NachDenkSeiten – Die kritische Website

Titel: Hinweise des Tages

Datum: 24. Mai 2013 um 9:05 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich:

Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (MB/WL/JB)

Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:

  1. AfD und neoklassischer Mainstream im Wettstreit: Land unter für die Logik
  2. Christoph Butterwegge: Bayern-München Effekt
  3. Hartz IV – wo bleibt die gesellschaftliche Verantwortung?
  4. Tumulte auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt
  5. Asylbewerber ohne Unterkunft – Wie sich die Bezirke um die Aufnahme der Flüchtlinge drücken
  6. Kein Strom für Arme
  7. Vergewaltigung der Menschenwürde per se – Kinder in den Jobcentern
  8. Geschmierte Ärzte
  9. Interview Christina Deckwirth vom Berliner Büro des Vereins Lobby Control
  10. Burschenschafter planen Neuauflage des “Ariernachweises”
  11. Rechter Terror
  12. Stadt Frankfurt missachtet das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit
  13. Der Kollateralschaden allgemeiner Herzlosigkeit
  14. Eine Umarmung und viele, viele Fragen
  15. Das Politische und das Peinliche
  16. Frank Schirrmacher liest aus seinem Buch „Ego – Das Spiel des Lebens“

Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.

  1. AfD und neoklassischer Mainstream im Wettstreit: Land unter für die Logik
    Die FAZ hat ein Streitgespräch zwischen Bernd Lucke, dem Sprecher der Partei „Alternative für Deutschland“, und Dennis Snower, dem Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, über den weiteren Weg der Europäischen Währungsunion (EWU) abgedruckt. Aus Sicht der FAZ scheint das ein lohnender Diskurs zu sein. Denn beide Ökonomen sind sich zwar in der Krisenanalyse einig – mangelnde Wettbewerbsfähigkeit Südeuropas dank im Verhältnis zur Produktivität zu hoher Löhne –, aber sie vertreten gegensätzliche Standpunkte, wie die Krise zu meistern sei. Der eine möchte, dass die Südeuropäer die EWU verlassen, der andere will möglichst alle EWU-Mitglieder bei der Stange halten und dazu “atmende Fiskalregeln” einführen.
    Quelle: Flassbeck Economics
  2. Christoph Butterwegge: Bayern-München Effekt
    Im Finanzmarktkapitalismus herrscht das Bayern-München-Prinzip: Wer das meiste Geld hat, wird noch reicher – insbesondere, wenn es gelingt, Rivalen zu schwächen. Durch überhöhte Transferangebote für Stars werden andere ihrer Erfolgschancen beraubt…
    Nicht prominente Steuerhinterzieher wie der Bayern-Präsident, die zu Recht am Pranger stehen, sind jedoch das Kardinalproblem, vielmehr steuerpolitische Fehlentscheidungen aller Regierungen seit der Vereinigung.
    Quelle: Focus
  3. Hartz IV – wo bleibt die gesellschaftliche Verantwortung?
    In einer Gesellschaft, in der die Fähigkeit, die eigene Leistung gegen Geld zu verkaufen, über allem steht, bleibt jenen, denen das nicht gelingt, nur ein Leben als gesellschaftlicher Außenseiter. Menschen, die von Hartz IV leben, sind nicht nur mit dem harten existenziellen Kampf ums Überleben mit zu wenig Geld konfrontiert, sondern auch mit der gesammelten gesellschaftlichen Verachtung, die sie trifft. Hartz IV ist in den Augen der Allgemeinheit nämlich kein Schicksal – sondern in den meisten Fällen eigenes Verschulden. Die Folge sind Menschen, die sich ihrer Armut schämen
    Quelle: Die Freiheitsliebe
  4. Tumulte auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt
