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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 22. März 2013 um 8:58 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (MB/WL/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung unseres Lesers T.K.: Interessant wäre hier eine Überprüfung von Methodik, Erfassung sowie der Repräsentativität und Reliabilität der empirischen Studie.
Auffällig ist, in wessen Auftrag die Studie durchgeführt wurde und das Erscheinungsdatum im Hinblick auf eine mögliche Verteidigung der aktuellen Zwangsabgabe-Politik gegenüber Zypern (und dessen parlamentarischer Weigerung das Rettungspaket anzunehmen).
Ergänzende Anmerkung JB: Die Bundesbank verwendet eine Stichprobe von nicht einmal 4.000 Befragten. Das mag für herkömmliche Studien eine repräsentative Datenbasis sein, beim Thema Reichtum, bei dem wenige Zehntausend Superreiche den Durchschnitt massiv verzerren, ist hier jedoch einer Manipulation Tür und Tor geöffnet. Oder glauben Sie, dass z.B. Frau Klatten an einer Befragung teilnimmt? Mit diesem Thema werden wir uns auf den NachDenkSeiten nächste Woche noch ausführlicher auseinandersetzen.
Siehe dazu die Bundesbank-Studie: „Private Haushalte und ihre Finanzen“ – Ergebnisse der Panelstudie zu Vermögensstruktur und Vermögensverteilung
Aus den Daten des PHF ergibt sich, mit Bezugszeitpunkt Ende 2010, ein geschätztes durchschnittliches Vermögen der privaten Haushalte von brutto 222.200 Euro und netto (abzüglich der Verschuldung) von 195.200 Euro.
Dies ist der Mittelwert, das heißt die hochgerechnete Summe aller Vermögenswerte, dividiert durch die Anzahl der Haushalte.
Das Vermögen des „mittleren“ Haushalts ist aber besser durch den Median beschrieben. Werden Haushalte nach ihren Vermögenswerten aufgereiht, so nimmt der Medianwert die mittlere Position ein: Es gibt ebenso viele reichere wie ärmere Haushalte. Der Median des Bruttovermögens liegt bei 67.900 Euro, der Median des Nettovermögens beträgt 51.400 Euro.Diese Mediane liegen typischerweise deutlich unter den entsprechenden Durchschnitten: Die meisten Haushalte, in Gesamtdeutschland rund 73 %, haben ein „unterdurchschnittliches“ Nettovermögen. Sowohl der Durchschnitt als auch der Median des Nettovermögens in Deutschland liegen damit niedriger als in anderen großen Ländern des Euro-Raums …
Ein gebräuchliches Maß für Ungleichheit einer Verteilung ist der Gini-Index. Er beträgt 0 % bei vollkommen gleicher Verteilung und 100 % bei maximal ungleicher Verteilung. Während dieser Index für die Bruttoeinkünfte der Haushalte im PHF-Survey bei 42,8 % liegt, beträgt er für die Bruttovermögen 71,3 %und für die Nettovermögen 75,8 %. Das Vermögen ist also ungleicher verteilt als das Einkommen – was durchaus üblich ist. Den reichsten 10 % der Haushalte (nach jeweiliger Definition) gehören 55,7 % des gesamten Bruttovermögens und 59,2 % des Nettovermögens aller Haushalte …
Der bedeutendste Aktivposten deutscher Haushalte stellt der eigengenutzte Immobilienbesitz dar. Im Durchschnitt über alle Immobilieneigentümer liegt er bei 205.800 Euro (Median: 168.000 Euro). Die Eigentümerquote in Deutschland beträgt 44,2 %. Im Westen liegt sie mit 47,1 % deutlich höher als im Osten (33,7 %). Der Anteil des von Eigentümern selbstgenutzten Wohnraums ist im europäischen Vergleich eher gering. In Frankreich wohnen etwa 58 % der Haushalte in der eigenen Immobilie, in Spanien (83 %) und Italien (69 %) noch deutlich mehr. Im Gegensatz zu diesen Ländern hat der deutsche Median-Haushalt keine eigengenutzte Immobilie.
