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Titel: Hinweise des Tages

Datum: 16. September 2008 um 9:11 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich:

(KR/AM)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • James K. Galbraith: Policy and Security Implications of the Financial Crisis – A Plan for America
  • Sozialismus für die Reichen
  • Der gefährlich blinde Fleck der Notenbanker
  • Hedgefonds: Das dicke Ende kommt später
  • Rudolf Scharping: Wieder baden gegangen
  • Helmut Schmidts Geschmacklosigkeiten aus der Seniorenloge
  • Steinbrücks Kollisionen mit der Realität
  • Den Haag: Letzte Instanz für Belgrad
  • NATO-Waffen für Georgien

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.

  1. Weitere Nachrichten aus dem Kasino:

    James K. Galbraith: Policy and Security Implications of the Financial Crisis – A Plan for America
    On June 16-17, 2008, I had the pleasure of meeting in Paris with an exceptional group of close observers of the financial system. The meeting was international and non-partisan, convened jointly by Economists for Peace and Security and by the Initiative for Rethinking the Economy. I presided over two days of off-the-record discussions.

    What distinguishes this crisis from the others are three facts taken together: (a) it emerges from the United States, that is from the center and not the periphery of the global system; (b) it reflects the collapse of a bubble in an economy driven by repetitive bubbles; and (c) the bubble has been vectored into the financial structure in a uniquely complex and intractable way, via securitization.

    No one in the group expects the financial crisis to have disappeared, or even to be under stable control, by January of 2009. At that time there will no doubt be immediate priorities: more fiscal expansion, fast action against the wave of home losses to foreclosures, plus fast action against financial speculation in commodities would seem as of now to head the “to-do” list. But the financial problems will not go away. And that means that a benign credit expansion, such as got underway for Clinton in 1994 and carried him through his presidency, is not in the cards now.

    For these reasons, the Paris group agreed that in the next administration the problems of the financial sector should take a very high priority, as an integral part of broader economic strategy. The financial crisis needs to be addressed at its most fundamental level, which is the purpose, functioning and governance of financial institutions–and their regulators.

    The entire point of a regulatory system is to regulate. It is to subordinate the activities of an intrinsically unstable and predatory sector to larger social purposes, and thus to prevent a situation in which financial interests dictate policy to governments. That is however exactly the situation we have allowed to develop. The job of the Federal Reserve and of the other responsible agencies must now be, in part, to re-establish who is boss. Specifically, there must be a thorough-going revamping of the financial rules of the road, to dampen financial instability, to deflate the commodity bubble, to reduce the enormous monopoly rents in the financial sector, to set new terms for credit management and to generate productive capital investment where it is most required. This is in large part the Federal Reserve’s job, though it has strong inter-agency and international dimensions.

    There is no need for panic. It will be far easier to rebuild the financial system than to cure the urban and suburban blight that an unattended housing crisis will leave behind, let alone to undo the damage of conditions approaching famine in some countries.

    Regulatory powers are a matter of will and determination as much as they are of new laws. A will to act can put an end to the self-fulfilling prophecy that governments are (in this area) intrinsically overwhelmed by the complexity of markets. The next administration should therefore move swiftly to repair the vast damage done to regulatory capacity in recent years. It should emphasize the acquisition of authority–filling in the regulatory black holes that have been allowed to develop. It should appoint strong regulators to vacancies on the Federal Reserve Board and elsewhere. It should rebuild the staffs of the regulatory agencies, paying adequately to tap and retain top talent, including senior experts. It should hire enough people to have systemic competence, and it should eschew zealots. The country needs an effective ongoing regulatory system, not a platform for the careers of a few new Rudy Giulianis.

    The way out of this dilemma – the only way out – lies in multilateral coordination and collaboration – a joint effort by the US and its creditors. And this means that the next administration must return, rapidly and with a credible commitment, to the world of collective security and shared decision-making that the Bush administration has been at pains to abandon.
    Quelle: James Galbraith [PDF – 372 KB]

    Amerikanische Finanzwelt schwer erschüttert
    Das amerikanische Finanzsystem wird von schweren Umbrüchen erschüttert. Während die Hinweise auf einen Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers zunahmen, stimmte der Rivale Merrill Lynch einer Übernahme durch die Bank of America zu. Auch der Versicherer AIG kommt ins Trudeln.
    Quelle: NZZ

    Anmerkung: Anscheinend übernahm die Bank of America auf Drängen der US-Regierung Merrill Lynch statt Lehman Brothers, was dann letztlich zum Konkurs von Lehman Brothers führte. Merrill Lynch ist der größte Arbeitgeber New Yorks.

