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Titel: Hinweise des Tages II

Datum: 20. März 2020 um 16:13 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
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  1. “Das könnte einen Flächenbrand geben”
  2. Wider die Vernunftpanik
  3. NATO-Aufrüstungsprogramm sofort stoppen
  4. Arbeitsmarkt
  5. Was tun ohne Tafeln?
  6. Anzeige: Ich bin ein Hochrisiko-Opa. Also sachkundig.
  7. Ab Juli: Renten steigen deutlich
  8. Deutsche Bank schüttet erneut Prämien in Milliardenhöhe aus
  9. Draghi, Merkel und Schäuble haben die Toten in Italien mit auf dem Gewissen
  10. Berliner Prioritäten (III)
  11. Lesbos hat uns auch vorher nicht interessiert
  12. Rausgehen, aber Abstand halten: Warum frische Luft auch jetzt wichtig ist

Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.

  1. “Das könnte einen Flächenbrand geben”
    Sobald das Coronavirus in die Pflegeheime vordringt, sind Tausende Menschen in Lebensgefahr. Der Chef des Deutschen Pflegeverbands fordert mehr Schutz für die Bewohner – und für die Pfleger.
    (…) Wir haben 900.000 schwer pflegebedürftige Menschen in den konservativen Pflegeeinrichtungen. Dort lebt die Klientel mit exponiertem Risikopotenzial. Das sind alte Menschen und solche, die durch viele Erkrankungen immungeschwächt sind. Diese Menschen und ihre Pflegenden benötigen unseren Schutz und Unterstützungsmaßnahmen. Die Bundeswehr und viele Helfer ziehen jetzt in die Krankenhäuser ein, aber auch in den außerklinischen Bereichen ist Gefahr im Verzug.
    Quelle: DER SPIEGEL

    Anmerkung Jens Berger: Ein wichtiger Punkt, der auch in dem Interview leider nicht angesprochen wird, sind die „Rücküberweisungen“ von genesenen normalen Patienten aus den Krankenhäusern in die Alters- und Pflegeheime. Die Krankenhäuser sind nun einmal naturgemäß heute der „Hotspot“ für Infektionen schlechthin und durch die Inkubationszeiten besteht hier eine große Gefahr, das Virus mitten in die Risikogruppen hineinzutragen. Hier könnte eine Quarantäne wirklich Leben retten.

  2. Wider die Vernunftpanik
    Wenn die Leute unvernünftig sind und sich weniger vorbildlich verhalten als man selbst, müssen eben sofortige “Ausgangssperren” her. Hinter solchen Forderungen kann ein neues Gefühl stecken: die Vernunftpanik.(…)
    Eine Szene in Berlin, am Sonntagabend: Der Besitzer einer Kneipe kündigt allen Mitarbeitenden zum nächstmöglichen Termin. Weil es nicht anders geht, das sehen alle ein. Aber manche weinen, weil sie nicht wissen, wovon sie die nächste Miete bezahlen sollen. Solchen Leuten giftige Vorwürfe zu machen, weil sie die Anordnung zur Kneipenschließung zwiespältig sehen – das geht leicht, wenn man soeben Microsoft Teams runtergeladen hat und die nächsten acht Wochen für Homeoffice sein Gehalt weitergezahlt bekommt. Anders als etwa eine Vielzahl von Freiberuflern und Selbständigen, die im zweiten Quartal 2020 einen Gesamtumsatz von null Euro verbuchen werden müssen. (…)
    Es ist ein Privileg, bei sicherem Gehalt Homeoffice betreiben zu können und ebenso die Möglichkeit, “Social Distancing” ohne Begleitschäden durchziehen zu können. Wenn man dann anderen vorwirft – ohne jede Kenntnis von deren Lebenssituation – dass sie sich weniger vorbildlich verhalten als man selbst, gerinnt diese Haltung rasch zur Herablassung.
    Quelle: Sascha Lobo auf DER SPIEGEL

