Leserbriefe zu „Die USA haben den Gaskrieg gegen Russland gewonnen“

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In diesem Beitrag diskutiert Jens Berger die These, dass die USA der „klare Gewinner“ des Gaskrieges seien. Sie würden die gleiche Menge Gas, das zuvor aus sibirischen Pipelines geliefert wurde, substituieren. Der Ukrainekrieg sei ein „Game Changer“. Von der Abhängigkeit von russischem Gas könne die EU und Deutschland in die Abhängigkeit von US-amerikanischem LNG schlittern. Gas werde dauerhaft teurer. Das LNG sei – anders als von den Grünen gerechtfertigt – keine Übergangslösung, denn die US-Anbieter bestünden auf Verträge mit einer Laufzeit zwischen 15 und 25 Jahren. Wir haben hierzu interessante Zuschriften erhalten. Danke dafür. Es folgen nun die Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

wie dankbar müssen wir doch den USA sein, dass sie ihre Finanzprobleme auf Kosten Deutschlands und der EU lösen. Besonders die Grünen sollten sich die Folgen ihrer Politik genau ansehen – ein Scherbenhaufen der besonderen Art zum Schaden der deutschen Wirtschaft und jedes einzelnen Bürgers. Vorbei auch am Grundgesetz, wonach die Regierung dem Volk verpflichtet ist und Schaden von ihm abzuwenden hat. Besonderer Dank gilt Herrn Berger, der mit seinem Beitrag die Konsequenzen der verfehlten Energiepolitik in klarer Sprache präzise dargestellt hat.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Graeme


2. Leserbrief

Sehr geehrte NDS Redaktion,

Der Gewinner ist bekannt, nachfolgend eine unvollständige Liste der Verlierer: Klima, Bürger von Europa, Wirtschaft in Europa.

Es wäre von absoluter Wichtigkeit zu wissen wer Nordstream gesprengt hat. Wenn voll bewiesen werden kann dass die USA es geplant und ausgeführt hat, oder geplant hat und Ausführung in Outsourcing gegeben hat, dann ist das letzte Wort im Gaskrieg noch nicht gesprochen.

Unabhängig von allen Informationen im Artikel wird klar wie eng Wirtschaftsinteressen mit Kriegsgeschehen verwebt sind.
Und die Politik über die Wirtschaft gesteuert wird.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


3. Leserbrief

Hallo NDS Redaktion

Völlig verloren geht bei dem Hype um LNG der erhebliche Energieverlust durch die Verflüssigung, den Transport und die Regasifizierung.
Wir werden ca. 20 bis 25% mehr LNG benötigen als „Pipelinegas“.

Und noch eine Überlegung. Wer garantiert uns denn, dass LNG eine Übergangslösung ist. Wenn das Gasgeschäft für die USA so prima läuft, so werden die Amis alles dafür tun, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien in Europa so lange wie möglich hinausgezögert wird. 

Beste Grüße
L. Mager


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

vielen Dank für Ihren Artikel. 

Im Zusammenhang mit den Konsequenzen für den Klimawandel, die sich aus der Verlagerung von Pipeline-gestützten zum Tanker-basierten Gas-Transport ergeben, bewegt mich das Verhalten der deutschen Umweltverbände.

Sind diese im Fall von NS2 noch mit rechtlichen Schritten gegen das Projekt Sturm gelaufen (hier z. B. der NABU) , so herrscht im Fall der LNG-Tanker eine bemerkenswerte publizistische Stille. Von den Fragen zu den Umweltschäden im jeweiligen Fördergebiet einmal ganz abgesehen.

Von Borkum aus können jetzt bereits die LNG-Tanker mit Ziel Niederlanden „bewundert“ werden. Darüberhinaus ist ein Projekt zur erweiterten Gasförderung im deutsch-niederländischen Grenzgebiet vor Borkum in der Planung (siehe hier).

Zu all dem hört man von den Verbänden, Stiftungen etc. pp, die sich  satzungsgemäß für den Schutz der Umwelt einsetzen sollten, im öffentlichen Diskurs nichts.

U.a. auch dieses Thema führt wieder drastisch vor Augen, in welchem Ausmaß an Doppelmoral /-Standards unsere Gesellschaft bereits durchsetzt ist und dies selbst in Politik-fernen Bereichen gleichgültig hinnimmt.