    Sozialismus für die Reichen
    Wenn die Steuerzahler aber schon für das Versagen anderer bluten müssen, dann sollten sie von ihren Regierungen mindestens erwarten können, dass diese radikal gegen die Missstände vorgehen, die überhaupt erst in die Krise geführt haben. Genau das bleiben die amtlichen Lenker der Hochfinanz in Zentralbanken und Ministerien aber bisher schuldig und betreiben de facto eine Art Sozialismus für Reiche, der mit Steuergeld Aktionäre und Manager begünstigt. Spätestens mit dem Zusammenbruch dieses Schattenbank-Systems und den massiven staatlichen Interventionen hat sich die Ideologie von der Selbstregulierung der Märkte ad absurdum geführt. So schlimm die Folgen sind, politisch eröffnet die Krise die Chance, endlich gegen die privat organisierte Anarchie der Finanzindustrie mit ihren steuer- und regelfreien Zonen von den Kaiman-Inseln bis nach Hongkong vorzugehen. Wenn Notenbanker und Finanzminister das weiterhin verweigern, dann sollten eben die Parlamente die nötigen Reformen vorantreiben. Eine bessere Gelegenheit, die Finanzbranche vor ihrer eigenen Zerstörungskraft zu schützen und auf ihre Kernaufgaben zurückzuführen, wird sich so bald nicht mehr ergeben.
    Quelle: Tagesspiegel

    Finanzmarktanalyst über die US-Bankenkrise: “Dann hätten wir den Supergau”
    Zum ersten Mal hat die Finanzkrise den Markt erfasst, auf dem sich Versicherungen gegen Zahlungsausfälle absichern. Diese Versicherungskrise kann ungleich gefährlicher werden als die Krise bei einzelnen Banken. Betroffen ist ein vollkommen unregulierter Versicherungsmarkt mit einem Volumen von 62.000 Milliarden US-Dollar. Das entspricht der jährlichen globalen Wirtschaftsleistung. Wenn es in diesem Markt knallt, dann hätten wir den absoluten Supergau. Die Zentralbanken werden alles tun, damit die Situation nicht weiter eskaliert.
    Quelle: TAZ

    Vergesst Wall Street!
    Danke, Amerika. Die Pleite von Lehman Brothers, die uns Europäer Steuergeld, Jobs und Altersvorsorge kosten wird, ist eine Lektion: Schluss mit der Börsen-Vorfahrt fürs Kapital. Von Robert von Heusinger.
    Quelle: FR

    Stephan Kaufmann: Bei der Furcht im Westen vor »Staatsfonds« der Schwellenländer geht es um Machtkonkurrenz
    Ohne das Geld der aufstrebenden Staaten und ihrer Staatsfonds ist die Krise für die Banken der kapitalistischen Metropolen nicht zu bewältigen –»die größte Ironie des internationalen Finanzsystems«, nennt das der ehemalige US-Finanzminister Lawrence Summer. »Staatsfonds übernehmen die Macht an der Wall Street«, titelt Die Zeit (15. Januar 2008). Die Investmentbank Goldman Sachs schätzt den Kapitalbedarf deutscher Banken in Folge der Finanzkrise allein auf 90 Milliarden Euro. Doch die Bundesregierung fürchtet sich und verschärft das Außenwirtschaftsgesetz, um ausländische Beteiligungen – insbesondere aus Rußland oder China – an »deutschen« Unternehmen und Banken ab 25 Prozent von der Zustimmung des Wirtschaftsministers abhängig zu machen.
    Quelle: junge Welt

    Wachsende Macht von Kapitalmarktanlegern
    Die Verstaatlichung der US-Hypothekarinstitute Fannie Mae und Freddie Mac hat einflussreiche Teilnehmer des Kapitalmarktes vor hohen Verlusten bewahrt. Sie hatten das US-Schatzamt zum energischen Eingreifen gedrängt. Allerdings sind andere Bereiche des ohnehin geschwächten Finanzsystems unter zusätzlichen Druck geraten.
    Quelle: FTD

