Wer braucht solche Medien? Arbeitsverweigerung beim Nord-Stream-Terror (und bei Corona)

Wer braucht solche Medien? Arbeitsverweigerung beim Nord-Stream-Terror (und bei Corona)

Wer braucht solche Medien? Arbeitsverweigerung beim Nord-Stream-Terror (und bei Corona)

Ein Artikel von: Tobias Riegel

Corona-Kritiker werden einfach weiter diffamiert und die „Berichterstattung“ vieler deutscher Medien zu Nord Stream erschöpft sich in Nebelkerzen. Selten gab es so wichtige (und offensichtliche) Themen, selten hat eine Medienlandschaft so versagt. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Mit der Corona-Aufarbeitung und der Aufklärung der Anschläge auf Nord Stream 2 gibt es aktuell monumentale Themen, bei denen sich Journalisten durch gewissenhafte Recherche bei den Bürgern hoch verdient machen könnten – doch sie lassen die Bürger durch eine fast kollektive Arbeitsverweigerung im Stich: Bezüglich Teilen der Justiz hatte ich indirekt vergleichbares Verhalten während der Corona-Maßnahmen als „unterlassene Hilfeleistung“ eingeordnet. Viele Beobachter sehen in der aktuellen Arbeitsverweigerung allerdings kein „Versagen“ der Medien, sondern interpretieren das Handeln als deren eigentliche „Arbeit“.*

Diese Themen müssten nicht nur verpflichtend auf Journalisten wirken, sondern doch auch verlockend: Selten gibt es so wichtige und so offensichtlich manipulierte Themenfelder wie Corona und Nord Stream, die so viele potenziell sensationelle Aufdeckungen (Ruhm inklusive) versprechen.

Doch aktuell ist festzustellen: Die Berichterstattung über die Nord-Stream-Anschläge selber verdient diese Beschreibung nicht – statt harten Nachfragen wird Nebelkerzen gefolgt. Die Meinungsmache zur Ablehnung der zugehörigen UN-Resolution ist sehr fragwürdig – das Scheitern einer UN-Aufklärung wird gar indirekt begrüßt. Beim Thema Corona geht die Diffamierung der Maßnahmenkritiker teilweise einfach weiter, obwohl viele ihrer Kritikpunkte sich als richtig und als vorausschauend erwiesen haben. Näheres zu den Punkten folgt weiter unten.

Russlands UN-Resolution zu Nord Stream und die Medien

In einem UN-Resolutionsentwurf hatte Russland laut Medien gerade die Vereinten Nationen aufgerufen, eine „umfassende, transparente und unparteiische Untersuchung“ zu den Explosionen vom vergangenen September vorzunehmen. Zur Begründung erklärte Moskau, Russland sei von den von Deutschland, Dänemark und Schweden eingeleiteten Ermittlungen ausgeschlossen worden. Es gebe „große und wohlbegründete Zweifel“ an der Objektivität der nationalen Ermittlungen, sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia. Die russische Begründung für die Resolution finden Sie (auf Englisch) unter diesem Link.

An den Verzerrungen rund um den Hergang der Anschläge und die Resolution beteiligen sich auch viele deutsche Medien. Etwa wird die Ablehnung der UN-Untersuchung wie ein positiver Erfolg verkauft, durch den ein russischer Winkelzug gerade noch verhindert wurde – dabei ist die Ablehnung eine Niederlage für alle. In diesem Artikel betrachtet Thomas Röper die Reaktionen (bzw. die Arbeitsverweigerung) einiger deutscher Medien zur UN-Resolution.

Dass ein Antrag Russlands abgelehnt wurde, sollte nicht überraschen. Aber warum wird kein eigener Antrag eines „westlichen“ Landes gestellt bzw. warum wird diese Frage nicht von deutschen Medien dringlich aufgeworfen? Die Antwort liegt eigentlich auf der Hand, angesichts der zahlreichen Indizien, die für eine mutmaßlich „westliche“ Täterschaft sprechen.

Nord Stream: „Russland wird zum Hauptverdächtigen“

Eine weitere mutmaßliche Nebelkerze im Fall Nord Stream (zusätzlich zu der Jacht-Story) hat kürzlich das bei dem Thema eifrig agierende Medium T-Online in diesem Artikel (Kurzform) veröffentlicht. Darin heißt es:

„Russland wird zum Hauptverdächtigen der Anschläge auf die Gaspipelines in der Ostsee. Informationen aus Sicherheitskreisen und öffentlich einsehbare Daten ergeben ein plausibles Szenario. Russische Militärschiffe haben wenige Tage vor den Anschlägen auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 mutmaßlich an den Tatorten operiert. Darauf lassen Recherchen von t-online schließen, die auf Informationen aus Sicherheitskreisen und öffentlich einsehbaren Daten beruhen.“

Lang und breit werden die angeblichen technischen Details der Geschichte von T-Online in diesem Artikel ausgebreitet. Von anderen Medien oder Politikern etc. wird diese Version allerdings kaum aufgegriffen – offensichtlich gibt es doch noch Grenzen. Trotzdem gibt es keine Anzeichen dafür, dass deutsche Medien bei Nord Stream ihrem Auftrag künftig angemessen nachkommen wollen.