Mit freundlichen Grüße
Wolfgang Hoppe


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

Sie gehen davon aus dass “Schon in den nächsten vier Jahren werden die USA die ehemaligen russischen Gaslieferungen nach Mitteleuropa vollständig substituieren.”

Wenn Mitteleuropa in 2 Jahren keine Industrie mehr hat, dann braucht es auch (fast) kein Gas mehr.

MfG
Hartmut Verwiebe


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

es gibt eine Frage, die den amerikanischen “Sieg” vielleicht doch nicht so gut aussehen lässt: Wieviel Gas kann Amerika insgesamt überhaupt liefern?

Laut Wikipedia hat Amerika irgendwo zwischen 9 und 13 Tsd. Kubikkilometer Gasreserven. Produzieren tut es pro Jahr z.Z. nicht ganz 1000 Kubikkilometer. Das reicht also gerade mal für ca. 14 Jahre.

Zum Vergleich: Für Russland schwanken die Angaben erheblich, zwischen 35 und 48 Tsd. Kubikkilometer (und da wurde vermutlich die Möglichkeit Fracking nicht berücksichtigt). Gefördert werden im Jahr etwas mehr als 600 Kubikkilometer. So reicht das für mehr als 70 Jahre.

Russland ist das grösste “Gaslager” der Welt, danach folgen Iran mit 33 und Katar mit 24 Tsd. Kubikkilometern. Australien hat dagegen nur etwa 3½ Tsd. Kubikkilometer.

Nimmt man diese Angaben als Ausblick für die nächsten zwei Jahrzehnte, dann ist klar: Der Öl-Gas-Bergbau-Kapitalkomplex des Westens wird sich in Sachen Gas noch einiges überlegen müssen, denn die grössten Reservestaaten sind nicht unter seiner Kontrolle. Und für Deutschland wird LNG wohl nur ein kurzes Zwischenspiel. Wenn denn irgendwann die Infrastruktur für dessen Import geschaffen wurde, ist es damit schon wieder vorbei…

Quelle: wikipedia

Freundliche Grüsse
Ulf Martin


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

zunächst Hut ab zur treffenden Prognose aus 2018 und weiterhin besten Dank für ihre aktuelle Analyse, die die Augen noch weiter öffnet dazu was sich auf unserem Planeten Erde gerade abspielt. Und was können wir daraus lernen?

  1. Der US-Kapitalismus als Hegemon unserer Erde hat seine Position erst mal für die nächsten Jahrzehnte verteidigt und abgesichert.
  2. Die Bundesregierungen der jüngsten Vergangenheit haben die Energiewende, wahrscheinlich im Interesse der Energiekonzerne und der ansonsten profitierenden Branchen wie der Automobilindustrie, heftig ausgebremst. Es steht zu befürchten, dass die Ampelkoalition in ihrer dienenden Führungsrolle dem US-Kapital gegenüber die Energiewende nicht im notwendigen Maße beschleunigen sondern weiter verzögern wird.
  3. Denkt man aber wenige Jahrzehnte weiter, dann bedeuten diese Ereignisse zusammen mit den weiteren Milliardeninvestitionen in die Erschließung zusätzlicher Quellen fossiler Energieträger eine Katastrophe für die Lebensgrundlagen der derzeitigen Weltbevölkerung. Höchstwahrscheinlich bedeutet dieser Etappensieg des US-Kapitals einen Pyrrhussieg für die Menschheit, denn um die Profite zu sichern und einen Finanzcrash zu vermeiden, werden die Co2-Emissionen schier unbegrenzt weiter wachsen und durch die noch viel schädlicheren Methanemissionen durch das Fracking noch deutlich verschlimmert werden. Bereits jetzt sind offenbar mehrere der Kipppunkte für das Klima, ab denen es zu autokatalytischen Abläufen kommt, überschritten. Vor diesem Hintergrund kann man die regelmäßig stattfindenden Weltklimagipfel nur noch als Schmierentheater verachten.