    Der gefährlich blinde Fleck der Notenbanker
    Die Finanzkrise hat auch ihr Gutes: Sie sät Zweifel, Zweifel an falschen Gewissheiten. Mit Freude habe ich vergangene Woche vernommen, dass selbst Joe Ackermann sich mit seinem Renditeziel von 25 Prozent nicht mehr recht wohl fühlt. Ja, die absurden Eigenkapitalanforderungen geraten ins Wanken. Und das ist gut so, denn sie sind mit das größte Kreuz des modernen Finanzkapitalismus. Mit der Kritik an den überzogenen Renditevorstellungen der Unternehmen wird der Finger in eine offene Wunde der Notenbanker gelegt.
    Quelle: ZEIT-Blog Herdentrieb

  2. Hedgefonds: Das dicke Ende kommt später.
    Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen Sportwagen kaufen, aber ein Blick unter die Haube wird Ihnen verwehrt. Weil das Innenleben ein Geheimnis ist. Mehr noch: Sie können nicht in Erfahrung bringen, welche Leistung ähnliche Fahrzeuge bringen, denn es gibt keine. Und schließlich gibt es auf den Wagen keine Garantie.

    Dies ist die Art von Logik, wie sie für Hedgefonds gilt: Man lässt die Anleger in der Regel nicht wissen, wie sie funktionieren, und es werden keinerlei Garantien angeboten. Außerdem können Hedgefonds-Manager mit Leichtigkeit eine hohe Performance „vortäuschen“, ohne dabei erwischt zu werden.
    Quelle: Project Syndicate

  3. Privatisierungen

    Wieder baden gegangen
    Rudolf Scharping kann es nicht lassen: Mit Public Private Partnership stehen Bäder der Stadt Leimen vor der Pleite. – 2005 unterschrieb der Leimener Oberbürgermeister Wolfgang Ernst einen PPP-Vertrag. Die vereinbarte Miete, die Leimen 30 Jahre lang an den Investor s.a.b. GmbH zu zahlen hat, beträgt 420000 Euro jährlich. Doch bereits nach einem Jahr, seit Sommer 2008, verlangt der Investor plötzlich mehr als die doppelte Miete, nämlich 1,1 Millionen Euro – sonst müsse seine Leimener Projektgesellschaft in die Insolvenz gehen. Eine PPP-übliche Vertragsklausel (»Forfaitierung mit Einredeverzicht«) ermöglicht diese Forderung: Bei Insolvenz des Investors fallen die Bäder an die Stadt zurück, und sie muß die Zinsen und Tilgungen für die 12,5 Millionen Euro, die s.a.b. (angeblich) investiert hat, übernehmen, gleichgültig ob der schöne »Bade- und Gesundheitspark« weiter betrieben wird oder nicht.

    Der Investor hat mit 210000 Besuchern im Jahr kalkuliert, es kommen aber nur 80000, etwas weniger als vorher auch. Zur profesionellen Fehlkalkulation hat wohl nicht nur die vertragliche PPP-Hängematte des Investors beigetragen, sondern vielleicht auch die Tatsache, daß Berater Scharping mit dem Investor besonders eng verbunden ist. »Von der Bestandsaufnahme bis zur Eröffnung der Anlage bietet s.a.b. dem kommunalen Partner alles aus einer Hand«, wirbt Scharpings RSBK. Er ist auch Mitglied im Beirat von s.a.b..
    Quelle: Junge Welt

    *Das haben die Beschäftigten verhindert*
    Die Privatisierung der Höchster Kliniken gibt es vorerst nur auf dem Papier. Ein Gespräch mit Margarete Wiemer, Vorsitzende des Personalrats der Städtischen Kliniken Höchst.
    Quelle: Junge Welt

    Anmerkung KR: Dies kann man nicht oft genug in Erinnerung rufen: „Übrigens muss man deshalb (für eine ausreichende Finanzierung der Krankenhäuser, KR) die Bürger nicht mit höheren Kassenbeiträgen belasten, wie Politiker behaupten. Die Löhne sollten steigen, dann erhöht sich automatisch der Betrag der Beschäftigten und Arbeitgeber, der an die Krankenkassen abgeführt wird.“