Quelle: Bundesbank Pressenotiz
Quelle der Grafiken und Tabellen: Pressegespräch Heinz Herrmann und Ulf Kalckreuth [PDF – 1.2 MB]
Anmerkung WL: Die drastische Diskrepanz zwischen Durchschnitts- und Medianwerten wird damit erklärt, dass der Durchschnitt von einer relativ kleinen Zahl reicher Haushalte nach oben gezogen wird. Menschen mit hohem Vermögen können ein vergleichsweise niedriges Einkommen haben.
Die Unterschiede beim Vermögen zwischen Deutschland und anderen großen europäischen Staaten erklären sich auch damit, dass in anderen Ländern, die sozialen Sicherungssysteme in größerem Umfang kapitalgedeckt sind.
Im Durschnitt liegt Deutschland nicht weit unter den anderen großen Ländern beim im Hinblick auf die Verteilung aussagekräftigeren Medienwert jedoch deutlich niedriger.
Interessant ist auch die Angabe, dass nur 27% der Haushalte substantielle Vermögenstransfers durch Erbschaften und Übertragungen haben.
passend dazu: Hohe Einkommen müssen stärker besteuert werden
Die neuen Zahlen der Bundesbank zeigen: Top-Löhne und hohe Kapitaleinkommen müssen stärker besteuert werden. Von einer Vermögensteuer sollte der Staat hingegen die Finger lassen – aus Gründen der Verlässlichkeit.
Die neuen Zahlen der Bundesbank, die jetzt eine noch weitere Spreizung des Vermögens in Deutschland zeigen, dürften ihnen neuen Schub bringen: Denn die zehn Prozent reichsten Haushalte verfügen demnach über 58 Prozent des Vermögens in Deutschland. Vor 15 Jahren, als das Statistische Bundesamt eine ähnliche Untersuchung machte, waren es 45 Prozent gewesen, also satte 13 Prozentpunkte weniger.
Diesen Fehler könnte man natürlich mit einer Vermögensabgabe oder –besteuerung korrigieren. Doch richtig wäre das nicht – nicht nur, weil es so viele juristische und verwaltungstechnische Probleme bei der Umsetzung solcher Maßnahmen gibt.
Nein, der Grund liegt eher in der Natur des Vermögens: Schließlich ist es immer altes, bereits versteuertes Einkommen. Und wer sein Einkommen einmal versteuert hat, der hat seine Schuldigkeit getan und soll sich darauf verlassen dürfen, dass er jetzt damit machen kann, was er will. Diesen Grundsatz sollte der Staat beherzigen.
Für die Politik bedeutet das, dass sie die Fehler der Vergangenheit nicht mehr korrigieren kann, aber künftige verhindern sollte. Also muss die Einkommensbesteuerung steigen, zumindest für die Top-Löhne und hohe Kapitaleinkommen.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Für das Handelsblatt ist dies ein bemerkenswerter Kommentar. Lediglich der Handelsblatt-Aussage zum Thema Vermögensteuer wäre zu widersprechen: “Schließlich ist es immer altes, bereits versteuertes Einkommen. Und wer sein Einkommen einmal versteuert hat, der hat seine Schuldigkeit getan und soll sich darauf verlassen dürfen, dass er jetzt damit machen kann, was er will.” Denn: Auch bei der Mehrwertsteuer, der KFZ-Steuer oder der Mineralölsteuer handelt es sich um Steuern auf bereits versteuertes Einkommen. Hätte man die Wahl zwischen einer Erhöhung der Vermögensteuer und der Erbschaftsteuer, so sollte die Präferenz allerdings auf einer Erhöhung der Erbschaftsteuer liegen. Denn die Erbschaftsteuer. die zu allem Übel in den vergangenen Jahren von Rot-Grün, Schwarz-Rot und Schwarz-Gelb mehrmals gesenkt wurde, wird von jenen Personen – den Erben (Kinder, Enkel, sonstige Dritte) – erhoben, die häufig keinen eigenen Beitrag zur Schaffung dieser Vermögen geleistet haben. Dieses den Erben zufließende “leistungslose Vermögen” sollte daher im Falle großer Erbschaften einer höheren Erbschaftsteuer unterzogen werden. Auch sollte in Abstimmung mit den übrigen europäischen Staaten (besser noch: den OECD-Staaten) eine höhere Besteuerung großer Erbschaften angestrebt werden. Dies wäre ein wichtiger Ansatzpunkt zur Eindämmung der in Folge der Finanzkrise sowie der Eurokrise angestiegenen Staatsverschuldung in den Industriestaaten.
