Dahinter stecken manipulierte Leser, Leser, die sich für etwas Besonderes halten

Dahinter stecken manipulierte Leser, Leser, die sich für etwas Besonderes halten

Dahinter stecken manipulierte Leser, Leser, die sich für etwas Besonderes halten

Albrecht Müller
Ein Artikel von: Albrecht Müller

Leser der Frankfurter Allgemeinen sind schon etwas Besonderes. Jedenfalls glauben sie das. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Sie werden besonders brutal manipuliert. So auch wieder am vergangenen Wochenende auf der Frontseite mit der Titelgeschichte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: „Die Bewährungsprobe des Westens“, Unterzeile: „Wenn Putin siegt, wird er zum Hegemon Europas. Nur die Nordatlantische Allianz kann das verhindern“. Autor ist Konrad Schuller. – Ein tolles Stück. Die USA haben Militärbasen in vielen Ländern Europas, alleine in Deutschland so zentrale Einrichtungen wie Ramstein und Grafenwöhr. Diesen Tatsachen zum Trotz kann man den FAS-Lesern das Märchen als Wahrheit verkaufen, der Präsident Russlands, namentlich Putin, werde demnächst zum Hegemon Europas. Hauptziel des Beitrags ist es, Stimmung gegen ein Kriegsende, gegen einen Waffenstillstand oder gar einen Frieden in der Ukraine zu machen. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Märchengeschichten kann die Frankfurter Allgemeine ihren Lesern erzählen, weil diese eben keine „klugen Köpfe“, sondern ausgesprochen leicht manipulierbar sind. Das belegen die hier wiedergegebene Frontseite der letzten Wochenendausgabe und der Blick auf andere Artikel.

An diesem Beispiel ist gut erkennbar, wie die Gängelung der Leser funktioniert und welche Methoden der Manipulation eingesetzt werden.

Vermutlich werden Sie Menschen in Ihrem Umfeld kennen, die FAZ oder FAS lesen und das perfekte Werbemärchen glauben, hinter diesem Blatt stecke ein kluger Kopf. Der Aufmacher vom vergangenen Wochenende ist gut geeignet, um die Glaubwürdigkeit des Blattes zu erschüttern. In Teil A weise ich auf einige fragwürdige Aussagen hin. In Teil B werden die Stücke und Links angeführt, die vom gleichen Autor im Laufe des vergangenen Monats erschienen sind. 

Teil A . Anmerkungen zum manipulativen Gehalt des Titels der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 7. Mai 2023: Die Bewährungsprobe des Westens 

Die Ziffern in Klammern beziehen sich auf entsprechende Markierungen in den wiedergegebenen Texten.

  1. Im ersten Absatz führt der Autor ein wichtiges emotionales Beiwerk ein: die Botschaft, Russland sei am Verlieren, seine Offensive sei gescheitert. – Wir wissen nicht, ob diese Einschätzung richtig ist. Die FAS weiß das.
  2. Typisch für alle manipulierenden Medienprodukte, die Berufung auf Fachleute, auf Experten. Ohne Beleg. Einfach so.
  3. „… wie man Russen besiegt“. Das ist die oft zu beobachtende Personalisierung des Konflikts. Nicht von Russland wird geschrieben oder gesprochen. „Die Russen“.
  4. Die Behauptung, Russland sei im Augenblick so geschwächt, dass es in diesem Jahr nicht wieder angreifen könne, ist nicht durch Fakten belegt, sondern durch die Berufung auf einen US-amerikanischen Geheimdienstexperten.
  5. Im weiteren Verlauf wird dann die Gefahr des „schmerzhaften Patts“ eingeführt. Die „Demokratien“ des Westens würden in die Versuchung geraten, sich „an den Sitzkrieg einfach zu gewöhnen“. Das ist die Bewährungsprobe, von der im Titel des Frontartikels die Rede ist.
  6. Hier wird behauptet, Deutschland „wurde damals durch die Gaspipelines in der Ostsee zum Hauptsponsor des neuen russischen Faschismus“. – Das mutet die Frankfurter ihren Lesern zu: „Der neue russische Faschismus“! Und: Die Gaspipelines hatten keinen Vorteil für uns. Sie dienten Russland, und damit das so richtig klar wird, greift das Blatt zu der Übertreibung, wir hätten mit den Ostsee-Pipelines den neuen russischen Faschismus finanziert.

    Im nächsten Absatz werden die Leser gewarnt, mit ihrer Wachsamkeit nachzulassen und aus diesem Grund der Versuchung zu verfallen, das knappe Geld lieber in andere Projekte zu stecken als in Waffen.

