80 Prozent konnten wir so Daten platzieren.

Als „Ziele“ seien die angesehensten Korrespondenten mit dem größten Einfluss genutzt worden, so Snepp, darunter Journalisten von „Los Angeles Times“, „New Yorker“, „Chicago Daily News“, „US News“, „New York Times“ oder „Newsweek“. Snepp schildert, wie er in Hotellobbys Kontakt zu den Journalisten gesucht hat und sich „langsam, aber sicher“ das Vertrauen erschlichen hat. Zunächst seien dafür „echte“ Informationen mitgeteilt worden. Dann habe er in diesen Konversationen jene Informationen gestreut, die die CIA gerne in der Zeitung lesen wollte – und diese Informationen seien dann eben nicht mehr zwingend zutreffend gewesen. Snepp schildert auch konkrete Vorgänge, bei denen mit Hilfe von willigen, naiven oder überrumpelten Journalisten Fake News von der CIA verbreitet wurden, etwa um Entscheidungen des US-Kongresses zu beeinflussen.

„Wenn ich ein Stück Information in Medien platziert hatte, dann versuchte ich eine Umgebung zu schaffen, in der diese Information nicht überprüft werden konnte.“ Dafür seien die gewünschten „Informationen“ dann auch außerhalb der Medienszene, etwa bei „befreundeten“ Botschaften, gestreut worden.

Zur Person:

Die englische Wikipedia schreibt über Snepp: Frank Warren Snepp, III (geboren am 3. Mai 1943) ist ein Journalist und ehemaliger Chefanalyst für nordvietnamesische Strategie für die CIA in Saigon während des Vietnamkriegs. Während seiner Zeit als CIA-Offizier arbeitete er als Verhörspezialist, Berichterstatter und Chef-Analyst in der US-Botschaft in Saigon; für seine Arbeit wurde er mit der Intelligence Medal of Merit ausgezeichnet.

Edward Snowden ergänzt: Die Regierung verklagte Snepp in einem Fall, der bis zum Obersten Gerichtshof ging, der entschied, dass Geheimdienstmitarbeiter jede Aussage zur Zensur vorlegen müssen, auch wenn sie nichts mit Geheimnissen zu tun hat.

Titelbild: chrisdorney / Shutterstock