    Anmerkung Jens Berger: Sascha Lobo hat hier Recht. Es ist einfach, vom schönen großen Haus mit eigenem Garten aus nach „Ausgangssperren“ zu rufen. Wer in einem Einzimmer-Apartment lebt, wird dies vielleicht nicht als “schöne Chance ansehen, sich in einer turbulenten Zeit wieder selbst zu finden”, wie es heute sinngemäß eine Dame im Radio ausdrückte. Die Einen können ohne echte Sorgen die Auszeit nutzen, um mit dem Kind im Garten zu spielen, die Anderen müssen sich für einen kargen Lohn an der Supermarktkasse von schlecht gelaunten Kunden anhusten lassen. Corona ist auch eine Klassenfrage. Das sollte man nie vergessen.

    dazu: A FIASCO IN THE MAKING? As the corona pandemic takes hold we are making decisions without reliable data
    The current coronavirus disease, Covid-19, has been called a once-in-a-century pandemic. But it may also be a once-in-a-century evidence fiasco.
    At a time when everyone needs better information, from disease modelers and governments to people quarantined or just social distancing, we lack reliable evidence on how many people have been infected with SARS-CoV-2 or who continue to become infected. Better information is needed to guide decisions and actions of monumental significance and to monitor their impact.
    Draconian countermeasures have been adopted in many countries. If the pandemic dissipates — either on its own or because of these measures — short-term extreme social distancing and lockdowns may be bearable. How long, though, should measures like these be continued if the pandemic churns across the globe unabated? How can policymakers tell if they are doing more good than harm? (…)
    One of the bottom lines is that we don’t know how long social distancing measures and lockdowns can be maintained without major consequences to the economy, society, and mental health. Unpredictable evolutions may ensue, including financial crisis, unrest, civil strife, war, and a meltdown of the social fabric. At a minimum, we need unbiased prevalence and incidence data for the evolving infectious load to guide decision-making.
    Quelle: STAT, US-Medizinstatistk-Website

    Anmerkung unseres Lesers T.J.: Hoffentlich suchen die politisch Verantwortlichen nicht nur nach Impf- und Behandlungsmöglichkeiten in der COVID-Pandemie, sondern überprüfen auch noch einmal gründlich, ob Ihre Entscheidungsgrundlagen für weitreichendste Maßnahmen ausreichend sind… Wirtschaft, Demokratie und Freiheitsrechte kommen in Gefahr!

    Anmerkung Jens Berger: Lesenswert!