    Eine Gruppe “Überflüssiger”, mit roten Pullis und weißen Masken ausstaffiert, versuchte heute Vormittag die Rednertribüne auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank zu stürmen und störte minutenlang die Rede des Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain. “Kapitalismus heißt Krise, heißt Krieg” war auf ihrem Transparent auf deutsch und griechisch zu lesen. Bei dem Versuch, den Protest zu beenden, kam es zu Tumulten. “Wir sind die Überflüssigen, ihr macht alles zur Ware, häuft Reichtum für Wenige an, raubt Land, zerstört Menschenleben und den Planeten”, hieß es auf einem Flugblatt, das die Aktivisten in der Festhalle der Frankfurter Messe hinterließen. In Anlehnung an Bert Brecht fragten sie: “Was ist ein Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung einer Bank!” Seit 2007 störten “Überflüssige” wiederholt Auftritte von Unternehmen und Politikern oder tauchten überraschend in Jobcentern der Agentur für Arbeit auf. In dem verteilten Flugblatt heißt es: Wir sind die Überflüssigen…
    Quelle: Labournet
  5. Asylbewerber ohne Unterkunft – Wie sich die Bezirke um die Aufnahme der Flüchtlinge drücken
    Die Zahl von Asylbewerbern in Berlin steigt weiter an. Senat und Bezirke streiten seit Monaten um die Unterbringung von Flüchtlingen. Senator Czaja will jetzt durchgreifen, auch gegen den Widerstand der Bezirke. Die führen gegen die Aufnahme der Asylbewerber das Baurecht ins Feld.
    Quelle: rbb
  6. Kein Strom für Arme
    Millionen Menschen in Deutschland wird jährlich mit einer Stromsperre gedroht. Und die Energieanbieter greifen hart durch, wenn das Geld ausbleibt – mit teilweise dramatischen Folgen.
    Quelle: Frontal21
  7. Vergewaltigung der Menschenwürde per se – Kinder in den Jobcentern
    Nein, keiner sollte mehr sagen dürfen, er hätte von nichts gewusst. Hartz, Agenda 2010, Schröder, Merkel, Frau von der Leyen, Bundesagentur für Arbeit, Jobcenter, Sanktionen, Leih- und Zeitarbeit sowie das Sozialgesetzbuch II (SGB II) sind Begriffe, die spätestens mit der Einführung von Hartz IV prägend sind. Von Beginn an begleiten sie rund sechs Millionen Arbeitslose, wenn der Medienbegriff Arbeitslose übernommen wird, und stigmatisieren.
    Quelle: Altona bloggt
  8. Geschmierte Ärzte
    Rund 300 Milliarden Euro werden in Deutschland jährlich für die Gesundheit ausgegeben. Das weckt Begehrlichkeiten bei Pharmafirmen, Ärzten und Apothekern.
    Quelle: Frontal21
  9. Interview Christina Deckwirth vom Berliner Büro des Vereins Lobby Control
    Felix Weiß sprach mit Christina Deckwirth vom Berliner Büro des Vereins Lobby Control. Sie sprachen über die Arbeit der Initiative, das Nachschlagewerk Lobbypedia, Lobbyismus an Schulen und die lobbykritischen Stadtführungen im Berliner Regierungsviertel, die Einblick in die Arbeit und die Abläufe der „5. Gewalt“ – dem Lobbyismus geben.
    Quelle 1: Freie Radios (Kurzbeschreibung)
    Quelle 2: Freie Radios (Podcast) [mp3 – 11.8 MB]
  10. Burschenschafter planen Neuauflage des “Ariernachweises”
    Wer ist deutsch genug für die Deutsche Burschenschaft? Bei ihrem jährlichen Treffen werden die strammrechten Akademiker nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen erneut über eine Art “Ariernachweis” verhandeln. Ein ähnlich rassistischer Antrag hatte schon einmal zum Eklat in dem Dachverband geführt…
    Interne Unterlagen, die SPIEGEL ONLINE vorliegen, zeigen, dass die Burschenschafter kaum etwas gelernt haben aus ihrem bislang größten Debakel. Die Papiere offenbaren außerdem, welche extremistischen und rassistischen Positionen innerhalb der verbliebenen Mitgliedsbünde existieren.
    Quelle: Spiegel Online