Laut Seymour Hersh ist die mediale Arbeitsverweigerung in den USA ähnlich ausgeprägt wie hierzulande, wie es in seinem jüngsten Artikel zum Thema heißt:

„Pressereferenten des Weißen Hauses und der CIA leugnen hartnäckig, dass Amerika für die Sprengung der Pipelines verantwortlich ist, und mit diesen Pro-forma-Dementi gab sich das Pressecorps des Weißen Hauses zufrieden.“

Corona: Kritiker sind „blinde Hühner“, die „auch mal ein Korn finden“

Am 7. April enden alle Corona-Maßnahmen, wie Medien berichten – dieser absurd späte Termin lenkt den Blick einmal mehr auf die zerstörerische Zeit. Und darauf, welche Lehren daraus zu ziehen sind. Medien hatten bei der Einführung der Corona-Maßnahmen eine zentrale und abzulehnende Rolle.

In diesem Artikel hatte ich mich kürzlich mit der (nicht stattfindenden) Corona-Aufarbeitung befasst. Ich hatte dabei positiv bewertet, dass nun manche große Medien Dinge schreiben, für die man kürzlich noch als rechtsradikaler Querdenker galt. Manche Leser waren von dieser positiven Bewertung zu Recht irritiert – hier möchte ich betonen, dass ich in diesen einzelnen kritischen Artikeln noch keineswegs eine Aufarbeitung der Corona-Verbrechen sehe. Dass momentan teils eine „kontrollierte Abwicklung“ des „Corona-Narrativs“ angestrebt wird, ist nicht unwahrscheinlich. Zur Verhinderung einer Wiederholung müssen die Verantwortlichen für die sozialen, medizinischen, medialen und politischen Verfehlungen der Corona-Politik deutlich benannt werden und sie müssen in angemessener Weise diese Verantwortung übernehmen.

Aktuell gibt es einen dreisten Versuch der deutschen Nachrichtenagentur DPA, den Corona-Verantwortlichen einen Freibrief auszustellen und die Welt diesbezüglich einmal mehr auf den Kopf zu stellen. Der von Medien nachgedruckte Beitrag ist in Gänze fragwürdig. Zusätzlich heraus stechen aber Aussagen der zitierten Psychologin Lea Frühwirth vom dubiosen Center für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) gegen „Radikalisierungstendenzen und Verschwörungserzählungen im Netz“. Nachdem die Kritiker während der Corona-Zeit schon diffamiert wurden (für überwiegend zutreffende Prognosen), müssen sie sich nun immer noch beschimpfen lassen – jetzt als blinde Hühner, die zufällig ein Korn fanden – einfach nur skandalös! Die DPA schreibt:

„In diese Bilanz-Leerstelle stoßen Querdenker und Impfgegner. Glaubt man ihrer Argumentation, dann wollen sie es etwa in Sachen Masken oder Impfungen schon immer richtig gewusst haben. (…) Sie behaupten: Was einst als Verschwörungsmythos gebrandmarkt worden sei, werde mittlerweile als Fakt anerkannt. (…) Dieses Bild, auf das sich die Anhänger noch jetzt beziehen, sei aber nicht aufgrund von Fachkenntnis und der Prüfung von Fakten entstanden, so Frühwirth. Sondern rein aus einem Bauchgefühl. ‚Wenn nun zufällig ein Ergebnis herauskommt, von dem sie zwei Jahre zuvor ausgegangen sind, dann ist das der Fall eines blinden Huhns, das auch mal ein Korn findet‘, sagt die Cemas-Wissenschaftlerin.“

Maßnahmenkritiker „schreiben notfalls alles um“

Völlig absurd wird es, wenn den Maßnahmenkritikern nun einerseits „Zufallstreffer“ bei den Prognosen zugestanden werden, ihnen aber andererseits unterstellt wird, sie müssten nun „alles umschreiben“, um doch noch recht zu behalten. Wie oft muss man es noch wiederholen: Zahlreiche kritische Prognosen sind eingetreten. Darum müsste sich der folgende Absatz eigentlich auf die Verteidiger der Corona-Politik beziehen, aber die Dreistigkeit kennt keine Grenzen:

„‚Die Fallhöhe, nun doch zugeben zu müssen, sich geirrt zu haben, ist enorm hoch‘, sagt Cemas-Expertin Frühwirth im dpa-Gespräch. Auch habe die Gesellschaft diese Menschen als ‚Covidioten‘ verlacht, was ein Umkehren zusätzlich erschwere. Wie solle man da gesichtswahrend herauskommen? ‚Also halten sie an ihrem Bild fest und schreiben notfalls alles um, damit sie am Ende doch irgendwie recht hatten.‘“

Auch Artikel wie diese in der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlichte „Wunschliste für die nächste Pandemie“ sprechen nicht für eine kritische Reflexion, sondern für eine Flucht nach vorne, unter anderem von für die Corona-Politik prägenden Personen wie Christian Karagiannidis und Viola Priesemann.

Wer braucht solche Medien?

Angesichts des Verhaltens vieler Journalisten großer Medien in Deutschland (privat und öffentlich-rechtlich) bei den hier angesprochenen essenziellen Themen drängt sich die Frage aus dem Titel auf: Wer braucht noch solche Medien?

*Aktualisierung 31.3.2023, 10.30h: Dieser Satz wurde hinzugefügt.

Titelbild: wellphoto / Shutterstock

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