  3. NATO-Aufrüstungsprogramm sofort stoppen
    Angesichts der Corona-Pandemie muss die NATO ihr Aufrüstungsprogramm sofort stoppen. Die geplanten Mehrausgaben der 29 NATO-Staaten in Höhe von 400 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2024 müssen komplett für den Ausbau der Gesundheitssysteme umgewidmet werden“, erklärt Sevim Dagdelen, Außenpolitikexpertin der Fraktion DIE LINKE und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, anlässlich der Vorstellung des NATO-Jahresberichts 2019 durch Generalsekretär Jens Stoltenberg. Dagdelen weiter:
    „Die militärischen Gesamtausgaben der NATO-Staaten in Höhe von 1,039 Billionen US-Dollar sind eine ungeheure Verschwendung von Steuergeldern, die im sozialen Bereich fehlen. Die vereinbarte Steigerung der Militärausgaben auf zwei Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts gehört endgültig auf den Müllhaufen der Geschichte. Die Bundesregierung muss die Erhöhungen des Wehretats zurücknehmen und in der NATO auf das Aus des Zwei-Prozent-Ziels drängen.“
    Quelle: DIE LINKE. im Bundestag
  4. Arbeitsmarkt
    1. Neue Studie: Starker Anstieg bei sachgrundlosen Befristungen
      Die Zahl der Befristungen ohne Sachgrund ist seit Anfang der 2000er-Jahre deutlich gestiegen. Allein von 2017 auf 2018, dem aktuellsten Jahr, für das derzeit Daten vorliegen, um mehr als 200.000. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Um gegenzusteuern, muss die Bundesregierung die im Koalitionsvertrag vereinbarten Regeln umsetzen.
      Zwischen 2001 und 2018 hat sich die Zahl der Befristungen ohne sachlichen Grund mehr als verdreifacht – von rund 550000 auf 1,8 Millionen. Der Anteil der sachgrundlos befristeten Jobs an allen Arbeitsverhältnissen ist im selben Zeitraum von 1,7 auf 4,8 Prozent gestiegen. Das zeigt eine Analyse von Dr Eric Seils, Dr. Helge Emmler und Marius Rogall vom WSI. Die Forscher haben Daten aus dem IAB-Betriebspanel sowie Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet.
      Quelle: Hans Böckler Stiftung
    2. Deutsche Telekom: Haben ältere Mitarbeiter ausgedient?
      Die Vorwürfe wiegen schwer: Ältere Telekom-Mitarbeiter beklagen, der Konzern wolle sie gezielt loswerden. Die Rede ist von willkürlichen Versetzungen und Ausgrenzung. Das Unternehmen weist diese Aussagen entschieden zurück. Doch Gewerkschafter sind alarmiert.
      Quelle: Deutschlandfunk
    3. Hartz IV: Jobcenter schicken Menschen trotz Corona-Krise weiter in Maßnahmen
      Viele Bildungsträger weiterhin geöffnet – Jobcenter schicken weiterhin Menschen in Maßnahmen
      Während die Arbeitsagenturen und Jobcenter seit gestern bundesweit für den Besucherverkehr geschlossen sind, müssen Teilnehmer einer Maßnahme diese weiterhin besuchen.
      Quelle: Gegen Hartz

      dazu: Hilfsorganisationen schlagen Alarm: So leiden Geringverdiener unter der Coronakrise
      Verzögerte Sozialleistungen, geschlossene Tafeln, Zwangsräumungen: Das Coronavirus hat vor allem für arme Menschen in Hessen massive Folgen. Hilfsorganisationen schlagen Alarm, Politiker fordern “Coronageld”.
      Quelle: Hessenschau

    4. Dann macht doch Heimarbeit … Ungleiches Arbeiten zu Hause (nicht nur in viralen Zeiten)
      Bei all dem Durcheinander, das sich seit Tagen über das Land legt, taucht immer wieder die Botschaft auf, man arbeite jetzt im Homeoffice. Auf Twitter kann man romanlängenhafte Tweetsammlungen erstellen, wo über die Erfahrungen berichtet wird von Menschen, die jetzt von zu Hause arbeiten dürfen und können, sollen und müssen. Wenn man nur diesen Ausschnitt berücksichtigen würde, dann muss man zu dem Ergebnis kommen, das ganze Land arbeitet nunmehr von zu Hause.
      Das ganze Land und seine Bewohner? Wohl kaum, wenn man beispielsweise nur an die denkt, die jetzt in den Gesundheitseinrichtungen die Stellung halten (müssen). Nicht nur die Pflegekräfte und Ärzte. Da sind auch die vielen Menschen, überwiegend Frauen, die im Einzelhandel den Laden am Laufen halten. Und auch die Müllwerker können ihren Job nicht von zu Hause erledigen, ebenso die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe, die Polizeibeamten, die Bauarbeiter. Beschäftigte in der Gastronomie und und und.
      Nun soll es hier nicht primär darum gehen, was derzeit in den Wohnungen und Häuser abläuft, was die gleichzeitig stillgelegte Kinderbetreuung und die geschlossenen Schulen in Kombination mit Arbeit von zu Hause für die davon Betroffenen bedeutet. Aber die Hinweise auf die vielen Berufsgruppen zeigen bereits, dass die Frage, wo man arbeiten kann (und muss), ungleich verteilt ist. Vor diesem Hintergrund hier ein kurzer Ausflug in das, was wir über dieses Homeoffice unter Normalbedingungen wissen und warum das auch aus Ungleichheitsaspekten interessant ist.
      Quelle: Aktuelle Sozialpolitik
  5. Was tun ohne Tafeln?
    Rund 1,6 Millionen Menschen werden in Deutschland von Tafeln mit Essen versorgt, doch in der Coronakrise schließen immer mehr der über 900 Einrichtungen – viele der Ehrenamtlichen fallen in den Teil der Risikogruppe. Um die Hilfe für Bedürftige aufrecht zu erhalten, denkt man in Berlin über Alternativen nach.
    Quelle: Deutschlandfunk