Sehr zu Recht hat Harald Lech in seinen Vorträgen unser Erdzeitalter als das des Kapitalozän qualifiziert. Und man wird an Georg Schramm erinnert, der in mehreren Auftritten wortgewaltig die Gier und Habgier als den Kern des Bösen kritisiert hat, und vor 11 Jahren darauf verweist, dass laut wissenschaftlicher Erkenntnis das Ziel der Habgier nicht der Besitz an sich sei, sondern der Erwerb weiteren Besitzes. „Anstatt die Habgier … zu bekämpfen, was haben wir gemacht, wir haben sie zum erfolgreichen Grundprinzip unserer abendländischen Kultur gemacht“ und meinte damit den Kapitalismus. An dieser Stelle sei noch an Klimaschützer wie Luisa Neubauer erinnert, die die Auffassung vertreten, dass die Klimakatastrophe mit dem Kapitalismus im Grunde nicht zu vermeiden sein wird.

Es sieht also ganz danach aus, dass die Habgier ein möglicherweise genereller sicher aber ein sehr weit verbreiteter selbstzerstörerischer Defekt im menschlichen Genom darstellt. Für Flora und Fauna auf unserer Erde dürfte das Verschwinden der menschlichen Spezies durchaus von Vorteil sein. Allerdings wird es gegenüber dem aktuell millionenfachen Leid der Menschheit auf dem Weg dorthin milliardenfaches Leid geben. Dieses Leid müssen dann unsere Kinder und Enkelkinder ertragen und man stellt sich die Frage, ob die Herrschenden dieser Welt keine Kinder und Enkelkinder haben, denen sie dieses Leid sehenden Auges zumuten. Wohl denjenigen, die wie der Unterzeichnete mit der Gnade der ausreichend frühen Geburt gesegnet ist. Optimismus erscheint derzeit als nicht begründbar.

Mit freundlichen Grüßen
Volker Rüdinger


8. Leserbrief

Lieber Herr Berger,
 
schon wieder habe ich Anlass, Ihnen zu schreiben. Zunächst das Wichtigste: Wenn die USA den offensichtlich langfristig geplanten “Gaskrieg” gegen Russland jetzt gewonnen haben, dann müsste ihr Interesse, einen langen, grausigen Bombenkrieg weiterführen zu lassen, doch abnehmen. Es könnte demnach jetzt Verhandlungslösungen geben. Die junge Welt berichtete bereits am Dienstag über angebliche Geheimgespräche mit Russland, wer weiß? (Ich glaube bei dem gnadenlosen Weltherrschaftsanspruch der USA eher nicht daran.)
 
Für mich das Zweitwichtigste: Ihre Prognosen in den nds, hier die von 2018, sind verlässlich. Das hat sich nun immer wieder gezeigt, danke dafür.
 
Jetzt das Fatale an diesem gewonnenen “Gaskrieg”: Die Energieversorgung Mitteleuropas, vor allem Deutschlands, ist zu einem hohen Preis langfristig gesichert. Der Preis ist nicht nur teurer Strom und teures Gas für die Wirtschaft, für alle Verbraucher, er besteht vor allem in einer Beschleunigung des Klimawandels. Von echtem Energiesparen ist nirgends die Rede, ich kann jedenfalls nichts dergleichen erkennen. Habecks Ratschläge sind Kinderkram.
 
Es geht ja nicht bloß um die erhöhten Methanlecks beim Fracking, es ist der ungebremste Mehrverbrauch an fossiler Energie, hier an Erdgas, der offenbar gar nicht in Frage gestellt wird. Erst vor ein paar Tagen las ich, der CO2-Ausstoß Deutschlands ist dieses Jahr gestiegen, obwohl weniger Gas verbraucht wurde. Man will weiter bedenkenlos um die Welt düsen, man weiter mit immer weniger Naturschnee Skifahren, man will selbstverständlich im Winter schwimmen gehen und man will in der Wüste mit irrsinnigem Kühlaufwand den neuen Fußballweltmeister küren. 2029 gibt’s dann Winter-Asienspiele im klassischen Skifahrerland Saudi-Arabien. Also, ein heisser Mörderkrieg wird möglicherweise beendet, aber der Krieg gegen die Natur, gegen ein verträgliches Klima, wird geboostert, (um ein beliebtes Modewort zu benutzen). Lernfähigkeit des Homo Sapiens? Fehlanzeige. 
 
Freundliche Grüße
Emmo Frey


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