  4. Geschmacklosigkeiten aus der Seniorenloge
    Rein psychologisch sind solche Entgleisungen, wie Helmut Schmidt sie sich in der “Bild”-Zeitung geleistet hat, ja durchaus erklärbar. Ertrinkende schlagen bekanntlich um sich – und die SPD-Spitze übt sich gerade heftig in Befreiungsschlägen. Zwischen den Flügeln der zerrissenen Partei gibt es inhaltlich praktisch keine Gemeinsamkeiten mehr. Der rechte Flügel pfeift auf das Hamburger Grundsatzprogramm, der linke Flügel auf die Agenda, und das gemeinsame Bangen um den sicheren Listenplatz reicht nicht aus, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu nähren. Also braucht es eben ein Feindbild, das den morschen Bund kittet. Das “Haut den Oskar”-Spiel ist anscheinend das einzige Band, das diese Partei noch irgendwie notdürftig zusammenhält.
    Quelle: Linkszeitung
  5. Deutsche arbeiten länger als die meisten Europäer
    Die Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten immer länger. Im vergangenen Jahr lag die tatsächliche Wochenarbeitszeit bei 41,1 Stunden – 3,3 Stunden mehr als 2003. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit einen Spitzenplatz. Dies geht aus einer neuen EU-Studie für die 27 Mitgliedstaaten hervor.
    Quelle: WELT
  6. Steinbrück

    Interview: Bundesfinanzminister Steinbrück sieht den Spielraum für Entlastungen ausgeschöpft
    Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hält es nach wie vor für realistisch, die Neuverschuldung des Bundes bis 2011 auf Null zurückzuführen. Über das Ausmaß einer Senkung der Arbeitslosenversicherung müsse mit dem Koalitionspartner entschieden werden; eine Entlastung bei den Energiepreisen hält Steinbrück angesichts des hochvolatilen Energiemarktes aus staatlicher Sicht dagegen nicht für machbar.

    Irmler (Moderator):

    Bei der mündlichen Anhörung zur Pendlerpauschale vor dem Bundesverfassungsgericht vergangene Woche haben die Richter klar gemacht, dass es ihnen nicht um die Frage einer gerechten oder ungerechten Steuerpolitik geht, sondern darum, die Verfassungsmäßigkeit dieser Pendlerpauschale zu prüfen. Nun hat man in Deutschland manchmal den Eindruck, dass es sich aus Sicht der Betroffenen und aus Sicht vieler Bürger um eine Art Grundrecht handelt. Sie haben immer dagegen argumentiert. Sie müssen aber damit rechnen, dass das Verfassungsgericht die Entscheidung kippt, die Pendlerpauschale erst ab dem 21. Kilometer zu gewähren. Haben Sie Ihre Experten mal ausrechnen lassen, wo Sie anderswo die 2,5 Milliarden her kriegen, die Ihnen dann fehlen werden?

    Steinbrück:

    Es gibt überhaupt keine Indizien, mich ausschließlich auf ein Negativszenario zu kaprizieren. Für den Fall, dass das Bundesverfassungsgericht – mit allem Respekt ist das dann zur Kenntnis zu nehmen – zu einem anderen Ergebnis kommt, fehlen 2,6 Milliarden. Und zwar nicht nur dem Bund, sondern den Ländern und den Kommunen auch, die sind beteiligt. Das bedeutet, dass automatisch sich die Frage erstellt: Erhöhen wir dann die Staatsverschuldung wieder um 2,6 Milliarden Euro, oder ziehen wir das Geld aus anderen Zwecken ab, die wir aber für viel wichtiger halten, zum Beispiel Bildung auf der Länderebene oder Infrastruktur, Forschung und Entwicklung, Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen durch die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Das muss ja beantwortet werden. Diejenigen, die heiße Plädoyers für die Wiedereinführung der Entfernungspauschale halten, beantworten diese Frage nicht und sagen: “Der Steinbrück hat doch mehr Steuereinnahmen”.

    Quelle: Deutschlandfunk

    Anmerkung Martin Betzwieser: Dass der Bundesfinanzminister nicht die Milliarden für IKB und diverse Landesbanken anspricht, ist legitim. Dass der Moderator nicht danach fragt, ist traurig.

    Restriktive Abschreibung: Steinbrück würgt Investitionen ab
    Die Bedingungen für Abschreibungen haben sich verschlechtert. Das hat die Investitionen der Unternehmen in Deutschland kräftig nach unten gedrückt.

    Nach der jüngsten Bundesbankstatistik ist der Auftragseingang für Investitionsgüter von einem Indexstand von 125,5 im Dezember 2007 auf 110 im Juli 2008 gefallen. “Die Investitionstätigkeit in Deutschland hat sich gegenüber dem europäischen Durchschnitt völlig abgekoppelt”, sagte David Milleker, Chefvolkswirt des Fondsanbieters Union Investment.