    dazu: Für Obdachlose wird die Pandemie zur Existenzfrage
    Die Corona-Krise trifft die besonders hart, die eh nichts haben: Tausende Obdachlose. Hilfsangebote brechen weg, Duschen schließen – die Pandemie wird zur Existenzfrage. Eine Frage bereitet den Behörden besonderes Kopfzerbrechen.
    Quelle: Welt Online

  6. Anzeige: Ich bin ein Hochrisiko-Opa. Also sachkundig.
    Fazit: Man sollte die privaten Klinikbetreiber schleunigst enteignen. Aber der aktuelle Gesundheitsminister irrlichtert durch die Gegend ohne jede medizinische Kompetenz – er kann nicht eine einzige Lungenmaschine in Betrieb setzen oder ein einziges Bett belegen. Er hat keine Ressourcen, die er einsetzen kann.
    Deshalb fordere ich die zuständigen Anklagebehörden auf, gegen die Mitarbeiter in sämtlichen Gesundheitsministerien vom Abteilungsleiter aufwärts bis zum/r Minister/in (Senator/in), die seit Mitte der 1970er Jahre und bei allen folgenden Gesundheitsreformen leitend im Bereich „Kostendämpfung“ mitgearbeitet haben, juristisch vorzugehen und wegen schwerer Dienstvergehen in Regress zu nehmen. Die Delikte lauten Diebstahl und Hehlerei (Verschleuderung öffentlichen Eigentums), gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung und Störung des öffentlichen Lebens.
    Das Strafmaß sollte sich aber sehr deutlich unterscheiden von dem, was eine obdachlose alte Frau für ihren dritten Ladendiebstahl kassiert…
    Quelle: Henning Venske via Facebook
  7. Ab Juli: Renten steigen deutlich
    Die Wirtschaft entwickelte sich im vergangenen Jahr positiv. Rentner in Deutschland können daher zur Jahresmitte mit kräftig steigenden Altersbezügen rechnen.
    Die mehr als 20 Millionen Rentner in Deutschland bekommen ab Juli deutlich höhere Altersbezüge. Im Westen werden sich die Renten um 3,45 Prozent erhöhen, im Osten um 4,2 Prozent. Das teilte das Bundesarbeitsministerium mit. Damit wachsen die Renten noch etwas stärker als zunächst vorhergesagt.
    Die gute wirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Jahr sorge für höhere Renten, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Auch in ungewissen Zeiten stehe die Rentenversicherung für Verlässlichkeit, hieß es weiter. “Auf die Rentenversicherung ist Verlass, auch in Krisenzeiten.”
    Quelle: DER SPIEGEL

    Anmerkung unseres Lesers J.A.: Eine der ganz wenigen positiven Meldungen in diesen schlimmen Zeiten. Und der Arbeitsminister spricht ein wahres Wort gelassen aus: “Auf die Rentenversicherung ist Verlass, auch in Krisenzeiten.” Vielleicht mag er uns dann mal erklären, warum er alles daran setzt, die verlässliche und sichere gesetzliche Rente zu zerstören und durch teure und unglaublich risikoreiche “kapitalgedeckte” (ein Scherz) Altersvorsorge zu setzen. Genauso wie die CDU. Auch das ist gelungenes Framing: die Rente an der Börse “kapitalgedeckt” zu nennen, obwohl es in Wirklichkeit nur Zahlen auf dem Papier sind und das Risiko hoher Verluste offensichtlich.

