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Titel: NachDenkSeiten in eigener Sache

Datum: 3. Januar 2005 um 11:53 Uhr
Rubrik: Aufbau Gegenöffentlichkeit
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Kritik an unserem Newsletter Nr. 6 wegen unserer politischen Bewertung der Flutkatastrophe

Einige unserer Leserinnen und Leser fühlten sich in ihrer Trauer für die Opfer der Flutkatastrophe verletzt, weil wir in unserem Beitrag jedenfalls auch ein Versagen der Völkergemeinschaft erkannt haben. Wir beklagten darüber hinaus eine ethisch verwerfliche Diskrepanz zwischen dem Aufwand, den die „freie Welt“ für ihren eigenen Schutz nach innen und außen aber auch für die Durchsetzung ihrer Handelsinteressen betreibt, und der Bereitschaft zur solidarischen Hilfestellung für Schutzmaßnahmen in betroffenen ärmeren Länder.

Wenn wir die Gefühle von Leserinnen und Leser verletzt haben, dann tut uns das leid. Ganz im Sinne von Karl Kardinal Lehmann, der heute in „Bild am Sonntag“ schreibt, dass wir „Gott dabei aber nicht zum Sündenbock machen dürfen“ und dass „wir nicht gänzlich hilflos“ seien, haben wir uns durchgerungen, Versäumtes anzuprangern, das spätestens nach diesem verheerenden Seebeben nachgeholt werden muss. Wenn man nachträgliche Kritik übt, gerät man natürlich immer in Gefahr in die Pose des Besserwissers zu schlüpfen. Das war nicht unsere Absicht und wir geben zu, dass wir als Laien bisher nicht wussten, dass es für die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans kein Tsunami-Frühwarn-System gibt.

Für uns ist dieses Versäumnis aber nicht nur etwas schicksalhaftes sondern symptomatisch. Wir teilen dabei die Meinung von Frank Schätzing, dem Autor von „Der Schwarm“, der viel über diese Thematik recherchiert hat und der gleichfalls in der BamS vom 2. Januar 2005 wie folgt zitiert wird: „Wir hätten den betroffenen Regionen schon in der Vergangenheit solche Warnsysteme spendieren sollen. Es muss aufhören, dass die wohlhabenden Nationen dauernd mit ihrem Wissen und ihren technischen Möglichkeiten nur für ihre eigene Sicherheit sorgen und die armen Länder vernachlässigen.“

„Die wirtschaftliche Globalisierung ist weit fortgeschritten“ schreibt Kardinal Lehmann weiter,„daneben brauchen wir aber auch eine soziale Globalisierung. Sie zu gestalten ist Aufgabe der Politik. Erdbebengefährdete Regionen brauchen bessere Frühwarnsysteme und womöglich auch eine andere Siedlungspolitik. Die Entwicklungshilfe muss deshalb in Zukunft darauf achten, konkret solche Projekte zu finanzieren.“

Wir haben Kardinal Lehmann wegen mancher seiner jüngsten Äußerungen zur Sozialpolitik in Deutschland heftig kritisiert, um so lieber schließen wir uns heute seinem Appell an die Solidarität der entwickelten Länder an.

P.S.: Wir fügen– um einen weiteren Einwand aufzugreifen – hinzu, dass sich dieser Appell zumindest auch an Thailand, Malaysia und vor allem auch an Indien richten müsste. Gerade Indien hätte seiner Bevölkerung mehr geholfen, wenn es, statt seine Ressourcen bei der Entwicklung einer Atom-Bombe zu verschwenden, in die Installation eines Seebeben-Warnsystems investiert hätte.


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