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Titel: Hinweise des Tages

Datum: 24. Juni 2008 um 9:16 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
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Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.

  1. Warum die Iren “Nein” gesagt haben
    Eine Umfrage des Gallup-Institutes im Auftrag der EU-Kommission liefert recht präzise Auskünfte über die Motive der EU-Verweigerer. Ergänzend zu der Analyse von Gallup sei an dieser Stelle ein Leserbrief dokumentiert, der die ZEIT aus Dublin erreichte. Der Internet-Unternehmer John Ring schildert darin in sachlichem, unaufgeregtem Ton dreizehn Gründe für die Ablehnung des Lissabon-Vertrags.
    Quelle: ZEIT-Blog Jochen Bittner
  2. Mehr Lohn, aber nicht mehr Geld
    Die Preissteigerung in Deutschland frisst die Zuwächse bei den Arbeitnehmerlöhnen mehr als auf. Das geht aus einer Einkommensstatistik hervor, die das Statistische Bundesamt am Montag veröffentlichte. Der Durchschnittsverdienst eines vollzeitbeschäftigten Bundesbürgers beträgt demnach hierzulande 3.064 Euro brutto. Wie die Bundesstatistiker in Wiesbaden mitteilten, lag dieser für das erste Quartal 2008 ermittelte Wert um 2,8 Prozent höher als vor einem Jahr. Der Verbraucherpreisindex stieg im selben Zeitraum jedoch um 2,9 Prozent und damit 0,1 Punkte stärker als die Verdienste. Die Inflation hat also die Einkommenszuwächse wieder aufgezehrt.
    Quelle: FAZ
  3. Studiengebühren drängen Studentinnen in Sex-Versteigerungen
    Laut einer aktuellen Erhebung explodierte die Anzahl der Sex-Auktionen von Studentinnen auf dem Internetportal gesext.de mit Beginn des Wintersemesters 07/08. Laut der Nachforschung sei seit September 2007 die Zahl um 400 Prozent gestiegen und verlaufe von da an auf hohem Niveau. Den Anstieg führt der Online-Marktplatz, auf dem Erwachsene Sex gegen Geld versteigern, auf die Einführung der Studiengebühren und die schlechte finanzielle Lage von Studentinnen zurück.

    Diese Zahlen von gesext.de werden auch im übersetzten Bestseller “Mein teures Studium” aus dem C. Bertelsmann-Verlag zur Sprache kommen. Es ist ab dem 22. September im Buchhandel erhältlich. Darin beschreibt die Studentin Laura D. ihre Erfahrungen mit der Prostitution. Es hatte in Frankreich einen Skandal ausgelöst. Im Nachwort der Übersetzung wird speziell auf die studentische Prostitution in Deutschland eingegangen.
    Quelle: Presseportal

    Anmerkung Martin Betzwieser: Das ist natürlich ein ganz neuer Aspekt. Zuerst fordert die Bertelsmann-Stiftung mit ihren Unterorganisationen (CHE) Studiengebühren, und nach der Einführung profitiert ein Verlag des Konzerns von der entsprechenden Erlebnisliteratur. Eine horizontal-erogene PPP sozusagen.

  4. Die Welt reitet auf einer weiteren Spekulationsblase
    Finanzinvestoren, die Milliarden und Abermilliarden in den Handel mit papierenen Waren stecken, sind für den rasanten Preisauftrieb bei Rohstoffen verantwortlich. Bis zu 60 Prozent der jüngsten Preissteigerungen beim Erdöl sind ihnen zu verdanken, noch einmal 20 bis 30 Prozent dem Sinkflug des US-Dollars, den Ölproduzenten und -händler zu kompensieren suchen. Mit steigenden Produktionskosten, mit wachsender realer Nachfrage hat der Preisschub jedenfalls kaum etwas zu tun. Die Weltnachfrage nach Rohöl ist seit 2004 um wenig mehr als 1,2 Prozent pro Jahr gestiegen – der Rohölpreis dagegen um mehr als 250 Prozent.
    Quelle: Freitag
  5. »Termingeschäfte sind reine Abzocke«
    Spekulation mit knapper werdenden Rohstoffen hat sich weitgehend von der Realwirtschaft abgekoppelt. Ein Gespräch mit Rudolf Hickel.
    Quelle: Junge Welt
  6. Massiver Stellenabbau bei „Berliner Zeitung“ geplant
    Die Verlagsbranche spielt gerade ein Spiel, in dem die Aufgabe lautet: Stelle eine mit Texten, Bildern und Anzeigen bunt bedruckte Zeitung mit so wenig Leuten wie möglich zusammen. Die BVZ Deutsche Mediengruppe Holding (Berliner Verlag, Netzeitung, „Hamburger Morgenpost“) ist in diesem Spiel ziemlich gut. Am Montag teilte Holding-Geschäftsführer Josef Depenbrock dem Konzernbetriebsrat mit, man baue 150 von insgesamt 930 Stellen ab. Die Redaktion der „Berliner Zeitung“ soll es besonders hart treffen, von 130 Redakteuren sollen 90 bleiben.

    Der Verleger David Montgomery, der den Berliner Verlag 2005 kaufte, will bei seinen Investments eine Umsatzrendite von über 20 Prozent erzielen. Protest gegen diese Strategie rührt sich auch bei den Wegener-Blättern in den Niederlanden. Acht Chefredakteure schrieben dem Verleger, das Unternehmen nehme schweren Schaden, wenn die Politik der Kostenreduzierung andauere.
    Quelle 1: Tagesspiegel

    Quelle 2: Tagesspiegel

  7. Lasst uns aufhören, über Religion zu reden!
    Olivier Roy sieht die Gründe für fundamentalistischen Terrorismus nicht im Islam, sondern in Politik und generationsabhängiger Radikalisierung.
    Quelle: FR
  8. Supergau in Sachen Datenschutz
    Familienstand, Geburtsdatum, Religionszugehörigkeit: Einwohnerdaten aus möglicherweise bis zu 200 deutschen Kommunen waren offenbar frei im Internet abrufbar. Grund sei eine Datenpanne bei einer Softwarefirma gewesen, berichtet das ARD-Magazin “Report München”.
    Quelle: Report / ARD

    Anmerkung: Darum ist der Datensammelwut, wo immer möglich, Einhalt zu gebieten. Denn so etwas kann immer passieren, dagegen würden auch bessere Datenschutzgesetze nicht helfen.

  9. Lobbyisten-Schlupfloch in die Ministerien
    In der vorgestern (18.6.) vom Kabinett verabschiedeten Verwaltungsvorschrift für “externe Mitarbeiter” in den Ministerien scheint es – neben den von uns kritisierten grundsätzlichen Problemen – ein großes Schlupfloch für Lobbyisten zu geben: Nach Informationen der taz, der die bisher nicht veröffentlichte Verwaltungsvorschrift vorliegt, schließt die Bundesregierung befristete Arbeitsverträge explizit aus dem Geltungsbereich der Richtlinie aus. Das bedeutet, dass Lobbyisten, die kurzfristig von den Behörden bezahlt werden, aber nach Ende ihrer Leihbeamten-Tätigkeit zu ihrem früheren Arbeitgeber zurückkehren, weiterhin an Gesetzen mitschreiben können!
    Quelle: LobbyControl
  10. Strategische Wahl
    Wie kommen die Gewerkschaften aus der Krise? Studie über internationale Erfahrungen mit Versuchen der Revitalisierung.
    Quelle: Junge Welt


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