Ergänzende Anmerkung WL: Nach der Bundesbank-Studie ist die Spreizung bei den Bruttoeinkommen wesentlich geringer als beim Nettovermögen. Der Anteil des reichsten Dezils an den Bruttoeinkünften liegt „nur“ bei 31,2%.
und: UmFAIRteilen – Reichtum besteuern! Aktionstag am 13. April 2013
Umfairteilen für Pflege, Bildung, Energiewende und viele anderen Bereiche, die in den vergangenen Jahrzehnten nicht genügend Unterstützung bekommen haben! Reichtum muss endlich angemessen besteuert werden – dafür gehen wir am 13. April auf die Straße.
Quelle: Mobilisierungsvideo mit Wilfried Schmickler
passend dazu: Vorsorge-Atlas Deutschland: Wo die Rentenlücke lauert
Eine erschreckende Summe verdeutlicht die Misere: 806 Euro. So viel Geld – nach heutiger Kaufkraft berechnet – wird jenen Verbrauchern im Alter Monat für Monat durchschnittlich fehlen, die sich ausschließlich auf die gesetzlich vorgeschriebene Altersversorgung verlassen. Und selbst wer eine Riester-Rente abgeschlossen hat oder in den Genuss einer Betriebsrente kommt, ist noch nicht auf der sicheren Seite. Mehr als die Hälfte der Betroffenen erhält im Ruhestand voraussichtlich weniger als 55 Prozent des letzten Bruttoeinkommens. Zu wenig, um den gewohnten Lebensstandard halten zu können …
Tatsächlich wird die Rentenlücke aber gerade für viele junge Menschen noch weitaus größer ausfallen – denn dass Arbeitnehmer über Jahrzehnte ununterbrochen in die Rentenkasse einzahlen, ist immer seltener die Regel. Die heute 20- bis 34-Jährigen können daher nur mit einer Rente in Höhe von 38,4 Prozent ihres letzten Bruttogehalts rechnen.
Immerhin erreichen fast die Hälfte aller Riester-Sparer im Alter mehr als 55 Prozent dieses Niveaus.
Wer heute 20 bis 34 Jahre alt ist und riestert, wird im Alter im Schnitt 488 Euro Riester-Rente (nach heutiger Kaufkraft) beziehen, 22 Prozent seines letzten Bruttoeinkommens …
Dennoch sind dem Altersvorsorge-Atlas zufolge eigentlich nur jene gut abgesichert, die zu gesetzlicher und Riester-Rente zusätzlich Vermögen aufbauen, etwa mit klassischen Spareinlagen, Aktien oder Immobilien.
Quelle: Spiegel
Anmerkung WL: Wieder einmal hat Raffelhüschen für eine Kapitalanlagegesellschaft eine Auftragsarbeit abgeliefert. Bislang propagierte er die Riester-Rente in Ergänzung zur von ihm mit zerstörten gesetzlichen Rente zur Sicherung einer auskömmlichen Altersvorsorge.
Nachdem sich nun die Riester-Rente mehr und mehr als schlechtes Geschäft für die Versicherten herausstellte und damit diese „Goldader“ (Maschmeyer) für die Versicherungswirtschaft nicht mehr so gut sprudelt, muss die Finanzwirtschaft ihr Geschäftsfeld der privaten Altersvorsorge ausdehnen und die Leute auf andere Kapitalanlagen, z.B. private Rentenversicherungen oder Aktien lenken.
Raffelhüschen sorgt auch hier wieder für die „wissenschaftliche“ Begleitung für diesen Werbefeldzug der „Finanzdienstleister“, diesmal im Auftrag der Kapitalanlagegesellschaft Union Investment, die ihr Geld auch mit privater Altersvorsorge verdient, wie immerhin auch der Spiegel anmerkt.
Anmerkung WL: Ein weiteres Beispiel dafür, dass es im Bundestag nur noch ein Einparteiensystem mit vier Flügeln gibt. SPD und Grüne kritisieren nicht das Prinzip, sondern die Performance.