  8. Deutsche Bank schüttet erneut Prämien in Milliardenhöhe aus
    Trotz intensiver Sanierungsbemühungen erwirtschaftet die Deutsche Bank hohe Verluste. Dennoch dürfen sich die Mitarbeiter auf einen Prämientopf in Milliardenhöhe freuen.
    Quelle: SPIEGEL Online

    Anmerkung Jens Berger: Sollte es irgendwer vergessen haben. So hat sich der Unternehmenswert der Deutschen Bank in den letzten zehn Jahren entwickelt …

    Anmerkung unseres Lesers J.A.: Was soll man noch dazu sagen? Es fällt einem nichts mehr ein; selbst in der traditionell unternehmerfreundlichen FAZ scheint beißende Kritik am Geschäftsgebaren durch. Der Gipfel wäre, wenn die Deutsche Bank sich in der gegenwärtigen Krise vom Staat retten ließe, nachdem sie – trotz hoher Verluste! – Milliarden für Boni vergeudet hat. Diese Exzesse sind auch eine Folge der das Kapital hätschelnden Merkel-Politik, die nach der Finanzkrise 2008 hoch und heilig versprochen hatte, genau diese Boni-Exzesse zu verbieten und exakt nichts getan hat.

    Anmerkung unseres Lesers H.L.: Die Angestellten werden entlassen und die Gutverdienenden “belohnt”.

  9. Draghi, Merkel und Schäuble haben die Toten in Italien mit auf dem Gewissen
    Dass in Italien das Corona-Virus so viele Todesopfer fordert, hat einen Grund: mangelnde Behandlungskapazitäten in Krankenhäusern. Und diese wiederum haben ihren Grund darin, dass die Europäische Zentralbank mit Unterstützung der Bundesregierung die in Not geratene italienische Regierung so lange erpresste, bis sie ihre Ausgaben für das Gesundheitswesen zusammenstrich.
    Es war 2011, die Hochzeit der Finanzkrise und die Anleiheinvestoren verlangten immer höhere Renditen um italienische Anleihen ins Depot zu nehmen. Da schrieben der damalige Chef der Bank von Italien, Mario Draghi, und der Chef der EZB, Jean-Claude Trichet einen Brief an die italienische Regierung, den sie zu allem Überfluss auch noch an die Presse geben ließen. Darin forderten Sie, wie in einem lesenswerten aktuellen Beitrag im „Freitag“ unter dem Titel „Austerität ist tödlich“ dargelegt, heftige Einschnitte bei den öffentlichen Ausgaben, Davon machten Draghi und Trichet den Kauf italienischer Anleihen abhängig.
    Quelle: Norbert Häring

    dazu: Wo bleibt Europa?
    Das Corona-Krisenmanagement der EU ist bis dato mangelhaft. Ein Blick aus Italien zeigt, was nun geschehen muss.
    In Deutschland und anderen Ländern wird aktuell davon gesprochen, man müsse italienische Verhältnisse vermeiden. Das ist eine vollkommene Fehlwahrnehmung der Situation und ein Affront gegenüber dem, was Italien gerade leistet. Die italienische Regierung handelt sehr mutig und konsequent, und die italienische Bevölkerung leistet Bemerkenswertes: Über Nacht wurde das Konzept der „sozialen Distanzierung“ adaptiert und das soziale Leben umstandslos eingestellt. Es war mutig, einen solchen Weg als erster zu beschreiten, der bedeutet, dass elementare demokratische Grundrechte (Versammlungs- und Bewegungsfreiheit) temporär strikt eingeschränkt werden. Die anfänglichen Reaktionen von vielen europäischen Partnern, Institutionen und Medien auf die drastischen italienischen Maßnahmen waren hingegen Verspottung, Unterschätzung und Untätigkeit.
    Quelle: IPG Journal