  7. Hier wird behauptet, solange Putin „in Moskau das Sagen habe, wird Russland ein Raubstaat bleiben“. – Kein Beleg, nichts, einfach nur ein Etikett auf der Basis einer maßlosen Übertreibung und einer falschen Darstellung der historischen Abläufe. Der russische Präsident Putin hat noch im Jahre 2001 weitreichende Angebote für eine Zusammenarbeit von Wladiwostok bis nach Lissabon gemacht. Er durfte im September 2001 im Deutschen Bundestag reden. Die Verteufelung dieses Mannes ist danach eingeführt worden.
  8. Hier wird die Entwertung des Beistandsversprechens nach Art. 5 des NATO-Vertrages konstruiert und es folgt die Prognose für die De-facto-Auflösung der NATO: „Die Verbündeten könnten dann auseinanderlaufen wie Hühner, wenn der Habicht kommt.“ Das sind abstruse Behauptungen nach dem Motto: Es wird schon etwas hängenbleiben.
  9. In diesem Teil wird die Behauptung aufgestellt, Putin könne am Ende seines Lebens der mächtigste russische Führer seit Stalin werden und sich den Zielen zuwenden, die er seit Jahrzehnten verfolgt. Dazu gehöre die territoriale Wiederherstellung der Sowjetunion und ihres Machtbereiches aus Zeiten des Kalten Krieges und „die Verdrängung Amerikas aus Mitteleuropa und vielleicht vom ganzen Kontinent“. – Solche abstrusen Behauptungen kann man den Lesern der Frankfurter zumuten. Das ist schon beachtlich und spricht dafür, dass der Werbespruch der Frankfurter vom klugen Kopf, der dahinterstecke, die Wirklichkeit auf dem Kopf stellt.
  10. Behauptungen über das angebliche Spiel von Putin enden in der Empfehlung zur Abschreckung mit mehr westlichen Waffenlieferungen – „also viel mehr als jetzt“.
  11. Die Ukraine brauche einen nuklearen Schirm durch die NATO. Also müsse die Ukraine in die NATO aufgenommen werden.
  12. Die Aufnahme der Ukraine in die NATO würde die Sicherheit des Bündnisses nicht gefährden, sondern festigen. Nur unter dem Schirm der Allianz könne die Ukraine helfen, die Rückkehr des russischen Imperiums in die Mitte Europas zu stoppen. – Es ist unglaublich, was man Lesern der Frankfurter zumuten kann.
  13. Olaf Scholz habe zu viele Pazifisten in seiner Partei. Donnerwetter! Kennen Sie einen oder eine Pazifistin in der SPD?

Das Fazit: Es ist unglaublich, was die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihren Lesern zumutet, und es ist noch unglaublicher, was sich die Leser und Leserinnen dieses Blattes bieten lassen.

B. Ein Überblick über Beiträge des Autors Konrad Schuller seit 5.4.2023

24.4.2023
KRITIK AN PUTIN: Die Tyrannis in Russland geht alle an
EIN KOMMENTAR VON KONRAD SCHULLER
Wenn Russlands Justiz Putins Kritiker bedrängt, ist das keine innere Angelegenheit. Angriffe gegen Dissidenten sind oft zugleich Angriffe gegen westliche Länder. Denn Tyrannen müssen Demokratien hassen.
….
faz.net/aktuell/politik/ausland/russlands-terror-gegen-regimegegner-geht-uns-alle-an-18835764.html

20.4.2023
NAZIS UND LEOPARDEN:
Die Panzer von Isjum
In einer kleinen ukrainischen Stadt trinken die Männer auf Deutschlands Leoparden. Vom Terror der Nazis vor achtzig Jahren will hier keiner mehr etwas hören.
Andryj hatte nachgeschenkt. Jetzt war der Vorsitzende des Kreisrats dran. Er hob sein Glas und schwieg, bis alle schwiegen: der Polizeioberst im Ruhestand, Andryjs Freund Juryj und ich. Der letzte Toast war auf die Panzer gegangen, die Deutschland der Ukraine geschickt hat, und der nächste musste noch besser werden. „Auf die Deutschen,“ sagte der Kreisratsvorsitzende also. „Auch auf die von damals. Im Zweiten Weltkrieg. Da gab es ja auch Gute. Manche haben unseren Kindern sogar Bonbons gegeben.“ …
faz.net/aktuell/politik/ausland/befreite-stadt-isjum-in-der-ukraine-auf-deutsche-panzer-anstossen-18821164.html

10.4.2023
UKRAINISCHE ARMEE:
Linke Soldaten verstehen die deutschen Genossen nicht
Lastiwka und Jan sind Anarchisten und Soldaten im Kampf gegen Russland. Dass die deutsche Linke ihnen nicht helfen will, können sie nicht verstehen….
faz.net/aktuell/politik/ausland/ukraine-anarchistische-soldaten-verstehen-die-deutsche-linke-nicht-18805989.html

7.4.2023
RUSSISCHE GEFÜHLSPOLITIK:
„Putins Botschaft ist: Wir sind Opfer, nicht Täter“
Die Historikerin Ute Frevert erforscht Gefühlspolitik. Und sie sagt: Die Meister sitzen in Moskau. Ihre Mittel sind Demütigung, Angst und enttäuschte Liebe. …
faz.net/aktuell/politik/ausland/putins-verhalten-interview-zu-russischer-gefuehlspolitik-18791475.html

5.4.2023
BESUCH IN UKRAINE:
Habeck fordert Sanktionen auf russisches Uran
VON KONRAD SCHULLER, KIEW
Wirtschaftsminister Robert Habeck spricht sich für ein Verbot von Uranimporten aus Russland aus. Länder nennt er nicht beim Namen, aber ein Verbot würde unter anderem Frankreich und Ungarn treffen. …
faz.net/aktuell/politik/ausland/ukraine-besuch-robert-habeck-fordert-sanktionen-auf-russisches-uran-18801414.html

Usw, usw. – Agitation in kurzen Abständen.

Titelbild: ladydi_saster, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons