Nach Schröder übernimmt auch Clement einen Aufsichtsratsposten: Der Superminister verkauft jetzt Würstchen

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Wirtschafts- und Arbeitsminister a.D. Wolfgang Clement übernimmt als Nachfolger des früheren Bertelsmann-Managers Mark Wössner mit sofortiger Wirkung ein Aufsichtsratsmandat der Dussmann AG, Berlin.
Clement der seine politischen Kontrahenten schon mal als „Würstchen“ beschimpft, macht nun das, was er seinen politischen Gegnern bei der Abschaffung der „Zumutbarkeitsregel“ zur Annahme eines Arbeitsplatzes im Rahmen der Hartz IV-Reformen als „nichts Ehrenrühriges oder Unwertiges“ entgegen hielt: Er wird Würstchenverkäufer – genauer, er beaufsichtigt in seinem neuen Job einen Dienstleistungskonzern, der auch Würstchenverkauf anbietet.

Mit mehr als 50.000 Mitarbeitern in 28 Ländern bietet die Dussmann-Gruppe unter dem Markennamen Dussmann-Service alle Dienstleistungen aus einer Hand rund um das Gebäude an: Gebäudetechnik, Sicherheits- und Empfangsdienste, Gebäudereinigung, Kaufmännisches Management und Energiemanagement. Der zweitgrößte Geschäftsbereich Kursana sorgt für Betreuung und Pflege von 10.500 Senioren. Die Dussmann-Gruppe erzielte im Jahr 2004 einen Gesamtumsatz von knapp 1,2 Mrd. Euro.

Eine der Dienstleistungen der nun von Clement beaufsichtigten Unternehmensgruppe ist auch das Catering, also das Verkaufen von Würstchen sozusagen.
Clement kehrt also zu seinen Wurzeln zurück, denn dem Tagesspiegel bekannte er schon vor zwei Jahren: „Stimmt. Ich war ein begeisterter Verkäufer. Auf beinahe jedem Jahrmarkt in Nordrhein-Westfalen habe ich Würstchen und Hähnchen verkauft“.

Clement macht nach seiner Entlassung als Superminister also wahr, was er schon im Focus angekündigt hat: „Ich würde auch heute jede Arbeit annehmen, die mich davor schützt, untätig sein zu müssen.“
Im Unterschied zur Zumutbarkeit für die Annahme eines Jobs bei einem Alg-2-Bezieher mutet er sich aber als Entlassener natürlich nicht zu, selbst Würstchen zu verkaufen, sondern er übernimmt lieber die Aufsicht über die Würstchenverkäufer.

Solche „Zumutungen“ und vor allem das entsprechende Gehalt würden andere Entlassene wohl auch gerne in Kauf nehmen.

Ob es seine Verbindungen als früherer Chefredakteur der „Hamburger Morgenpost“ zu seinem früheren Bertelsmann-Konzernvorsitzenden und jetzigen Vorgänger im Aufsichtsrat Mark Wössner waren, die diese rasche Vermittlung von Clement in einen neuen Job herbeiführte oder ob der Aufsichtsratsvorsitzende der Dussmann-Gruppe, Peter Dussmann, als Jury-Mitglied der Mittelstands-PR-Initiative „Mutmacher der Nation“ oder vielleicht als Kuratoriumsmitglied des Erz-„Liberalen Netzwerkes“ auf ihn aufmerksam wurde, wissen wir nicht. Jedenfalls bekundet Dussmann: “Ich bin Unternehmer geworden, weil ich nicht für einen anderen Armleuchter arbeiten wollte”, Clement wird aber nun unter dem Vorsitz von jemand arbeitet, der nie für einen anderen Armleuchter arbeiten wollte. Die Frage, wer denn nun der Armleuchter ist, der für einen anderen arbeitet, braucht uns nicht weiter zu interessieren, für uns ist eigentlich nur schade, dass Peter Dussmann nicht schon früher auf die Idee gekommen ist, Clement einzukaufen: Nordrhein-Westfalen und Deutschland wäre viel erspart geblieben.

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