  10. Berliner Prioritäten (III)
    Die EU hat in dieser Woche China bei der Zahl der Covid-19-Infektionen sowie bei der Zahl der Covid-19-Todesfälle überholt. Die Zahl der Infizierten lag am gestrigen Donnerstagabend in den 27 EU-Staaten bei 99.152, die Zahl der Todesopfer bei 4.671. China hingegen konnte gestern erstmals bekanntgeben, die Zahl der Neuinfektionen auf Null gesenkt zu haben. Ursache sind unterschiedliche Strategien im Umgang mit der Pandemie: Während die Volksrepublik wie weitere Staaten Ost- und Südostasiens, etwa Südkorea und Singapur, alles daran setzt, die Ausbreitung des Covid-19-Virus zu stoppen, waren die führenden europäischen Staaten bis vor kurzem darauf aus, im kurzfristigen Interesse ihrer Wirtschaft auf drastische Maßnahmen wie Schulschließungen zu verzichten und die Pandemie lediglich zu verlangsamen. Einer Studie des renommierten Imperial College London zufolge würde das allein im Vereinigten Königreich zu 250.000 Todesopfern führen. Auch Berlin hat einen Kurswechsel eingeleitet, allerdings wertvolle Zeit verloren. Die Folgen wiegen schwer.
    Quelle: German Foreign Policy
  11. Lesbos hat uns auch vorher nicht interessiert
    Wir konzentrieren uns ganz auf die Pandemie. Wie es Flüchtlingskindern an der Grenze geht, ging schon vor Corona unter.
    Jetzt hat es auch noch gebrannt. In einem Lager, in das mehr als 19.000 Menschen gepfercht sind, obwohl darin eigentlich nur für 3.000 Platz ist: in Moria, auf Lesbos. Ein sechsjähriges Mädchen sei von dem Feuer getötet worden, bestätigte die griechische Polizei. Der Grünen-Europaabgeordnete Erik Marquardt, der Anfang dieser Woche vor Ort war, berichtete gar von zwei getöteten Kindern und schrieb im Internet: „Es gibt Bilder, die ich hier nicht zeige.“ Woran Marquardt nicht gedacht haben mag: Wir wollen die Bilder sowieso nicht sehen. Entweder, weil wir sie nicht mehr aushalten. Weil wir sie nicht mehr ansehen können. Oder weil uns die Bilder stören, schlechte Laune machen – und bitte: Im Moment haben wir ja wirklich auch gerade andere Sorgen, oder?
    Quelle: der Freitag
  12. Rausgehen, aber Abstand halten: Warum frische Luft auch jetzt wichtig ist
    In den Zeiten von sozialer Distanz und Home Office ist es besonders wichtig, hin und wieder die Wohnung zu verlassen. Denn das Draußen-Sein tut Körper und Seele gut.
    Nicht nur infizierte – auch gesunde Menschen sind von der Corona-Krise betroffen. Denn Experten empfehlen, Sozialkontakte so weit wie möglich einzuschränken, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Das öffentliche Leben wird heruntergefahren und das eigene Haus, die eigene Wohnung erscheinen angesichts der Pandemie als die letzten sicheren Refugien. Wer kann, arbeitet im Home Office. Doch viele empfinden die Beschränkung des Lebens auf die eigenen vier Wände als einengend. Und zum Stress durch Lagerkoller und Nachrichtenlage kommt möglicherweise auch noch der Bewegungsmangel hinzu – eine Top-Ursache für zahlreiche Zivilisationskrankheiten.
    Quelle: Geo


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