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Titel: Bertelsmann-Bevölkerungsprognose: Unseriöse Panikmache!

Datum: 31. Oktober 2011 um 9:03 Uhr
Rubrik: Demografische Entwicklung, Lobbyorganisationen und interessengebundene Wissenschaft, Strategien der Meinungsmache
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Schon die Überschrift belegt die Absicht: „2030: Über 80-Jährige in der Überzahl?“ Hier geht es um Stimmungsmache und nicht um seriöse Wissenschaft. Oder glauben die Berichterstatter ernsthaft, dass 2030 die über 80-Jährigen die Mehrzahl der Bevölkerung bilden? Ein kurzer Blick auf die Pressemitteilung 2030: „Über 80-Jährige in der Überzahl? Bevölkerungsprognose mit Daten und Fakten für rund 3.200 Kommunen“ der Stiftung von Gerd Bosbach

Denkt man nur kurz weiter nach, erkennt man weitere gravierende Fehler:

Das Statistische Bundesamt hat gerade den Zensus durchgeführt, um die uralten Melderegisterdaten zu korrigieren. Dabei gehen die Statistiker selbst von einer Fehlerquote von ungefähr 1,3 Millionen Menschen aus. Eine der fehlerhaft erfassten Gruppen sind gerade die Hochbetagten. So ermittelte beispielsweise das Max-Planck-Institut für demografische Forschung eine Überschätzung der Anzahl der über 90-jährigen Männer in Westdeutschland um rund 40 %. (Demografische Forschung aus erster Hand, Nr.1/2008, S. 4).
Wir kennen also noch nicht mal die Basis von heute! Aber Bertelsmann weiß schon, was 2030 ist und das sogar für alle Kommunen mit mehr als 5.000 Einwohnern!

Je regionaler Prognosen sind, um fehleranfälliger sind sie! Denn neben den Wanderungen zwischen den Ländern der Welt, müssen die Wanderungen zwischen den Bundesländern und dort auch zwischen den Kommunen voraus gesehen werden. Das hindert Bertelsmann nicht, detaillierte Zahlen bis 2030 auch kleinräumig anzugeben, natürlich auf ein Prozent genau!

Das geschätzte Wachstum der Altersgruppe über 80 Jahre entsteht auch durch die Annahme einer längeren Lebenserwartung.
Aber: Wenn wir aber älter werden, verändert sich der durchschnittliche Gesundheitszustand eines 80-Jährigen und damit hebt sich auch die Grenze zur Pflegebedürftigkeit. Es sei denn, alle gewonnenen Lebensjahre verbringen wir als Pflegefall. Das nimmt kein seriöser Wissenschaftler an, steht aber hinter dem Bertelsmann-Vergleich der Anzahl der 80-Jährigen heute mit der Anzahl 2030!

Ob dieser Fehler jetzt Dummheit oder Absicht ist, sei dahin gestellt. Ich habe die Bertelsmänner auf jeden Fall mehrfach auf diesen, leider fast üblichen schweren Denkfehler hingewiesen.
Alleine diese drei großen Schwächen der Untersuchung stehen in keinem Verhältnis zu deren enormen Kosten. Über 3.200 Kommunen bekommen eine Beschreibung des Ist-Zustandes, einen sehr detaillierten Glaskugel-Blick bis 2030 und Handlungsempfehlungen für verschiedene Politikfelder.
Wie viel hat das gekostet? Warum gibt man so viel Geld aus?
Und warum ist die ähnliche Untersuchung aus dem Jahre 2005 mit der Prognose für 2025 plötzlich nicht mehr gültig? Hat sie sich vielleicht schon nach 6 Jahren als völlig falsch heraus gestellt?

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