    Siehe dazu auch: Allianz der Verfassungsfeinde
    Quelle: Spiegel Online

    Anmerkung JB: Bei all der vollkommen gerechtfertigten Aufregung über den Rechtsdrall der Burschen sollten man jedoch nicht vergessen, dass in der „Deutsche Burschenschaft“ lediglich rund 1.000 Studenten organisiert sind. Bei rund 2,5 Millionen Studenten ist dies noch nicht einmal ein halbes Promille.

  11. Rechter Terror
    Die Behörden wussten viel mehr über den NSU als bisher bekannt.
    Quelle: Report Mainz

    dazu: NSU-Untersuchungsausschuss zuende: Vernichtende Worte
    Die Mitglieder des NSU-Untersuchungsausschusses stellen den Sicherheitsbehörden ein miserables Zeugnis aus. Sie sprechen von einem „Totalversagen“.
    Quelle: TAZ

  12. Stadt Frankfurt missachtet das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit
    Schon wieder beginnt die Stadt Frankfurt, Gefahren für die Stadt, ihre Einwohner und Besucher aufgrund der Proteste von Blockupy gegen die autoritäre Krisenpolitik von Bundesregierung und Troika herbei zu imaginieren (Verfügung des Ordnungsamtes an den Anmelder der Demonstration am 1. Juni 2013). Letztes Jahr gründeten die Verbotsverfügungen auf den vom Konjunktiv geprägten Vorstellungen von Ordnungsamt, Polizei und der dahinter stehenden Politik. Nicht konkrete Tatsachen belegten die Gefahrenprognosen der Stadt, noch nicht einmal auf Tatsachen gestützte Indizien. Unter Gefahrenprognose versteht das Frankfurter Ordnungsamt eine Sammlung von Befürchtungen. Da prinzipiell alles möglich ist, meint es damit das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit aushebeln zu können. Letztes Jahr hatte die Stadt Frankfurt das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit gänzlich auszuhebeln versucht, als sie pauschal alle Versammlungen in der gesamten Stadt für den Zeitraum vom 16. bis 19. Mai 2012 verbot. Dieses Jahr gibt es Hoffnungen, da es ein Gelände für ein Camp gibt.
    Quelle: Grundrechtekomitee
  13. Der Kollateralschaden allgemeiner Herzlosigkeit
    Im ARD-Film „Mobbing“ spielt Tobias Morettis ein Opfer jener menschenverachtenden Praxis. Was der verknappten Darstellung allerdings fehlt: Die Konfrontation als nervlich angeschlagener Ex-Arbeitnehmer mit den Behörden. Die sorgen gemeinhin für den nächsten depressiven Schub.
    Als Mittzwanziger geriet ich nach einer betriebsbedingten Kündigung fast übergangslos an eine neue Arbeitsstelle. Ich sollte mich als Schlosser in einer mechanischen Werkstatt verdingen – dort hielt ich es aber dann keine sechs Monate aus, der Arbeitgeber zog die Reißleine, entließ mich in der Probezeit. Davor glich der Arbeitsalltag dem, was neulich im ARD-Film „Mobbing“ zu sehen war.
    Quelle: Neues Deutschland
  14. Eine Umarmung und viele, viele Fragen
    Es gibt Bilder, die einem auf den ersten Blick sagen: Huch, das geht jetzt aber wirklich nicht. Und dann die entscheidende Frage aufwerfen: Was in Herrgottsnamen ist da eigentlich schiefgelaufen? Ein solches Bild wird derzeit in den sozialen Netzwerken herumgereicht, als hätte die Welt nichts Aufregenderes zu bieten als die kernige Umarmung zweier Männer.
    Das Dumme ist jetzt, dass die beiden Männer zwei nicht völlig zu vernachlässigende Personen der Gegenwart sind. Der eine, Philipp Rösler, ist FDP-Chef, Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, Bundeswirtschaftsminister und damit Vertreter einer der mächtigsten Wirtschaftsnationen der Welt. Der andere, Kai Diekmann, ist Chefredakteur der größten Boulevardzeitung Europas, der Bild, und steht kurz vor dem Ende seines digitalen Sabbatjahres in den USA. […]
    Auch Rösler darf sich von der Bild noch als hofiert betrachten, wie die Stern-Kollegin Laura Himmelreich prägnant aufgeschrieben hat. Kaum eine Zeitung berichtete so positiv über Rösler wie die Bild, schreibt sie. […]
    Und es ist ja nicht nur Diekmann. So präsentierte sich ein anderer Springer-Mann mit Rösler im hautengen Lauf-Dress vor der Golden Gate Bridge: Dietrich von Klaeden, Bruder des CDU-Politikers Eckart von Klaeden. Der ist zuständig für die politischen Beziehungen des Springer-Verlages. Lässig liegt sein Arm um Röslers Schulter, eher so, als wenn ein Chef seinen Abteilungsleiter vorführen will. Die Beziehungen scheinen jedenfalls bestens zu sein.
    Quelle: Süddeutsche Zeitung
  15. Das Politische und das Peinliche
    Das Foto, das unseren Wirtschaftsminister und Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) zeigt, wie er in den USA Bild-Chefredakteur Kai Diekmann heftig umarmt, wirkt auf mehreren Ebenen verstörend. Zahlreiche Medien haben über die Bildungsreise Röslers ins Silicon Valley berichtet und auch das dpa-Foto zusammen mit dem Bild-Chef gezeigt. Viele meinen, dass das Foto die Nähe von Bild zu einigen Politikern entlarvt. Tatsache ist, dass das Foto beiden Beteiligten schadet.
    Quelle: meedia

    Anmerkung MB: Wer weiß, was bei welcher Gelegenheit mal wieder auf Diekmann´s Anrufbeantworter zu hören sein wird …

  16. Frank Schirrmacher liest aus seinem Buch „Ego – Das Spiel des Lebens“
    „Der Mensch ist nicht berechenbar. Aber er hat einen berechenbaren Doppelgänger. Es ist der homo oeconomicus, das Gedankenmodell eines egoistischen, nur auf die Erreichung seiner Ziele fixierten Menschen, der immer auf seinen Vorteil bedacht ist und die Vernichtung des anderen im Blick hat.
    Teil 1: Samstag, 25. Mai 2013, 11:30 Uhr
    Teil 2: Samstag, 1. Juni 2013, 11:30 Uhr
    Quelle: hr2 / Kultur


Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/

Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=17341