    Ralph Wiechers vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) analysierte: “Jetzt zeigt sich, dass es falsch war, die degressive Abschreibung abzuschaffen.” Seine Forderung: “Die Bundesregierung sollte ihren Fehler korrigieren und sie wieder einführen.”

    Der deutliche Rückgang bei den Auftragseingängen ist auch ein Schlag für Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Der hatte argumentiert, dass die Verschlechterung der Abschreibungsbedingungen als wichtiges Element zur Gegenfinanzierung der Unternehmenssteuerreform 2008 zu vertreten sei. Die Verringerung der durchschnittlichen Steuerlast von rund 39 auf 29 Prozent für Kapitalgesellschaften rechtfertige den Einschnitt, so Steinbrück. Deutliche Auswirkungen auf die Investitionen seien nicht zu befürchten. Viele Ökonomen waren schon bei der Anhörung im Bundestag zur Steuerreform anderer Meinung gewesen. Doch auch die neuesten Daten führen im Finanzministerium nicht dazu, dass über eine Korrektur nachgedacht wird, wie ein Sprecher bestätigte.
    Quelle: FTD

    Kommentar: Genau das hatte auch der “Populist” und “Demagoge” Lafontaine für den Fall einer Unternehmensteuerreform und der Abschaffung der degressiven Abschreibung vorhergesagt.

  7. Den Korb zu voll gepackt
    Auf dem deutschen Wohnungsmarkt kracht es. Den spektakulären Käufen vergangener Jahre folgen nun die Pleiten. Die ersten Finanzinvestoren auf dem Wohnungsmarkt brechen unter der Zinslast zusammen. Den Auftakt machte die Level One Asset Management, gefolgt von drei Töchtern der Titan Holdings in Berlin.

    Level One Asset Management mit mehr als 24 000 Wohnungen beantragt bereits am 21. August Insolvenz beim Amtsgericht Berlin Charlottenburg (Az.: 36l IN 3453/08). Am Mittwoch folgte nun auch die Facility-Management-Gesellschaft der Gruppe.
    Quelle: Handelsblatt

  8. Banales Machtkalkül
    Zwar loben viele SPDler die Ampel. Was aber inhaltlich dabei rauskommen wird, traut sich keiner laut auszusprechen.
    Quelle: taz
  9. Zu erfolgreich fürs Jobcenter
    Der eine oder andere hat hier die Kurve gekriegt: Bei “Neukölln aktiv” schafften die schwierigsten Schulabbrecher den Abschluss. Nun wurde das Projekt eingestellt. Es passt nicht zur Behördenphilosophie. – Früh aufstehen, sich anstrengen, das war nichts für Simon Tyedners. Lieber hing er mit Freunden auf Neuköllns Straßen herum, klaute, nahm Drogen. Schon mit 13 Jahren schwänzte er die Schule, mit 16 brach er die Schule ab. Doch dann, mit 21 Jahren, hat Simon Tyedners die Kurve gekriegt. Innerhalb eines halben Jahres hat er den erweiterten Hauptschulabschluss nachgeholt. Er ist aus Nord-Neukölln nach Britz gezogen, hat neue Freunde gefunden und bewirbt sich nun um einen Ausbildungsplatz. Er steht früh auf, ist pünktlich und motiviert. Dass er ein neues Leben begonnen hat, liegt an den Lehrern und Sozialarbeitern von „Neukölln Aktiv“, die in den vergangenen eineinhalb Jahren erfolgreich jungen Männern, die von anderen Einrichtungen längst aufgegeben worden waren, zu Schulabschluss und Ausbildungsplatz verholfen haben.
    Quelle: Tagesspiegel
  10. Nachdem in Schweden jetzt die Katze aus dem Sack ist, gibt es jetzt dort großen Katzenjammer
    In der gestrigen taz findet sich ein Kommentar des schwedischen Journalisten Peter Larsson zu den schwedischen Sozialkürzungen der letzten Jahre. Den aufmerksamen Lesern von Europa im Blick sind diese Vorgänge nur allzu vertraut.
    Quelle: Europa im Blick

    Kommentar: Eine Ergänzung zu einem Hinweis von gestern.