Anmerkung WL: Absolut leichtfertig finde ich Münchaus zündeln mit einem Staatsbankrott. Ein Staatsbankrott ist schließlich nicht mit einer Unternehmenspleite vergleichbar. Wenn ein Unternehmen nicht mehr zahlungsfähig ist, dann wird es nach einem Insolvenzverfahren geschlossen. Die entlassenen Arbeitnehmer diffundieren auf dem Arbeitsmarkt oder sie erhalten ggf. eine staatliche Existenzsicherung. Eine ganze Bevölkerung aus einem Pleitestaat lässt sich jedoch nicht einfach entlassen und der Staat kann nicht einfach geschlossen werden. Wer den Staatsbankrott als Lösung anbietet, der müsste schon etwas konkreter sagen, was danach folgt und vor allem welche Wirkung das hat, nicht nur auf die Bevölkerung sondern auch auf das Bankensystem der Gläubigerstaaten – im Falle Zyperns also etwa Griechenlands -, schließlich ist der zypriotische Staat nicht nur bei seinen eigenen Banken verschuldet.
Anmerkung WL: Mag sein, dass die „control financialization“, also die Kontrolle bzw. Steuerung der Nicht-Finanzunternehmen durch Finanzunternehmen in Deutschland weniger ausgeprägt ist als in angel-sächsischen Ländern, dafür ist der Einfluss der Finanzindustrie auf die Politik umso mehr gewachsen. Ohne dass man für diese Tatsache auf theoretische oder empirische Analysen stützen müsste, kann das jeder täglich verfolgen, wenn die Politik von nichts mehr getrieben wird, als von der Wiederherstellung des „Vertrauens der (Finanz-) Märkte.
Anmerkung Orlando Pascheit: In dem Bericht wird betont, dass die Medien vor allem die hohen Zuwachsraten aus den südeuropäischen Krisenländern aufgreifen, während die absoluten Zahlen Südeuropas gegenüber der Zuwanderung aus Osteuropa zurückfallen. 2011 zogen aus Griechenland 25.264 Personen nach Deutschland, während aus Ungarn 41.980 zuzogen, aus dem bevölkerungsreicheren Polen gar 172.674. Wir erleben heute das Zusammentreffen zweier Entwicklungen, die seinerzeit ganz anders prognostiziert wurden. Sowohl die mit viel wissenschaftlichem Aufwand beschriebenen Mechanismen im Binnenmarkt (inklusive Osterweiterung) als auch in der Währungsunion haben nicht dazu beigetragen, das Entwicklungsgefälle in der EU zu beseitigen. Ergo wandern die Menschen, wie wir Deutsche unmittelbar bei der Zuwanderung aus den “blühenden Landschaften” Ostdeutschlands beobachten konnten. Und Europa bzw. die Kommission träumt weiter wie am Beispiel Lettlands gut zu sehen ist. Das Land wurde wegen hoher Wachstumsraten in letzten zwei Jahren zum Musterschüler der EU hochstilisiert und wird demnächst zum Euro-Mitglied erklärt. Das Zwei-Millionenvolk ist in den vergangenen zehn Jahren aufgrund der desaströsen sozioökonomischen Situation durch Abwanderung um mehr als 300.000 Menschen geschrumpft (Lettisches Statistikamt 2013). – Obiger Text ist Bestandteil der Dossiers Migration der Bundeszentrale für politische Bildung.
Hinzuweisen wäre noch auf das Jahresgutachten des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), das im April 2013 erscheint und sich ausführlich dem Phänomen der Binnenmigration in der EU widmet.
passend dazu: Marode Bahnhöfe
Die Bahn steckt viel Geld in prestigeträchtige Bahnhöfe in den Großstädten. Auf dem Land aber fehlen die Mittel für dringend nötige Renovierungen. PLUSMINUS zeigt Beispiele.
Quelle: ARD Mediathek
Anmerkung: Siehe dazu „Weltwassertag – einige gute Gelegenheit Ihre Abgeordneten auf ihr Abstimmungsverhalten zur Privatisierung der Wasserversorgung anzusprechen“.
passend dazu: Dummheit kann man nicht verbieten!
Quelle: Stuttmann Karikaturen
und: Abgehakt
Quelle: xtra3
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