  11. Letzte Instanz
    Belgrad will in der Kosovo-Frage den Schiedsspruch einer der höchsten Völkerrechtsautoritäten einholen und den Internationalen Gerichtshof in Den Haag um seine Meinung bitten. Belgrad will wissen, wie dieses Gremium zur Ausrufung der Unabhängigkeit in Prishtina steht. Wie man hört, unterstützt Moskau diesen Schritt, während die USA und Großbritannien darüber sehr ungehalten sind. Man versucht, was man kann, die serbische Regierung aufzuhalten, und macht damit zugleich deutlich, dass dann logischerweise auch kein Spruch der Haager Richter zum Kaukasus erwünscht sein kann. Schade, denn das Belgrader Begehren könnte dazu angetan sein, von der internationalen Rechtsordnung zu retten, was noch zu retten ist. Serbien greift nach dem letzten Recht, das einem kleinen Land in den Vereinten Nationen noch bleibt. Das Recht war einmal die Stärke des Westens. Es war einmal …
    Quelle: Freitag
  12. NATO-Waffen für Georgien
    Bericht der russischen Tageszeitung Kommersant vom Donnerstag zufolge ist eine Gruppe von NATO-Experten in Georgien eingetroffen. Sie solle den militärischen Bedarf des Landes nach dem Überfall auf Südossetien und dem Krieg gegen Rußland einschätzen. Die Tätigkeit dieser Arbeitsgruppe werde geheimgehalten. Präsident Michail Saakaschwili läßt indessen keinen Zweifel, daß er möglichst bald einen Revanchekrieg vom Zaun brechen will. Diesmal, so prahlt er, mit voller Rückendeckung der NATO und der »internationalen Gemeinschaft«.
    Quelle: Junge Welt

    Kommentar AM: Dass der NATO-Rat gestern die Kriegshandlungen von Saakaschwili durch einen Besuch belohnte, ist ein Skandal. Wo bleibt eigentlich die Intervention unseres Außenministers Steinmeier?

  13. Schwierige Zeiten im UK
    Großbritanniens Wirtschaft boomt nicht mehr. Die Immobilienpreise brechen ein, und Finanzminister Darling sieht schwerste Krise seit 60 Jahren. Da wird es für die seit 1997 regierende New Labour Party immer schwieriger, ihre Wirtschaftspolitik als Erfolg zu verkaufen, zumal es an Reichtum nach 16 Jahren ununterbrochenen Wachstums nicht mangelt. Der ist nur höchst ungleich verteilt. Selbst die nationale Statistikbehörde ONS stellte unlängst fest: »Die Ungleichheit bleibt im historischen Vergleich hoch.« Die Einkommensschere habe sich zwar Anfang der neunziger Jahre für kurze Zeit etwas geschlossen, sei dann jedoch wieder auseinandergegangen. Vom längsten Boom der Nachkriegsgeschichte profitierten vorwiegend die ohnehin Wohlhabenden sowie die neureichen Finanzjongleure aus dem Londoner Bankenviertel. Die soziale Elite, die nur 0,1 Prozent der Einkommensbezieher ausmacht, konnte laut einer Studie des Sozialforschers William Rubinstein seit den 90er Jahren ihren Wohlstand um 500 bis 600 Prozent steigern. Dagegen sank das Einkommen der ärmsten zehn Prozent der Briten von 134 Euro wöchentlich im Jahr 2002 auf 130 Euro im Jahr 2006. Zugleich geriet auch die »middle class« unter Druck. Betrug die Verschuldung der Privathaushalte bereits Ende der 90er Jahre 107 Prozent des verfügbaren Einkommens, so liegt sie derzeit laut Finanncial Times bei 169 Prozent.
    Quelle: Junge Welt
  14. Betrifft: Südamerika
    Von einem unserer Leser erreicht uns folgende Mail mit einem Link:
    Schön, dass die lateinamerikanische Entwicklung wenigstens bei den Nachdenkseiten objektiv betrachtet wird. Da sie ja auch immer auf andere Links verweisen, möchte ich Ihnen einen Link vorstellen, auf den ich zufällig gestoßen bin. Anscheinend wollen die Betreiber dieser Seite eine auf Fakten beruhende Aufklärung hinsichtlich Venezuela und den politischen Umwälzungen, die dort stattfinden, betreiben. Vielleicht hilft diese Seite auch bei Ihrer Arbeit. Hier der Link: amerika21.de


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